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Veröffentlicht am 11.09.2019

Regio-Krimi mit Schweizer Charme, unglaublich spannend

Rüebliland
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Eigentlich wollte Samantha mit ihren Adoptiveltern in den Urlaub fahren, doch es kommt alles ganz anders. Denn als sie Mueti und Vati von Zuhause abholen will, findet sie beide ermordet vor. Doch damit ...

Eigentlich wollte Samantha mit ihren Adoptiveltern in den Urlaub fahren, doch es kommt alles ganz anders. Denn als sie Mueti und Vati von Zuhause abholen will, findet sie beide ermordet vor. Doch damit nicht genug. Samantha bekommt eine Mail von einer Inderin, die behauptet, ihre leibliche Schwester zu sein und irgendjemand rückt Samantha auf die Pelle, ja er scheut sogar nicht davor zurück, Samantha selbst nach dem Leben zu trachten. Samantha ahnt nicht, dass die Suche nach ihren Wurzeln immer am Rand de Abgrunds verläuft...

Wow,wow,wow - mehr muss man eigentlich nicht schreiben, um auszudrücken, was für ein geniales Buch man hier in den Händen hält. Der Plot ist wahnsinnig vielschichtig angelegt, lenkt den Leser geschickt auf viele falsche Fährten und regt so zum Nachdenken und Grübeln an. Ina Haller gibt einen sehr detaillierten Einblick in Samanthas Leben und so geht einem die Hauptfigur quasi direkt unter die Haut, denn ihre Gefühls- & Gedankenwelt ist dank des ausdrucksstarken Schreibstils ein offenes Buch für den Leser.
Egal ob Trauer, Angst, Schmetterlinge im Bauch oder Erleichterung - man durchlebt mit Samantha alle Facetten des Gefühlskarussells und hält immer wieder gespannt den Atem an, weil die Szenen so dramatisch,l schon nervenzerreißend geschildert sind. An Spannung mangelt es dem Buch nicht - im Gegenteil - man klebt regelrecht an den Seiten, kann das Buch kaum aus der Hand legen und will eigentlich nur noch eines, nämlich wissen, wer hier der Täter ist. Die Akteure sind von der Schreibenden mit all ihren Stärken und Schwächten gezeichnet und geben so ein sehr plastisches Bild der Szenerie wieder.
Auch gefällt mir der Einblick in das Leben der indischen Familie, denn hier hat die Autorin einen beeindruckend Blick hinter die Kulisse ermöglicht. Es wird für den Leser anschaulich erzählt, warum in Indien die Uhren anders ticken als in der Schweiz - sehr gut recherchiert und für die Leserschaft glaubhaft in Szene gesetzt.
Die Suche nach dem Täter verliert Ina Haller dabei nicht aus den Augen und gibt dem Leser immer wieder neue Impulse, um sich in dem Geflecht aus möglichen Verdächtigen immer wieder neu zu fragen, wer denn jetzt nun einen triftigen Grund gehabt hat, Samanthas Eltern das Licht auszuknipsen.
Für mich ein wundervoller Regio-Krimi, der mit Schweizer Charme und einer guten Portion Gänsehaut um die Ecke kommt. Absolute Leeempfehlung !

Veröffentlicht am 05.09.2019

Gegen dieses Buch ist kein Kraut gewachsen :-)

Nerventee
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Franzi schafft es kaum, dem alltäglichen Wahnsinn aus Kinder, Küche, Halbtagsjob zu entfliehen und sich eine wohlverdiente Ruhepause zu gönnen. Bis, ja bis Tante Hilde ein echtes Wundermittel hervorzaubert. ...




Franzi schafft es kaum, dem alltäglichen Wahnsinn aus Kinder, Küche, Halbtagsjob zu entfliehen und sich eine wohlverdiente Ruhepause zu gönnen. Bis, ja bis Tante Hilde ein echtes Wundermittel hervorzaubert. Ein Nerventee, der nicht nur beruhigt, sondern auch entspannt. Mit der beschaulichen Ruhe im Dörfchen ist es bald vorbei, denn plötzlich möchte jeder Tante Hildes Nerventee haben und das sorgt sogar für einen Polizeieinsatz ...

Anschalten, Wohlfühlmodus an und grinsen, bis die Ohren um Hilfe schreien - so lautet meine Kurzeschreibung für dieses wundervolle, humorige Buch, das für absolute gute Laune beim Lesen sorgt.

Antonia Vitz hat mit lockerer Feder einen ebenso lockeren Unterhaltungsroman geschrieben, der vor originellen Ideen, urigen Bayern und ganz viel Szenekomik nur so strotz. Die Geschichte wird mit einem Augenzwinkern erzählt und wer die "Nullingers" von Antenne Bayern kennt, weiß, wie hier die Schlagabtausche vor sich gehen. Ein Wort gibt das andere, da wird schon mal - absichtlich - etwas falsch verstanden und diese Querelen sorgen für ordentlich Zündstoff und schräge Szenen im Buch.

Die Charaktere sind durch die Bank weg toll getroffen. Ich weiß gar nicht, wer mir von all den liebgewonnenen Figuren mehr ans Herz gewachsen ist. Egal ob Tante Hilde, Sepp oder Franzi - die ganze Familie hat irgendwie einen Schlag an der Mütze und weiß den Leser mit ihren Eigenarten zu begeistern. Die Autorin hat jeder Figur einen ganz individuellen Charakterzug verpasst und macht die ohnehin abwechslungsreiche Geschichte dadurch noch interessanter. Ein bisschen Spannung darf natürlich auch nicht fehlen und so klappe ich das Buch am Schluß mit einem seligen Grinsen zu und bin so herrlich entspannt nach diesem wirklich humorvollen Roman. Macht definitiv Lust auf mehr - ich würde sagen, ich bin süchtig nach neuen Episoden aus der Feder der Autorin

Veröffentlicht am 02.09.2019

Grandios !

Die Zeit der Töchter
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nna und Antonia wagen den großen Schritt aus dem Schatten ihrer Mütter heraus und organisieren heimlich ein Treffen mit den von ihren Müttern geretteten Frauen. Doch bei all den Vorbereitungen für das ...

nna und Antonia wagen den großen Schritt aus dem Schatten ihrer Mütter heraus und organisieren heimlich ein Treffen mit den von ihren Müttern geretteten Frauen. Doch bei all den Vorbereitungen für das Wiedersehen müssen die beiden feststellen, dass Fremdenfeindlichkeit und fehlende Toleranz immer noch an der Tagesordnung sind. Es kommt zu Anfeindungen, unterschwelligen Drohungen und das Unglück nimmt seinen ungehinderten Lauf, als eine junge Mutter mit ihrem Jungen die Toleranzgrenze der Menschen zu sprengen droht, denn der Kleine hat eine dunkle Hautfarbe...

Kann man einen wirklich faszinierenden und berührenden Roman noch toppen und den zweiten Band besser machen als den ersten ? Ja, man kann. Und wie !
Katja Maybach hat mit dem Abschluss ihrer Mütter-Töchter-Dilogie noch mal alle Schubladen ihres Könnens geöffnet und einen Roman geschrieben, der unter die Haut geht.
Die Handlung spielt zwar in den Jahren 1957 bis 1959, doch die Brisanz der Themen ist aktueller denn je. Heimatvertriebene, fehlende Toleranz und quere Gedanken aus dem braunen Sumpf sind nicht nur Ende der 1950er Jahre an der Tagesordnung, nein, Maybach hält dem Leser hier den Spiegel vor und zeigt auf, dass ihre Themen im Buch an Brisanz und Aktualität nichts eingebüßt haben.
Ihre Figuren sind mit starken Charakterzügen ausgestattet, lassen sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen, wissen die ihnen gestellten Hürden gekonnt zu überspringen und nehmen den Leser mit auf die Zeitreise, um alle Ereignisse hautnah mitzuerleben.
Egal ob persönlicher Zwiespalt, aufblühende Liebe, Verzweiflung und Angst ..alle Gefühle sind den Akteuren direkt ins Gesicht geschrieben und man fühlt, lacht, weint und hofft mit.
Ganz besonders hat mich das Los des kleinen Daniel berührt. Diesen süßen Knirps habe ich sofort in mein Herz geschlossen und ich möchte ihn einfach nur vor allem Unheil, allem Bösen beschützen. ich habe mit ihm jeden Abend am Bahnhof gesessen und auf seinen Vater gewartet - vergeblich.
Mehr als einmal habe ich bittere Tränen vergossen, weil man diesem unschuldigen Jungen so Unrecht tut...doch lest selbst, was Ignoranz und Borniertheit alles anrichten können.
Dieses Buch spielt mit der gesamten Palette meiner Gefühlswelt, lässt mich nachdenklich und tief betroffen zurück - ein Roman, der unbedingt gelesen werden will !

Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein Buch für alle, die mit allen Sinnen genießen

Der Geschmack unseres Lebens
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lla ist so tief mit der Haselnussplantage ihrer Eltern verwurzelt, dass für sie eine Welt zusammenbricht, als sie ihr Zuhause nach dem Tod des Vaters nicht mehr halten kann und es zwangsversteigert wird.
Doch ...

lla ist so tief mit der Haselnussplantage ihrer Eltern verwurzelt, dass für sie eine Welt zusammenbricht, als sie ihr Zuhause nach dem Tod des Vaters nicht mehr halten kann und es zwangsversteigert wird.
Doch wenn eine Tür zu geht, öffnet sich die nächste und Ella verwirklicht sich den Traum einer eigenen Chocolaterie. Das Schicksal weht ihr einen Kunden ins Geschäft, der nicht nur Interesse an Ellas Träumen aus Schokolade hat, sondern auch Ellas Träumen Flügeln verleihen möchte. Doch ist Ellas 'Herz überhaupt für dieses Abenteuer frei ?


Ich liebe die Romane von Julia Fischer, denn sie überzeugen mit einem bildgewaltigen Schreibstil, einer hervorragenden Wahl der stilistischen Mittel und faszinierenden Geschichten, die das Herz berühren.
In ihrem neuen Roman „Der Geschmack des Lebens“ lädt sie bereits mit dem zauberhaften Cover ein, eine Reise nach Italien zu unternehmen und mitzuerleben, wie Ella sich ihren großen Traum von der eigenen Chocolaterie erfüllt. Dieser Einladung bin ich nur allzu gerne gefolgt und habe mich schon nach wenigen Seiten in das Buch verliebt.
Der Duft von warmer, flüssiger Schokolade, gerösteten Nüssen und Trüffeln begleitetet mich durch die Seiten und lässt die Geschichte wie ein gutes Stück Schokolade auf der Zunge zergehen.
Die Autorin weiß um die perfekte Zusammensetzung eines guten Romans und wählt hier, wie bei einer exquisiten Praline, ihre Zutaten aus. Warmherzige Figuren, die mich sofort von sich einnehmen, wundervolle Landschaftsbilder und eine zauberhafte Geschichte mit ganz viel Herz und Liebe. Es ist eine perfekte Komposition aus sonnigen Farben, Aromen und fast schon poetischer Schreibweise.
Starke, kräftige Figuren, die perfekt aufeinander abgestimmt sind, geben das Aroma für die Geschichte, die mit vielen Nuancen abwechslungsreich und ansprechend gestaltet ist. Zartschmelzend fließen die Liebesgeschichten in das Geschehen ein und begleiten so als Geschmacksträger den Leser auf den Spuren des Familiengeheimnisses.
In eindrucksvollen Rückblenden wird die Vergangenheit für den Leser lebendig und gewährt interessante und aufschlussreiche Einblicke, um die Zusammenhänge zu verstehen. Dabei folgt man unweigerlich den Spuren, die zum Auflösen des Familiengeheimnisses beitragen.
Julia Fischer erschafft Figuren, die aus den Seiten heraussteigen, lebendig werden und so den Leser an die Hand nehmen, mit in ihre Geschichte ziehen und so einen Teil des Erlebten werden lassen- oder , um es mit den Worten des Schokoladenfabrikanten zu sagen – sie zeichnet ausdrucksstarke Bilder mit ihren Worten.
Dabei ist mir Ella besonders ans Herz gewachsen - diese Frau hat schon viel durch gemacht und das hat sie geprägt. Aus dem kleinen Mädchen, das den Verlust der Mutter verarbeiten muss, ist eine Frau geworden, die, geformt durch ihre Lebenserfahrung, sich zwar manchmal selbst im Wege steht, aber das Herz auf dem rechten Fleck hat. Ihr Bruder Danilo ist auch eine geschundene Seele, der sich nur langsam der Wahrheit öffnet. Die Gefühls- & Gedankenwelt der Protagonisten hat die Autorin für den Leser offengelegt und das macht das Lesen zu einem Genuss. Man ist mit dabei, wenn die alten Rezepte mit viel Liebe durch Ellas Hand umgesetzt werden und aus ihnen kleine süße Köstlichkeiten entstehen. Am liebsten möchte man sofort ein Stück torta di nocciole essen und sich dem herrlichen Geschmack von gerösteten Nüssen und süßem Karamell hingeben. Kleine Pralinen, die nach Nougat duften, wohlklinge Namen haben und sicherlich jede Sünde wert sind, verführen ebenfalls zum Genießen. Seite um Seite verliert man sich immer mehr in diesem warmherzigen Geflecht aus Familiensaga, historischem Roman und Liebesgeschichte. Für mich ist Julia Fischer die deutsche Nora Roberts !

Dieser Roman ist ein Buch für alle, die mit allen Sinnen genießen, Hunger auf Leben und das Träumen nicht verlernt haben.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Hammesfahr lässt tief in die Abgründe eines Psychopathen blicken

Das Mädchen Jannie
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Bisher hat Jannie noch nicht viel Gutes in ihrem jungen Leben kennengelernt, denn sie muss ich als Kinderbettlerin verdingen. Vom eigenen Großvater an einen Zuhälter verkauft, bekommt sie mit, was es heißt, ...

Bisher hat Jannie noch nicht viel Gutes in ihrem jungen Leben kennengelernt, denn sie muss ich als Kinderbettlerin verdingen. Vom eigenen Großvater an einen Zuhälter verkauft, bekommt sie mit, was es heißt, niedere Dienste ausführen zu müssen. Während auf dem Straßenstrich eine Prostituierte ihr Leben lassen muss, gelingt Jannie die Flucht und sie kommt bei Dieter auf seinem abgelegenen Hof unter. Doch ist Dieter wirklich der nette Mann, für den er sich ausgibt ?

Kaum hat man die Buchdeckel geöffnet und beginnt die Geschichte zu lesen, schon kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen, denn Grauen und Faszination üben einen Sog aus, dem ich nicht widerstehen kann. Hammesfahr zeichnet eine ländlich unschuldige Atmosphäre, die nach und nach von der verzerrten Fratze des personifizierten Bösen aufgerissen und besudelt wird.

Die Figur des überehrgeizigen Möchtegernschriftstellers Dieter ist ihr dabei vortrefflich gelungen und sie lässt den Leser in die Gedanken- und Gefühlswelt dieser kranken Seele vollkommen eintauchen. Fast könnte man Mitleid mit dieser gespaltenen Kreatur haben, weil er nichts auf die Reihe bringt, aber seine grausamen Taten und Ideen sind einfach nur heftig und lassen meine Zorn auf ihn stetig wachsen.

Der Roman ist aus vier verschiedenen Blickwinkeln geschrieben, beleuchtet sowohl die Gedanken und Gefühle von Jannie, Dieter, Klinkhammer und anderen Beteiligten und wird so zu einem ganz großen Kriminalroman der Extraklasse. Düster und doch sehr tiefgründig werden die Ereignisse geschildert und man kann sich den Szenen einfach nicht entziehen. Es ist wie bei einem Unfall - man will ja nicht hinschauen, dreht aber unweigerlich den Kopf der Szenerie zu.

Die Autorin hat wahnsinnig faszinierende Figuren erschaffen, die mit individuellen Charakterzügen ausgestattet sind. Jeder Einzelne für sich ist schon interessant, aber erst im genialen Zusammenspiel werden sie zu einem eindrucksvollen Pageturner, der mich mit jeder Seite mitreißt und regelrecht an die Seiten fesselt.

Ich habe selten einen so atmosphärisch dichten und gut durchdachten Krimi gelesen - für mich ein absolutes Highlight für den jetzt startenden Krimiherbst. !