Cover-Bild Bus 57
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18,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Loewe
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 11.03.2019
  • ISBN: 9783743203631
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Dashka Slater

Bus 57

Eine wahre Geschichte - nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020
Ann Lecker (Übersetzer)

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Zweifach nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020 !

Kriminalgeschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, sind selten romantisch. Doch gerade diese brechen uns gewöhnlich das Herz. (NewYork Times)
Der Bus der Linie 57 ist das einzige, was Sasha und Richard miteinander verbindet. Richard ist Afroamerikaner, geht auf eine öffentliche Schule und hat gerade einen längeren Aufenthalt in einer betreuten Wohngruppe für jugendliche Straftäter hinter sich. Sasha ist weiß, besucht eine Privatschule und identifiziert sich selbst als agender. Nur acht Minuten täglich verbringen Sasha und Richard gemeinsam im Bus 57. Bis zu dem Tag als Sasha den langen weißen Rock trägt und Richard ihn anzündet.

Dashka Slater hat den nachfolgenden Gerichtsprozess monatelang verfolgt, mit Beteiligten gesprochen und die Hintergründe recherchiert. Bus 57 ist die akribische Dokumentation eines berührenden Falles, der tragischen Verstrickung zweier Jugendlicher, die doch nur eines wollen: glücklich sein, trotz allem.


Im Februar 2015 erschien im New York Times Magazine unter der Überschrift The Fire on the 57 Bus ein längerer Artikel der Journalistin Dashka Slater über einen Vorfall, der sich eineinhalb Jahre zuvor in Oakland ereignet hatte. Ein afroamerikanischer Teenager setzt die Kleidung eines Gleichaltrigen in Brand, der genderqueer ist. Sashas und Richards Schicksal ließ Dashka Slater nicht mehr los, so dass aus dem Artikel dieses Buch entstanden ist. Sie erzählt darin von Sashas ungewöhnlicher fantasievoller Kindheit, dem Coming-Out , den Krankenhausaufenthalten, aber auch von der Unterstützung, die Sasha erfährt, nicht nur in der LGBTQ-Community . Genauso sorgfältig arbeitet sie Richards Geschichte auf und wirft einen Blick auf ein Justizsystem, das afroamerikanische Jugendliche anders zu behandeln scheint als weiße. Die Staatsanwaltschaft stuft Richards Tat zunächst als Hate-Crime ein, wodurch ihm ein Verfahren unter Erwachsenenstrafrecht droht und damit eine womöglich lebenslange Haftstrafe.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2019

Unglaublich emotionale Geschichte

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Bus 57 beruht auf einer wahren Geschichte und ist eine Dokumentation über das Leben der beiden Beteiligten, sowie die eigentliche Tat und den darauffolgenden Gerichtsprozess. Die Autorin hat dafür den ...

Bus 57 beruht auf einer wahren Geschichte und ist eine Dokumentation über das Leben der beiden Beteiligten, sowie die eigentliche Tat und den darauffolgenden Gerichtsprozess. Die Autorin hat dafür den Prozess verfolgt und Interviews mit den Beteiligten und ihren Freunden und Verwandten geführt um ein möglichst Komplexes Bild über die beiden Jugendlichen zu ermöglichen.

Im ersten Abschnitt des Buches lernt man Sasha kennen. Sier (Im englischen „they“ (Das Pronomen für die deutsche Übersetzung wurde aber mit Sasha abgeklärt)) identifiziert sich als agender, also weder als Mann noch als Frau und hat deshalb auch ein anderes Pronomen für sich angenommen. Der Leser erfährt vieles über siere Kindheit und das Coming-Out. Unterstützt wird dies durch viele allgemeine Informationen über Geschlechter, Sexualität und Romantik, die manchmal etwas wissenschaftlich wirkten, das Buch aber gut ergänzt haben und zum Teil sehr lehrreich waren, auch wenn ich die meisten Informationen und Begriffe schon kannte. Sasha geht auf eine Privatschule, in der viel Wert auf Akzeptanz gelegt wird und die Tatsache, dass sier sich als agender identifiziert wird von den meisten Menschen in sierer näheren Umgebung als keine große Sache angesehen.

Im zweiten Abschnitt lernt der Leser Richard kennen, der in einer deutlich ärmeren Umgebung aufgewachsen ist als Sasha. Besonders gut gefallen hat mir an diesem Punkt, dass die Autorin die Situation und die beiden Beteiligten nicht einfach in schwarz und weiß dargestellt hat, sondern auch aufzeigt, wie es dazu kam, dass Richard das Verbrechen begangen hat. Richard hat es nicht immer leicht im Leben gehabt, ist aber eigentlich ein fröhlicher Junge, der hofft später mal etwas im Leben zu erreichen. Das Verbrechen meint er eigentlich nicht böse, sondern nur als Witz, doch sorgen seine unüberlegten Aussagen dafür, dass sein Verbrechen als Hassverbrechen eingestuft wird. Richards Buchabschnitt wird durch viele Statistiken zu afroamerikanischen Jugendlichen, Gangs, Schulabbrechern und der Behandlung durch das Justizsystem unterstützt.

In den letzten beiden Teilen werden dann schließlich das Feuer und die anschließende Gerichtsverhandlung behandelt. Dabei merkt man wie viel Unterstützung Sasha von der LGBTQ+-Community, aber auch von den anderen Menschen in sierer Umgebung erhält.
Richard wird währenddessen als Erwachsener angeklagt und die unterschiedliche Behandlung von Weißen und Afroamerikanern im amerikanischen Justizsystem wird verdeutlicht.

Für mich war das Buch einfach mal etwas Anderes. Es ist kein wirklicher Roman, mit einer total spannenden, flüssigen Handlung, sondern geht mehr um die Analyse der beiden Persönlichkeiten und die Frage danach ob man Richard wirklich so hart für seine Tat bestrafen müsste. Es regt definitiv zum Nachdenken an und die vielen Informationen über Gender, Sexualität, Gangs und das Justizsystem ergänzen das Buch gut. Die Geschichte hat mich wirklich berührt, vermittelt aber auch Hoffnung, indem es zeigt, dass Menschen, die „anders“ sind als andere immer mehr Akzeptanz und Unterstützung erfahren.
Lediglich der letzte Abschnitt rund um die Gerichtsverhandlung war mir persönlich etwas zu lang gehalten, weshalb ich dem Buch nur 4.5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 16.03.2022

Bus 57

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Inhalt:

Aufgrund eines blöden Streiches, sind die Leben von Sasha und Richard für immer auf eine schreckliche Weise miteinander verbunden. Während Sasha sich im Krankenhaus erholt, bekommt Richard die ...

Inhalt:

Aufgrund eines blöden Streiches, sind die Leben von Sasha und Richard für immer auf eine schreckliche Weise miteinander verbunden. Während Sasha sich im Krankenhaus erholt, bekommt Richard die "Rassen"-Trennung in den USA zu spüren.

Erster Satz:

Nachmittags um halb fünf ist die erste hektische, nach Unterrichtsende anrollende Flut von Fahrgästen schon wieder abgeebbt.

Meine Meinung:

Als das Buch bei mir ankam, war ich schon sehr gespannt darauf was mich erwarten wird, doch leider musste ich das Buch erstmal in eine kleine Schlafpause auf meiner SUB versetzen.

Das Cover finde ich sehr gut gestaltet, zum einen ein bisschen nichtssagen und zum einen anderen wieder sehr ausdrucksstark mit der Flamme die aus dem Feuerzeug raus kommt.

Der Schreibstil der Autorin war sehr leicht und flüssig zu lesen und man kam somit auch sehr gut in dem Buch klar.

Das Buch ist wie eine Art Biografie aufgebaut. Man lernt als erstes Sasha kennen und danach dann Richard.

Später kommen dann beide Personen abwechselnd. Und man merkt relativ schnell das es in den USA anders gewesen wäre wenn Sasha schwarz gewesen wäre und Richard weiß. Das Strafmaß wäre ein komplett anderes gewesen und das hat mich schon beim lesen so fassungslos gemacht. Es ist in meinen Augen egal wie jemand aussieht und woher er kommt, wenn er Mist gebaut hat, sollte für alle das gleiche Strafrecht gelten und nicht dort auch noch einen Unterschied machen, weil sonst braucht man in meinen Augen auch dafür keine Justiz.

Allgemein fand ich das Buch wirklich sehr gut, da es einem nochmals einen besseren Eindruck auf alles gibt und man beginnt sich auch Gedanken zu machen und hofft auch das es sich in der Zukunft vielleicht doch ändert.

Was ich trotzdem etwas schade finde ist, das man Anfang Sasha und Richard so drastisch voneinander getrennt hat. Ich hätte besser gefunden wenn man die Geschichten von den beiden gleich von Anfang an miteinander verbunden hätte.

Alles in einem kann ich das Buch wirklich nur jedem empfehlen, da man sich dadurch wirklich nochmals komplett anders mit dem Thema auseinander setzt.

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Veröffentlicht am 22.06.2020

Agender und Afroamerikaner treffen im Bus aufeinander

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Schon auf dem Buchrücken kann man lesen, dass Sacha, agender Weißer, der gerne Röcke trägt, und ein Afroamerikaner, der schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist, in der Buslinie 57 aufeinandertreffen. ...

Schon auf dem Buchrücken kann man lesen, dass Sacha, agender Weißer, der gerne Röcke trägt, und ein Afroamerikaner, der schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist, in der Buslinie 57 aufeinandertreffen. Animiert durch seine Freunde hält Richard ein Feuerzeug an den Rock des schlafenden Sasha. Der Fall ging 2015 durch die Presse und Dashka Slater nahm diesen Artikel zum Anlass diesen Fall zu recherchieren.
Sasha, der als Luke geboren wurde, identifiziert sich als nicht einem gestimmten Geschlecht zugehörig, also als Agender oder Neutrois. (Mein Words gibt beide Worte als Fehler an!). In dem Kapitel „Gender, Geschlecht, Sexualität, Romantik: ein paar Begriffe“ lese ich einige mir bisher nicht bekannte Begriffe bzw. Begriffe, ich bisher nicht einordnen konnte. „Genderqueer/Nichtbinär – Geschlechtsidentität passt nicht richtig in das Zweiersystem männlich/weiblich.“ Oder „Greysexuell – empfindet nur gelegentlich sexuelle Anziehung, meist aber nicht.“ Sasha hat sehr aufgeschlossenen Eltern und besucht eine Privatschule, in der die Mitschüler ihn voll akzeptieren. Auch als er sich entscheidet Röcke zu tragen, nimmt keiner daran Anstoß. Aufgrund des Alperger-Syndroms wird Sasha als sehr schüchtern beschrieben, er hat aber einen Freundeskreis und alle zusammen spielen ein sehr kreatives Spiel, bei dem 1001 leere Karten mit Spielanweisungen gefüllt werden müssen.
Richard lebt im armen Teil von Oakland, geht auf eine öffentliche Schule und war aufgrund einer Straftat schon in einer betreuten Wohngruppe untergebracht. Seine Mutter und auch ein Pädagogische Kraft, die selbst eine bewegte Vergangenheit hat, und zur Ersatzmutter für viele Schüler wird, bemühen sich um den Jugendlichen. Er ist fröhlich, albert herum und macht gerne Streiche, ist sehr einfühlsam und kann gut auf andere eingehen. Dann gibt es diesen Moment, wo Richard einfach die Auswirkungen seiner Tat nicht bedenkt. Er zündet den duftigen Rock an und Sashas Leben besteht lange Zeit aus Schmerzen. Da es Videoaufnahmen der Tat gibt, wird Richard schnell verhaftet. Der zweite Teil des Buches befasst sich mit der Justiz der USA bzw. des Staates Kalifornien. Richard wird zunächst nach Erwachsenenrecht angeklagt, obwohl er erst sechszehn ist. Dieser Teil ist kompliziert zu lesen und macht mich als Leser wütend, weil es so ungerecht ist, wie mit Richard verfahren wird.
Gerade in der Situation, wo wir wieder erleben, wie rassistisch unserer Gesellschaft ist, zeigt sich in diesem Buch, dass Menschen, die nicht der binären Norm entsprechen, noch häufiger unter der Intoleranz der „Normalen“ zu leiden haben. Das Buch benutzt immer das Gender* und für mich unbekannte Pronomen, wie sier und sieren statt sie/er oder ihrer/seiner. Unter „Nichtbinär-Wiki“ habe ich aber auch andere Möglichkeiten gefunden. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis sich unsere Sprache verändert.
Ein interessantes Buch zu einem Thema, dass in unserer Zeit immer mehr an die Öffentlichkeit dringt und über das ich bisher wenig Informationen habe.

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Veröffentlicht am 28.05.2019

Eindringliche, greifbare Darstellung wahrer Ereignisse

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Klappentext
„Der Bus der Linie 57 ist das einzige, was Sasha und Richard miteinander verbindet. Richard ist Afroamerikaner, geht auf eine öffentliche Schule und hat gerade einen längeren Aufenthalt in ...

Klappentext
„Der Bus der Linie 57 ist das einzige, was Sasha und Richard miteinander verbindet. Richard ist Afroamerikaner, geht auf eine öffentliche Schule und hat gerade einen längeren Aufenthalt in einer betreuten Wohngruppe für jugendliche Straftäter hinter sich. Sasha ist weiß, besucht eine Privatschule und identifiziert sich selbst als agender. Nur acht Minuten täglich verbringen Sasha und Richard gemeinsam im Bus 57. Bis zu dem Tag als Sasha den langen weißen Rock trägt und Richard ihn anzündet.

Dashka Slater hat den nachfolgenden Gerichtsprozess monatelang verfolgt, mit Beteiligten gesprochen und die Hintergründe recherchiert. Bus 57 ist die akribische Dokumentation eines berührenden Falles, der tragischen Verstrickung zweier Jugendlicher, die doch nur eines wollen: glücklich sein, trotz allem.“

Gestaltung
Mit dem kleinen schwarzen Feuerzeug, aus dem eine riesige Feuerflamme nach oben sticht passt das Covermotiv sehr gut zum Buchinhalt. In diese Flamme ist in Großbuchstaben der Titel zu lesen, dessen Schriftart einen Großteil der Flamme einnimmt. Der Hintergrund ist cremefarben und betont so die rote Stichflamme und das schwarze Feuerzeug. Ich finde es gut, dass diese ernste Geschichte ein schlichtes und sehr passendes Cover bekommen hat.

Meine Meinung
Schon als ich das erste Mal vom Buch „Bus 57“ erfuhr, fand ich es interessant, dass diese Geschichte auf realen Ereignissen beruht. Zumal es wirklich dramatische Ereignisse sind, denn ein Teenager hat im Bus einen anderen angezündet. Ich war gespannt, die Motive hinter dieser Tat zu erfahren und wie die Charaktere dargestellt werden würden.

Mir hat die besondere Unterteilung des Buches sehr gut gefallen, denn es gibt eine Art kleine Einführung zu Beginn und dann vier Teile. Durch die Einführung konnte ich mich sehr gut im Buch zurechtfinden, da hier beispielsweise verwendete Begrifflichkeiten erklärt wurden, sodass ich verstehen konnte, warum Pronomen wie sier oder sers für Sasha gewählt wurden. Trotz dieser Erklärungen und meines Bewusstseins dafür stolperte ich beim Lesen aber auch immer ein wenig über diese neu eingeführten Begrifflichkeiten.

Der erste Teil des Buches befasst sich mit Sasha. Sasha ist weiß, besucht eine Privatschule und möchte sich nicht in die Schublade weiblich oder männlich stecken. Durch diesen ersten Teil konnte ich sowohl seine Vorgeschichte, die sein Coming Out und seine familiäre und freundschaftliche Unterstützung beschreibt, als auch sein Erleben der Brandattacke und sein Umgang mit diesem erfahren. Ich fand es super, dass ich Sasha so kennen lernen konnte und den Vorfall aus seiner Perspektive erlebt habe. Vor allem zu erfahren, was das Ereignis mit Sasha macht, fand ich auch sehr berührend.

Anschließend fokussiert sich der zweite Teil auf Richard und so wird schnell klar, dass er aus ganz anderen Verhältnissen als Sasha stammt. Durch den Fokus auf ihn wird deutlich, dass er auf die schiefe Bahn geraten ist, weil er auf der Suche nach Freunden und nach dem Gefühl der Zugehörigkeit war. Ich konnte ihn durch seinen Part der Geschichte besser verstehen und auf diese Weise auch seine Sicht der Geschehnisse erfahren. Dabei fand ich es eine klasse Idee, dass beiden Jugendlichen Raum gegeben wurde, ihre Sichtweise darzulegen. Auf diese Weise wird das Ereignis nicht eindimensional dargestellt, wodurch wir Leser beeinflusst werden könnten. Vielmehr werden alle Seiten beleuchtet, weswegen ich beim Lesen wirklich das Gefühl hatte, dass die Geschichte den dramatischen Geschehnissen gerecht wird.

Die nächsten beiden Teile des Buches umfassen das Feuer sowie die Folgen und Konsequenzen für Richard und Sasha und das Urteil der Justiz. Beim Lesen habe ich das Gefühl gehabt, dass die Autorin bzw. Journalistin sehr detailliert recherchiert hat und uns Leser daran teilhaben lässt. Ich fand es gut, dass sie dabei keine Einteilung in Schubladen wie Täter oder Opfer vorgenommen hat, sodass die verschiedenen Facetten offen blieben. Diese Wertfreiheit war für die Darstellung des Falls in Form eines Buches genau richtig, um das Feuer nicht noch weiter anzufachen. Vor allem die eingebundenen Aussagen von verschiedenen Beteiligten haben mich einerseits deswegen schlucken lassen, weil sie mir vor Augen führten, dass das, was ich gerade lese, so wirklich geschehen ist. Deshalb waren sie so eindringlich und emotional.

Fazit
„Bus 57“ ist eine in meinen Augen gut gelungene Aufarbeitung einer dramatischen Tat und deren Folgen. Die Aufteilung des Buches hat mir gut gefallen, da keine Wertung vorgenommen und der Leser in seinem Urteil nicht beeinflusst wird. Durch Einblicke sowohl in Sashas Sichtweise als auch in Richards, deren Hintergründe sowie die Konsequenzen für beide nach dem Vorfall empfand ich die Darstellung der Ereignisse als sehr eindringlich und greifbar.
Gute 4 von 5 Sternen!

Reihen-Infos
Einzelband

Veröffentlicht am 14.03.2019

Meinungsmache

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„Hätte es den 57er-Bus nicht gegeben, hätten sich ihre Wege vielleicht nie gekreuzt.“ (S. 13)

Das Buch erzählt die Geschichte von zwei Jugendlichen, einem Täter und seinem Opfer. Schon der Klappentext ...

„Hätte es den 57er-Bus nicht gegeben, hätten sich ihre Wege vielleicht nie gekreuzt.“ (S. 13)

Das Buch erzählt die Geschichte von zwei Jugendlichen, einem Täter und seinem Opfer. Schon der Klappentext macht deutlich, wie verschieden die beiden sind: der Täter ist afroamerikanisch, geht auf eine öffentliche Schule und wohnt im einkommensschwachen Viertel; das Opfer ist weiß, geht auf eine Privatschule und wohnt in einem einkommensstärkeren Viertel. Außerdem identifiziert sich das Opfer als agender. Als was sich der Täter identifiziert, wird nicht klar.

Die Geschichte ist nach einer Einleitung der Autorin, der groben Beschreibung des Tathergangs und einer ausführlichen Beschreibung von Oakland, Kalifornien in vier Abschnitte gegliedert: Sasha, Richard, Das Feuer und Justiz. Diese sind unterteilt in sehr kurze Kapitel.

Sashas Abschnitt befasst sich nicht ausschließlich mit dem Opfer, sondern vor allem mit dem Prozess der Genderidentifikation. Bereits in der Einleitung der Autorin erklärt sie: „Die Pronomen und Namen für nicht geschlechtskonforme Menschen wurden mit Einverständnis der betreffenden Personen verwendet.“ (S.5) Im Englischen nutzt Sasha ein „they“, im Deutschen nutzt die Übersetzerin „sier“. Sier ist kein deutsches Wort, grammatikalisch falsch und stört den Lesefluss erheblich. Neben der sehr einfachen, fast schon kindlichen Erzählweise, wirkt das genutzte Pronomen „sier“ und seine gebeugten Formen fehl am Platz, zu kompliziert.

Das ist nicht der einzige Punkt, der mich stört. Zu dem politisch korrekten Pronomen für Sasha kommt auch die übertriebene Feminisierung des generischen Maskulinum.
Hier zu eine Erklärung von wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Generisches_Maskulinum): „Von einem generischen Maskulinum spricht man in der Linguistik, wenn Bezeichnungen männlicher Referenten benutzt werden, um eine Allgemeinheit zu bezeichnen oder gemischtgeschlechtliche Gruppen oder Referenten, deren Geschlecht (Sexus) unbekannt oder gleichgültig ist.“

Wenn die Autorin schon in der Anmerkung am Anfang schreibt, dass sie sich „auf das Gedächtnis von Zeuginnen und Beteiligten gestützt“ (S. 5) hat, befürchtet man das schlimmste. Und es hat sich bewahrheitet. Es gibt kaum eine Personengruppe, die vor innen sicher ist, sogar „Freund*innenkreis“ (S.25) kommt in dem Buch vor. Es macht den Eindruck, als würden Frauen die Hauptrollen in der Geschichte spielen: Zeuginnen, Freundinnenkreise, Anwältinnen, Reporterinnen, Lehrerinnen, etc. Im Englischen fühlt sich niemand diskriminiert, wenn „attorney“, „friends“, „teacher“ oder „reporter“ benutzt wird. Warum dann im Deutschen?
Der Genderteil überwiegt so sehr in diesem Kapitel, dass die vielen Eigenschaften und Interessen, die Sasha hat, nebenbei erwähnt und sofort wieder vergessen werden. Es gibt sogar eine fünfseitige Begriffserklärung über Gender, Geschlecht, Sexualität und Romantik.

In Richards Teil geht es nicht nur um sein Leben, sondern auch um das seiner Mutter, seines Vaters, seiner Freunde, der Lehrer an seiner Schule, und anderen Nebenfiguren. Sein Umfeld wird bis ins kleinste Detail ausgeschmückt, sodass die eigentliche Hauptperson, Richard, auf der Strecke bleibt. Selbst die Auflistung von ermordeten Minderjährigen in Oakland hat nur wenig mit ihm zu tun.

Im vorletzte Abschnitt, Das Feuer, geht es darum, wie und warum Richard Sashas Rock anzündet und welche Folgen aus dieser Tat entstehen: Demonstrationen gegen Homophobie nicht nur in Oakland, ein Alle-tragen-Rock-Tag an Sashas Schule, „No H8“-Slogans an Richards Schule, Berichte, Meinungen, Forenbeiträge. Zu viele Außenstehende haben eine Meinung zu diesem Thema und teilen sie dem Rest der Welt mit. Und dabei geht es nicht darum, dass ein Junge den Rock einer andere Person angezündet hat. Es geht um ein sogenanntes Hassverbrechen, denn das Opfer ist weiß, männlich und hat einen Rock getragen; der Täter ist Afroamerikaner. Das muss ein Hassverbrechen gewesen sein.

Im letzten Teil, Justiz, wird deutlich, wie sehr die öffentliche Meinung alle Beteiligten beeinflusst: Die Staatsanwaltschaft setzt durch, dass Richard nach Erwachsenenrecht verurteilt wird, was eine deutlich längere Haftstrafe und schlechtere Voraussetzungen für die Zeit danach bedeutet. Die Öffentlichkeit sieht in Richard fälschlicherweise einen homophoben Afroamerikaner. Das Anzünden des Rocks hatte weder mit Sashas Hautfarbe noch Geschlecht zu tun. Man sieht nur, was man sehen möchte. Die Öffentlichkeit braucht ein Hassverbrechen gegen nicht geschlechtskonforme Menschen, also wird das Thema aufgebauscht. Nicht zuletzt auch durch dieses Buch.

Worum geht es also wirklich in diesem Buch? Um Richards Straftat und seine Verurteilung? Um Sashas Verletzungen und Folgen dieser Tat? Oder um Political Correctness auf möglichst vielen Ebenen? Klar ist, dass der Lesefluss durch die politisch korrekten Formen massiv gestört wird. Dies verfälscht nicht nur die Geschichte, sondern verkrüppelt die deutsche Sprache. Das englische Original ist vermutlich nicht lesenswerder als das Deutsche, denn die Geschichte geht in unzähligen mehr oder weniger tragischen Varianten ihresgleichen unter; sie hat nichts, was sie als erwähnenswerten Einzelfall herausstechen lässt.