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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 01.08.2004
  • ISBN: 9783548258850
Jo Nesbø

Rotkehlchen

Harry Holes dritter Fall
Als der norwegische Staatsschutz Hinweise auf ein geplantes Attentat auf den Thronfolger erhält, beginnt für Harry Hole ein Alptraum aus Lügen und Verrat. Die Spur der Verdächtigen führt in das dunkelste Kapitel norwegischer Vergangenheit: Eine Gruppe von Nazikollaborateuren hat im Untergrund ihr verhängnisvolles Netz gewoben und Harry sieht sich mit einem mörderischen Filz von Intrigen und Verblendung konfrontiert. Entdecken Sie auch MESSER, den neuen großen Kriminalroman um Kommissar Harry Hole!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2019

Spannend und historisch interessant

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Dies ist der dritte Fall für Harry Hole. Er fängt schon ganz spannend an, Harry ist zusammen mit dem Secret Service für die Sicherheit des amerikanischen Präsidenten während seines Besuchs in Oslo verantwortlich. ...

Dies ist der dritte Fall für Harry Hole. Er fängt schon ganz spannend an, Harry ist zusammen mit dem Secret Service für die Sicherheit des amerikanischen Präsidenten während seines Besuchs in Oslo verantwortlich. Dabei schießt er unwissentlich einen Agenten des Secret Services an, doch um dies zu vertuschen, wird er zum polizeilichen Überwachungsdienst versetzt. Und hier fängt der eigentliche Fall an. Es geht um den illegalen Import einer gefährlichen Spezialwaffe, die vor allem zur Nazizeit beliebt war und bevorzugt von Auftragskillern verwendet wird. Doch der Käufer soll ein alter Mann sein. Dies lässt Harry Hole aufhorchen.

Das Geschehen spielt auf zwei Zeitebenen und springt zwischen Gegenwart und Zweitem Weltkrieg hin und her. Die Zeitsprünge sind gelungen und man bekommt gleichzeitig einen historischen Eindruck über Norwegens Beteiligung am zweiten Weltkrieg, wovon mir Vieles auch noch neu war. Nesbo schafft es, die beiden Erzählstränge gekonnt miteinander zu verweben, wodurch ein spannender, einzigartiger Krimi entsteht.

Insgesamt ein sehr interessanter Fall, besonders durch die historischen Bezüge und Details.

Veröffentlicht am 24.07.2019

"Das Wagnis eingehen oder nicht...dieses ewige Dilemma."

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Der norwegische Polizist Harry Hole tut das Falsche aus den richtigen Gründen und wird weggelobt, um die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren. Da sein neuer Job aus einer Beförderung mit mehr Gehalt ...

Der norwegische Polizist Harry Hole tut das Falsche aus den richtigen Gründen und wird weggelobt, um die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren. Da sein neuer Job aus einer Beförderung mit mehr Gehalt und mehr Langeweile besteht, verbeisst er sich in eine Meldung, dass in einer ländlichen Gegend Schüsse gehört und Patronenhülsen gefunden wurden. Bei der Waffe handelt es sich um eine Märklin – das beliebteste Werkzeug für Attentate. Bald stochert Harry herum in einem Fall, der weit in die Vergangenheit Norwegens zurückreicht, in die Zeit der deutschen Besatzung, in der es zwar Widerstandsgruppen wie den Milorg gab, aber auch viele vom Nationalsozialismus begeisterte Norweger. Daher oder einfach zur Verteidigung der Heimat ("lieber Hitler als Stalin") meldeten sich viele Norweger freiwillig für Hitlers Armee. Die Jagd, auf die sich Hole begibt, ist hochspannend und gefährlich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Milorg
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausl%C3%A4ndischeFreiwilligeder_Waffen-SS#Norwegen
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/terje-emberland-ueber-die-norwegische-legion-14300344.html

"[Er] schrieb, dass der Neonazismus, der in ganz Europa während des wirtschaftlichen Aufschwungs der neunziger Jahre zurückgedrängt worden war, jetzt erneut mit frischer Kraft aufblühe. Ein Kennzeichen dieser neuen Welle sei, dass sie stärker ideologisch fundiert sei. Während es bei dem Neonazismus in den achtziger Jahren vor allem um Mut und Gruppenzugehörigkeit gegangen sei, mit uniformähnlicher Kleidung, rasierten Köpfen und archaischen Schlagworten wie "Sieg Heil", sei die neue Welle stärker organisiert. Sie habe einen finanzkräftigen Background und basiere nicht so sehr auf einzelnen vermögenden Anführern oder Sponsoren. Außerdem sei die neue Bewegung nicht bloß eine Reaktion auf bestimmte Phänomene der Gesellschaft, wie die Arbeitslosigkeit oder die Einwanderung ... . Es gehe ihr vielmehr auch darum, eine Alternative zur Sozialdemokratie aufzuzeigen. Das Stichwort sei Aufrüstung: moralisch, militärisch und rassenmäßig. Der Niedergang des Christentums wure als Beispiel für den moralischen Verfall angeführt, neben der Ausbreitung des HI-Virus und dem steigenden Drogenmissbrauch. Und auch das Feindbild sei teilweise neu: Die EU-Vorkämpfer, die die nationalen Grenzen und die Grenzen der Rassen durchbrächen, die NATO, die den russischen und slawischen Untermenschen die Hand biete, und der neue asiatische Kapitaladel, der die Rolle der Juden als Bankiers der Welt übernommen habe." Teil III Urias

So klar ließ das Autor Jo Nesbø eine seiner Figuren schreiben. Das Buch ist von 2000 (deutsche Übersetzuung 2003), und wenn man sich Deutschland 2019 ansieht, damals schon erschreckend deutlich in der Aussage, vor der mir viele heute den Kopf in den Sand zu stecken scheinen.

Harry Hole ist eine schwierige Person, Alkoholiker, meistens trocken, genial, aber nicht sehr talentiert im Umgang mit Menschen. Harry ist gut. So sieht er im Wald die Bäume, als er wegen der Patronenhülsen ermittelt:
"Nein, ich meine, ob ihr die vier Stümpfe dort hinten überprüft habt."
"Und warum sollten wir gerade die angucken?" ...
"Weil Märklin das größte Jagdgewehr der Welt produziert hat. Ein Gewehr von fünfzehn Kilo Gewicht lädt nicht gerade zum Schießen im Stehen ein. Man sollte also davon ausgehen, dass er sich hier auf dem Stein abgestützt hat. Das Märklin-Gewehr wirft die Hülsen auf der rechten Seite aus. Wenn die Hülsen also auf dieser Seite des Steins lagen, hat er in die Richtung geschossen, aus der wir gekommen sind. Es wäre also nicht erstaunlich, wenn er irgendein Zielobjekt auf den Stümpfen dort platziert hätte, nicht wahr?"

Nesbø lässt das Heute mit Harry Hole in den Jahren 1999 und 2000 wechseln mit der Perspektive eines alten Mannes, der eine Waffe kauft und sich zurückerinnert an die Kriegsjahre an der Ostfront und in Wien, ebenso aber mit verschiedenen anderen Protagonisten. Die Wechsel erfolgen dabei besonders im fortgeschrittenen Teil des Buch oft rasant:
"Noch einmal sah er auf seine Uhr. Wo, zum Teufel, blieb er?
Bernt Brandhaug drehte das Glas in seiner Hand und sah erneut auf seine Uhr.
Wo, zum Teufel, blieb sie?"
... der Wechsel kommt hier vor Bernt Branthaug. Das erfordert Konzentration, peitscht aber auch die Spannung hoch.

Dazu kommen die persönlichen Verwicklungen, zum einen ist Harry tief betroffen wegen Ellen, zum anderen trifft ihn Amors Pfeil höchst unerwartet. "Er hatte Lust, sie zu fragen, wohin sie musste, wo sie arbeitete, ob ihr der Job gefiel, was sie sonst noch mochte, ob sie einen Lebensgefährten hatte, ob sie sich vorstellen könne, mit ihm auf ein Konzert zu gehen, auch wenn es nicht Raga wäre." Nach einer Stunde neben einer Frau, von der er nicht einmal den Namen weiß…

Insgesamt fand ich das ganze ein rundes Paket, ich habe dazu etwas Norwegen und den Zweiten Weltkrieg gelernt, da ich vorher nur über die Besatzung wusste, nicht jedoch über die Freiwilligen. Ich höre zufällig parallel ein Buch mit dem gleichen Setting, Norwegen, heute, damals, Widerstand und Nationalisten, und bin gespannt auf den Vergleich (Gard Sveen). Die Romanze von Hole war mir nicht zu dominant, die einzelnen Stränge wurden für mich zufriedenstellend aufgelöst, etwas mit dem Gefühl von „das gab es ja EIGENTLICH ausreichend Andeutungen“… Ich halte das gut für eine Leserunde geeignet, weil viele Punkte aufgeworfen werden, die sich für eine Diskussion eignen, zu Schuld, Verantwortung, Verpflichtungen aus Liebe. Darüber hinaus gibt es Stränge, über die der Leser besser Bescheid weiß, als die überlebenden Protagonisten, und die zum Teil unaufgeklärt bleiben – auch das wirft Fragen auf (der „Prinz“, Rakel, Brandhaug). Einzig die etwas übereinandergeschachtelte psychologische Komponente bezüglich des Täters und seiner Motivation, das war mir etwas zu dick, wenn auch in sich logisch durchgezogen. 4 ½ Sterne.

Veröffentlicht am 05.03.2024

Gutes Buch

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Dieses Mal befinden wir uns tatsächlich in Norwegen. Nach einem Vorfall wird der Kommissar vom Dienst erst einmal abgezogen. Was ihn nicht davon abhält einem Fall der damit zusammenhängt nachzugehen. Nur ...

Dieses Mal befinden wir uns tatsächlich in Norwegen. Nach einem Vorfall wird der Kommissar vom Dienst erst einmal abgezogen. Was ihn nicht davon abhält einem Fall der damit zusammenhängt nachzugehen. Nur sitzt der Feind auch in den eigenen Reihen…
Wow was für ein Fall! Sehr komplex und sehr nervenaufreibend. Wenn der Autor etwas kann, dann mit Schreib- und Erzählstil hochspannende Geschichten erzählen. Harry Hole wie immer mit seinen Eskapaden mehr oder weniger vertreten jagt einen Täter mit Nazi-Vergangenheit. Das Ganze ist sehr komplex und vielschichtig, so dass ich das ein oder andere Mal mit den Namen etwas durcheinandergekommen bin und nicht mehr ganz folgen konnte. Dennoch ist Spannung pur geboten und die Nazi-Thematik bietet hier sehr viel Stoff. Anders als in den vorherigen Fällen, haben wir hier auch immer Zeitsprünge an die Front integriert. Das bringt Abwechslung und zeigt Hintergründe der Protagonisten und auch des Täters näher. Die Wendungen in diesem Fall überschlagen sich teilweise schon und alles geschieht manchmal etwas sehr schnell. Bei diesem Buch hat mir die Verknüpfung zwischen Titel und Fall wirklich sehr gut gefallen. Nicht wie es auf den ersten Blick scheint, denn man muss ein zweites Mal hinsehen. Wie schon gesagt ist alles sehr verzweigt und die Dramatik kommt auch auf ihren Höhepunkt. Da habe ich mir schon, dass ein oder andere Tränchen verdrücken müssen. Weil in diesem Fall die Emotionen tatsächlich durch die Zeilen spürbar waren. Das passiert bei diesen Büchern nicht häufig und muss in meinen Augen auch nicht sein. Aber an dieser Stelle war es genau richtig und sehr bewegend. Wie immer führt der Autor den Leser etwas an der Nase herum, weswegen das Ende natürlich nicht so kommt wie man es vielleicht erwartet.
Insgesamt ein solider, spannender Thriller der 4 von 5 Sternen verdient.

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