Inhalt
Auf der einen Seite des Meeres lebt ein Mädchen namens Sonia mit ihrer geliebten Katze, auf der anderen Seite des Meeres ein Junge namens Adam mit seinem besten Freund, dem Hund Rufus. Als das Tier eines Tages an Altersschwäche stirbt, fällt Adam in ein tiefes Loch, isst nichts mehr und liegt den ganzen Tag im Bett. Er trauert. Die Katze führt Sonia auf eine abenteuerliche Reise, deren Ziel das kleine Haus des Jungen ist. Können Sonia und Miezi, die Katze, dem Jungen neue Hoffnung schenken?
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: 5-7 Jahre
Verlag: arsEdition
Seitenzahl: 40
Erzählweise: auktorialer/allwissender Erzähler, Präteritum
Tiere im Buch: +/- Ein Hund stirbt an Altersschwäche, eine Katze fängt eine Maus und wird von einem bösen Theaterdirektor in einen Käfig gesperrt. Die beiden Kinder gehen mit ihren Tieren jedoch sehr liebevoll um und lieben sie sehr!
Warum dieses Buch?
Ich bin immer auf der Suche nach empfehlenswerten, besonderen Kinderbüchern, die ich meinen (zukünftigen) Patenkindern, Nichten und Neffen vorlesen kann. Da mich die letzten beiden Gemeinschaftsprojekte von Martin Widmark und Emilia Dziubak so begeistern und verzaubern konnten, war für mich klar, dass ich ab jetzt jedes Werk dieser beiden tollen KinderbuchautorInnen lesen muss. Gesagt, getan!
Meine Meinung
Geschichte (+/-)
„Es waren einmal ein Junge und ein Mädchen, die sich nie getroffen hatten. Zwischen ihnen lag ein großes Meer.“ Seite 3
Normalerweise gehe ich aufs Design eines Buches in meinen Rezensionen ja nicht ein. Hier kann ich aber nicht anders: Die Gestaltung des Buches ist ein wahr gewordener Traum für alle BücherliebhaberInnen! Es handelt sich hier um das schönste Kinderbuch, das ich je in den Händen gehalten habe. Eigentlich ist das nicht mehr „nur“ ein Kinderbuch – das ist ein Stück Kunst!
Dieses Buch ist wieder für Kinder zwischen 5 und 7 perfekt als Vorleselektüre geeignet, auch wenn es einige unheimliche Zeichnungen gibt, die die Trauer von Adam stimmungsvoll veranschaulichen. Sensible Kinder könnten davon aber vielleicht Albträume bekommen, deshalb sollte man auf jeden Fall während oder nach dem Vorlesen mit ihnen darüber sprechen. Das Schöne an den Büchern von Widmark und Dziubak ist, dass sowohl Erwachsene als auch das junge Zielpublikum das Buch genießen und damit ihre Freude haben können. Dieses Mal glänzt die Geschichte mit einem märchenhaften Setting und einer unvorhersehbare Geschichte, die aber auch kraftvolle, ruhige und vor allem traurige Momente beinhaltet. Man kann gar nicht anders: Man möchte unbedingt wissen, wie es mit Sonia und Adam weitergeht!
Widmark und Dziubak behandeln wieder schwierige Themen in dieser berührenden Geschichte über Trauer, Schmerz, aber auch Hoffnung und Neubeginn. Besonders Adams Trauer wird sehr tiefgründig und anschaulich beschrieben. Hier bietet es sich natürlich an, dieses Buch als Anknüpfungspunkt zu verwenden, um das schmerzhafte und empfindliche Thema „Tod“ altersgerecht mit dem Kind zu besprechen. Auch die enge Bindung von Kindern zu ihren geliebten Tieren wird im Buch deutlich. Die Geschichte zeigt, dass es – nach einer angemessenen Trauerphase – helfen kann, dem Kind zu erlauben, einem neuen Tier ein Zuhause zu schenken, weil dadurch der Schmerz gelindert wird und das ein großer Trost sein kann.
Dieses Mal war für mich die Geschichte trotzdem nicht ganz perfekt. Meiner Meinung nach wurde sich zu viel vorgenommen, sodass manche Aspekte, wie zum Beispiel die Freundschaft zwischen Adam und Sonia und seine langsame „Genesung“, leider etwas zu kurz kamen. Ich denke, wenn man im Mittelteil das eine oder andere Ereignis gestrichen hätte, hätte man im letzten Teil bei den wirklich wichtigen Aspekten mehr in die Tiefe gehen können, was das Buch perfekt gemacht hätte. Dass viele Fragen (Warum lebt Sonia alleine, aber Adam bei seiner Großmutter? Wo sind die Eltern?) unbeantwortet bleiben, stört mich aufgrund der märchenhaften Geschichte nicht, auch wenn ich mir natürlich vorstellen kann, dass sie Kindern eventuell keine Ruhe lassen. Was Mitfahren mit Fremden betrifft, stimme ich mit einigen der anderen RezensentInnen überein: In einem Kinderbuch finde ich das problematisch, auch wenn Sonia eigentlich keine andere Wahl hatte. Das Thema sollte auf jeden Fall von den Erwachsenen angesprochen werden. Insgesamt lässt mich dieses Buch nach seinem glücklichen Ende trotzdem sehr zufrieden und berührt zurück, auch wenn es nicht ganz perfekt ist!
Schreibstil (♥)
„‘Bestimmt geht es dir bald besser‘, flüsterte Adam Rufus ins Ohr. Rufus sah ihn mit traurigen Augen an. Dann atmete er ein letztes Mal aus, schloss die Augen und verließ Adam.“ Seite 6
Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr altersgemäß (es gibt keine zu schwierigen Wörter), märchenhaft, liebevoll und anschaulich. Man merkt, dass wieder einiges an Arbeit und Herzblut in dieses Buch geflossen ist. Manchmal war mir lediglich etwas zu viel Text auf einer Seite. Das hätte man etwas gleichmäßiger aufteilen können, damit die Aufmerksamkeit der Kinder nicht nachlässt oder sie das Interesse verlieren.
Figuren (♥)
Man leidet richtig mit Adam mit, als dieser seinen geliebten Hund verliert und in tiefster Trauer versinkt. Auch mit Sonia können sich Kinder bestimmt identifizieren, weil sie sich auf so eine spannende, abenteuerliche Reise begibt! Welches Kind hat davon nicht mindestens einmal geträumt? Die Großmutter, die sich liebevoll um Adam kümmert, wirkt ebenfalls sehr sympathisch.
Illustrationen (♥)
Die Illustrationen sind das Beste am Buch! Sie sind stimmungsvoll, fantasievoll, zauberhaft und wunderschön. Von Emilia Dziubak illustrierte Kinderbücher sind wirklich ein Stück Kunst! Ihr besonderer Malstil, ihre Kreativität, die liebevollen Details – die Illustrationen sind wieder ein Genuss! Meiner Meinung nach gibt es momentan niemanden im Kinderbuchgenre, der schöner illustriert als sie. Text und Bild greifen erneut perfekt ineinander. So fällt es leicht, sofort in die Geschichte einzutauchen und mitzufühlen. Auch das nächste Buch der beiden ist für mich daher wieder Pflichtlektüre!
Geschlechterrollen & Vielfältigkeit (♥)
Was die Vielfältigkeit betrifft, gibt es dieses Mal leider wieder nur weiße Figuren im Roman. Daran sollte vielleicht im nächsten Buch gearbeitet werden. Es gibt aber auch viele Dinge, die ich loben möchte: Erneut brechen Widmark und Dziubak mit veralteten Geschlechterstereotypen, indem sie einen sensiblen Jungen leiden und trauern lassen und das Mädchen auf eine abenteuerliche Reise schicken. Immer wieder muss Sonia sich beweisen, muss jemanden retten, muss mutig sein. Alleine dafür liebe ich dieses Buch!
Mein Fazit
„Der lange Weg zu dir“ ist ein wundervolles Kinderbuch, das Erwachsene ebenso verzaubern und begeistern wird wie Kinder. Text und Bild greifen wieder so perfekt ineinander, dass man nur hoffen kann, dass es noch lange nicht das letzte Buch dieses großartigen Kinderbuch-Duos war, das wieder so viel Liebe und Herzblut in diese Geschichte gesteckt hat. Der Schreibstil ist altersgerecht, anschaulich und märchenhaft, die Figuren sympathisch und glaubwürdig, und die fantasievollen, stimmungsvollen Bilder sind wunderschön und machen dieses Kinderbuch zu einem Stück Kunst! Das unvorhersehbare Kinderbuch ist spannend und schürt die Neugier, hat aber auch seine kraftvollen, ruhigen und vor allem traurigen Momente. Widmark und Dziubak behandeln in ihrer Geschichte wieder schwierige Themen wie Trauer, Schmerz, aber auch Hoffnung und Neubeginn sehr einfühlsam und berührend. Besonders Adams Trauer und die Liebe von Kindern zu ihren Tieren werden sehr tiefgründig veranschaulicht. Sensible Kinder könnten von den teilweise etwas unheimlichen Illustrationen vielleicht Albträume bekommen, deshalb sollte man auf jeden mit ihnen darüber reden. Es bietet sich an, dieses Buch als Anknüpfungspunkt zu verwenden, um das schmerzhafte, empfindliche Thema „Tod“ altersgerecht mit dem Kind zu besprechen. Perfekt ist die Geschichte dieses Mal leider trotzdem nicht: Meiner Meinung nach wurde sich zu viel vorgenommen, sodass manche Aspekte, wie zum Beispiel die Freundschaft zwischen Adam und Sonia und seine langsame „Genesung“, etwas zu kurz kamen. Ganz toll finde ich hingegen, dass Widmark und Dziubak mit veralteten Geschlechterstereotypen brechen, indem sie einen sensiblen Jungen trauern lassen und ein mutiges Mädchen auf eine abenteuerliche Reise schicken. Insgesamt lässt mich dieses Buch nach dem hoffnungsvollen Ende etwas wehmütig, aber sehr berührt zurück, auch wenn es nicht ganz perfekt ist. Das nächste Buch von Widmark und Dziubak wird ohne Zweifel wieder seinen Weg in mein Bücherregal finden. Falls ihr noch keine Bücher der beiden kennt, lege ich sie euch hiermit wärmstens ans Herz!
Bewertung
Idee: 5 Sterne ♥
Geschichte: 3,5 Sterne
Ausführung: 4 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Personen: 5 Sterne ♥
Illustrationen: 5 Sterne ♥
Vielfältigkeit: -
Rollenbilder: ♥
Insgesamt:
❀❀❀❀ Lilien
Dieses Buch erhält von mir vier Lilien!