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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2019

Nichts für Thrillerfans

Der Kinderflüsterer
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Dieses Buch trägt den Sticker 'Der Bestseller des Jahres', allerdings muss ich sagen, dass der Roman diesem Ruf nicht gerecht wird. Er ist zwar spannend, aber könnte viel mehr Potenzial verwirklichen. ...

Dieses Buch trägt den Sticker 'Der Bestseller des Jahres', allerdings muss ich sagen, dass der Roman diesem Ruf nicht gerecht wird. Er ist zwar spannend, aber könnte viel mehr Potenzial verwirklichen. Ganz besonders hat mich gestört, dass bereits in der Mitte des Buches auf den tatsächlichen Täter hingewiesen wird und die Spannung nur noch darin besteht, wie er entdeckt und überführt wird. Da fehlt mir persönlich das so beliebte Miträtseln, das prickelnde Gefühl, nah am Geschehen zu sein. Es gibt zwar die ein oder andere falsche Fährte, aber das ist jeweils bereits absehbar. Nun gut, das Buch ist als Roman deklariert, somit kann ich keinen Thrill erwarten, aber nach der spannenden Leseprobe hatte ich zunächst das Gefühl, dass es nervenaufreibend würde. Es passiert auch nicht wirklich viel, das Buch ist eher gefüllt mit Gedankengängen und Dialogen.
Tom Kennedy zieht nach dem plötzlichen Tod seiner Ehefrau Rebecca nach Featherbank, um ein neues Leben zu starten und sich allmählich aus der Trauerphase zu winden. Besonders seinen Sohn Jake hat der Tod der Mutter hart getroffen und Tom hofft, durch den Ortswechsel eine neue Grundlage zu finden. Das bleibt leider eine Wunschvorstellung, denn bereits vor 20 Jahren wurde die Kleinstadt durch eine Mordserie an Kindern bekannt, der damalige 'Kinderflüsterer' sitzt allerdings in Haft. Und nun hat der Kinderflüsterer wieder zugeschlagen und versetzt die Stadt in Unruhe, in die auch Tom und Jake hineingezogen werden.
Der Spannungsbogen setzt am Anfang gut an, man erwartet nervenaufreibende Unterhaltung, aber dann wirds ab Mitte langatmig durch Wiederholungen und unnötige Füllelemente, die nichts zur Geschichte beitragen. Auch wirkt manches zu sehr konstruiert, einfach im realen Leben nicht nachvollziehbar. Ja, und dann sind da noch die spirituellen Elemente, für die sich nur teilweise eine Erklärung findet. Die anderen bleiben ungeklärt, womit ich mich nicht zufrieden geben kann.
Die Protagonisten werden bis auf zwei Ausnahmen recht oberflächlich beschrieben, so dass sie sehr distanziert erscheinen. Nur Jake und sein Vater werden detailliert und verständlich beleuchtet, so dass man schnell Empathie entwickelt. Die Ermittler werden nur mit ihren Problemen charakterisiert: Stress und drohender Rückfall zum Alkohol. Schade!
Der Schreibstil war in Ordnung, lebendig und gut verständlich. Es gab keine Probleme, den Schilderungen zu folgen.
Positiv ist auch das Cover zu erwähnen, der Schmetterlingsflügel, stilisiert und haptisch zugleich, der sofort als Eyecatcher fungiert.
Leider kann ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen, auf jeden Fall nicht den Hardcore-Thriller Fans, sondern eher für Liebhaber softer Kriminalromane.

Veröffentlicht am 28.05.2019

Nicht glaubwürdig

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Es geht in diesem Roman um einen Vierfachmord, der bereits 20 Jahre zurückliegt. Damals wurden der Bürgermeister von Orphea, einem kleinen Ort an der amerikanischen Ostküste, sowie seine Frau und sein ...

Es geht in diesem Roman um einen Vierfachmord, der bereits 20 Jahre zurückliegt. Damals wurden der Bürgermeister von Orphea, einem kleinen Ort an der amerikanischen Ostküste, sowie seine Frau und sein Sohn erschossen. Außerdem wurde auch eine zufällig vorbeikommende Joggerin zum Opfer. Plötzlich, im Sommer 2014, taucht eine Journalistin auf, Stephanie Mailer, und behauptet, dass damals nicht richtig ermittelt worden sei, denn der wirkliche Täter sei nicht ermittelt worden. Zunächst nimmt keiner Stephanies Behauptungen ernst, aber als sie spurlos verschwindet und nicht wieder auftaucht, werden die Ermittlungen doch wieder aufgerollt.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, und durch die detailreiche Beschreibung des Ortes fühlt man sich mitten in diese Kleinstadt hineinversetzt. Sie wirkt sogar so idyllisch, dass man dort einmal Urlaub machen möchte. Durch den ständigen Wechsel zwischen den Erzählebenen (damals und heute) ist der Roman abwechslungsreich und vielseitig.
Der Prolog und auch der erste Teil des Buches sind sehr spannend geschrieben und man geht davon aus, dass es so bleibt. Aber leider verliert sich die Spannung, weil ab dem 2. Teil unschöne Längen auftreten, so dass man das Gefühl hat, dass unbedingt viele Seiten gefüllt werden sollten, z.B. wird eine neue Fernsehsendung viel zu intensiv geschildert, die keinerlei Bezug zum Buchgeschehen hat. Und auch die Kindheit des Ermittlers Jesse Rosenberg müsste nicht so ausführlich beleuchtet werden, denn zum eigentlichen Kern des Romans trägt sie nichts bei. Man quält sich schließlich durch die vielen Seiten, ohne dass man das Gefühl hat, der wirklichen Auflösung näher zu kommen.
Bedauerlicherweise erscheint im Laufe der Seiten der Inhalt auch immer abstruser, so dass man sich fragt, ob hier ein Schelmenstück beschrieben wird oder ob es tatsächlich um die Aufklärung des alten Verbrechens geht. Da soll als Hauptattraktion eines Theaterfestivals ein Stück aufgeführt werden, das eigentlich nicht wirklich existiert, aber trotzdem strömen die Fernsehteams und die Reporter heran, um über dieses Highlight zu berichten, weil es entsprechend angekündigt wird. Die Auswahl der Schauspieler erfolgt erst ein paar Tage vor der Aufführung mit spektakulären Auswahlmethoden, die in meinen Augen nur unglaubwürdig erscheinen und mich an eine Posse à la Till Eulenspiegel denken lassen.
Joel Dicker zeichnet in diesem Buch sehr viele interessante und vielschichtige Charaktere, nur wirken sie leider teilweise unglaubwürdig und klischeebeladen. Da ist z.B. der gebildete Chefredakteur einer bekannten Zeitung, der sich von seiner Geliebten nach Strich und Faden ausnehmen lässt, sich total verschuldet und sogar Firmengelder veruntreut, weil er sich immer wieder von seiner Freundin erpressen lässt mit simplen Drohungen. Oder der ehemalige Polizeichef, der sich zum Theaterregisseur berufen fühlt und sich trotz blamabler Auftritte als Genie betrachtet.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die zugrunde liegende Idee zu diesem Kriminalfall originell und vielversprechend ist, aber die Ausführung mehr gestrafft werden müsste ohne diese gewaltigen Abschweifungen.

Veröffentlicht am 08.12.2018

Horror, nicht nur in der Schule

Deine letzte Stunde
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Raquel ist eine Vertretungslehrerin. Da sie ihren Abschluss nicht geschafft hat, darf sie nur als solche unterrichten, meist nur für kurze Zeit. Doch plötzlich bietet sich ihr eine Stelle für einige Monate, ...

Raquel ist eine Vertretungslehrerin. Da sie ihren Abschluss nicht geschafft hat, darf sie nur als solche unterrichten, meist nur für kurze Zeit. Doch plötzlich bietet sich ihr eine Stelle für einige Monate, sogar noch in der kleinen und gemütlichen Heimatstadt ihres Mannes Germán. Die anfängliche Begeisterung schlägt in Skepsis um, als sie vor Ort erfährt, dass ihre Vorgängerin von ihren Schülern heftig gemobbt wurde und deshalb offensichtlich Selbstmord begangen hat. Verhält sich das wirklich so, war der Schulhorror so gravierend, dass es keinen anderen Ausweg mehr gab? Raquel beginnt, Recherchen anzustellen......
Und damit beginnt der nächste Horror, denn ihr Verhalten, ihre Handlungen und ihre Entscheidungen sind geprägt von erschreckender Naivität und bodenlosem Leichtsinn. Es ist völlig unverständlich, wieso eine mutmaßlich gebildete Frau sich so verhält. Somit kann man in ihr keinen Sympathieträger verankern, und auf der Suche nach einem solchen unter den anderen Protagonisten ist man auch nicht erfolgreich. Alle Figuren sind irgendwie zwielichtig oder unauthentisch, weshalb dann auch ihre Verhaltensweisen oft unglaubwürdig sind. Schade! Denn aus diesem Stoff hätte man durchaus mehr machen können.
Was wirklich überzeugt, ist der Spannungsbogen, der steil aufwärts geht. Ich habe das Buch kaum weglegen mögen, weil der Autor mich ständig mitfiebern ließ. Und diese Gespanntheit blieb bis zum Ende erhalten, auch wenn teilweise die dann folgenden Aktionen unlogisch, unauthentisch oder irrsinnig wirkten.
Ebenso ist der Schreibstil von Carlos Montero sehr angenehm, man liest fließend und ohne Holpersteine. Er liefert atmosphärische Beschreibungen in guter Qualität und real vorstellbar. Wenn nur seine Charaktere nicht so extrem unlogisch und dumm konzipiert wären....denn es gehört eben zu einem guten Roman, dass die Personen nicht zu konstruiert wirken, sondern glaubwürdig. In diesen Bereich fällt auch das Thema Drogen, denn fast jeder in diesem Thriller nimmt Drogen in irgendeiner Form, von Medikamenten über Alkohol bis hin zu Kokain. Und all das scheint gesellschaftlich geduldet, ja sogar akzeptiert.
Ich gebe drei von fünf Sternen, weil mir der Thrill gefallen hat, aber die Umsetzung nicht überzeugend, teilweise sogar dubios war. Schade.....

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  • Thema
Veröffentlicht am 20.11.2018

Mobbing - ein unheimliches Phänomen unserer Zeit

Marion, für immer 13
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In diesem Buch wird die authentische Geschichte der 13-jährigen Marion Fraisse erzählt, die nach heftigen Mobbingattacken Selbstmord begeht. Die Mutter selbst findet ihre Tochter und ist wie vor den Kopf ...

In diesem Buch wird die authentische Geschichte der 13-jährigen Marion Fraisse erzählt, die nach heftigen Mobbingattacken Selbstmord begeht. Die Mutter selbst findet ihre Tochter und ist wie vor den Kopf geschlagen, da sie von der Heftigkeit der Belästigungen nichts geahnt hat. Ihr ganzes Streben zielt nach Aufklärung , wie es so weit kommen konnte und wie man es hätte verhindern können. Aus diesem Grunde schreibt sie auch dieses Buch, um ihre Leser wachzurütteln, damit sie Mobbing nicht ignorieren sondern bekämpfen.
Man sollte meinen, dass ihre Recherchen und ihre Präventionsansätze Unterstützung fänden, aber dem ist nicht so. Im Gegenteil, sie stößt auf Lügen, Verschleierung und Ignoranz, sowohl bei der Polizei als auch und ganz besonders in der Schule. Aber die Mutter kämpft energisch weiter, unter Einsatz der Medien, der Justiz und auch der Politik.
Es ist sehr beachtenswert und beinahe unglaublich, welche Energie sie aufbringt trotz ihres so schmerzhaften Verlustes. In ihrer abgrundtiefen Trauer legt sie ihre ganze Kraft in ihren Kampf, ihrer Tochter im Nachhinein Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Wahrscheinlich hilft ihr das Schreiben auch dabei, den Schmerz zu verarbeiten und nicht daran zu verzweifeln.
Ich spreche der Mutter mein tiefstes Mitgefühl aus, denn der Verlust der eigenen Tochter muss unerträglich weh tun. Außerdem empfinde ich Respekt und äußerste Hochachtung dafür, dass sie sich so engagiert, um dem Mobbing, das sich überall und immer mehr und immer heftiger verbreitet, entgegenzuwirken.
Leider bleibt das Buch in meinen Augen etwas zu sehr an der Oberfläche und führt durch ständige Wiederholungen zu recht langatmigen Lesephasen. Ich hätte hier mehr Tiefgang zu Marions Problemen im Umgang mit ihren Mitschülern und Freunden erwartet und auch Hinweise, wie man frühzeitig dagegen hätte ankämpfen können. Denn dann wäre die Lektüre eine Hilfe für viele. Des weiteren habe ich mehr erwartet, wie das Familienleben nun weitergeht, wie die Mutter mit ihren verbleibenden Kindern umgeht und sie unterstützt, und welche Rolle der Vater spielt. Dazu erfahren wir leider wenig. Ich empfinde es so, dass es am Ende nur noch darum ging, alle möglichen Instanzen anzuklagen. Und was mir auch ein wenig fehlt ist Selbstkritik, denn es gab Hinweise auf soziale Probleme in der Schule, hätte die Mutter nicht im Vorfeld mehr unternehmen können? Sie hat zwar um Klassenwechsel gebeten, aber wäre da nicht mehr Insistenz angebracht gewesen?
Nichtsdestotrotz gilt mein ganzes Mitgefühl natürlich dieser Mutter und ihrer Familie. Und ich empfinde das Buch als Hilfeschrei, die Augen nicht zu verschließen, sondern dem Mobbing die Stirn zu bieten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Thema
  • Klappentext
Veröffentlicht am 09.10.2018

So schnell kann ich nicht lachen

Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir
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Anne Vogd beschreibt auf ihrer CD Szenen aus ihrem Alltags- und Gefühlsleben. Da geht es z.B. um ihren Ehemann, ihre pubertierende Tochter, ihre Katze, aber auch um Midlife-Crisis, Probleme des Älterwerdens ...

Anne Vogd beschreibt auf ihrer CD Szenen aus ihrem Alltags- und Gefühlsleben. Da geht es z.B. um ihren Ehemann, ihre pubertierende Tochter, ihre Katze, aber auch um Midlife-Crisis, Probleme des Älterwerdens und das unvermeidliche Ableben. Ihr Motto ist: Nimm alles mit Humor und Gelassenheit, dann kannst du jede Alltagssituation meistern. Das Audiobuch wird gepriesen als 'Prosecco zum Hören'.
Ich habe die erste CD auf unserer Fahrt in den Urlaub gehört und war sehr überrascht, dass die Kabarettistin so schnell ihre Episoden spricht. Da fehlte mir rein technisch die Zeit zum Lachen, denn hätte ich gelacht, wäre der nächste Spaß darin untergegangen. Meiner Meinung nach hätte es deutliche Sprechpausen geben müssen, wie z.B. bei einem Live-Auftritt. Man möchte ja manchmal nach einer Anekdote auch mal kurz darüber nachsinnen, aber das war hier leider nicht möglich. Die Lesung erfolgte wie das Ablesen eines fertigen Manuskripts, zwar nicht so eintönig wie bei einem Nachrichtensprecher, aber irgendwie kommen die Pointen nicht richtig durch.
Thematisch gesehen geht es um Szenen, mit denen sich viele identifizieren können, eben Alltagsszenen, aber die Komik-Elemente sind teilweise schon sehr abgenutzt. Das hat man doch schon mal irgendwo gehört...., oder? (Dieses Gefühl hat man recht häufig.) Am besten haben mir die Szenen mit Tochter und Katze gefallen, da habe ich öfters lachend zugestimmt. Die Komik rund um den Tod fand ich hingegen teilweise recht makaber. Insgesamt fand ich die Themen auf der 1.CD noch interessant, während die 2.CD nur sehr flachen Humor präsentierte mit abgedroschenen Themen wie z.B. Schönheitschirurgie.
Positiv ist, dass Frau Vogd sich selber auf die Schippe nimmt und mit Selbstironie nicht spart. Wer eine leichte Unterhaltung sucht, die keinen Tiefgang beansprucht, z.B. bei der Hausarbeit, ist hiermit gut bedient. Ich bevorzuge dann doch den echten Prosecco....