Ungewöhnliche Idee
Fallende StadtAngefixt von dem wundervollen Cover, erwartete ich eine spannende SciFi-Story. Nach den ersten paar Seiten war klar: der Plot geht eher in Richtung Dystopie. Allerdings mit einem wirklich ungewöhnlichen ...
Angefixt von dem wundervollen Cover, erwartete ich eine spannende SciFi-Story. Nach den ersten paar Seiten war klar: der Plot geht eher in Richtung Dystopie. Allerdings mit einem wirklich ungewöhnlichen Setting, nämlich der Fallenden Stadt. Diese schwebt vollkommen von der Erde über derselben und die Bewohner sind wirklich in dieser ganz eigenen Sphäre gefangen. Es gibt eine königliche Herrscherfamilie und das Leben in der Stadt läuft nach strikten Regeln ab. Als plötzlich ein Mord geschieht – der erste seit Jahrzehnten – gerät das wohlgeordnete Internment auf einmal aus den Fugen.
Erzählt wird die Geschichte von Morgan und ihren Freunden.
Die Clique um Morgan besteht aus den unterschiedlichsten Charakteren, wodurch man einen vielfältigen Einblick ins Leben auf Internment bekommt. Die dortige Gesellschaft untersteht strengen Regelungen, so werden früh die Kinder nach gewissen Kriterien miteinander verlobt und es gibt eine Art Warteliste, bei der man sich darum bewerben muss, um ein Kind in die Welt setzen zu dürfen. Alles ist reguliert, für individuelle Entfaltung ist eigentlich kein Raum.
Dennoch gibt es zu Beginn des Buches keine offene Kritik, kein Aufbegehren gegen das System. Stattdessen gibt es die Springer, verrückt gewordene Menschen, die dem Rand von Internment zu nahe gekommen sind und dadurch den Verstand verloren haben. Sie sind gesellschaftlich stigmatisiert. Morgans Bruder ist in seiner Vergangenheit dem Rand ebenfalls zu nahe gekommen und hat immer noch an den Folgen zu tragen. Unterstützt wird er von seiner Frau und der Familie. Sein Schicksal hängt immer wie ein drohender Schatten über Morgan, es besteht immer unterschwellig die Gefahr, dass es erneut Auswirkungen auf sie und ihre Familie geben könnte.
Besonders gut gefallen haben mir die an passenden Stellen geschickt eingebauten „Rückblenden“, quasi passend zu einem Stichwort gewählte kurze Erzählungen aus Morgans Vergangenheit. Dies hat dem Buch die entsprechende Tiefe verliehen und die Geschichte um Internment authentisch werden lassen. Man hat die komplex erdachte Welt besser verstanden und dennoch blieb eine gewisse Spannung aufrecht erhalten – nämlich dass man als Leser den Eindruck hatte, dass es da noch so viel mehr zu erfahren gibt!
Die Grundstimmung des Buches ist trotz des vorhandenen Spannungsbogens eher ruhig angelegt, ja manchmal sogar fast poetisch, etwa wenn der Gewaltherrschaft und der Unterdrückung ein mechanischer Vogel als Ausweg dienen soll. Ungewöhnliche Ideen, die der gängigen Grundidee einen besonderen Pfiff verliehen haben und die für Lesespaß gesorgt haben.
Der rote Faden in Form des ersten Mordfalls seit Generationen auf Internment ist der Stein, der die Handlung ins Rollen bringt und durch den Morgan dazu kommt, ihr Leben und das System Internment zu hinterfragen. Dabei stellt sich heraus, dass sie nicht die einzige mit kritischen Gedanken ist und sie dadurch selbst ins Visier der Herrschaftsfamilie gerät.
Im Buch stecken also klassische Elemente einer Dystopie gemixt mit einer recht neuen, nach dem ersten Band noch nicht ganz aufgeklärten Grundidee. Hier ist definitiv noch Luft nach oben und ich hatte nach dem Lesen das Gefühl, dass der erste Band die weiteren Folgebände quasi vorbereitet hat. Geendet hat der erste Teil trotz der ruhigen Grundstimmung recht furios, sodass man als Leser natürlich wissen will, wie es denn nun weitergeht.