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Veröffentlicht am 12.09.2019

Ein spannendes Leben ist die beste Rache

Die Tote mit dem Diamantcollier - Ein Fall für Jackie Dupont
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Der Krimi, der im Monaco der 20er-Jahre spielt, beginnt mit einem Paukenschlag.
Während einer Dinnerparty an Bord einer Yacht geschieht ein Mord. Ein kostbares Diamantcollier ist spurlos verschwunden.

Der ...

Der Krimi, der im Monaco der 20er-Jahre spielt, beginnt mit einem Paukenschlag.
Während einer Dinnerparty an Bord einer Yacht geschieht ein Mord. Ein kostbares Diamantcollier ist spurlos verschwunden.

Der Mörder muss einer der Gäste gewesen sein.

In der Tradition von Agatha Christies Meisterdetektiv Hercule Poirot ermittelt die knallharte Jackie Dupont an der Cote d’ Azur. Die Männer liegen der eleganten Privatdetektivin zu Füßen. Und ihr verwöhnter Spürhund Sargent ist immer an ihrer Seite.
Wer eine liebvolle und warmherzige Protagonistin erwartet, ist hier falsch. Dupont weiß, was sie will und sagt, wo es langgeht. Ihre Sprüche sind trocken wie ein Martini.

Ihr Kommentar auf die Frage, ob sie vor dem Tauchen keine Angst habe:
»Glauben Sie mir, das Meer hält keine Schrecken für mich bereit. Man taucht einfach immer tiefer und anschließend sehr langsam wieder auf. Hochinteressant. Das Einzige, was mich an den Geräten stört, ist die Tatsache, dass man darin nicht rauchen kann.«

In dieser Welt von Status und Geld ist nichts, wie es scheint.
War die Filmgöttin Maya Fay die Täterin?
Oder einer der Bediensteten?
Und welches Geheimnis verbirgt der Deutsche?

Durch Rückblicke über Briefe und Tagebucheinträge, fügt sich langsam ein Puzzlestück zum anderen und hält den Leser bis zur unerwarteten Auflösung in Atem.

Zu diesem Buch empfehle ich eine gepflegte Tasse Lady-Grey-Tee und schottisches Shortbread.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Das Hamburg der Nachkriegszeit wurde wieder zum Leben erweckt

Das Kino am Jungfernstieg
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Lili will dringend von Berlin nach Hamburg reisen, weil ihre Mutter erkrankt ist. Doch im Jahr 1946 ist dies nicht leicht, weil dafür erst ein Interzonenpass beantragt werden muss. Der charmante britische ...

Lili will dringend von Berlin nach Hamburg reisen, weil ihre Mutter erkrankt ist. Doch im Jahr 1946 ist dies nicht leicht, weil dafür erst ein Interzonenpass beantragt werden muss. Der charmante britische Offizier John Fontaine hilft ihr schließlich - denn als Film-Cutterin hat Lili Informationen, die ihn brennend interessieren.
In Hamburg angekommen, erfährt die junge Frau, dass ihr Schwager das geliebte Lichtspielhaus der Familie schließen lassen will.
Lilis Nichte Gesa träumt derweil davon, Schauspielerin zu werden.
Und dann ist da noch ein Mann, der sich in Frankreich in Kriegsgefangenschaft befindet …

Es hat mir sehr gut gefallen, wie die Autorin Micaela Jary, den Alltag der Nachkriegszeit wieder auferstehen lässt. Mit einer Fülle von Details und der Erwähnung realer Vorkommnisse vermittelt sie einen spannenden Einblick in das Leben von damals.

“Cafés, Kinos und Theater mussten um siebzehn Uhr schließen, die Wohnungen in jedem Stadtteil wurden abwechselnd zweimal die Woche vom Netz abgeschnitten, der Verkehr der Hochbahn wurde komplett eingestellt, die Straßenbahnen fuhren nur noch, wenn überhaupt, am frühen Morgen und am späten Nachmittag, Ladengeschäfte durften nur bis fünfzehn Uhr geöffnet haben, Büros zwei Stunden länger. Was für den Strom galt, betraf auch die Gaslieferungen an Privathaushalt.”

Zuteilungen für Filmmaterial mussten bei den Briten angefragt werden (Hamburg gehörte damals zur britischen Zone) ebenso wie die Genehmigung einen Film zu drehen. Und der verheerende Feuerstum von ‘43 war im Anblick der Trümmer stets allgegenwärtig.

Heutzutage kann man sich diese Umstände kaum vorstellen.
Ich stutzte bei einem Satz, in dem es hieß, dass jemand nicht genug Kohle habe. Erst nach einem Moment wurde mir klar, dass damit nicht “Geld” sondern echte Kohle zum Heizen gemeint war. Im “Katastophenwinter” 1946/47 herrschten wochenlang Temperaturen bis zu Minus zwanzig Grad.

Das Kino war der Ort, an dem die Menschen für ein paar Stunden die schlimmen Zeiten und ihren Alltag vergessen konnten.

Michael Jary, der Vater der Autorin, war Filmkomponist und nach dem Krieg maßgeblich am Aufbau der Filmstadt Hamburg beteiligt. Die Charaktere des Buches sind fiktiv, beruhen jedoch teilweise auf damals tatsächlich lebenden Personen.

Die Kino-Saga ist als Trilogie angelegt. Ein anschauliches Stück Zeitgeschichte, mit liebenswerten Protagonisten und einem mitreißenden Plot, der einen Einblick in die Filmwelt bietet!
Ich freue mich schon auf den nächsten Band, der im März 2020 erscheinen soll und im Jahr 1952 spielt.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Das Hamburg der Nachkriegszeit wurde wieder zum Leben erweckt

Das Kino am Jungfernstieg
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Lili will dringend von Berlin nach Hamburg reisen, weil ihre Mutter erkrankt ist. Doch im Jahr 1946 ist dies nicht leicht, weil dafür erst ein Interzonenpass beantragt werden muss. Der charmante britische ...

Lili will dringend von Berlin nach Hamburg reisen, weil ihre Mutter erkrankt ist. Doch im Jahr 1946 ist dies nicht leicht, weil dafür erst ein Interzonenpass beantragt werden muss. Der charmante britische Offizier John Fontaine hilft ihr schließlich - denn als Film-Cutterin hat Lili Informationen, die ihn brennend interessieren.
In Hamburg angekommen, erfährt die junge Frau, dass ihr Schwager das geliebte Lichtspielhaus der Familie schließen lassen will.
Lilis Nichte Gesa träumt derweil davon, Schauspielerin zu werden.
Und dann ist da noch ein Mann, der sich in Frankreich in Kriegsgefangenschaft befindet …

Es hat mir sehr gut gefallen, wie die Autorin Micaela Jary, den Alltag der Nachkriegszeit wieder auferstehen lässt. Mit einer Fülle von Details und der Erwähnung realer Vorkommnisse vermittelt sie einen spannenden Einblick in das Leben von damals.

“Cafés, Kinos und Theater mussten um siebzehn Uhr schließen, die Wohnungen in jedem Stadtteil wurden abwechselnd zweimal die Woche vom Netz abgeschnitten, der Verkehr der Hochbahn wurde komplett eingestellt, die Straßenbahnen fuhren nur noch, wenn überhaupt, am frühen Morgen und am späten Nachmittag, Ladengeschäfte durften nur bis fünfzehn Uhr geöffnet haben, Büros zwei Stunden länger. Was für den Strom galt, betraf auch die Gaslieferungen an Privathaushalt.”

Zuteilungen für Filmmaterial mussten bei den Briten angefragt werden (Hamburg gehörte damals zur britischen Zone) ebenso wie die Genehmigung einen Film zu drehen. Und der verheerende Feuerstum von ‘43 war im Anblick der Trümmer stets allgegenwärtig.

Heutzutage kann man sich diese Umstände kaum vorstellen.
Ich stutzte bei einem Satz, in dem es hieß, dass jemand nicht genug Kohle habe. Erst nach einem Moment wurde mir klar, dass damit nicht “Geld” sondern echte Kohle zum Heizen gemeint war. Im “Katastophenwinter” 1946/47 herrschten wochenlang Temperaturen bis zu Minus zwanzig Grad.

Das Kino war der Ort, an dem die Menschen für ein paar Stunden die schlimmen Zeiten und ihren Alltag vergessen konnten.

Michael Jary, der Vater der Autorin, war Filmkomponist und nach dem Krieg maßgeblich am Aufbau der Filmstadt Hamburg beteiligt. Die Charaktere des Buches sind fiktiv, beruhen jedoch teilweise auf damals tatsächlich lebenden Personen.

Die Kino-Saga ist als Trilogie angelegt. Ein anschauliches Stück Zeitgeschichte, mit liebenswerten Protagonisten und einem mitreißenden Plot, der einen Einblick in die Filmwelt bietet!
Ich freue mich schon auf den nächsten Band, der im März 2020 erscheinen soll und im Jahr 1952 spielt.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Macht Spaß

XXL-Leseprobe: Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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»Na, weil Sie jung sind, Frau Paulsen, und motiviert. Sie sind doch kein Mensch, der Herausforderungen scheut.«
»Da täuschen Sie sich ganz gewaltig«, protestierte ich. »Ich brauche keine Herausforderungen, ...

»Na, weil Sie jung sind, Frau Paulsen, und motiviert. Sie sind doch kein Mensch, der Herausforderungen scheut.«
»Da täuschen Sie sich ganz gewaltig«, protestierte ich. »Ich brauche keine Herausforderungen, echt nicht.«

Die Lehrerin Annika Paulsen wird aus dem Gymnasium eines schicken Elbvororts an eine Schule in einem Hamburger Problembezirk versetzt.

Die Leseprobe war sehr unterhaltsam, und ich habe sie in einem Rutsch durchgelesen. Was erst nach Klischee klang (Drama an der Ghetto-Schule), hat mir gut gefallen. Die Protagonistin ist sympathisch, die Kinder sind interessant charakterisiert. Und dann gibt es da auch noch den netten Nachbarn in Eilbek (kenn ich :) ), der früher selbst Schüler an der gefürchteten Schule war und Annika nun mit ihren Vorurteilen konfrontiert.

An der neuen Schule plant die junge Lehrerin ein Musical mit den Kindern einzustudieren. Ich bin schon gespannt, welche Rolle Heaven-Tanita bekommt:

»Ja, Singen ist mein Leben. Ich hab schon gesungen, bevor ich sprechen konnte. Wenn ich auf Bühne steh, will ich derbe die Emotionen bei den Zuhörern wecken, dass die heulen und so. Weißt, wie ich mein, Frau Paulsen?«

Und ob Annika es schafft Pawel, der null Bock hat, für ihr Projekt zu begeistern?

Und dann gibt es ja da laut Klappentext noch Tristan, Annikas alte Jugendliebe. Aber der ist in der Leseprobe bisher nicht aufgetaucht.

Das ganze klingt nach einem kurzweiligen Roman mit einigen Lachern und vielleicht auch Küssen.

Länge der Leseprobe: 101 Seiten

Veröffentlicht am 22.08.2019

Überraschend poetisch

WOLFSINSEL
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Mich hat gleich der Klappentext angesprochen: Eine junge Frau zieht allein in die Wildnis Kanadas.

Über den langen Winter kümmert sich die norwegische Autorin Lajla Rolstad allein um ein abgelegenes Seminarzentrum. ...

Mich hat gleich der Klappentext angesprochen: Eine junge Frau zieht allein in die Wildnis Kanadas.

Über den langen Winter kümmert sich die norwegische Autorin Lajla Rolstad allein um ein abgelegenes Seminarzentrum. Sie heizt die Hütten ein, damit die Feuchtigkeit entweicht und kontrolliert die Vorräte auf Mäusespuren. Bis zum nächsten Laden ist es ein Fußmarsch von gut einer Stunde, und sie hat ihr Bärenspray immer dabei.

Die Autorin hat einen zauberhaften Stil, die Natur zu beschreiben. Alle Sinne werden angesprochen.
“Plötzlich schlägt das Wetter um, wird wild. Der Wind peitscht das Meer zu Schaum und die Regentropfen knallen gegen die Fensterscheiben. Die Bäume biegen sich, schütteln sich und knacken. Und ich weiß es noch nicht, aber irgendwo auf der Insel werden mehrere Telefon­masten umgeweht und Reparateure müssen vom Festland herübergeschickt werden.”

Rolstad deutet ihre vergangene Depression, ihre Ängste und negative Erfahrungen mit ihrem Verlobten an. Auch in Kanada verliebt sie sich in einen Mann, der ihr nicht gut tut. Sie beschreibt Besuche bei Nachbarn, das Weihnachtsfest, ein Ausflug zum Burning-Man-Festival, ihre Mithilfe in einem Cafe, Begegnungen mit Adlern und Elchen.

Leider endet das Buch an der Stelle, an der es wirklich interessant wird.
Obwohl sich bei Rolstad eine Entwicklung angedeutet hat, war sie für mich wenig greifbar, blieb mir fremd. Trotzdem ist sie mir ans Herz gewachsen, und ich hätte gern mehr über ihre Gedanken gelesen. Ihre Pläne für die Zukunft. Ihre Wünsche und Träume. Was sie in der Wildnis über sich gelernt hat.

“Die Wolfsinsel” bietet einen spannenden Einblick in die Härten des Lebens, den Überlebenskampf im Winter, wenn die Wasserleitungen eingefroren sind, das Holz knapp wird und das Telefon tot ist. Die Autorin schreibt über die Einsamkeit, zu der für manche auch Alkohol und andere Drogen gehören. Über die Macht der Natur.

“Draußen wirbelt der Schnee und die Straße scheint ins Nichts zu führen. Die Wildnis verblasst und die Baumstämme verschwinden, schwarze Bleistiftstriche, die von einem weißen Papier radiert werden, hinein in den blendenden Leerraum, der sich für uns öffnet. Wir segeln gleichsam über einen winterweißen Himmel, hinaus in etwas Neues, in etwas, von dem wir nicht wissen, was es ist.”