Schillerndes, facettenreiches Buchjuwel
"Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens ist eins meiner persönlichen Buchhighlights in diesem Jahr!
Ich habe lange überlegt, wie ich die Rezension so schreiben kann, dass sie diesem besonderen Werk ...
"Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens ist eins meiner persönlichen Buchhighlights in diesem Jahr!
Ich habe lange überlegt, wie ich die Rezension so schreiben kann, dass sie diesem besonderen Werk gerecht wird. Fünf Punkte erscheinen mir hier nicht genug, ich hätte gern mehr vergeben. Klare Leseempfehlung schon an dieser Stelle!
Delia Owens hat einen Roman voller wunderschöner - fast schon poetischer - Sprachbilder geschaffen, dem trotzdem eine gewisse Spannung anhaftet und das Lesen zu einem besonderen Ereignis macht. Die Autorin versteht es wirklich mit Sprache umzugehen und prägt wunderschöne Sätze. Auch die beiden Übersetzer, die diesen Roman aus dem amerikanischen Englischen übersetzt haben, scheinen sehr gute Arbeit geleistet zu haben.
"Irrationales Verhalten, um eine Leere zu füllen, bringt keine wirkliche Erfüllung. Wie viel gibst du auf, nur um nicht einsam zu sein?"
Vor dieser Frage sieht sich, Kya - das Marschmädchen - immer wieder. Mit sechs Jahren wird sie von ihrer Mutter bei ihrem gewalttätigen, alkoholkranken Vater zurückgelassen. Nachdem auch er eines Tages nicht mehr zurück kommt, ist Kya in den Weiten des Marschlandes ganz auf sich allein gestellt. Kann sie anderen Menschen vertrauen? Nähe zulassen? Gar jemanden lieben? Es ist wunderschön, emotional und bewegend Kya aufwachsen zu sehen und dieses besondere, starke und intelligente Mädchen dabei zu begleiten, wie sie versucht ihren Platz in der Welt zu finden. Dabei werden die Tiere und die Pflanzen des Marschlandes sehr detailliert und intensiv beschrieben. Es ist leicht, sich selbst darin wiederzufinden und mit Kya durch diese Wildnis zu streifen. Besonders ist auch, wie Kya Parallelen aus dem Verhalten der Tiere für sich ableitet und von diesen lernt, wie sie sich verhalten sollte. Sie entwickelt eine berührende, beeindruckende Nähe zu den Tieren in ihrer Umgebung, sorgt sich rührend um sie und bekommt von diesen dafür viel zurück.
Während der Leser in den detaillierten Bildern abtaucht und Kya immer besser kennenlernt, wird gleichzeitig von Beginn an ein zweiter Handlungsstrang entwickelt. Chase Andrews wird von zwei kleinen Jungen Tod in der Marsch aufgefunden. Kya gerät schnell in den Fokus des Dorfgetratsches. Voller Spannung wartet man beim Lesen darauf, wie diese beiden Geschichten zusammenhängen und ob Kya wirklich etwas damit zu tun hat.
Einige der Nebenfiguren sind ebenfalls toll beschrieben und charakterisiert. Auf eine unaufdringliche, zurückhaltende Art unterstützen sie Kya beim Erwachsenwerden und stehen auch später zu ihr, als viele sie für eine Mörderin halten. Es hat mich sehr berührt, wie sie leise für das Gute einstehen und das, ohne sich selbst in den Vordergrund zu rücken. Sie machen großen Mut und helfen den Glaube an Mitmenschlichkeit und Selbstlosigkeit zu bewahren.
Dieses Buch ist ein schillerndes, facettenreiches Buchjuwel, das berührt und die Natur feiert. Wunderschön und für jeden zu empfehlen.