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Veröffentlicht am 22.08.2019

Überraschend poetisch

WOLFSINSEL
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Mich hat gleich der Klappentext angesprochen: Eine junge Frau zieht allein in die Wildnis Kanadas.

Über den langen Winter kümmert sich die norwegische Autorin Lajla Rolstad allein um ein abgelegenes Seminarzentrum. ...

Mich hat gleich der Klappentext angesprochen: Eine junge Frau zieht allein in die Wildnis Kanadas.

Über den langen Winter kümmert sich die norwegische Autorin Lajla Rolstad allein um ein abgelegenes Seminarzentrum. Sie heizt die Hütten ein, damit die Feuchtigkeit entweicht und kontrolliert die Vorräte auf Mäusespuren. Bis zum nächsten Laden ist es ein Fußmarsch von gut einer Stunde, und sie hat ihr Bärenspray immer dabei.

Die Autorin hat einen zauberhaften Stil, die Natur zu beschreiben. Alle Sinne werden angesprochen.
“Plötzlich schlägt das Wetter um, wird wild. Der Wind peitscht das Meer zu Schaum und die Regentropfen knallen gegen die Fensterscheiben. Die Bäume biegen sich, schütteln sich und knacken. Und ich weiß es noch nicht, aber irgendwo auf der Insel werden mehrere Telefon­masten umgeweht und Reparateure müssen vom Festland herübergeschickt werden.”

Rolstad deutet ihre vergangene Depression, ihre Ängste und negative Erfahrungen mit ihrem Verlobten an. Auch in Kanada verliebt sie sich in einen Mann, der ihr nicht gut tut. Sie beschreibt Besuche bei Nachbarn, das Weihnachtsfest, ein Ausflug zum Burning-Man-Festival, ihre Mithilfe in einem Cafe, Begegnungen mit Adlern und Elchen.

Leider endet das Buch an der Stelle, an der es wirklich interessant wird.
Obwohl sich bei Rolstad eine Entwicklung angedeutet hat, war sie für mich wenig greifbar, blieb mir fremd. Trotzdem ist sie mir ans Herz gewachsen, und ich hätte gern mehr über ihre Gedanken gelesen. Ihre Pläne für die Zukunft. Ihre Wünsche und Träume. Was sie in der Wildnis über sich gelernt hat.

“Die Wolfsinsel” bietet einen spannenden Einblick in die Härten des Lebens, den Überlebenskampf im Winter, wenn die Wasserleitungen eingefroren sind, das Holz knapp wird und das Telefon tot ist. Die Autorin schreibt über die Einsamkeit, zu der für manche auch Alkohol und andere Drogen gehören. Über die Macht der Natur.

“Draußen wirbelt der Schnee und die Straße scheint ins Nichts zu führen. Die Wildnis verblasst und die Baumstämme verschwinden, schwarze Bleistiftstriche, die von einem weißen Papier radiert werden, hinein in den blendenden Leerraum, der sich für uns öffnet. Wir segeln gleichsam über einen winterweißen Himmel, hinaus in etwas Neues, in etwas, von dem wir nicht wissen, was es ist.”

Veröffentlicht am 22.08.2019

Den Spatz in der Hand oder ...

Es wird Zeit
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Judith kehrt sie in ihre Heimat zurück, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Dort trifft sie nicht nur ihre ehemals beste Freundin Anne - die immer zielstrebig und selbstbewusst war - sondern auch ihre Jugendliebe ...

Judith kehrt sie in ihre Heimat zurück, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Dort trifft sie nicht nur ihre ehemals beste Freundin Anne - die immer zielstrebig und selbstbewusst war - sondern auch ihre Jugendliebe wieder.

"Ich bin seit neunzehn Jahren aus guten Gründen mit dem falschen Mann verheiratet. Aber darüber will ich nicht nachdenken. Nicht jetzt."

Treffend beschreibt Ildiko von Kürthy die Ambivalenz einer Frau, deren Kinder aus dem Haus sind und die statistisch gesehen noch 33 Jahre ihres Lebens vor sich hat. Es geht um Geheimnisse, Zweifel und die Suche nach Sicherheit und Liebe.

Gewürzt mit einer gehörigen Portion 80er-Nostalgie und Songtexten von Udo Lindenberg verbindet die Autorin in ihrer gewohnten selbstironischen Art die kleinen skurrilen Erlebnisse aus dem Alltag (Warum Lego mein Leben verkürzen wird!) mit den großen Fragen des Lebens ("Was will ich wirklich?").

"Es muss doch möglich sein, sein Leben zu ändern und sein Wunschgewicht zu erreichen, bevor man im Sterben liegt, oder?»

“Es ist ja leider völlig unüblich geworden, so alt auszusehen, wie man ist. Neulich habe ich mal versehentlich eine Fünfundfünfzigjährige auf vierundfünfzig geschätzt. Da war vielleicht was los. Und was hätte ich zu meiner Entschuldigung auch vorbringen können? Am Ende habe ich mich auf meine Alterskurzsichtigkeit und die mangelhaften Bifokallinsen berufen.”

Leider mochte ich keine tiefere emotionale Verbindung zu der Hauptfigur Judith aufbauen, da ich einige ihrer Entscheidungen und Werte nicht nachvollziehen konnte.

Ein humorvoller, nachdenklicher Roman über die Ehe, Familie, Freundschaft und Heimat.

Veröffentlicht am 22.08.2019

Den Spatz in der Hand oder ...

Es wird Zeit
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Judith kehrt sie in ihre Heimat zurück, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Dort trifft sie nicht nur ihre ehemals beste Freundin Anne - die immer zielstrebig und selbstbewusst war - sondern auch ihre Jugendliebe ...

Judith kehrt sie in ihre Heimat zurück, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Dort trifft sie nicht nur ihre ehemals beste Freundin Anne - die immer zielstrebig und selbstbewusst war - sondern auch ihre Jugendliebe wieder.

"Ich bin seit neunzehn Jahren aus guten Gründen mit dem falschen Mann verheiratet. Aber darüber will ich nicht nachdenken. Nicht jetzt."

Treffend beschreibt Ildiko von Kürthy die Ambivalenz einer Frau, deren Kinder aus dem Haus sind und die statistisch gesehen noch 33 Jahre ihres Lebens vor sich hat. Es geht um Geheimnisse, Zweifel und die Suche nach Sicherheit und Liebe.

Gewürzt mit einer gehörigen Portion 80er-Nostalgie und Songtexten von Udo Lindenberg verbindet die Autorin in ihrer gewohnten selbstironischen Art die kleinen skurrilen Erlebnisse aus dem Alltag (Warum Lego mein Leben verkürzen wird!) mit den großen Fragen des Lebens ("Was will ich wirklich?").

"Es muss doch möglich sein, sein Leben zu ändern und sein Wunschgewicht zu erreichen, bevor man im Sterben liegt, oder?»

“Es ist ja leider völlig unüblich geworden, so alt auszusehen, wie man ist. Neulich habe ich mal versehentlich eine Fünfundfünfzigjährige auf vierundfünfzig geschätzt. Da war vielleicht was los. Und was hätte ich zu meiner Entschuldigung auch vorbringen können? Am Ende habe ich mich auf meine Alterskurzsichtigkeit und die mangelhaften Bifokallinsen berufen.”

Leider mochte ich keine tiefere emotionale Verbindung zu der Hauptfigur Judith aufbauen, da ich einige ihrer Entscheidungen und Werte nicht nachvollziehen konnte.

Ein humorvoller, nachdenklicher Roman über die Ehe, Familie, Freundschaft und Heimat.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Spannender Einblick in das Leben in Paris nach dem 2. Weltkrieg

Die Muse von Dior
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«In Paris will niemand Zuschauer sein. Hier steht jeder auf der Bühne.»

Die Amerikanerin Copper ist ihrem Ehemann Amory nach Paris gefolgt. Der Krieg mit Deutschland ist gerade beendet. “Säuberungen” ...

«In Paris will niemand Zuschauer sein. Hier steht jeder auf der Bühne.»

Die Amerikanerin Copper ist ihrem Ehemann Amory nach Paris gefolgt. Der Krieg mit Deutschland ist gerade beendet. “Säuberungen” wegen Kollaboration mit dem Feind erfolgen. Durch Streiks leiden die Menschen unter Einschränkungen. Eier, Butter und Milch sind Mangelware. Seide ist eine Kostbarkeit.

Ich hatte erwartet, dass sich die Geschichte, auf die glitzernde, mondäne Seite von Paris konzentriert. Dass auch zeitgeschichtliche Ereignisse in die Handlung eingeflochten wurden und die große Differenz zwischen dem Leben der Reichen und dem der Arbeiterklasse dargestellt wurde, empfand ich jedoch als sehr bereichernd.

Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich weiterlesen wollte, denn Copper schien mir wie eine angepasste Ehefrau.
Nach einem entsetzlichen Vorfall kämpft sie sich schließlich frei und arbeitet daran, ihre Artikel und Fotos in amerikanischen Zeitschriften unterzubringen.

Praktischerweise lernt sie Menschen kennen, die sich darum reißen, ihr zu helfen. Der Modeschöpfer Dior lässt sie bei sich wohnen. Die bisexuelle Nachtklubsängerin Suzy Solidor umgarnt sie und ein russischer Graf macht ihr den Hof.
Copper lehnt jedoch jede Bindung ab und besteht auf ihre Freiheit.
Trotz der unrealistisch positiven Umstände, zogen mich die Figuren und die Geschichte schnell in ihren Bann.
Ab der Mitte des Buches sank mein Interesse wieder, weil es für Copper weiterhin unrealistisch gut lief und dadurch keine Spannung mehr aufkam. Ihr fiel alles in den Schoß.

Der Hauptteil der Geschichte dreht sich um Copper, Dior, den russischen Grafen, Suzy Solidor und Pearl, eine Engländerin, die auf die schiefe Bahn geraten ist.
Es werden verschiedene zeitgeschichtliche Ereignisse geschildert, über die Copper Artikel schreibt.

Die Modeindustrie spielt nur eine Nebenrolle, aber man bekommt einen guten Eindruck von der Entwicklung Christian Diors vom unsicheren Schneider zum besessenen Genie eines Modeimperiums.

«Mon Dieu», murmelte jemand. «Er hat den Verstand verloren.»
«Keine Frau hat je so ausgesehen.»
«Wir werden die Mädchen wieder in Korsetts stecken müssen.»
«Das allein wird nicht reichen», ergänzte jemand anders. «Sie werden auch Polster brauchen, oben und unten.»

Enttäuschend war, dass die Geschichte mit einem konventionellen Happy-End abschloss. Bei einer unabhängigen Frau hatte ich etwas anderes erwartet. Trotzdem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Spannender Einblick in das Leben in Paris nach dem 2. Weltkrieg

Die Muse von Dior
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«In Paris will niemand Zuschauer sein. Hier steht jeder auf der Bühne.»

Die Amerikanerin Copper ist ihrem Ehemann Amory nach Paris gefolgt. Der Krieg mit Deutschland ist gerade beendet. “Säuberungen” ...

«In Paris will niemand Zuschauer sein. Hier steht jeder auf der Bühne.»

Die Amerikanerin Copper ist ihrem Ehemann Amory nach Paris gefolgt. Der Krieg mit Deutschland ist gerade beendet. “Säuberungen” wegen Kollaboration mit dem Feind erfolgen. Durch Streiks leiden die Menschen unter Einschränkungen. Eier, Butter und Milch sind Mangelware. Seide ist eine Kostbarkeit.

Ich hatte erwartet, dass sich die Geschichte, auf die glitzernde, mondäne Seite von Paris konzentriert. Dass auch zeitgeschichtliche Ereignisse in die Handlung eingeflochten wurden und die große Differenz zwischen dem Leben der Reichen und dem der Arbeiterklasse dargestellt wurde, empfand ich jedoch als sehr bereichernd.

Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich weiterlesen wollte, denn Copper schien mir wie eine angepasste Ehefrau.
Nach einem entsetzlichen Vorfall kämpft sie sich schließlich frei und arbeitet daran, ihre Artikel und Fotos in amerikanischen Zeitschriften unterzubringen.

Praktischerweise lernt sie Menschen kennen, die sich darum reißen, ihr zu helfen. Der Modeschöpfer Dior lässt sie bei sich wohnen. Die bisexuelle Nachtklubsängerin Suzy Solidor umgarnt sie und ein russischer Graf macht ihr den Hof.
Copper lehnt jedoch jede Bindung ab und besteht auf ihre Freiheit.
Trotz der unrealistisch positiven Umstände, zogen mich die Figuren und die Geschichte schnell in ihren Bann.
Ab der Mitte des Buches sank mein Interesse wieder, weil es für Copper weiterhin unrealistisch gut lief und dadurch keine Spannung mehr aufkam. Ihr fiel alles in den Schoß.

Der Hauptteil der Geschichte dreht sich um Copper, Dior, den russischen Grafen, Suzy Solidor und Pearl, eine Engländerin, die auf die schiefe Bahn geraten ist.
Es werden verschiedene zeitgeschichtliche Ereignisse geschildert, über die Copper Artikel schreibt.

Die Modeindustrie spielt nur eine Nebenrolle, aber man bekommt einen guten Eindruck von der Entwicklung Christian Diors vom unsicheren Schneider zum besessenen Genie eines Modeimperiums.

«Mon Dieu», murmelte jemand. «Er hat den Verstand verloren.»
«Keine Frau hat je so ausgesehen.»
«Wir werden die Mädchen wieder in Korsetts stecken müssen.»
«Das allein wird nicht reichen», ergänzte jemand anders. «Sie werden auch Polster brauchen, oben und unten.»

Enttäuschend war, dass die Geschichte mit einem konventionellen Happy-End abschloss. Bei einer unabhängigen Frau hatte ich etwas anderes erwartet. Trotzdem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt.