Hat seine Schwächen, mich aber doch recht gut unterhalten
Freefall – Die Wahrheit ist dein TodAllison Carpenter stürzt mit einer Privatmaschine über den Rocky Mountains ab und wird bald für tot erklärt. Nur ihre Mutter Maggie glaubt nicht an ihren Tod. Zwei Jahre hatte sie keinen Kontakt mehr zu ...
Allison Carpenter stürzt mit einer Privatmaschine über den Rocky Mountains ab und wird bald für tot erklärt. Nur ihre Mutter Maggie glaubt nicht an ihren Tod. Zwei Jahre hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter, jetzt versucht sie alles über deren Leben in dieser Zeit zu erfahren.
Allison hat tatsächlich überlebt und befindet sich auf der Flucht – warum, erfährt der Leser zunächst nicht. In ihren Erinnerungen spulen sich die Ereignisse ab, die letztlich zum Absturz des Flugzeugs führten.
Die Autorin erzählt, in kurzen Kapiteln, abwechselnd aus Allisons und Maggies Perspektive, jeweils in Ich-Form. Gut gefällt mir dabei, dass die Erzählungen oft ineinander greifen. Beiden Frauen könnte man relativ nahe kommen, das funktioniert allerdings nur bei Maggie wirklich gut. Allisons Charakter dagegen ist schwer zu greifen, ihre Entwicklungen, sowohl während der zwei Jahre Funkstille zwischen ihr und ihrer Mutter, als auch nach dem Absturz, sind nicht immer nachvollziehbar, für mich passt ihr Charakter im Ganzen nicht.
Die beiden Frauen stehen klar im Mittelpunkt, weitere Charaktere sind mehr oder weniger Nebenerscheinungen, die zwar durchaus nicht unwichtig sind, die aber dennoch vollkommen hinter Allison und Maggie zurücktreten. Zum Teil dienen sie als Verdächtige, zum Teil unterstützen sie, wären aber im wesentlichen austauschbar. Das sind sie wohl auch für die Autorin gewesen, denn von manchen hört man nichts mehr, obwohl man als Leser gerne ihr weiteres Schicksal erfahren hätte. Nur wenige treten näher an den Fokus, z. B. Ben Gardner, Allisons Verlobter, oder Tony, der Maggie offenbar schöne Augen macht.
Durch die kurzen Kapitel lässt sich der Roman flott lesen, seine Spannung ist nicht nervenzerfetzend, sondern eher subtil, für mich ist der Spannungslevel okay. Gegen Ende allerdings wird es mir etwas zu dramatisch, vor allem, weil manches aufgesetzt wirkt. Auch die Logik bleibt teilweise auf der Strecke, wenn man z. B. bedenkt, dass Ally eine große Wunde hat, sich eine ganze Zeit lang durch die Wildnis kämpfen muss, dann aber doch zu Dingen fähig sein soll, die wenig glaubhaft sind. Das ist schade und macht den Roman nicht spannender.
Neben den unlogischen und unrealistischen Stellen gibt es außerdem, zumindest für versierte Krimi-/Thrillerleser, wenige Überraschungen, manches ahnt man relativ schnell, für mich ergibt sich daraus zwar eine gewisse Spannung,ob ich recht habe, letztlich ist es aber dann eben doch vorhersehbar. Sicher hat sich die Autorin einige Gedanken gemacht, wie sie den Leser auf die eine oder andere falsche Spur lenken könnte, funktioniert hat das bei mir aber wenig.
Tja, jetzt habe ich ganz schön viel kritisiert, aber dennoch: Der Roman hat mich recht gut unterhalten. Ich konnte mich, als Mutter erwachsener Kinder, gut in Maggie hineinversetzen, und war ihr dadurch emotional nahe. Und, wie bereits erwähnt, mir hat die Erzählstruktur gefallen, vor allem das Ineinandergreifen der beiden Perspektiven.
Der Roman hat seine Schwächen, vor allem ist nicht alles nachzuvollziehen, manches unlogisch oder unrealistisch, und doch fühlte ich mich recht gut unterhalten. Ich vergebe daher 3,5 Sterne.