Furios!
River of ViolenceEs geht ordentlich zur Sache in River of Violence. Das Buch ist sicher nichts für Leser mit gewissen Triggern oder allzu schwache Nerven. Die Handlung ist nicht weichgespült oder an ein Publikum U18 angepasst, ...
Es geht ordentlich zur Sache in River of Violence. Das Buch ist sicher nichts für Leser mit gewissen Triggern oder allzu schwache Nerven. Die Handlung ist nicht weichgespült oder an ein Publikum U18 angepasst, ist aber auch nicht so knacketrocken und melancholisch angehaucht wie manch ein Krimi oder Thriller aus der Spiegel-Bestsellerliste. Sie konnte mich durchweg fesseln und abholen, teilweise sogar richtiggehend schocken!
Besonders sind die rückblickenden Kapitel in Form von Zeitsprüngen, die sich mit der erzählenden Figur abwechseln. Dies mag sicher nicht jedermanns Geschmack sein, wird dadurch der Lesefluss strapaziert und man muss sich immer wieder von neuem auf das Erzählte einlassen. Ich finde, dass die Zeitsprünge zur Geschichte passen, da sie – passend zum jeweiligen Aufhänger des Kapitels – dem Leser Hintergrundwissen vermitteln und so die Beweggründe der Charaktere näher bringen. Der Aufbau ist auf jeden Fall ‚bold‘, da das Buch mit Sicherheit sich nicht einfach locker flockig runter lesen lässt und den Leser durchweg fordert.
Es werden sperrige, unangenehme Themen angesprochen, ohne dabei ins Klischee abzudriften oder an Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Es geht ordentlich zur Sache, die Protagonisten haben auf jeden Fall keine Samthandschuhe an! Ein Ereignis jagt das nächste und man kommt kaum zum Luftholen, da auch die erwähnten Zeitsprünge keine Atempause bieten. Die Szenen sind dabei sehr explizit, was mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack ist. Für mich hat der rohe Stil zu Story und Charakteren gepasst, alles andere wäre für mich unglaubwürdig gewesen.
Gleiches gilt für die Protagonisten. Auch hier gibt es keine angepassten, überhöhten Charaktere. Diese sind vielmehr durch ihre Lebenserfahrung geprägt und lassen sich dadurch nicht einfach in Gut und Böse einteilen. Die Autorin schafft es dabei, dass man als Leser die Beweggründe aufgrund der Lebensumstände der Charaktere nachvollziehen kann. Alle sind geprägt durch erlebte Gewalt, wobei im Buch deren diverse Erscheinungsformen thematisiert werden.
Besonders gut hat mir dabei der Fokus auf den Frauen gefallen, die in unserer Gesellschaft allzu oft Opfer von Unterdrückung, Gewalt und gesellschaftlichen Zwängen sind. Hier wird aufgezeigt, dass diejenigen, die bisher keine Wahl hatten, sich diese Möglichkeit der Wahl zurückkämpfen und für sich selbst einstehen. Das Buch ist für mich ein wichtiges Statement zum Thema Empowerement mit dem entsprechenden Twist, dass ausgelebter Sexismus oft eine Schwäche des Gegenübers ist und gegen ihn verwendet werden kann. Grandios!