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Veröffentlicht am 30.09.2019

handwerklich super, aber Callums Verhalten hat mich frustriert

Pretty Venom (Gray Springs University 3)
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Ella Fields – Pretty Venom

Renee will eigentlich nur eins: Ihren Frieden in der Schule, Liebesromane lesen und nähen. Doch der Sohn des Geschäftspartners ihres Dad macht sich ein Spaß daraus, Renee in ...

Ella Fields – Pretty Venom

Renee will eigentlich nur eins: Ihren Frieden in der Schule, Liebesromane lesen und nähen. Doch der Sohn des Geschäftspartners ihres Dad macht sich ein Spaß daraus, Renee in nur jeder erdenklichen Situation über Jahre hinweg zu erniedrigen und auflaufen zu lassen. Sicherlich hat sein Hass etwas damit zu tun, dass die Eltern schon früh über eine arrangierte Hochzeit sprechen und Callum will ganz sicher nicht heiraten, strebt er doch eine Sportlerkarriere an. Immer wieder denkt er sich Gemeinheiten aus, die Renee irgendwann ignoriert.
Je mehr Renee ihn ignoriert, desto interessierter ist er an ihr, bis die beiden tatsächlich irgendwann zusammen kommen, sich verlieben und heiraten, um dann gemeinsam nach Gray Springs aufs College zu gehen. Ab da fangen die Probleme erst richtig an, denn Callum ist der Sport scheinbar wichtiger als seine Ehefrau, die Hochzeit verheimlichen sie komplett und dann begeht Renee einen folgenschweren Fehler.
Alles wieder auf Anfang? Callum hasst Renee. Gibt es noch eine Chance für sie beide?

Nach „Suddenly Forbidden“ und „Bittersweet Always“ war ich richtig gespannt auf den dritten Teil der Gray Springs Reihe und leider muss ich sagen, ich bin sehr enttäuscht, nicht vom Handwerk sondern von Callum.
Die Autorin schreibt großartig, ihr moderner, lockerer Erzählstil und die anschauliche Beschreibung von Land und Leute konnte auch diesmal wieder bei mir punkten, aber die Story selbst... ich kann gar nicht in Worte fassen, wie frustriert ich vom Verhalten der beiden Protagonisten war.
Callum, den ich in den ersten beiden Bänden wirklich sehr gerne mochte, hat sich in diesem Band wie ein Scheusal benommen und das kann ich einfach nicht gutheißen. Zwischenzeitlich musste ich das Buch weg legen, weil er mich so aufgeregt hat. Ja, er war verletzt, von dem was Renee angeblich getan hat (übrigens hab ich keine Sekunde geglaubt, dass sie es wirklich getan hat), aber das rechtfertigt nicht so ein abgedroschenes, hinterhältiges und fieses Verhalten. Zumal er ja von Anfang an auf Renee rumgehackt, sie zutiefst gedemütigt und verletzt hat. So einem Flegel gehört ein paar hinter die Löffel und an Renees Stelle hätte ich schon lange das Weite gesucht, egal wie sehr ich ihn liebe.
Aber... jede Medaille hat zwei Seiten, auch Renee hat sich nicht mit Ruhm bekleckert, denn es gibt immer einen der macht und einer der es zulässt, in diesem Fall Renee. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum so eine toughe junge Frau, mit Grips sich so dermaßen abfällig behandeln lässt, dass sie ihm willig zur Verfügung steht, sich erniedrigen lässt und sich selbst dann auch noch die Schuld an wirklich allem gibt. Unverständlich. Sie haut nicht mal ihrer WG-Partnerin eine rein oder sagt ein böses Wort, als diese ihrem Ehemann einen Blow Job verpasst? Hallo? Für mich war das wirklich wenig glaubwürdig und ich bin enttäuscht, frustriert und ja mich erschreckt auch so ein Verhalten. Warum in aller Welt muss sie sich das antun?
Selbst die liebe Pippa, die ich ins Herz geschlossen habe, konnte das Ruder nicht mehr rumreißen. Bis zum Schluss konnte Callum keine Sympathiepunkte mehr sammeln, auch wenn er seinen Fehler einsieht und sich im Anschluss bemüht, aber ganz sicher hätte Renee ihn deutlich mehr zappeln lassen, wenn nicht sogar das Weite suchen müssen.

Dennoch muss ich sagen, handwerklich hat die Autorin es absolut drauf und ich hoffe die nächste Story aus Gray Springs kann mich wieder so fesseln wie die beiden Vorgängerbände. Und ich betone gerne, dass die Story mit vielen Überraschungen aufwartet, dass die Charaktere lebendig und facettenreich beschrieben sind, dass die Handlungen zwar nachvollziehbar sind, ich aber nicht tolerieren kann, und wenn es tatsächlich so im realen Leben passiert, wäre ich wohl die erste, die Renee zur Seite steht und ihr rät, Callum in den Wind zu schießen und ihr einen Therapeuten zu verpassen. Hier habe ich zum ersten Mal gedacht, es muss nicht unbedingt ein Happy End in einer Lovestory geben.
Es ist wie es ist, die Dynamik der Figuren wirken weitestgehend stimmig und das die Emotionen beim Leser hochkochen ist sicherlich ein gutes Zeichen, und zeigt, dass die Autorin etwas von ihrem Handwerk versteht und den Leser zu fesseln weiß. Von schön oder romantisch ist diese Geschichte allerdings weit entfernt. Dieses Frauenverachtende Bild ist einfach nur schrecklich. Ich hab nichts gegen ein paar Gemeinheiten oder Stolpersteine, aber Callum hat eindeutig eine Grenze überschritten.

Egal, kann ich die Story empfehlen? Eingeschränkt. Als Ergänzung zu den beiden vorherigen Büchern, denke ich das die Story ein Muss ist. Auch wenn die Autorin in den vorherigen Bänden bereits auf sogenannte „Tabu“-Themen wie Depressionen, Fremdgehen, Suizid eingeht, setzt sie hier noch ein Schüppchen drauf. Man muss die Story nicht mögen, aber sie nimmt einen mit.

Das Cover passt zur Reihe und gefällt mir gut, auch wenn es genretypisch ist.

Fazit: Handwerklich super, aber die Handlung und das fiese Verhalten von Callum haben mich enttäuscht und frustriert. Knappe 3 Sterne.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Hochinteressante Thematik teils aber arg langweilig umgesetzt

Cold Storage - Es tötet
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David Koepp - Cold Storage, Es tötet

Dezember 1987: In einem kleinem Dorf in Australien sind alle Bewohner auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Schuld daran ist ein Pilz namens Cordyceps Novus, der ...

David Koepp - Cold Storage, Es tötet

Dezember 1987: In einem kleinem Dorf in Australien sind alle Bewohner auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Schuld daran ist ein Pilz namens Cordyceps Novus, der sich rasant vermehrt und seinen Wirt innerhalb von Minuten in Besitz nimmt und tötet. Selbst das Bergungsteam überlebt nicht komplett und ihnen bleibt nichts anderes übrig, als das Dorf niederzubrennen und eine winzige Probe zu sichern um diese zu erforschen.
März 2019: 32 Jahre später wurde die hochgefährliche Probe "vergessen" und anstelle des gut gesicherten Gefahrgutlagers der Regierung befindet sich auf dem Gelände nun ein stinknormales Lager mit Containereinheiten. Als die Nachtschicht Naomi und Teacake plötzlich einem seltsamen Piepen auf dem Grund gehen, müssen sie feststellen, dass das Geheimnis so einige Geheimnisse auf Lager hat, unter anderem versteckte Stockwerke. Doch mit dem Piepen fängt der Alptraum erst richtig an...

David Koepp ist Drehbuchautor, aus seiner Feder sind einige Mission Impossible Filme oder Jurassic Park, die an Spannung ja kaum zu überbieten sind, vielleicht ist es gut, dass ich dazu nie die Bücher gelesen habe.
Bei Cold Storage handelt es sich um einen Thriller, der eigentlich schon ein wenig in den Horrorbereich fällt. Der Plot ist genial, ein Pilz, der immer weiter mutiert und mit jeder Mutation tödlicher und intelligenter wird. Ein Biogefahrstoff der als Waffe unmöglich zu kontrollieren wäre, weshalb man ihn tief unter die Erde weg sperrt.
Die Leseprobe hat mir gut gefallen, die relativ zügig ein komplexes Bild von dem Thriller gibt. Die Ereignisse in der Vergangenheit sind zwar etwas distanziert aber dennoch spannend beschrieben, weswegen ich das Buch unbedingt lesen wollte. Interessant fand ich, dass sogar der totbringende Pilz zu Wort kommt und wir seine "Motivation" beziehungsweise die Mutation hautnah miterleben können. Mal abgesehen von den vielen Fachbegriffen, die insgesamt in die Story einfließen, fand ich die ersten Beschreibungen schon sehr erschreckend und interssant, wie er innerhalb von Minuten den Wirtskörper übernimmt und dadurch die Psyche und das Denken des Wirts beeinflusst, aber das verlief sich im weiteren Fortgang der Story und tatsächlich empfand ich es irgendwann als störend.
Ich bin etwas enttäuscht, dass die Spannung so rapide nach dem Zeitsprung in die Gegenwart abgefallen ist. Obwohl ich mir gerne ein ausführliches Bild der Protagonisten mache, waren mir die überlangen Beschreibungen zu Griffin, Teacake, Naomi und Co viel zu lang. Mir hätte es genauso wie im Prolog gereicht, eine kurze, lebendige Beschreibung der Figuren zu bekommen.
Hero ist Wissenschaftlerin und damit beauftragt im Dezember 1987 den Pilz zu untersuchen und eine Probe zu nehmen. Sie soll die Gefahr für die Gesellschaft bestimmen. Ihr fühlte ich mich noch am nächsten im ganzen Buch.
Naomi blieb trotz diverser Beschreibungen für mich einfach nicht greifbar, ich kann nicht mal sagen, dass sie mir sympathisch war, weil sie, trotz das sie ebenfalls im Fokus stand, einfach nicht fassbar war. Da half auch die seitenlangen Beschreibungen zu Charakter und Person nicht.
Gleiches gilt für Teacake, der mir mit seinen ach-so-coolen Sprüchen oft auf den Nerv gefallen ist, auch wenn er das Herz am rechten Fleck hat. Das Gequatsche sollte sicherlich die beklemmende Atmosphäre auflockern und der Story ein wenig Würze verleihen, mich hat es leider nur irgendwann gelangweilt.
Nun gut, es ist wie es ist, und mich hat der Thriller leider immer mehr verloren, obwohl das Thema interessant war, sodass ich am Ende regelrecht froh war, das Buch endlich zu beenden, obwohl ich sagen muss, dass das Finale wiederum einigermaßen an Spannung wieder aufholte.
Der Erzählstil ist sehr distanziert, wirkt wenig lebendig und ich hatte während des Lesens oft das Gefühl, dass die Story nicht ganz rund ist. Vielleicht spielt hier herein, dass der Autor normalerweise Drehbücher schreibt. Immer wieder hab ich zurück geblättert, um Passagen noch mal zu lesen. Ich empfand die Story teils langweilig, teils holprig, was ich sehr schade finde, denn es gab so viel Potenzial.
Es muss aber auch gesagt werden, dass der Thriller sehr gut recherchiert ist, es viele Fachbegriffe gibt, die für den Leser der sich nicht mit der Materie auskennt, dennoch verständlich in die Story mit eingeflochten wurde.

Kann ich das Buch empfehlen? Eingeschränkt! Thrillerleser die eine gute Portion Horror mögen, werden an dem Buch ihre Freude haben. Leser, die auf wissenschaftliche Beschreibungen viel Wert legen, haben sicherlich ebenfalls viel Freude damit.
Ich persönlich hoffe, dass das Buch irgendwann verfilmt wird, denn wie gesagt, Potenzial ist vorhanden nur leider irgendwie nicht spannend genug umgesetzt worden.

Das Cover mit dem giftgrünen Fleck fand ich sehr angenehm.

Fazit: Hochinteressante Thematik teils aber arg langweilig umgesetzt. Knappe 3 Sterne.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Schöne Geschichte aus der man noch mehr hätte heraus holen können.

Broken Dreams
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Anne-Marie Jungwirth – Broken Dreams

Eigentlich wollte Tyriq Lehrer werden, doch dieser Traum war sehr schnell ausgeträumt, nachdem sein Vater auf der Straße erschossen wurde. Als der „Mann im Haus“ musste ...

Anne-Marie Jungwirth – Broken Dreams

Eigentlich wollte Tyriq Lehrer werden, doch dieser Traum war sehr schnell ausgeträumt, nachdem sein Vater auf der Straße erschossen wurde. Als der „Mann im Haus“ musste er sich in jungen Jahren bereits behaupten, doch als sein Bruder in die Fänge einer Straßengang landet, schließt auch er sich ihnen an, um seinen Bruder zu beschützen. Retten kann er ihn jeodch nicht als er für fünf Jahre ins Gefängnis gesperrt und mit neuen Träumen entlassen wird.
Er will die Gangs meiden, sein bester Freund Pepe hat ihn angelogen, er versucht einen Job zu bekommen und er trifft auf die wunderschöne Avery, die zur High-Society gehört.
Während sich Avery Stück für Stück in Tyriq verliebt, holt ihn die Vergangenheit wieder ein und plötzlich muss er sich entscheiden, wie er diejenigen beschützt die er liebt...

„Broken Dreams“ ist mein erstes Buch der Autorin.
Insgesamt gefiel mir das Buch gut, es war durchgängig flüssig geschrieben, es gab eine angenehme Grundspannung, die Charaktere wirkten gut ausgearbeitet und die Handlungsorte konnte ich mir gut vorstellen.
Aber so richtig überzeugen, konnte mich die Geschichte leider nicht. Im Großen und Ganzen gab es einfach keine Überraschungen, alles war recht vorhersehbar und obwohl ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe, fehlten mir die Aha-Momente.
Also bitte nicht falsch verstehen, es war eine durchgängig schöne, solide und auch fesselnde Geschichte, aber diese Story hebt sich leider nicht von der Masse ab, obwohl es durchaus Potenzial gibt.
Wie schon geschrieben, ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen. Es gab einige erotische Momente, es gab knisternde Leidenschaft, Gefühlsachterbahnen und natürlich eine Crime Story, die wie erwartet endete, auch an ein paar Sackgassen oder Stolpersteine fehlte es der Geschichte nicht.
Die Charaktere konnte ich mir gut vorstellen, sie wirkten nahezu lebendig, aber sie handelten nicht immer nachvollziehbar. Müssen sie ja auch nicht unbedingt, schließlich hat jede Figur ihren eigenen Kopf.
Avery war sympathisch, wirkte aber oft etwas unbedacht und mutiert irgendwann zum Superweibchen, was ich eigentlich schade finde. Ihrem Instinkt sollte sie schon ab und an vertrauen, weswegen einige Szenen nicht nachvollziehbar waren. Vielleicht liebt sie den Nervenkitzel, aber eins ist sicher, wenn sie liebt, dann richtig.
Tyriq hat es mir recht schwer gemacht, ich konnte mir einfach nicht den knallharten „Knasti“ vorstellen und irgendwie kann ich ihm den Gangster auch nicht abnehmen. Klar, er wollte nie in die Gang, aber er war jahrelang drin, hat Gewalt angewendet und auch worauf es letztendlich im Finale hinaus lief, wirkte irgendwie gestellt und konstruiert. Ich kann durchaus verstehen, worauf die Autorin hinaus wollte, keine Frage, aber mir fehlten wie gesagt, ein paar Höhepunkte in der Story.

Aber das ist nicht weiter tragisch, denn zum Glück stimmen nicht alle Meinungen überein und was ich hier bemängle, findet eine andere Leserin vielleicht supertoll.
Es ist ja auch eine schöne Story und man merkt, wieviel Herzblut in der Geschichte steckt. Deswegen werde ich sicherlich auch noch ein weiteres Buch der Autorin lesen.

Das Cover passt zum Genre und ist ein angenehmer Blickfang.

Fazit: Schöne Geschichte aus der man noch mehr hätte heraus holen können. 3 Sterne.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Der Teil der die Themen Suizid, PTBS und Selbstverletzung fokussiert hat mir gut gefallen

Lotus House - Stille Sünden (Die Lotus House-Serie 5)
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Audrey Carlan – Lotus House, Stille Sünden

Honor kann den Verlust ihres Zwillingsbruders nicht überwinden, schon nimmt sie nichts mehr wahr, ihr Leben gehört ihr nicht selbst und sie verliert nahezu jeden ...

Audrey Carlan – Lotus House, Stille Sünden

Honor kann den Verlust ihres Zwillingsbruders nicht überwinden, schon nimmt sie nichts mehr wahr, ihr Leben gehört ihr nicht selbst und sie verliert nahezu jeden Lebenswillen. Immer wieder taucht sie in ihrer größten Not bei Sean, dem festen Freund ihres verstorbenen Zwillings auf, der ihr Leid nicht mehr mit ansehen kann und sie zu der Therapeutin Dr. Hart schickt. In Monet findet sie einen Coach für ihr Leben, doch als sie im Lotus House auf den lebenslustigen Nicholas trifft, der überhaupt kein Geheimnis daraus macht, dass er in Honor „seine“ Frau gefunden hat, scheint das Leben plötzlich leichter zu werden.
Doch solange Honor unter den physischen und psychischen Attacken ihrer Familie leidet, kann sie nicht genesen und als ihr alles zu viel wird, muss sie ihr Leben überdenken, denn beim nächsten Mal könnte es zu spät sein.

Obwohl ich aus der „Lotus House“-Reihe nur wenige Bücher bisher gut fand, ist es trotzdem irgendwie eine Sucht und ich greife immer wieder dazu, nur um aufs neue enttäuscht zu werden.
Gerade bei so einem heiklen Thema wie Selbstverletzung, Selbstaufgabe, posttraumatische Belastungsstörungen und Suizid schafft die Autorin auch diesmal nicht, mich vollends zu überzeugen, obwohl ich sagen muss, dass es trotz allem für mich der interessanteste und beste Band der Reihe ist, und das soll schon was heißen.
Der Erzählstil ist wie nicht anders zu erwarten, locker und modern, weshalb sich die Geschichte gut lesen lässt. Die Kapitel sind nicht allzu lang, jedes Kapitel erklärt eine Yogastellung oder erzählt etwas über die verschiedenen Chakren des Körpers. Gut gemacht, bringt mich dem Yoga auch etwas näher, aber das fand ich bereits in den Vorgängerbänden gut.
Die Charaktere wirken hier annähernd lebendig und realitätsnah ausgearbeitet, was mich positiv stimmt, auch wenn sie nicht immer nachvollziehbar handeln.
Honor verletzt sich selbst, nach dem Tod ihres Bruders, wenn der Leidensdruck so groß wird und um „sich selbst zu spüren“. Das ist ein ernstes Thema, und in einigen Ansätzen auch gut eingefangen. Zusätzlich muss sie sich der Familie unterordnen und gerade ihre Mutter misshandelt sie und nutzt sie für Prestige-Zwecke aus. Honor selbst ist reich, bekommt aber weder Anerkennung noch Liebe von ihrer Familie, weswegen sie sich an jede Freundlichkeit klammert und im Irrglauben ist, sie wäre nichts wert. Als Nicholas sie umgarnt und damit auch Grace, seine Schwester, beschließt in Honor ihre beste Freundin zu sehen, lockert das die Story und vor allem Honors Gemüt recht schnell auf.
Nicholas ist ein sympathischer, dominanter und sehr fordernder Mann der mit sexuellen Floskeln nur um sich wirft und neben einem Boxstudio auch noch Yogastunden im Lotus House gibt. Er liebt seine Familie, seine Großfamilie liebt ihn, er befolgt eiserne Regeln, zum Beispiel das er seine Kundinnen nicht datet. Soweit so gut, allerdings weiß er beim Anblick von Honor sofort, dass es „seine“ Frau ist und geht dementsprechend forsch an sie heran, obwohl er sensibel genug ist zu bemerken, dass sie scheu ist.
Zu Grace möchte ich nur sagen, dass ich diesen Wirbelwind mag und ich mir eine schöne Story mit ihr erhoffe.
Hört sich alles in allem erst mal nicht schlecht an, oder? Dachte ich auch, bis es dann zu den erotischen Entgleisungen kam, die immer heftiger wurden. Mir war schon von vorneherein klar, dass der sexuelle Lustschmerz die Ritzerei ersetzen wird.
Aber mal ehrlich, müssen ständig pornografische Bezeichnungen die Geschlechtsteile verunzieren und das Buch damit im Niveau sinken? Vom „Italo-Hengt“ über den dicken langen „Johnny“ und diverse „F“, „T“ und „M“ Worte kann ich mittlerweile hinweg sehen, aber dann folgendes Zitat: „... So wie ich das sehe, könnte sie sich an meine Verwöhndienste gewöhnt haben, also schlecke ich richtig in ihre P..., lecke beide Lippen und stecke zwei Fi... tief hinein. Sie ist f...süß. ...“ Oh bitte, soll das erotisch sein? Springt da überhaupt eine Frau drauf an? Bisschen dirty talk okay, von mir aus auch gerne mehr, etwas rau und dominant okay, jeder wie er mag, und ich bin sicher nicht prüde, aber das ist doch nicht euer ernst (!), und dass war zudem auch noch etwas, dass eher harmlos beschrieben ist.

Schon allein deswegen gibt es bei mir Punktabzüge, und weil dieses Buch doch sehr viele Klischees bedient, was mich bei den anderen Reihen von Audrey Carlan weniger gestört hat. Auch wenn ich es das am ehesten realistischsten Buch der Lotus House Reihe finde, konnte es mich auch diesmal wieder nicht komplett überzeugen.
Gut fand ich allerdings, die Familie von Nicholas, sie steht füreinander ein, gibt Halt und Kraft. Ich mag dieses Zusammenspiel und auch das die Familie im Lotus House mittlerweile so zusammen gewachsen ist. Ebenfalls pluspunkten kann die Autorin mit der Darstellung ihrer Handlungsorte, die anschaulich beschrieben sind.

Für Fans der Reihe ist das Buch bestimmt ein Muss, weil auch ernstere Themen angegangen werden, im Großen und Ganzen hab ich mich bis auf die erotischen Aspekte unterhalten gefühlt, weil die Autorin auch die Emotionen beim Leser herauskitzeln kann, aber das war es leider auch schon.
Es tut mir leid keine positivere Rezension schreiben zu können.

Das Cover ist wie von der Autorin gewohnt floral und passt zur Reihe.

Fazit: Der Teil der die Themen Suizid, PTBS und Selbstverletzung fokussiert hat mir gut gefallen, von der erotischen Seite fand ich es furchtbar und übertrieben. Knappe 3 Sterne.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Guter Plot aber leider ziemlich langamtig ausgearbeitet, was zu rapiden Spannungsabfällen führte

Die letzte Witwe
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Karin Slaughter – Die letzte Witwe

Gerichtsmedizinerin und Witwe Sara Linton will sich gerade ihrer Gefühle für Special Agent Will Trenton klar werden, als zwei Explosionen ihre Zweisamkeit stören. Aufgeschreckt ...

Karin Slaughter – Die letzte Witwe

Gerichtsmedizinerin und Witwe Sara Linton will sich gerade ihrer Gefühle für Special Agent Will Trenton klar werden, als zwei Explosionen ihre Zweisamkeit stören. Aufgeschreckt verfallen die beiden sofort in den Arbeitsmodus und auf dem Weg zum Explosionsort, kommen sie an einen Verkehrsunfall, wo sie ihre Hilfe anbieten. Sofort erscheinen die Umstände des Unfalls Sara nicht stimmig. Sie soll recht behalten, und während Will verletzt wird, schaffen es die Entführer Sara zu kidnappen. Ein Spiel auf Leben und Tod beginnt, die militante Gruppe, die vom skruppellosen und sehr gefährlichen Dash angeführt wird, will die „weiße Rasse“ wieder an die Macht und ihre Ideale voranbringen. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht. Will erkämpft sich einen Weg um Sara zu retten, doch wird er zu spät kommen?

„Die letzte Witwe“ ist zwar nicht mein erstes Buch der Autorin, jedoch das erste aus dieser Reihe.
Der Erzählstil ist modern und weitesgehend flüssig, auch wenn die Spannung immer wieder durch langamtige Beschreibungen unterbrochen wird.
Mal abgesehen von dem spannenden Prolog, in dem eine Wissenschaftlerin entführt wurde, und die ersten Seiten, der vier Wochen danach spielenden Ereignisse, habe ich eine ganze Zeit gebraucht, um in die Geschichte zu finden, die aus mehreren Perspektiven erzählt wird, was ich an sich nicht schlecht finde. Allerdings wurden sämtliche gleiche Situationen immer wieder und wieder aus den verschiedenen Perspektiven neu beleuchtet, aber so wirklich neue Erkenntnisse ergaben sich daraus nicht, außer das die Gefühlswelt von Will und Sara noch fokussierter dargestellt wurden und die eigentliche Spannung und der Thrill nur unzureichend aufgebaut werden konnte.
Sehr schade. Denn der Plot ist durchaus spannend, für einen Thriller war genug Potenzial da, aber meiner Meinung nach wurden durch die Mehrfach-Ansichten und die ausführlichen Beschreibungen von bekannten FBI-Fällen, der medizinischen Wirkweise von Medikamenten und Co sowie die Auswirkungen der geplanten Anschläge einfach zu perfektionistisch und detailliert erklärt, sodass dieser Thriller leider langweilig wurde. Hier hätte man gut und gerne etwas der Fantasie überlassen können und besagte Stellen durchaus kürzen können.
Die Figurenausarbeitung ist gut, ich konnte mir sämtliche Charaktere gut vorstellen, auch wenn ich bei einigen Gelegenheiten dachte, dass es sinnvoll wäre, die Vorgängerbände zu kennen.
Sara war sympathisch, wächst über sich hinaus, scheint immer alles im Griff haben zu wollen, doch die Gefangenschaft setzt ihr zu. Ehrlich gesagt kann ich verstehen, dass sie sich abzulenken versucht, ihre Gedanken kreisen, aber hätten die Gedankengänge so ausschweifend aufgeschrieben werden müssen? Ein „ihr fiel die Decke auf dem Kopf und sie lenkte sich Musiktexte ab“ hätte vollkommen ausgereicht. Mich als Leser hat zwar ihre Situation interessiert, und wie sie ihre Angst bewältigt, aber die Beschreibungen dazu hätten gerne kürzer ausfüllen können. Vielleicht wollte uns die Autorin mit in die Situation nehmen, wie aussichtslos und langweilig diese sein könnte, wenn Sara gerade nicht gebraucht wird, aber dadurch viel die Spannung noch weiter ab.
Will mochte ich gerne, auch wenn er an vielen Stellen distanziert wirkte. Übermenschlich, ehrgeizig und vielleicht einen Ticken zu aufopfernd versucht er die Situationen zu meistern, in der er eigentlich gar nicht hätte arbeiten dürfen. Nicht alles wirkt realitätsnah und die extremen Belastungen, die er aushalten muss, wirkten schon sehr konstruiert. Im Bereich Fantasy stört mich das überhaupt nicht, in einem Thriller hätte ich das schon realistisch angehaucht und nachvollziehbar.
Was dagegen sehr realistisch und erschreckend dargestellt war, waren die Motive von Dash, der im übertragenden Sinn nach der Weltherrschaft strebt, dabei eine sektenähnliche Gemeinschaft ins Leben ruft in der Gewalt, Brutalität, Hass und Machtdemonstrationen an der Tagesordnung sind.

Die Handlungsorte wirken anschaulich ausgearbeitet, gerade das Refugium von Dash und seiner Gruppe konnte ich mir gut vorstellen.
Insgesamt ist das Buch nicht schlecht, aber da es als Thriller deklariert ist, fehlte mir hier die typische Spannung und der Thrill, der dafür unabdingbar ist.
Ich gehe mit gemischten Gefühlen aus dem Buch heraus, nochmal würde ich das Buch nicht lesen wollen, aber das ist Geschmackssache.
Kann ich den Thriller empfehlen? Eingeschränkt. Wer die Reihe um Will und Sara mag, sollte das Buch lesen, wer Bücher mit einer ausgeprägten, detaillierten Story mag, deren Spannung nicht so explosiv ist, wird ebenfalls gut mit dem Buch bedient sein.

Das Cover mit der Spinne darauf hat mir gut gefallen und mich sofort neugierig gemacht.

Fazit: Guter Plot aber leider ziemlich langamtig ausgearbeitet, was zu rapiden Spannungsabfällen führte. 2,75 Sterne.