Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2017

Deine Schwester gilt 13 Jahre lang als vermisst. Dann gibt es Neuigkeiten.

Falsche Schwestern
0

Seit 13 Jahren gilt Faiths Schwester Laurel als vermisst. Entführt von einem Fremden am helllichten Tag aus dem heimischen Sandkasten konnte sie trotz einer großangelegten Suchaktion und hoher medialer ...

Seit 13 Jahren gilt Faiths Schwester Laurel als vermisst. Entführt von einem Fremden am helllichten Tag aus dem heimischen Sandkasten konnte sie trotz einer großangelegten Suchaktion und hoher medialer Aufmerksamkeit nicht gefunden werden. Faith stand in all den Jahren im Schatten ihrer Schwester, die meisten Leute interessierten sich nur für sie, weil sie die Schwester der Vermissten ist. Doch dann taucht ein Mädchen bei der Polizei auf, die Laurels heißgeliebten Bären Barnaby dabei hat. Endlich hat Faith ihre große Schwester wieder. Doch in 13 Jahren hat sich vieles verändert. Wie wird es für die Familie nun weitergehen?

Zu Beginn des Buches lernt man Faith kennen, über deren Familie seit 13 Jahren ein dunkler Schatten liegt. Das Verschwinden ihrer Schwestern hat bleibende Spuren hinterlassen. Damals gab es eine enorme mediale Aufmerksamkeit, und so tauchen auch heute noch immer wieder Berichte in der Presse auf, die Faith, ihre Eltern und ihr Umfeld ständig daran erinnern, was passiert ist. Dabei mag es Faith überhaupt nicht, wenn Leute sich nur wegen des Geschehenen für sie interessieren.

Nach einem kurzen Einblick in Faiths Leben und Gedankenwelt kommt auch schon die Nachricht, die alles auf den Kopf stellt: Laurel ist aufgetaucht! Wie reagiert eine Familie nach Jahren der Ungewissheit auf solch eine Nachricht? Welche Person ist aus Laurel geworden? Kann sie sich wieder in die Familie einfügen? Ich brannte darauf, die Antworten auf diese Fragen zu erfahren und ließ mich mitreißen von den ersten Momenten nach Erhalt dieser Nachricht, der ersten Begegnung, der ersten Pressekonferenz.

Von echten Fällen aus der Vergangenheit, über welche die Medien berichtet haben, wusste ich, wie schwierig es für Entführungsopfer sein kann, in die Familie und Gesellschaft zurückzukehren. Ich war gespannt, wie diese fiktive Familie die Herausforderung meistern wird. Für die Presse ist das Happy End des Entführungsdramas natürlich gefundenes Fressen. Das Buch setzt sich intensiv damit auseinander, wie sich das für die Beteiligten anfühlen muss. Das fand ich allerdings nicht allzu spannend und überraschend, da man in der Realität in den Medien allzu oft genau das erlebt: Persönliche Geschichten, die wochenlang ausgeschlachtet werden.

Das Buch gibt umfassende Einblicke in Faiths Gedanken- und Gefühlswelt während der Ereignisse. Sie ist glücklich über die Rückkehr ihrer Schwestern, steht nun aber noch stärker in ihrem Schatten als je zuvor, was bei ihr auch negative Gefühle auslöst. Das konnte ich nachvollziehen, doch wirklich nahe fühlte ich mich ihr nicht. Ihren Freund fand ich leider nicht sonderlich sympathisch und ihre beste Freundin blieb relativ blass. Am Besten gefallen hat mir Michel, der neue Lebensgefährte von Faith’s Vater, der mit seiner klugen und umsichtigen Art immer die richtigen Worte gefunden hat.

Der größte Knackpunkt des Buches war für mich, dass ich sehr früh wusste, worauf das Buch hinauslaufen wird. Dezente Hinweise nehme ich oft nicht war und bewundere dann im Rückblick ihre geschickte Platzierung. Doch in diesem Buch sind Andeutungen so offensichtlich platziert, dass ich sie gar nicht überlesen konnte. Dadurch hat das Buch für mich leider sehr viel von seinem Reiz eingebüßt. Zum Ende hin werden schließlich auch noch Entscheidungen getroffen, die für mich nicht zu den Charakteren passten, die ich bis dato kennengelernt hatte. Die berührende Offenbarung eines allwissenden Erzählers hat mich dann aber versöhnlich stimmen können – ein ganz starker Abschluss für ein eher durchwachsenes Buch.
„Falsche Schwestern“ lässt mich zwiegespalten zurück. Die Autorin schreibt über ein wichtiges Thema und gerade die ersten Momente nach dem Auftauchen der Vermissten konnten mich mitreißen. Das Buch besitzt interessante psychologische Komponenten, doch der Verlauf war für mich früh vorhersehbar, weshalb es mich nicht so recht fesseln konnte. Ich vergebe deshalb solide 3 Sterne für dieses Buch über das Auffinden eines Entführungsopfers nach über einem Jahrzehnt und dessen Konsequenzen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterwegs in der Welt der Bücher

Die Buchspringer
0

In den Sommerferien beschließen Amy und ihre Mutter Alexis spontan, Amys Großmutter Lady Mairead auf der schottischen Insel Stormsay zu besuchen. Diese hat Alexis nicht mehr gesehen, seit sie schwanger ...

In den Sommerferien beschließen Amy und ihre Mutter Alexis spontan, Amys Großmutter Lady Mairead auf der schottischen Insel Stormsay zu besuchen. Diese hat Alexis nicht mehr gesehen, seit sie schwanger mit Amy war und abgehauen ist. Auf der Insel angekommen, verlangt Lady Mairead, dass Amy in das Familiengeheimnis eingeweiht wird: Ihre Familie verfügt über die Gabe, in Bücher springen zu können. Auch wenn Alexis nur wenig begeistert ist, möchte Amy einen Sprung versuchen – und findet sich schon kurze Zeit später im Dschungelbuch wieder. Doch irgendetwas geht in der Buchwelt vor sich: Ein Dieb treibt sein Unwesen und bringt Geschichten völlig durcheinander. Kann Amy der Buchwelt helfen?

Als ich den Klappentext des Buches zum ersten Mal las, war ich sofort begeistert. Ein Buch über Bücher kann ich mir nicht entgehen lassen! Entsprechend neugierig startete ich in die Geschichte und fand mich gleich mitten im Geschehen wieder. Alexis und Amy treffen auf der winzigen schottischen Insel Stormsay ein und Amy trifft zum ersten Mal auf ihre Großmutter, die nicht das geringste Problem damit hat, dass die beiden nach Jahren einfach so vor ihrer Türe stehen. Sie ist nur daran interessiert, dass Amy über ihre Gabe erfährt und baldmöglichst am Unterricht für Buchspringer teilnimmt.

Schon nach wenigen Seiten lernte ich gemeinsam mit Amy Will und Betsy kennen, die Buchspringer der einzigen anderen Familie, die über die Gabe verfügt. Diese demonstrieren Amy kurz das Buchspringen, und schon findet sich auch Amy in der Buchwelt wieder und macht so manche interessante Bekanntschaft. Amys Bekanntschaften mit den verschiedensten Buchfiguren lassen sicherlich das Herz jedes Buchliebhabers höher schlagen – wer würde nicht gerne an ihrer Stelle sein? Gleichzeitig wurde mir aber viel zu wenig erklärt. Unter dem Motto „Die Gabe funktioniert eben einfach“ wird das hinein- und hinausspringen, vorblättern, Geschichtenwechseln, Geschichten umschreiben und so weiter nicht näher erläutert, sondern man muss es als Leser einfach so hinnehmen.

Durch den mysteriösen Dieb in der Buchwelt und den Fund einer Leiche kommt bald Spannung in die Geschichte. Der Dieb hastet in Windeseile durch die verschiedensten Geschichten, während Amy und ihre neuen Buchfreunde Werther und Shir Khan ihm auf den Fersen sind. Dabei macht man im Schnelltempo interessanteste Bekanntschaften mit unterschiedlichsten Buchfiguren, bevor man sich auch schon in der nächsten Geschichte wiederfindet.

Während der Charme des Stöberns durch die Buchwelt der große Pluspunkt der Geschichte ist, gibt es neben den mangelnden Erklärungen leider einen weiteren Aspekt, der meinem Lesespaß einen gehörigen Dämpfer verpasst hat. Die ganze Geschichte funktioniert in dieser Form nämlich nur, weil sämtliche Charaktere sich für mich ständig auf nicht nachvollziehbare Weise verhalten. Sie stolpern immer genau dann über ihre eigenen Füße, treffen offensichtliche Schlussfolgerungen nicht und behalten wichtige Informationen für sich, wenn es dafür sorgt, dass die Aufdeckung der Geheimnisse weiter verschoben wird. Dadurch machte die Geschichte auf mich einen extrem konstruierten Eindruck. Auf den letzten Seiten verzehnfachten sich dann auch noch einmal meine „Wie soll das denn jetzt schon wieder funktionieren“-Gedanken, sodass mich auch das abgeschlossene Ende nur bedingt versöhnlich stimmen konnte.

„Die Buchspringer“ ist eine Geschichte mit Charme, denn Amys Sprünge in die Buchwelt und ihre Bekanntschaften mit den unterschiedlichsten Buchfiguren lassen sicherlich das Herz jedes Buchliebhabers höher schlagen. Leider erlebte ich den Handlungsverlauf als extrem konstruiert, konnte das Verhalten und Denken der Charaktere oft nicht nachvollziehen und hätte mir noch einige Erklärungen zum Buchspringen gewünscht. Die schöne Grundidee hat für mich in der Umsetzung nur bedingt funktioniert, weshalb ich dem Buch nur 3 Sterne geben kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von einer Hölle in die nächste

Those Girls – Was dich nicht tötet
0

Die Schwestern Jessica, Courtney und Danielle Campbell sind 14, 16 und 17 Jahre alt und leben auf einer Farm in Kanada. Ihre Mutter ist verstorben, ihr Vater arbeitet wochenlang auf Ölfeldern und misshandelt ...

Die Schwestern Jessica, Courtney und Danielle Campbell sind 14, 16 und 17 Jahre alt und leben auf einer Farm in Kanada. Ihre Mutter ist verstorben, ihr Vater arbeitet wochenlang auf Ölfeldern und misshandelt die Mädchen, wenn er nach Hause kommt. Doch um nicht getrennt und erneut in Pflegefamilien untergebracht zu werden, verschweigen die Mädchen, was er tut. Als die Situation eines Abends eskaliert, beschließen sie, Richtung Vancouver aufzubrechen. Doch auf dem Weg in die Stadt geraten sie in einen noch schlimmeren Albtraum…

Ich habe letztes Jahr mit „That Night“ meinen ersten Thriller von Chevy Steveny gelesen, der mich begeistern konnte. Deshalb habe ich mich sehr über die Nachricht gefreut, dass mit „Those Girls. Was dich nicht tötet“ nun ein weiterer Thriller-Einzelband der Autorin erscheint. Das Cover wirkt geheimnisvoll-abstrakt und passt von der Aufmachung sehr gut zu den anderen Büchern der Autorin.

Auf den ersten Seiten wird der Leser gleich mitten in die Handlung geworfen. Er lernt die Schwestern kennen, als sie gerade die Stadt verlassen. Die Atmosphäre ist äußerst angespannt und ich fragte mich gleich, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Um das zu erklären, springt die Handlung einige Tage in die Vergangenheit und schildert auf etwa 60 Seiten die Ursachen. Schonungslos werden die Misshandlungen der Mädchen durch ihren Vater beschrieben – er weiß sowohl mit Worten als auch mit Schlägen ernste Verletzungen zuzufügen, die mich schockiert haben.

Wieder in der Gegenwart angekommen geraten die Schwestern gleich in den nächsten Albtraum. Diese Szenen übertreffen die vorherigen noch einmal deutlich in ihrer Brutalität und Abscheulichkeit. Für mich waren diese Schilderungen hart an der Grenze von dem, was ich zur Unterhaltung lese. Lange fragte ich mich, warum ich mich durch all diese Szenen lesen muss. Wo will die Autorin mit ihrer Geschichte hin? Ich bangte und hoffte mit den Schwestern. Gleichzeitig blieb ich fest verankert in der Rolle der distanzierten Beobachterin, denn das zufällige Zusammentreffen der Ereignisse wirkte auf mich unrealistisch, die Schilderungen zu extrem und unwirklich.

Etwa auf der Buchhälfte gibt es einen Bruch in der Erzählung. Nach diesem wurde gleich deutlich klarer, welche Richtung die Autorin mit ihrer Geschichte anstrebt. Die zweite Buchhälfte hat mir insgesamt mehr gefallen und hier ist es mir auch besser gelungen, mich in verschiedene Charaktere hineinzuversetzen. Endlich gab es eine echte Handlung und nicht nur eine Aneinanderreihung von Grausamkeiten. Auch aus psychologischer Sicht fand ich das Buch interessant, denn die Schwestern gehen mit dem Erlebten völlig unterschiedlich um und ich kam ins Grübeln, was bestimmte Ereignisse in Menschen auch langfristig auslösen können. Leider war für mich bald vorhersehbar, wie die Geschichte enden wird. Ich hätte mir eine etwas komplexere Handlung gewünscht. Dennoch wurde es nicht langweilig. Ich habe das Buch nur ungern aus der Hand gelegt, da ich möglichst schnell wissen wollte, ob ich mit meiner Ahnung richtig lag und wie alles für „diese Mädchen“ ausgeht.

„Those Girls. Was dich nicht tötet“ ist nichts für schwache Nerven. Ein Großteil der Buchseiten ist mit grausamen Ereignissen gefüllt, die drei junge Mädchen durchleben müssen. Ich bangte mit den Schwestern und fand es spannend, zu beobachten, welche unterschiedlichen Wirkungen das Erlebte auf die drei hat. Leider konnte ich mich nicht ganz auf die Handlung einlassen. Von mir gibt es deshalb knappe drei Sterne für Chevy Stevens neuesten Thriller.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Können sich die 100 mit den Neuankömmlingen arrangieren?

Die 100 - Heimkehr
0

Die 100 haben sich auf der Erde allmählich ein gut funktionierendes Leben aufgebaut. Doch die Ankunft der anderen Transporter ändert alles. Auf diese haben sich nur wenige Bewohner der Raumschiffe retten ...

Die 100 haben sich auf der Erde allmählich ein gut funktionierendes Leben aufgebaut. Doch die Ankunft der anderen Transporter ändert alles. Auf diese haben sich nur wenige Bewohner der Raumschiffe retten können, unter ihnen auch Vizekanzler Rhodes und Glass. Wird Rhodes auch auf der Erde die Macht an sich reißen können? Wie wird er mit den 100 umgehen? Kann sich Glass an ein Leben auf der Erde gewöhnen? Und wie wird es für Wells, Clarke und Bellamy weitergehen?

Im zweiten Band der 100-Trilogie haben mich vor allem die dramatischen Szenen auf den Raumschiffen packen können. Hier endete die Geschichte mit einem fiesen Cliffhanger, der mich neugierig darauf machte, ob es die Transporter im finalen Band heil auf die Erde schaffen werden und wie es dann weitergehen wird. Jetzt wird der Leser nicht weiter auf die Folter gespannt: Gleich zu Beginn wird aus Glass‘ Perspektive die hochspannende Landung auf der Erde geschildert, die mir Lust auf diesen letzten Teil der Geschichte machte.

Die Geschichte wird erneut abwechselnd aus der Perspektive von Wells, Clarke, Bellamy und Glass erzählt. Jeder von ihnen sieht sich neuen Herausforderungen gegenüber. Zum Beispiel wird Wells von den 100 inzwischen als Anführer gesehen und muss entscheiden, wie er sich gegenüber Rhodes positioniert. Und Bellamy kann von Rhodes keine Gnade erwarten, da er sich seinerzeit den Zugang zum Transporter erzwungen hat. In den ersten beiden Bänden habe ich die vier Protagonisten durch zahlreiche Rückblicke gut kennen gelernt. Von diesen gibt es nun nur noch wenige, sodass die Handlung dichter ist, was mir sehr gefallen hat.

Im Fokus der Handlung stehen in diesem finalen Band die Spannungen zwischen verschiedenen Gruppierungen auf der Erde und der Zusammenhalt einzelner Charaktere. Man fragt sich also gleichzeitig, wie es für die ganze Gruppe weitergeht und was das Schicksal einzelner sein wird. Diese Idee fand ich schön, doch leider lernt man dabei kaum neue Charaktere kennen. Es kommt schließlich auch zu großen Kämpfen mit zahlreichen Toten, doch fast alle von ihnen bleiben namenlos und so konnten mich diese Szenen emotional nicht richtig packen. Stattdessen galt mein Interesse einzig und allein den vier Protagonisten, mit denen ich mitfiebern konnte.

Obwohl in diesem finalen Teil viele Dinge gleichzeitig ins Rollen geraten, gelingt es der Autorin, sich auf den letzten Seiten in Sachen Dramatik noch einmal zu übertreffen. Das große Finale ist gelungen aufgebaut. Die allerletzten Seiten haben mich dann aber ein kleines bisschen enttäuscht, denn hier macht ein Charakter eine Wandlung durch, die ich völlig unglaubwürdig fand. Dennoch beendete ich das Buch mit dem zufriedenen Gefühl, dass alle wichtigen Fragen geklärt wurden.

In „Die 100. Heimkehr“ müssen sich die Jugendlichen mit der Ankunft weiterer Bewohner von den Raumschiffen auseinandersetzen. Neue Herausforderungen warten auf die Protagonisten und es kommt zu entscheidenden Kämpfen. Trotz einiger Schwächen hat mir dieser Teil wieder ein Stück besser gefallen als der zweite Band. Dennoch reicht es bei mir nur für sehr gute drei Sterne. Insgesamt fand die Trilogie interessant und spannend, doch restlos begeistert werden konnte ich leider nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn der Traum vom Megastar zum Albtraum wird

Schlusstakt
0

Vicky hat es bei der Castingshow Germany’s MegaStar durch das Vorcasting und die zweite Auswahlphase in München geschafft. Nun wartet Phase 3 auf die verbleibenden fünfzig Kandidaten: Auf einer kleinen ...

Vicky hat es bei der Castingshow Germany’s MegaStar durch das Vorcasting und die zweite Auswahlphase in München geschafft. Nun wartet Phase 3 auf die verbleibenden fünfzig Kandidaten: Auf einer kleinen Insel der Malediven sollen sie nicht nur ihr Gesangstalent unter Beweis stellen, sondern sich auch unerwarteten Prüfungen stellen, die ihnen die Härte des Showbusiness zeigen. Doch der Traum bekommt schnell Risse: Kandidaten werden gegeneinander ausgespielt, die Sieger von Gesangsduellen nicht nach Talent ausgesucht und Druck auf die Kandidaten ausgeübt, Dinge zu tun, die sich gut vermarkten lassen. Als dann ein Mord geschieht, weiß Vicky, dass sie nicht mehr tatenlos zuschauen und den Anweisungen der Jury folgen kann.

Der Prolog des Buches macht schnell klar, dass sich die angekündigte Trauminsel bald in einen Albtraum verwandeln wird, denn der Leser erfährt, dass ein totes Mädchen gefunden wurde. Wer ist sie? Warum musste sie sterben? Diese Fragen machten mich neugierig auf die Geschichte. Diese springt erst einmal drei Tage in die Vergangenheit und berichtet von der Ankunft der fünfzig Kandidaten auf der maledivischen Insel, wo in den nächsten Tagen vierzig von ihnen ausscheiden sollen. Nur die letzten zehn werden in die Liveshows einziehen und weiter um einen Plattenvertrag und ein Million Euro kämpfen dürfen. Wie werden sich die Kandidaten verhalten, um als Sieger aus dem Wettbewerb hervorzugehen? Geht einer von ihnen tatsächlich über Leichen?

Vicky ist eine der Kandidaten von G.M.S. und von einer Freundin überredet worden, zum Vorcasting zu fahren. Zwar singt sie gern und freut sich über die Chance, doch schnell merkt man, dass sie die Show nicht um jeden Preis gewinnen will. Im Gegensatz zu anderen wird sie nicht vom Konkurrenzdenken angetrieben, sondern hat sich mit einigen anderen Kandidaten angefreundet und steht ihnen bei, wenn sie Hilfe brauchen. Durch dieses Verhalten wurde sie mir schnell sympathisch. Schon nach wenigen Seiten werden ihr von einem Mitarbeiter der Produktionsgesellschaft Worte in den Mund gelegt, die sie vor laufender Kamera wiederholen soll. Offensichtlich ist der Gesellschaft eine gute Vermarktung der Show durch Inszenierung wichtiger als Authentizität.

Vieles, was in den folgenden Kapiteln geschieht, schockiert Vicky, war für mich aber nur begrenzt überraschend, denn dass viele Castingshows heutzutage auf Inszenierung setzen und die Kandidaten nicht nach Talent sondern Vermarktungspotenzial auswählen, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Durch den Prolog weiß man aber, dass bald ein Mord geschehen wird, und auch mysteriöse Zwischenkapitel, in denen von einem vernachlässigten Mädchen berichtet wird, das fiktive Freunde hat, hielten meine Neugier wach. Auch wenn einige Zeit nichts Bedrohliches geschieht, flog ich zügig durch die Seiten, denn durch Vickys Augen eine Castingshow hautnah mitzuerleben übte auf mich einen gewissen Reiz aus.

Nach der Hälfte der Geschichte kommt es schließlich zum schon erwarteten Auffinden der Toten. Danach geht es in eher ruhigem Tempo weiter und Jury und Produktionsforma möchten die Castingshow ganz normal fortsetzen. Noch interessanter als die Spekulationen, wer wohl der Mörder ist und warum sich niemand so recht für eine Aufklärung des Falls interessiert, fand ich die Entwicklung, die Vicky durch das Ereignis durchmacht. Ihre Zweifel werden immer größer und durch ihre Nachforschungen deckt sie gleich mehrere überraschende Dinge auf, die für sie nicht ohne Konsequenz bleiben. Den Abschluss der Geschichte fand ich stimmig.

„Schlusstakt“ blickt hinter die Kulissen einer fiktiven Castingshow und regt zum Nachdenken darüber an, wohin der Siegeswille einiger Kandidaten und der Wunsch nach bestmöglicher Vermarktung durch Inszenierung führen können. Auch wenn das Buch ruhig ist, man viele Dinge vorhersehen konnte und nervenaufreibende Spannung leider ausblieb, fand ich die persönliche Entwicklung von Vicky interessant. Ihre Hilfsbereitschaft und ihr Entsetzen über die Vorgänge hinter den Kulissen machten sie zu einer sympathischen Figur, deren Zeit als Teil einer Castingshow ich gerne verfolgt habe. Ich vergebe daher sehr gute drei Sterne.