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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.08.2019

Phänomenal gut

Drei
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Papier ist bekanntlich geduldig, und so denke ich mir oft beim Lesen von Lobeshymnen auf dem Buchcover, dass der Verfasser der Zeilen wohl ein anderes Buch als ich gelesen haben muss. Ganz anders bei „Drei“, ...

Papier ist bekanntlich geduldig, und so denke ich mir oft beim Lesen von Lobeshymnen auf dem Buchcover, dass der Verfasser der Zeilen wohl ein anderes Buch als ich gelesen haben muss. Ganz anders bei „Drei“, auf dessen Rückseite steht: „Dieses Buch wird sie um den Schlaf bringen“. Genau das ist mir passiert. Dieser Roman ist das, was man im Englischen als „unputdownable“ bezeichnet, man kann ihn nicht aus der Hand legen!
Zum Inhalt: Orna lebt seit der Scheidung von ihrem Mann allein mit ihrem neunjährigen Sohn. Sie hat sich bei einem Datingportal für Geschiedene angemeldet, will aber selbst diejenige sein, die den Kontakt aufnimmt. So hat sie das Gefühl, die Fäden in der Hand zu behalten. Als sie den Anwalt Gil kennenlernt, entwickelt sich ganz langsam eine Art von Verbundenheit. Doch Gil spielt nicht mit offenen Karten, was sie zunehmend wütend macht.
Die zweite Frau in der Geschichte, Emilia, ist aus Lettland nach Israel gekommen, um dort in der Pflege tätig zu sein. Sie versteht sich sehr gut mit dem alten Mann, um den sie sich kümmert, doch als dieser stirbt, muss sie sich nach einem neuen Job umsehen. Dieses Mal erwischt sie es nicht ganz so gut. Über Umwege lernt auch sie Gil kennen, der sie in seiner Funktion als Rechtsanwalt hinsichtlich ihres Arbeitsvisums berät. Da Emilia dringend einen zweiten Job braucht, um sich finanziell über Wasser zu halten, hilft Gil ihr.
Ella, die dritte Frau, um die es in diesem Buch geht, ist verheiratet, freut sich aber, als Gil Interesse an ihrer Masterarbeit zeigt. Bald treffen sie sich regelmäßig und mit der Zeit entwickelt sich auch ihre Beziehung in eine andere Richtung...
Ich habe wirklich schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich dermaßen gefesselt hat. Wer nicht die ganze Nacht Zeit hat zu lesen, sollte besser nicht allzu weit lesen. Nach dem ersten Kapitel war es um mich geschehen.
Fazit: Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 20.08.2019

Es lebe die Achtsamkeit!

Achtsam morden
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Anwalt Björn Diemel ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Er arbeitet zwar in einer angesehenen Kanzlei, ist dort allerdings der „Bäh“-Anwalt, dessen einziger Klient der grobschlächtige Mafiaboss Dragan ...

Anwalt Björn Diemel ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Er arbeitet zwar in einer angesehenen Kanzlei, ist dort allerdings der „Bäh“-Anwalt, dessen einziger Klient der grobschlächtige Mafiaboss Dragan ist. Seit Jahren hat er Dragan erfolgreich vor dem Gefängnis bewahrt, doch dieses Mal hat sein Klient den Bogen überspannt, indem er vor unzähligen Zeugen einen Mord begangen hat. Dragan bittet Björn daher, ihn zu verstecken, doch als Björn sich achtsam mit der Situation auseinandersetzt, löst er das Problem auf andere Weise...
Schon der Titel dieses genial von Matthias Matschke gelesenen Hörbuchs lässt erahnen, dass Karsten Dusse das Thema Achtsamkeit auf die Schippe nimmt. Die Art und Weise, wie er dies tut – jedem Kapitel ist ein Absatz aus einem Achtsamkeitsratgeber vorangestellt und der Ratschlag wird daraufhin konsequent auf die jeweilige Situation angewendet – ist einfach nur köstlich. Selten hat mir schwarzer Humor so viel Spaß gemacht. Dank seines Achtsamkeitstrainings schafft es Anwalt Björn, in kürzester Zeit seinen ungeliebten Mandanten loszuwerden, sich von den arroganten Partnern der Kanzlei zu trennen und gleichzeitig seine Ehe wieder ins Lot zu bringen. Ein großer Hörgenuss für Freunde von schrägem Humor!

Veröffentlicht am 19.08.2019

Was geschah in jener Nacht?

Bis ihr sie findet
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Sechs Schulfreunde beschließen im Jahr 1983 zelten zu gehen. Außerdem mit dabei: Aurora, die Schwester von Topaz, die mit ihren 14 Jahren die Jüngste ist. Am nächsten Morgen ist Aurora verschwunden. Trotz ...

Sechs Schulfreunde beschließen im Jahr 1983 zelten zu gehen. Außerdem mit dabei: Aurora, die Schwester von Topaz, die mit ihren 14 Jahren die Jüngste ist. Am nächsten Morgen ist Aurora verschwunden. Trotz sofort eingeleiteter Suchmaßnahmen wird sie nicht gefunden. Erst dreißig Jahre später findet ein kleines Mädchen ihre Leiche, gut versteckt in einer inzwischen zugewucherten Höhle. Brisant ist, dass sich neben der Leiche ein großes Depot an Drogen findet. Wer hat die Drogen dort versteckt? Wer wusste von dem Versteck? Ist der Besitzer der Drogen der Auroras Mörder?
Der leitende Ermittler Jonah Sheens kannte sowohl Aurora als auch die Freundesclique aus der Schule und ist entschlossen, den Fall zu lösen. Alte Fallprotokolle werden akribisch überprüft und Zeugen erneut vernommen, allen voran die sechs Freunde, die mittlerweile (fast) alle Karriere gemacht haben. Bald bekommt Jonah den Eindruck, dass sie ihm etwas verschweigen...
„Bis ihr sie findet“ ist ein Krimi, der von der psychologischen Spannung lebt und ohne Blutvergießen auskommt. Genau das ist es, was mir an diesem Buch gefallen hat. Man kann sich mit Jonah und seinem Ermittlerteam in den Fall hineinversetzen und miträtseln, was wohl damals geschehen ist. Oft bin ich von der Auflösung eines Krimis enttäuscht, hier finde ich alles stimmig und nachvollziehbar. Ein toller Debütroman, dem hoffentlich weitere Krimis um Jonah Sheens und seine Kollegen folgen werden!

Veröffentlicht am 01.08.2019

Der Lockruf des Westens

WEST
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Wir schreiben das Jahr 1815, als der Maultierzüchter und Witwer Cy Bellman aus Pennsylvania einen Zeitungsartikel in die Hände bekommt, in dem von riesigen Knochen einer unbekannten Tierart die Rede ist. ...

Wir schreiben das Jahr 1815, als der Maultierzüchter und Witwer Cy Bellman aus Pennsylvania einen Zeitungsartikel in die Hände bekommt, in dem von riesigen Knochen einer unbekannten Tierart die Rede ist. Angeblich wurden sie im Westen des Landes gefunden. Die Vorstellung, als Erster diese unbekannten Riesen zu entdecken, lässt ihn nicht mehr los und er beschließt sich auf die Suche zu machen. Seine 10jährige Tocher Bell lässt er in der Obhut seiner freudlosen unverheirateten Schwester Julie zurück.
Auf seinem Weg ins Unbekannte trifft er den Pelzhändler Devereux, der ihm einen jungen Indianer vermittelt, der ihn auf seiner Reise begleiten soll. Der seltsame Name des Jungen ist Alte Frau aus der Ferne. Ohne ihn hätte Bellman keine Überlebenschance, denn der Indianer versteht es zu jagen und selbst im Winter essbare Pflanzen zu finden.
Während der Vater seinem Traum nachjagt, wird Bess langsam zur jungen Frau und die Männer in ihrer Umgebung werden auf sie aufmerksam. Noch ist kein einziger Brief des Vaters eingetroffen, doch Bess gibt die Hoffnung nicht auf, dass er eines Tages womöglich als großer Entdecker zurückkehren wird.
Nach mehr als 2 Jahren, in denen Bellman auch nicht das geringste Anzeichen für die Existenz der unbekannten Tierart finden konnte, dämmert ihm allmählich, was er zurückgelassen hat und welche Chancen er hat verstreichen lassen.
„West“ ist ein dünnes Büchlein, das den Leser vollkommen in seinen Bann zieht. Es kann als Parabel für das Leben interpretiert werden, das vermeintlich woanders immer mehr zu bieten hat. Auch nach Beendigung der Lektüre geht mir die Geschichte nicht aus dem Kopf. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 05.05.2019

Leben außerhalb der Norm

Mein Leben als Sonntagskind
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Jasmijn Vink ist schon als Kind anders als die anderen. Sie ist am liebsten allein mit ihrer geliebten Hündin Senta, deren Gesellschaft ihr lieber ist als die anderer Menschen. Sie erträgt die vielen Gerüche ...

Jasmijn Vink ist schon als Kind anders als die anderen. Sie ist am liebsten allein mit ihrer geliebten Hündin Senta, deren Gesellschaft ihr lieber ist als die anderer Menschen. Sie erträgt die vielen Gerüche und Geräusche nicht und weiß nie, wie man sich richtig verhalten soll. Deshalb sind der Kindergarten und später die Schule ein Graus für sie. In den Pausen zieht sie sich an einen stillen Ort im Schulhaus zurück, obwohl sie als Teenager in ihren Klassenkameraden Elliot verliebt ist, der sich natürlich, wie alle anderen, im Schulhof oder der Aula aufhält. Jasmijm weiß nicht, wieso sie so anders ist als ihre Klassenkameraden. Erst als Erwachsene erfährt sie, dass sie an Asperger, einer Form von Autismus, leidet. Trotz ihres Andersseins findet Jasmijn während der Schulzeit eine gute Freundin, Kirstin, mit der sie in kleinen Schritten beginnt, die Welt zu erkunden und zum Beispiel auch mal zum Kleiderkauf in ein Einkaufszentrum zu gehen anstatt sich etwas im Katalog auszusuchen.
In diesem Buch begleiten wir Jasmijn von der Kindergartenzeit bis ins Erwachsenenleben und erfahren, wie ein Mensch mit Asperger die Welt wahrnimmt, was eine sehr berührende und interessante Erfahrung ist. Immer wieder habe ich gedacht, mach schon Jasmijn, spring über deinen Schatten und habe mich mit ihr über kleine Erfolge gefreut, wenn sie es schafft, Menschen in die Augen zu sehen oder sich in unbekannte Situationen zu begeben. Ein äußerst lesenswertes Buch, ein dicker Schmöker, der mir bis zur letzten Seite sehr gut gefallen hat.