Der Poker-Club, die Frauen und die Toten von Bienville
Verratenes LandBuchmeinung zu Greg Iles – Verratenes Land
„Verratenes Land“ ist ein Kriminalroman von Greg Iles, der 2019 bei HarperCollins in der Übersetzung von Ulrike Seeberger erschienen ist. Der Titel der amerikanischen ...
Buchmeinung zu Greg Iles – Verratenes Land
„Verratenes Land“ ist ein Kriminalroman von Greg Iles, der 2019 bei HarperCollins in der Übersetzung von Ulrike Seeberger erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet „Cemetery Road“ und ist 2019 erschienen.
Zum Autor:
Greg Iles wurde in Deutschland geboren, da sein Vater damals die medizinische Abteilung der Amerikanischen Botschaft leitete. Er verbrachte seine Jugend in Natchez, Mississippi. 1983 beendete er sein Studium an der University of Mississippi. Danach trat Greg Iles zunächst als Profi-Musiker auf, bevor er sich der Schriftstellerei widmete. Seine Bücher erscheinen inzwischen in 25 Ländern. Der überaus produktive Autor pflegt außerdem eine Leidenschaft für Filme. Zu seinem Roman "24 Stunden" schrieb er selbst das Drehbuch.Der Autor lebt mit Frau und zwei Kindern in Natchez, Mississippi.
Klappentext:
»Wir leben in schwierigen Zeiten. Und es ist nicht immer einfach, gut zu sein.« Dies muss Marshall McEwan feststellen, als er nach fast 30 Jahren wieder in seine Heimatstadt Bienville, Mississippi, zurückkehrt.
Nach wie vor wird das Wohl und Wehe der Stadt durch den »Bienville Poker Club« gelenkt - ein zwielichtiger Zusammenschluss der Reichen und Mächtigen, der noch aus den Tagen des Bürgerkriegs stammt. Genau dort fängt Marshall mit seinen Nachforschungen an, als Buck Ferris, Archäologe und Ziehvater von Marshall, unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt.
Denn seine Ausgrabungspläne gefährdeten das Bauvorhaben der neuen chinesischen Papiermühle. Und es sind die Mitglieder des Poker Clubs, die das größte Interesse an diesem Deal haben. Dass ausgerechnet Max Matheson, Schwiegervater von Marshalls Highschool-Liebe und Vater seines Jugendfreundes, Mitglied des illustren Clubs ist, macht seine Ermittlungen noch brisanter.
Meine Meinung:
Manchmal gerate ich über dieses Buch ins Schwärmen. Die Figurenzeichnung, die atmosphärische Beschreibung von Land und Leuten, der verwendete Plot genügen höchsten Ansprüchen und doch gibt es einen großen Wermutstropfen. Greg Iles ist an manchen Stellen geschwätzig geworden. Wenn er die Beziehung zwischen Marschall und Jet beschreibt wiederholt sich der Erzählstrang permanent und ermüdend. Aber zurück zur eigentlichen Geschichte. Marshall ist ein gestandener Journalist, der etwas aus der Spur geraten ist. Sein Mentor ist umgekommen und er hat eine klare Vorstellung davon, wer dafür verantwortlich ist. Im weiteren Verlauf gibt es erwartete Widerstände, aber auch unerwartete Unterstützung. Weiterhin kämpft Marshall mit persönlichen Problemen, die in Rückblenden erläutert werden. Auch sein Verhältnis zum Vater wird zum Thema gemacht. Auch wenn vieles vorhersehbar ist, so bietet die Geschichte doch reichlich Überraschungen. Kaum jemand macht immer das, was der Leser erwartet. Gerade die Frauenfiguren treiben die Handlung voran. Marshall selbst wirkt etwas passiv, bleibt aber sympathisch, weil er die mächtigen alten Männer vom Poker Club herausfordert. Er kennt die meisten von ihnen von Jugend an und irgendwie ist er ja auch von hier. Insgesamt wird aber ein dunkles Bild der amerikanischen Gesellschaft gezeichnet und Marshall ist ein kleines Rad in diesem Spiel. Nach verhaltenem Beginn steigt die Spannung kontinuierlich und mündet in einen filmtauglichen Showdown, der den Massengeschmack treffen dürfte. Der Schreibstil ist direkt, packend und atmosphärisch. Die Perspektive des Lesers ist die der Hauptfigur Marshall McEwan, so dass auch seine Emotionen jederzeit deutlich sind.
Fazit:
Dieses Buch punktet mit tollen Figuren, Südstaatenflair und einem interessanten Plot, aber manchmal hätte es stringenter erzählt werden können. Auch der Showdown ist mir zu sehr auf den amerikanischen Massenmarkt ausgerichtet. Der Unterhaltungsfaktor ist aber hoch und deshalb gibt es vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) von mir und eine Leseempfehlung gibt es als Zugabe, denn das erzählerische Talent des Autors ist ausgeprägt.