Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2019

Das brave Mädchen vom Lande trifft auf die Realität der großen Stadt

OMG, diese Aisling!
0

Die achtundzwanzigjähige Aisling wohnt im irischen Dörfchen Ballygobbard bei ihren Eltern und pendelt jeden Tag für ihren Job in die Hauptstadt Dublin. Sie hofft sehr darauf, dass ihr langjähriger Freund ...

Die achtundzwanzigjähige Aisling wohnt im irischen Dörfchen Ballygobbard bei ihren Eltern und pendelt jeden Tag für ihren Job in die Hauptstadt Dublin. Sie hofft sehr darauf, dass ihr langjähriger Freund John ihr endlich einen Heiratsantrag macht und mit ihr zusammenzieht. Um der Sache einen Schubs zu geben, arrangiert sie extra einen Teneriffa-Urlaub im Winter. Dort macht John ihr aber deutlich, dass er ihr die Frage der Fragen in absehbarer Zeit nicht stellen wird. Wütend und enttäuscht trennt Aisling sich von ihm und nimmt kurze Zeit später das Angebot ihrer Kollegin Sadhbh an, in ihre WG zu ziehen. Sadhbh ist ebenso wie die zweite Mitbewohnerin Elaine ganz anders als die Frauen im Dorf. Doch während Aisling noch dabei ist, sich an ihr neues Leben als Stadtbewohnerin zu gewöhnen, erhält sie schlechte Nachrichten aus der Heimat.

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, in dem sich zwei Frauen auf einer Hochzeitsfeier über Aisling und Frauen wie sie unterhalten: Vernünftige Mädchen vom Land, die Ordnung, Praktikabilität und Sicherheit schätzen. Die beiden finden solch ein Leben nett, aber langweilig, und machen sich darüber lustig, während Aisling sie in der Toilettenkabine belauscht.

Danach lernte ich Aisling ausführlicher kennen. Sie führt ein durchschnittliches, braves Leben und manche ihrer Ansichten brachten mich zum Schmunzeln. Zum Beispiel verschenkt sie Supermarkt-Chips, weil sie so praktisch sind, lässt keine Rabattaktion aus und sucht auch in der Stadt wirklich immer einen ordnungsgemäßen Parkplatz. Allerdings wird ihr ganzer Charakter so stark überzeichnet, dass ich nicht richtig warm mit ihr wurde. Zum Beispiel fand ich ihre Versuche, ihren Kollegen in Sachen Büroverhalten Manieren beizubringen, eher nervig. Sie treibt Ordnungswahn und Gewissenhaftigkeit auf die Spitze und hat für ihr Alter eine wirklich naive Weltsicht.

Das erste Drittel des Buches dreht sich vor allem darum, dass Aisling einen Heiratsantrag von ihrem Freund will, obwohl für den Leser schon nach den ersten Seiten klar ist, dass dieser nicht kommen wird. Später geht es hauptsächlich um Aislings Liebeskummer. So zieht sich der Start in die Länge, während ich auf den im Klappentext angekündigten WG-Einzug wartete und hoffte, dass er eine Weiterentwicklung bei Aisling auslöst.

Endlich zieht Aisling in die WG, doch schon nach den ersten unterhaltsamen Gesprächen mit ihren neuen Mitbewohnerinnen rückt ein Handlungsstrang in den Vordergrund, mit dem ich nicht gerechnet habe. Ich möchte an dieser Stelle eine Triggerwarnung für das Thema schwere Erkrankung im engsten Familienkreis aussprechen. Hier gab es viele traurige und bedrückende Momente.

Schließlich geht es für eine Weile mehr um die WG und Aisling wird ein bisschen lockerer, bleibt im Kern aber das brave Mädchen, das staunt, was andere für verrückte Dinge tun. Auf eine richtige Liebesgeschichte wartete ich leider vergebens. Es gibt viel Hin und Her und die Konsequenz aus all dem hat mich enttäuscht. Kurz vor dem Ende erwischte mich die Handlung rund um die Erkrankung noch einmal so eiskalt, dass ich Seiten überspringen musste.

Letztendlich hatte ich das Gefühl, dass sich die Geschichte nicht entscheiden kann, was sie sein will: Emotionaler Liebesroman? Humorvoller WG-Roman? Rührende Familiengeschichte? So ist es von allem etwas und nichts so richtig geworden. Aisling ist ein braves Mädchen mit einigen Ticks, in denen man sich hier und da selbst wiederfindet. Doch ihre geballte Naivität ließ mich immer wieder die Augen verdrehen. Für mich war es eine stellenweise amüsante, aber insgesamt sehr durchmischte Lektüre.

Veröffentlicht am 13.06.2019

Ein Selbsterfahrungsbericht über Mieten und Kaufen, der mir zu ausschweifend war

Ein Haus auf dem Land / Eine Wohnung in der Stadt
0

Jan Brandt lebt als Autor in Berlin. Als ihm seine aktuelle Wohnung, in der er schon mehrere Jahre lebt, aufgrund von Eigenbedarf gekündigt wird, muss er sich wieder auf die Suche begeben. Dabei muss er ...

Jan Brandt lebt als Autor in Berlin. Als ihm seine aktuelle Wohnung, in der er schon mehrere Jahre lebt, aufgrund von Eigenbedarf gekündigt wird, muss er sich wieder auf die Suche begeben. Dabei muss er feststellen, dass sich die Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt seit seiner letzten Suche deutlich verschärft hat. In dieser Zeit überlegt er auch, in sein Heimatdorf Ihrhove in Ostfriesland zurückzukehren und dort ein Haus zu kaufen. Als er entdeckt, dass der Hof seiner Vorfahren zum Verkauf angeboten wird, überlegt er, zuzuschlagen. Doch das Gebäude ist stark renovierungsbedürftig und der Kredit wäre eine große Belastung, wenn überhaupt einen erhält.

Mir hat die Idee sehr gefallen, das Buch als Wendebuch zu gestalten und damit zwei Gegensätze gegenüberzustellen. Das führte aber auch zur ersten großen Frage vor dem Lesen: Womit starte ich? Dem Haus auf dem Land oder der Wohnung in der Stadt? Ich entschied mich für die etwas dünnere Haus-Geschichte. Ich bin selbst auf dem Land aufgewachsen und habe eine schöne und bezahlbare Wohnung in einer Großstadt zu gefunden. Insofern war ich neugierig, welche Erfahrung der Autor mit Stadt und Land gemacht hat.

Zu Beginn der Haus-Geschichte holt Jan Brandt weit aus und erzählt in nüchternem Ton die Geschichte seiner Vorfahren und eine Episode, in der er in Amerika ein Haus seiner Vorfahren besucht hat. Es folgt die Geschichte rund um den Hof seiner Vorfahren in Ostfriesland. Fakten über Fakten erwarteten mich, die mir den Einstieg nicht leicht machten. Erst nach 50 Seiten kommt der Autor im Jahr 2016 an, in dem er entdeckt, dass der Hof zum Verkauf steht. Er berichtet davon, wie er abwägt, ob er das Geld auftreiben kann und sich die Investition wirklich lohnt.

Die Geschichte rund um das Haus ist eigentlich schnell erzählt. Dass sie trotzdem auf über 180 Seiten kommt liegt daran, dass alles sehr ausschweifend erzählt wird. Da gibt es zum Beispiel seitenweise Geplauder mit den alten Klassenkameraden ebenso wie 30 Seiten pure Auflistung historischer Ereignisse, die seit dem Bau des Hofs geschehen sind. Ohne Jahreszahlen. Das ist ein künstlerischer Ansatz, aber Lesen wollte ich das Kapitel dann doch nicht.

Die Haus-Geschichte ein paar interessante Feststellungen rund um die Veränderung der Wohn- und Geschäftssituation auf dem Land bereit, hat mich insgesamt aber gelangweilt, weshalb ich meine Hoffnungen auf die Stadt-Geschichte setzte. Diese hat mir tatsächlich besser gefallen, denn Storys rund um Wohnungsbesichtigungen zeigen immer wieder anschaulich, wie weit der Mietirrsin gekommen ist.

Der Autor gibt Einblicke, in welchen Wohnungen in Berlin er früher gewohnt hat, was er 2016 an seiner aktuellen Wohnung so schätzt und weshalb er die Kündigung nicht hinnehmen will. Man begleitet ihn auf zahlreichen Besichtigungen ebenso wie beim Versuch, Beweise für die Hinfälligkeit der Kündigung zu sammeln. Bei letztem wird vor allem erzählt, wie er sich auf die Lauer legt, um seinem Vermieter nachzuweisen, dass der woanders wohnt als angegeben. Trotz interessanterem Inhalt kommt auch hier das große Manko des Buches wieder zum Tragen: Die Ausführlichkeit. Die Erlebnisse des Autors, während er stundenlang herumsteht und wartet, sind zwar ein gutes Symbol für seine Verzweiflung, aber inhaltlich nicht sonderlich lesenswert.

Aus der Stadt-Geschichte nehme ich insgesamt noch mehr Erkenntnisse mit als aus der Haus-Geschichte. Unterm Strich ist dieser Selbsterfahrungsbericht für meinen Geschmack jedoch viel zu ausschweifend geraten, weshalb ich knappe drei Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Und dann ist das Wasser weg

Dry
0

Alyssa lebt in Kalifornien, wo schon seit einer Weile Wasserknappheit herrscht. Doch kaum jemand hat damit gerechnet, dass an einem Tag im Sommer die Wasserzufuhr einfach abgedreht wird. Niemand weiß, ...

Alyssa lebt in Kalifornien, wo schon seit einer Weile Wasserknappheit herrscht. Doch kaum jemand hat damit gerechnet, dass an einem Tag im Sommer die Wasserzufuhr einfach abgedreht wird. Niemand weiß, wie lange der Zustand anhalten wird, doch alle wissen, dass sie sich dringend mit Wasser versorgen müssen. Da aufgrund einer anhaltenden Dürre fast alle Seen ausgetrocknet sind, sind die Möglichkeiten begrenzt. Erste verzweifelte Menschen, die nicht vorgesorgt haben, werfen schon bald ihre Moral über Bord. Auch Alyssa und ihre Familie müssen bald mehr Wasser beschaffen, während die McCrackens von nebenan sich seit Jahren auf eine Krise wie diese vorbereitet haben und nicht bereit sind, zu teilen. Die Lage spitzt sich immer weiter zu…

Von Neal Shusterman habe ich bislang die Vollendet-Reihe gelesen, deren dystopisches Zukunftsszenario ich interessant fand. In diesem Buch wendet er sich gemeinsam mit seinem Sohn den Folgen eines großflächigen Wassermangels und damit einem klassischeren dystopischen Thema zu. Die Geschichte beginnt aus der Perspektive von Alyssa, die eines Tages feststellen muss, dass aus dem Wasserhahn kein Wasser mehr kommt. Da ihre Familie wie viele andere von einem vorübergehenden Problem ausgeht bleibt sie erst einmal ruhig und fährt erst Stunden später zum Supermarkt, um mehr Wasser zu besorgen.

Mir ist es schwer gefallen, in die Geschichte hineinzukommen, da ich das Verhalten der Charaktere nicht nachvollziehen konnte und jede Menge Fragen hatte. Warum denken sie erst nach Stunden daran, Wasser einzukaufen? Warum kippen sie Eis in die Badewanne, anstatt es in Plastik verpackt zu lassen? Warum kaufen sie nicht Dinge wie Obstkonserven, in denen sich auch Wasser befindet? Überhaupt fehlten mir in diesem Buch Informationen zum Hintergrund der Katastrophe. Wieso hat der Staat keine Vorbereitungen getroffen? Und was ist mit Quellen und Brunnen passiert - gibt es überhaupt kein Grundwasser mehr?

Fragen über Fragen, die mir im Kopf herumspukten, während die Handlung ihren Lauf nimmt. Alyssa und ihr Bruder Garrett müssen bald ihr Haus verlassen, um sich auf die Suche nach Wasser zu begeben. Einige Kapitel sind außerdem aus der Sicht ihres Nachbarn Kelton geschrieben. Sein Vater will zwar kein Wasser abgeben, doch Kelton, der schon lange heimlich in Alyssa verliebt ist, sucht trotzdem nach Wegen, ihnen zu helfen. Später kommen noch zwei weitere Jugendliche ins Spiel, die mit der Situation auf ganz andere Art und Weise umgehen. Ich fand die Auseinandersetzung mit der Frage, wie verschiedene Charaktere sich in Extremsituationen verhalten, interessant. Das Buch fokussiert sich auf die zwischenmenschliche Dynamik und als Leser verfolgt man gespannt, ob ein Zusammenhalten funktioniert oder sich ab einem gewissen Punkt doch jeder selbst der nächste ist.

Weil die Charaktere ständig Pech haben oder zwischen die Fronten geraten, spitzt sich die Situation immer weiter zu. Allerdings laufen die Dinge so gewollt schief, dass es auf mich einen sehr konstruierten Eindruck machte. Es gibt viele dramatische Szenen, die zeigen sollen, was eine Wasserknappheit in kürzester Zeit auslösen kann. Dabei ist das Buch vor allem effekthascherisch und lässt Fingerspitzengefühl vermissen.

Die Stärke der Geschichte ist die Auseinandersetzung mit dem Verhalten unterschiedlicher Charaktere in einer Ausnahmesituation. Jedoch wirkte der Handlungsverlauf zu gewollt und für meinen Geschmack gab viel zu wenige Hintergrundinformationen. Für mich ist „Dry“ deshalb eine durchschnittliche Dystopie mit wenig Potential, mir länger im Gedächtnis zu bleiben.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Konnte mich nicht so recht packen

Weil es Liebe ist
0

In „Weil es Liebe ist“ von Christina Lauren lebt Holland Bakker seit ihrem Studienabschluss in Kreativem Schreiben in New York. Weil ihr aber jeglicher Ansatz für eine Geschichte, fehlt arbeitet sie als ...

In „Weil es Liebe ist“ von Christina Lauren lebt Holland Bakker seit ihrem Studienabschluss in Kreativem Schreiben in New York. Weil ihr aber jeglicher Ansatz für eine Geschichte, fehlt arbeitet sie als T-Shirt Verkäuferin und Fotografin am Broadway. Den Job hat Hollands Onkel ihr verschafft, dessen höchst erfolgreiches Stück dort inszeniert wird. Als der wichtigste Musiker des Stücks abspringt, kommt ihre Chance, sich wirklich nützlich zu machen. Seit Monaten macht sie nämlich Umwege, um einem begabten Gitarristen zu lauschen, der in der U-Bahn spielt und in den sie sich verliebt hat, ohne überhaupt seinen Namen zu kennen. Der kann beim Vorspielen tatsächlich überzeugen, doch sein Visum ist schon lange abgelaufen. Im Versuch, ihrem Onkel zu helfen, schmiedet Holland einen Plan mit weitreichenden Konsequenzen.

Die Grundidee des Buches, dass die Protagonistin sich in einen Straßenmusiker verliebt und versucht, ihm zu Ruhm zu verhelfen, hat mir gefallen. Holland als Protagonistin ist zu Beginn des Buches eher zurückhaltend und weiß nicht recht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Ihre Wohnung und ihren Job hat sie nur dank ihrer beiden Onkel, denn seit ihrem Studienabschluss hat sie nichts mehr zu Papier gebracht. Die Art und Weise, auf die sie sich nun nützlich machen will, ist gewagt, wird aber unterhaltsam beschrieben. Ich erwartete eine romantische, etwas kitschige und leichte Geschichte für Zwischendurch. Allerdings eiern Holland und ihr Love Interest für meinen Geschmack viel zu lang umeinander herum und sprechen sich nie richtig aus. Dem geschuldet sind auch sämtliche Krisen, die gemeistert werden müssen. Hollands Selbstverwirklichung bekommt nur wenig Platz und wird sehr zügig abgehandelt. Zwar bietet die Story jede Menge Gelegenheiten, um den ach so perfekten männlichen Protagonisten anzuschmachten. Mit der Abwesenheit jeglicher Ecken und Kanten und dem Hang zur Erfüllung wirklich aller Träume konnte sie mich aber nicht packen.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Kommt nicht an den Vorgängerband rund um Star heran

Die Perlenschwester
0

In „Die Perlenschwester“ von Lucinda Riley begleitet der Leser die vierte Schwester CeCe auf ihrer Reise zu ihren Wurzeln. Ihr Vater hat ihr den Hinweis hinterlassen, ihre Recherchen mit der Geschichte ...

In „Die Perlenschwester“ von Lucinda Riley begleitet der Leser die vierte Schwester CeCe auf ihrer Reise zu ihren Wurzeln. Ihr Vater hat ihr den Hinweis hinterlassen, ihre Recherchen mit der Geschichte einer bekannten Australierin zu beginnen. Doch CeCe schiebt die Suche immer wieder auf. Für meinen Geschmack dauerte es zu lange, bis die Suche richtig in Schwung kam. Ich hätte den ganzen Handlungsstrang rund um ihre Erlebnisse in Thailand nicht vermisst. Die Recherche vor Ort war dann nicht sonderlich herausfordernd, hielt aber einige schöne Überraschungen bereit. In Rückblenden geht es in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, wo die Geschichte einer starken Frau erzählt wird, die sich zu behaupten weiß. Ihre wegweisenden Entscheidungen fand ich aber nicht immer nachvollziehbar. Das Buch liest sich flott und machte mir CeCes Innenleben begreiflich, kommt für mich aber nicht an den Vorgängerband rund um ihre Schwester Star heran.