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Veröffentlicht am 22.08.2019

An die Tür zum Jenseits angeklopft

Wir von der anderen Seite
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Rahel ist Komödienautorin und von daher recht viel – auch schrägen – Humor. Aber festzustellen, dass sie im Koma lag und sich auf der Intensivstation befindet, nicht selbständig atmen kann und heftig Muskeln ...

Rahel ist Komödienautorin und von daher recht viel – auch schrägen – Humor. Aber festzustellen, dass sie im Koma lag und sich auf der Intensivstation befindet, nicht selbständig atmen kann und heftig Muskeln abgebaut hat, das macht sie doch fertig. Noch dazu lässt der Medikamentenentzug sie in den unmöglichsten Momenten winkende Eichhörnchen sehen. Der Weg von der anderen Seite zurück ins Leben ist schwerer, als geahnt …

Immer wieder musste ich an Gaby Köster denken. Ja, bei ihr war es ein Schlaganfall und ihr Weg zurück ins Leben eine noch andere Sache. Dennoch … Beide Fälle ähneln sich auf gewisse Weise eben doch. Und beide Frauen zeigen, mit was man fertig werden kann, wenn man dazu gezwungen ist. Noch dazu erzählen beide – die eine autobiographisch, die andere in einen Roman verpackt – mit unendlich viel Humor. Dabei bleibt der Ernst der Sache keineswegs auf der Strecke und es ist auch an keiner Stelle lächerlich oder komplett überzogen. Das ist großartig und bringt das Gefühlskarussell ordentlich in Schwung. Man kann lachen, aber auch weinen. Beides mal laut, mal leise.

Die Autorin Anika Decker hat in diesem Roman eigene Erlebnisse mit eingewoben. Nach einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung nach einer Nierenbeckenentzündung lag sie selbst im Koma und kämpfte sich zurück ins Leben. Mit Humor und dennoch emotional lässt sie den Leser an diesem einschneidenden Erlebnis teilhaben.

Sie schildert sehr einfühlsam, was man als Patient (im Extremfall) erleben kann, packt viel Galgenhumor dazu und verliert den Kontakt zum Leser/Hörer in keiner Sekunde. Nach und nach kommen immer mehr Ereignisse heraus, die in der Zeit vor, während und nach dem Koma stattfanden. Damit wird enorm Spannung erzeugt. Ich finde das rundum gelungen. Es wird wunderbar dargestellt, was körperliche Krankheiten auch für die Seele bedeuten. Auch, dass man dann nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitmenschen nervt. Klingt dämlich – aber es tröstet, dass man nicht allein so reagiert. Mein eigenes kleines Drama ist winzig dagegen, dennoch erkenne ich so viel wieder.

Man fährt Gefühlskarussell von Anfang bis Ende. Auch wenn man eigentlich nicht viel Neues erfährt, wird einem doch bewusst, was man vorher nur unterschwellig wahrhaben wollte. Gute Ärzte, arrogante Ärzte – irgendwie begegnet uns das tatsächlich genau so immer wieder. Dieses Buch bereichert ungemein. Ich liebe es! Fünf Sterne!

Katja Riemann liest das Hörbuch so wunderbar ein, als hätte sie das alles höchst selbst erlebt. Sie findet sich so gut in die Figur der Rahel Wald ein, dass sie jedes noch so kleine Gefühl, jede kleine Veränderung direkt dem Leser vor die Füße legt. Ganz großen Respekt! Sie ist definitiv die ideale Sprecherin für dieses Hörbuch.

Veröffentlicht am 21.08.2019

Ist das noch Grillen? Ja!

Grillen
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Mal möchte man ganz einfach nur ein Steak und ein paar Würstchen auf den Grill hauen, mal soll es mehr Raffinesse haben und man gibt sich mehr Mühe und dann gibt es auch die Momente, in denen man sozusagen ...

Mal möchte man ganz einfach nur ein Steak und ein paar Würstchen auf den Grill hauen, mal soll es mehr Raffinesse haben und man gibt sich mehr Mühe und dann gibt es auch die Momente, in denen man sozusagen Sterneküche vom Grill haben möchte. Selbst machen – nicht gemacht bekommen. Da ist guter Rat teuer – oder man vertraut sich selbst und Fabian Beck.

Das Buch startet mit ein wenig Theorie. Das ist jedoch im angenehmen Rahmen und lässt den Rezepten (und dazugehörigen Bildern – mir ist das immer sehr wichtig) genug Raum. Da die Rezepte nicht nur Können voraussetzen, sondern auch den verwöhntesten Gaumen noch in Verzückung geraten lassen sollen, wird hier nicht nur mit dem gearbeitet, was man sowieso schon immer verwendet, sondern auch so einiges an saisonalen Zutaten und Extras, die man speziell besorgen muss. Zumindest ich habe – selbst im Frühling – nicht die Mairübchen schon im Gemüsefach liegen oder halbgetrocknete Tomaten in der Vorratskammer. Es werden hochwertige, saisonale und möglichst regionale Produkte verwendet. Je höher deren Qualität, desto besser das Ergebnis.

Auch bei Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten wird auf hohe Qualität und absolute Frische gesetzt. Das macht sich dann im Geldbeutel bemerkbar, doch macht man das ja nicht alle Tage und selten für eine halbe Kompanie. Es wird zumindest bei uns ein Highlight sein und bleiben, das man sich hin und wieder gönnt und gern an speziellen und besonderen Tagen genießt.

Die Rezepte sind mit Piktogrammen den passenden Grill-Geräten zugeordnet. So erkennt man schnell und auf einen Blick, welche Rezepte infrage kommen und welche nicht. Mein Mann liebt das Grillen und hat eine regelrechte Grill-Sammlung. Aber eine Ramsterbox hat er bisher noch nicht. Vermutlich ändert sich das aber zeitnah …!

Am einfachsten gelingen die Rezepte, wenn man eine Outdoor-Küche hat und einen wirklich guten Grill. Aber auch bei „Normalausstattung“ ist es kein Hexenwerk, den Rezeptanweisungen zu folgen. Die Beschreibungen sind klar und deutlich und leicht verständlich. Nicht alle Rezepte sind total kompliziert, es gibt auch einige, die man auch dann schafft, wenn man nicht der absolute Profi ist. Der Spargelauflauf beispielsweise ist göttlich und dennoch ganz einfach zu machen. Übrigens sogar in der Küche, wenn man mal doch nicht grillen möchte!

Und weil „next level“ angesagt ist, gibt es auch Rezepte für leckere süße Nachtische. Hier gewinnen alle, die auch in der Küche gerne backen und Nachspeisen zubereiten. Muss man können – ich bin da ein bisschen ungeschickter. Schmeckt zwar super, sieht aber nicht immer so aus!

Wie immer, so wird auch aus diesem Buch das eine oder andere Rezept fest in unser Repertoire übergehen, andere vielleicht mal ausprobiert werden und einige gar nicht erst in Frage kommen. Geschmäcker sind verschieden und das ist gut so. Die Anregungen, die dieses Buch gibt, sind grandios und die Fotos von Debus setzen die Gerichte wunderbar in Szene. Ich finde wunderbar, was man mit diversen Grill-Arten alles zaubern kann und gebe dem Buch sehr gerne die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 21.08.2019

Tagebuch 2.0

Mein wundervolles Jahr
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Der Trend zu den Büchern, die man selbst gestaltet, gefällt mir sehr gut. Durch die vorgegebenen Themen muss man nicht komplett alles selbst kreativ erarbeiten, sondern wird ein wenig angeleitet und kommt ...

Der Trend zu den Büchern, die man selbst gestaltet, gefällt mir sehr gut. Durch die vorgegebenen Themen muss man nicht komplett alles selbst kreativ erarbeiten, sondern wird ein wenig angeleitet und kommt so aus sich heraus. Die eigene Kreativität wird dadurch sogar noch gefördert.

Das Buch „Mein wundervolles Jahr“ ist so angelegt, dass man jederzeit starten kann, man muss nicht auf den ersten Januar warten. Für mich beginnt das Buch mit dem ersten Tag nach einer überstandenen Krankheit, die mich sehr erschreckt und schockiert hatte. Gedacht ist, dass man eben vom Tag des Starts an ein Jahr lang damit arbeitet, einträgt, einklebt, gestaltet, notiert – was auch immer. Natürlich kann man auch länger damit arbeiten, aber ich finde die Idee schon klasse und schön, jedes Jahr ein neues solches Buch anzufangen. Und vielleicht nach einiger Zeit sogar komplett eines neu und selbst gestalten mit den Ideen, die man hier fand?

Vermutlich bin ich ein paar Jahre älter, als die eigentliche Zielgruppe. Deshalb finde ich auch den einen oder anderen Abschnitt, der nicht zu mir passt. Doch das ist kein Problem – hier ändere ich einfach ab und „erfinde“ einen Ersatz!

Die Zeichnungen und Grafiken sind wunderschön, trotz und gerade in ihrer Schlichtheit. Da fühlt man sich auch dann, wenn man selbst weniger Talent zum Malen hat, nicht überfordert. Dem Buch täglich oder alle paar Tage ein paar Minuten zu widmen und über das Erlebte zu reflektieren, erdet, entschleunigt und tut einfach gut. So hilft das Buch jeden Tag, ein klein bisschen glücklicher, ausgeglichener, zufriedener und ruhiger zu werden. Ich denke, das schadet niemandem und tut jedem gut!

Es müssen keine Romane geschrieben werden, ein paar Stichworte genügen oft schon. Das vorne eingefügte Inhaltsverzeichnis hilft, das passende Kapitel bzw. den passenden Abschnitt schnell zu finden. Es wird nicht chronologisch durchgearbeitet, sondern nach Ereignissen. Das ist erfrischend anders und macht das „Tagebuch 2.0“ zu einem neuen und unterhaltsamen Erlebnis.

Ich mag’s! Deshalb gebe ich die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Sei ein Morgenmensch …

100 Dinge, die man von einem Faultier lernen kann
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… mach alles morgen!

Ich bin gerade dabei, mich und mein Leben so stark wie möglich zu entschleunigen. Dieses Büchlein ist da der ideale Begleiter, der mich immer wieder daran erinnert, die Hektik aus ...

… mach alles morgen!

Ich bin gerade dabei, mich und mein Leben so stark wie möglich zu entschleunigen. Dieses Büchlein ist da der ideale Begleiter, der mich immer wieder daran erinnert, die Hektik aus dem Alltag zu werfen und alles in Ruhe und bewusst anzugehen.

Klar, der eine oder andere Tipp darin ist eher ein Gag und nicht wortwörtlich zu nehmen. Aber einen wahren Kern haben sie einfach alle. Deshalb ist dies auch das ideale (Zusatz-)Geschenk für alle Gestressten und Hektiker.

Die einhundert Ideen sind alle auf kunterbunten Seiten mit der Grafik eines niedlichen Faultiers untergebracht. Das Blättern im Buch stimmt gelassen und fröhlich. Klingt überzogen, ist aber so: Das Buch macht gute Laune!

Es ist erstaunlich, wie viel der Mensch tatsächlich vom Faultier lernen könnte. Mit einem Zwinkern im Auge trifft so ziemlich jeder Tipp tatsächlich auch auf Menschen zu. Vielleicht muss man das eine oder andere ein bisschen entschärfen, aber man lernt wirklich viel dazu.

Ich finde es herrlich amüsant und sehr weise! Gerne gebe ich die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Zieht unserem Freibad nicht den Stöpsel!

Im Freibad
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Rosemary ist 86 Jahre alt und Veränderungen in ihrem Brixton machen ihr sehr zu schaffen. In ihrem Kopf muss sie ständig die gespeicherte Landkarte neu gestalten, weil nichts so bleibt, wie sie es kennt. ...

Rosemary ist 86 Jahre alt und Veränderungen in ihrem Brixton machen ihr sehr zu schaffen. In ihrem Kopf muss sie ständig die gespeicherte Landkarte neu gestalten, weil nichts so bleibt, wie sie es kennt. Jeden Morgen schwimmt sie im Schwimmbad – und genau das soll jetzt abgerissen werden. Kate ist jung, Anfang 20, neu in London und einsam. Sie berichtet für ihre Zeitung von diesem Schwimmbad und lernt dadurch Rosemary kennen. Obwohl sie sich nicht gern im Badeanzug zeigt, will sie zusammen mit ihrer neuen Freundin Rosemary alles tun, um das Schwimmbad zu retten. Denn sie erkennt, wie wichtig dieser Ort für die ganze Nachbarschaft ist.

Wahrscheinlich hat mich das Buch schon allein deshalb angezogen, weil ich selbst viel und leidenschaftlich gern schwimme. Nicht besonders gut, vielleicht ein bisschen wie Rosemary, aber immerhin. Würde man „mein“ Hallenfreibad schließen, würde man mir sehr weh tun. Ganz klar, dass ich von Anfang an Rosemary-Fan war.

Der Stil ist ruhig und sanft, aber kein bisschen langweilig. Die Gedanken und Gefühle der unterschiedlichen Figuren bringt Libby Page wunderbar auf den Punkt, ohne sich in allzu viele Details bei Beschreibungen zu verlieren. Sie setzt auf Gefühl, nicht auf Spannung. Bei mir funktioniert das wunderbar!

Die Rückblenden, Rosemarys Erinnerungen an ihre Kindheit und die Zeit mit ihrem Ehemann, sind sehr schön, fast heimelig, selbst die traurigeren Stellen. Hier hatte ich das Gefühl, ich erfahre Szenen aus der Jugend und Kindheit und Ehe einer lieben älteren Nachbarin, Verwandten, Oma. Da kann ich noch heute fasziniert lauschen.

Die beiden Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein und immer mal wieder fragt man sich, welche von beiden denn nun die Ältere ist. Steckt in Rosemary doch noch so viel junge Frau und in Kate so viel gebremstes Leben.

Wie die beiden Frauen durch ihren Plan so vieles in ihren eigenen und anderen Leben ändern, ist wunderbar zu verfolgen. Nichts steht, alles verändert sich. Aber wie und auf welche Weise, das ist zauberhaft! Sie helfen sich gegenseitig bei ihrer Entwicklung. Dazu gehört auch ein bisschen Mut, es tut manchmal weh, es ist auch mal beängstigend – aber gemeinsam kann man mehr erreichen: Für das Schwimmbad und für sich selbst.

Es ist ein ruhiges Buch, aber ein starkes. Es lehrt den Leser, Dinge nicht nur mit den eigenen Augen zu sehen, sondern sich auch mal in die Position anderer zu denken. Nicht „was andere wohl von mir denken?“, sondern „wie würde ich das an Stelle von X oder Y sehen?“. Es zeigt, wie das Leben uns zu den Menschen führt, die wir brauchen. Es zeigt, wie wichtig Gemeinschaft ist. Deshalb bekommt es von mir die vollen fünf Sterne.

Ich liebe die Stimme von Cathlen Gawlich, auch wenn ich immer Dr. Linda Martin aus „Lucifer“ vor Augen habe, wenn ich sie höre. Aber auch mit diesem Bild ist die Stimme perfekt für diese Geschichte.