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Veröffentlicht am 05.10.2019

Glück ist eine Geisteshaltung

Und mit Polly kam das Glück
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Als Annie im Krankenhaus ihre Mutter besucht, kreuzt Polly ihren Weg. Die beiden jungen Frauen sind so unterschiedlich wie man nur sein kann. Während Annies Leben trostlos erscheint und immer mehr aus ...

Als Annie im Krankenhaus ihre Mutter besucht, kreuzt Polly ihren Weg. Die beiden jungen Frauen sind so unterschiedlich wie man nur sein kann. Während Annies Leben trostlos erscheint und immer mehr aus den Fugen gerät, wirkt Polly daneben wie die Lebensfreude in Person. Dass aus dieser Begegnung eine Freundschaft entsteht, liegt einzig und allein an Polly, denn die lässt nicht locker. Als sie merkt, wie deprimiert Annie ist, schlägt sie ihr eine Idee vor. Es handelt sich um eine Art Challenge, um in hundert Tagen, Schritt für Schritt, wieder glücklich zu werden, indem man lauter kleine Dinge tut, die die Welt ein wenig besser und froher machen. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Annie darauf ein. Sehr bald merkt sie, dass sich hinter Pollys farbenfroher, heiterer Fassade und hinter ihrem Vorhaben für die nächsten hundert Tage viel mehr verbirgt als im ersten Augenblick offensichtlich ist. Je weiter die Challenge fortschreitet, umso stärker spürt Polly, dass ihr eigenes Leben nicht so trostlos ist wie es schien. Sie muss nur das Glück beim Schopf ergreifen, denn sie hat eine Zukunft.
In diesem Roman geht es zum Teil um verpasste Chancen und unsichere Zukunftsaussichten, um Krankheit und Tod, aber auch um Freundschaft und Glück um Hoffnung und Liebe. Pollys und Annies Geschichte ist sehr emotional und berührend und geht in die Tiefe. Manche Aufgaben der 100-Tage-Challenge klingen im ersten Moment banal, aber die Resonanz auf manche kleine Geste ist erstaunlich. Da wären zum Beispiel Punkte wie „Mach das Beste aus deiner Mittagspause“, „Nimm dir Zeit für einen Plausch“ oder „Mach Tee für deine Kollegen“. Aber es gibt auch ziemlich heftige Aufgaben, zum Beispiel „Probier einen Extremsport aus“ oder „Hänge deinen Job an den Nagel“.
Der Roman ist kurzweilig geschrieben und eben in die bereits erwähnten hundert kleinen Abschnitte gegliedert. Trotz aller Heiterkeit, welche die Geschichte oberflächlich verströmt und sich manchmal in rabenschwarzem Galgenhumor äußert, hat mich der Roman teilweise ganz schön deprimiert, muss ich gestehen. Neben einigen humorvollen Abenteuern, die die Freundinnen zusammen bestehen, gibt es auch jede Menge trauriger Ereignisse. Nachdem ich die Vita der Autorin gelesen habe, bin ich der Meinung, dass vieles in dem Buch aus ihrereigenen Lebenserfahrung entstanden ist.
Viele Szenen im Buch, die auf den ersten Blick extrem wirken, kann man verstehen, wenn man Pollys und Annies Situation kennt, aber einige Ereignisse fand ich dann doch etwas überspannt, vor allem aufs Ende zu. Es ist ein tiefgründiger Roman, der nachdenklich macht, wobei dieser ernsthafte Effekt dann wieder durch stark überzogene Szenen zunichte gemacht wird, so dass ich das Buch ein wenig zwiegespalten beendet habe.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Verzwickter Frankenkrimi

Angeschwärzt
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Eigentlich ist dies bereits der 13. Fall mit der Privatdetektivin Katinka Palfy. Für mich war es ein erstes Kennenlernen. Der Juwelier Bernhard Lechner ist verschwunden, und seine Ehefrau sowie die gemeinsame ...

Eigentlich ist dies bereits der 13. Fall mit der Privatdetektivin Katinka Palfy. Für mich war es ein erstes Kennenlernen. Der Juwelier Bernhard Lechner ist verschwunden, und seine Ehefrau sowie die gemeinsame Tochter beauftragen Katinka mit der Suche. Bei ihrer Recherche erlebt Katinka einiges, was Lechners Verschwinden immer wieder in einem neuen Licht erscheinen lässt. Katinka rätselt, ob es sich um eine Entführung, um einen Unfall oder gar um Mord handelt. Plötzlich sind Anschuldigungen im Netz zu finden, die auf Steuerhinterziehung schließen lassen, und die Steuerfahndung steht sogar vor Katinkas eigener Haustür, so als wäre sie ebenfalls schuldig. Ihr Lebensgefährte, Hauptkommissar Harduin Uttenreuther und ihr Mieter, der Journalist Dante Wischnewski stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite, und doch tritt Katinka ewig auf der Stelle, unschlüssig, wie sie an die Sache herangehen soll, denn es gibt Drohungen und Angriffe von verschiedenen Seiten. So einen verzwickten Fall hatte sie anscheinend noch nie. Ich fand es interessant und fesselnd, die Protagonistin durchs schöne Bamberg zu begleiten, wo die Krimireihe spielt. Bis zum Ende gibt es immer wieder neue Aspekte, und die Leser werden stellenweise ganz schön in die Irre geführt.
Besonders gut gefällt mir das Lokalkolorit des Romans. Da ich selbst schon häufig in Bamberg war und die alte Stadt liebe, fand ich es besonders schön, Katinka im Geiste zu begleiten. Die Protagonisten sind lebendig und authentisch dargestellt. Der Schreibstil von Friederike Schmöe ist flüssig und pfiffig, und öfters musste ich schmunzeln, wenn der fränkische, trockene Humor durchkommt. Bis auf ein paar kleine Unklarheiten, die ich bis zuletzt nicht ganz losgeworden bin, hat mir das Buch richtig gut gefallen, und ich werde mich auf jeden Fall weiter mit der Reihe beschäftigen, denn da warten noch die zwölf vorherigen Bände darauf, von mir gelesen zu werden.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Interessanter fünfter Band über die "heimliche Heilerin"

Die heimliche Heilerin und der Erzbischof
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Dies ist bereits der fünfte Band aus der Reihe um „die heimliche Heilerin“. Madlen von Beyenburg und ihr zweiter Ehemann Franz führen ein Hospital in Worms. Ein Neubau ist geplant, denn in den Räumen, ...

Dies ist bereits der fünfte Band aus der Reihe um „die heimliche Heilerin“. Madlen von Beyenburg und ihr zweiter Ehemann Franz führen ein Hospital in Worms. Ein Neubau ist geplant, denn in den Räumen, wo die Kranken bisher untergebracht sind, geht es sehr beengt und behelfsmäßig zu.
Als der Erzbischof von Köln einen Boten schickt und sie um ihr Kommen bittet, macht sich Madlen sofort auf den Weg, denn mit Friedrich III. von Saarwerden verbindet sie eine langjährige Freundschaft. Anders als von Madlen vermutet, geht es dem Erzbischof nicht um eine Behandlung seines schon länger währenden Steinleidens, sondern er fühlt, dass seine Zeit auf Erden zu Ende geht und möchte seine Angelegenheiten ordnen. Dabei wünscht er sich Madlens Gegenwart, denn er hat einiges mit ihr zu bereden.
In dem Bewusstsein, alles geklärt zu wissen, verabschieden sie sich einige Tage später, und Madlen tritt den Heimweg nach Worms an. Aber dann kommt alles ganz anders als gedacht, und Madlen wird viel abverlangt. Sie erlebt schmerzliche Verluste und muss schwerwiegende Entscheidungen treffen, und letztendlich gerät ihr Lebenswerk in Gefahr.

Madlen wird als starke, geradlinige Frau beschrieben, die sich von den Männern ihres Zeitalters nicht einschüchtern lässt. Ich habe ihren Werdegang vom ersten Band an verfolgt und lese die Bücher über ihre Entwicklung und ihr Leben sehr gerne. Man erfährt viel über die damaligen Behandlungsmethoden der Kranken, aber auch über die Zweifel und das mangelnde Wissen der damaligen Zeit. Damit hadern auch Madlen und ihr Mann, denn es gibt so viele Menschen, denen sie nicht helfen können, weil die Ursachen vieler Krankheiten damals noch nicht bekannt waren.
Mit dem Erzbischof Friedrich von Saarwerden und den Anwärtern für seine Nachfolge bringt die Autorin einige historische Persönlichkeiten ins Spiel, die die Handlung sehr authentisch wirken lassen. Ob sich manches ähnlich zugetragen hat, wissen wir nicht, aber wie ich dem Nachwort der Autorin entnehme, hat sie sich sehr viele Gedanken gemacht, ausgiebig recherchiert und die geschichtlichen Zusammenhänge weitgehend so wiedergegeben, wie sie überliefert sind.
Ich mag den gefälligen Schreibstil der Autorin, auch wenn sie manchmal fast zu sehr ins Detail geht. Bei manchen Handlungen der Personen, die bis ins Kleinste beschrieben sind, hatte ich den Eindruck, dass sie eventuell später noch wichtig sein könnten. Manchmal war das tatsächlich der Fall, aber einige Szenen fanden nie mehr Erwähnung und hatten auch keinen Einfluss auf die weitere Handlung. Das Buch liest sich leicht und ist interessant, eben weil man sehr viele Informationen über den Alltag im 15. Jahrhundert erhält. Im letzten Drittel wird es dann richtig spannend, und das Ende wirkte dann wiederum fast ein wenig überstürzt.
Auch wenn es der fünfte Teil einer Reihe ist, kann man das Buch gut für sich allein lesen, denn die Handlung aller Bände ist jeweils in sich abgeschlossen. Rückblicke zu wichtigen Ereignissen der früheren Bände sind geschickt in die Handlung eingebaut. Ich habe beispielsweise erst beim Lesen des Romans festgestellt, dass mir einiges aus den Rückblicken unbekannt vorkam. Erst da habe ich gemerkt, dass ich zwar die Bände 1 bis 3, aber nicht den vierten Band gelesen habe. Meine Wissenslücken wurden jedoch durch die erwähnten Rückblicke gut aufgefüllt. Da für mein Empfinden am Ende nicht alles schlüssig war, gehe ich davon aus, dass die Abenteuer der Madlen von Beyenburg noch lange nicht zu Ende sind, und ich hoffe, dass dann auch meine offenen Fragen aus diesem fünften Band eine Erklärung finden.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Schöne, berührende Geschichte um ein altes, englisches Anwesen und seine Bewohner

Das kleine Cottage auf dem Hügel
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Eigentlich ist der Titel irreführend, denn es geht in dem Roman nicht um ein kleines Cottage, sondern um mehrere Cottages, die alle ziemlich verwahrlost sind und zu einem größeren Anwesen gehören. Auf ...

Eigentlich ist der Titel irreführend, denn es geht in dem Roman nicht um ein kleines Cottage, sondern um mehrere Cottages, die alle ziemlich verwahrlost sind und zu einem größeren Anwesen gehören. Auf Joy‘s Acre, wie sich das ganze Anwesen nennt, soll Maddi Porters neue Arbeitsstelle sein. Als Vertreterin einer PR-Agentur soll sie sich um die Vermarktung des „luxuriösen Anwesens“ kümmern. Leider gehen ihre Vorstellungen mit denen des Besitzers so gar nicht überein. Seth ist ein verschlossener Mensch, und erst nach und nach erfährt man, was ihn antreibt und wieso er sich überhaupt auf die PR-Angelegenheit eingelassen hat. Er muss zu Veränderungen bereit sein, aber das Gleiche gilt auch für Maddie. Die Erfahrungen, die sie auf dem alten Landgut macht, erweisen sich für sie selbst als überraschend. Die beiden Protagonisten sind vielschichtig und plastisch gezeichnet, und man kann sie nach und nach immer besser verstehen. Auch die anderen Charaktere, die im Roman eine Rolle spielen, sind interessant, lebendig und gut dargestellt. Die Idee hinter dem Roman gefällt mir sehr gut. Da ist einmal die faszinierende Geschichte des Anwesens, die bis heute auf die Gegebenheiten ausstrahlt und die Protagonisten beeinflusst. Die Menschen, die auf Joy‘s Acre zusammen kommen, haben alle noch an Problemen der Vergangenheit zu tragen, sie alle haben ihre Geheimnisse, und in gewisser Weise wirkt sich das alte Anwesen heilsam für jede(n) von ihnen aus.
Mit Maddie hatte ich anfangs meine Probleme, denn als sie auf Joy‘s Acre ankommt, wirkt sie nicht nur ziemlich arrogant, sondern dort auch völlig fehl am Platz. Aber sie macht eine starke Entwicklung durch, die ihr gut tut und ihr ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Besonders die Beschreibung des Anwesens und der Gegend haben mir sehr gut gefallen. Auch die Art, wie diverse Tiere ihren Platz in der Handlung erhalten und nebenbei auch Maddies Herz erobern, ist sehr schön und verleiht der Geschichte einen gewissen Wohlfühl-Charakter. Die Atmosphäre des Anwesens und der dazu gehörenden Cottages strahlt Wärme aus. So ganz nebenbei erhält man auch einen lehrreichen Einblick in das Dachdecker-Handwerk, und ich war erstaunt, wie viel Wissen und Können nötig ist, um ein Dach fachgerecht und haltbar mit Stroh zu decken.
Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen und ihn auch richtig genossen. Nur einen Kritikpunkt habe ich anzumerken, und dabei geht es um die vielen Geheimnisse, die im Raum stehen bzw. die sich vor Maddie auftun. Jeder redet nur um den heißen Brei, und keiner spricht aus, was hinter verschiedenen Handlungen steckt. In gewisser Weise konnte ich Maddies Unmut verstehen, wenn sie vor dieser Mauer des Schweigens erst einmal kapitulierte oder auch mal etwas heftiger reagiert hat. Diese Geheimniskrämerei fand ich teilweise etwas übertrieben, und die Handlung wirkte dadurch auf mich künstlich in die Länge gezogen. Glücklicherweise hat es für mich den Lesefluss nicht behindert. Wenn mir das ganze Hin und Her mit „erzähle ich es oder erzähle ich es nicht?“ zu viel wurde, habe ich ein paar Seiten einfach etwas flüchtiger gelesen. Trotzdem war am Ende alles gut, und ich war insgesamt zufrieden mit der Story.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Guter zweiter Teil, leider mit unbefriedigendem Ende

Die Ärztin: Stürme des Lebens
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Die Geschichte der jungen Ärztin Rica geht weiter. Auch dieser zweite Teil, der die Jahre 1890 bis 1914 umfasst, bietet, neben seiner fiktiven Geschichte, wieder jede Menge an historischem Hintergrundwissen. ...

Die Geschichte der jungen Ärztin Rica geht weiter. Auch dieser zweite Teil, der die Jahre 1890 bis 1914 umfasst, bietet, neben seiner fiktiven Geschichte, wieder jede Menge an historischem Hintergrundwissen. Besonders die Rolle der Frau zur damaligen Zeit ist ein großes Thema, und an Ricas Beispiel erkennt man immer wieder, wie schwierig es damals war, als Ärztin Fuß zu fassen. Rica erfährt am eigenen Leib, wie abhängig sie ist und dass sie von der männlichen Ärzteschaft nicht ernst genommen wird. Ständig werden ihr Steine in den Weg gelegt, und einige Schicksalsschläge tun ein übriges, um ihr das Leben schwer zu machen. Manche ihrer Handlungen und Entscheidungen kann ich schon verstehen, aber einiges hat mir dann doch zu denken gegeben, ob es sich nicht hätte anders lösen lassen. Vor allem die zwischenmenschliche Ehrlichkeit lässt hier häufig zu wünschen übrig, und Ricas Schweigen lässt so manches Problem gefährliche Ausmaße annehmen. Aber letztendlich blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als so zu handeln, denn die Probleme, das falsche Schweigen, greifen länger in die Vergangenheit zurück.
Der Roman hat eine Vielzahl interessanter Charaktere zu bieten, die alle gut ausgearbeitet sind.
Die Handlung spielt zum Teil in München, aber auch weitgehend in Afrika und natürlich auch wieder in Berlin. Gerade die Zeit in Afrika ist sehr lebendig und farbig dargestellt, so dass man die Atmosphäre spüren und sich sehr gut in die Protagonisten hinein versetzen kann.
Man trifft „alte Bekannte“ wieder, im Positiven wie im Negativen, wobei für mein Empfinden manchmal doch der Zufall etwas zu stark bemüht wurde, beispielsweise wenn ich an Hennys folgenschwere Begegnung mit dem jungen Amerikaner denke.
Das Buch endet mit einem extremen Cliffhanger, der mir so gar nicht gefallen hat und den ich unnötig finde, denn ich lese zwar einerseits gerne Romanreihen, aber jedes Buch sollte doch einigermaßen in sich abgeschlossen sein. Das ist hier nicht der Fall, und so bleibt mir nichts übrig, als geduldig bis zum September abzuwarten, wenn der dritte und letzte Band erscheint.