Klappentext:
Mitte dreißig und erfolgreich. Das ist Marc Schilling. Genau genommen war er erfolgreich. Bis irgendwann nichts mehr klappt in seinem Job bei der Werbeagentur Kai & Mole. Als auch noch die Akquise der spanischen Künstlerin Amparo Orihuela scheitert, findet Marc sich selbst plötzlich arbeitslos mitten auf der Iberischen Halbinsel wieder.
So schnell wie möglich will Marc die Sicherheit in seinem Leben zurückbekommen. Weil Amparo verspricht, von einer Beschäftigung für Marc in Andalusien zu wissen, lässt dieser sich mit dem Mut der Verzweiflung auf ein Wagnis ein: Marc begleitet die mysteriöse Künstlerin auf eine abenteuerliche Reise voller Begegnungen quer durch das Land, in der Hoffnung, einen neuen Job zu finden. Was Marc tatsächlich findet, ist etwas ganz Anderes …
Fazit:
Das Cover lässt einen heiteren Urlaubsroman vermuten, allerdings wurde von der Autorin schon angemerkt, dass diese Geschichte zum Nachdenken anregen wird. Mich hat die Geschichte tatsächlich zum Nachdenken gebracht.
Marc machte auf mich am Anfang einen sehr unsympathischen Eindruck. Er ist unzufrieden in seinem Beruf, der ihm früher viele Erfolge einbrachte und in dem es seit einem Jahr nur noch steil bergab geht. Seine Unzufriedenheit endet in Wutanfällen, die angesichts der Banalität schon überzogen wirken. Als er das erste Mal ausflippte, dachte ich noch: Will ich wirklich Geschichten eines Kampf-Cholerikers lesen? Da ich mich gerne über den Tellerrand schaue, blieb ich dran und die Geschichte gefiel mir immer besser. Ich konnte nach und nach verstehen, warum Marc sich so tief in einer Krise befindet und außer seiner Wut keine andere Möglichkeit sieht, mit dieser Krise umzugehen.
Doch halt. Um was geht es? Marc wurde schon von jeher vom Erfolg verwöhnt und seine Zukunft scheint sonnenklar vor ihm zu liegen, dadurch kann er mit seinen derzeitigen Misserfolgen nur schwer umgehen. Als er die Chance wittert, einen ungewöhnlichen Auftrag an Land zu ziehen, reist er auf die iberische Halbinsel. Er bekommt von der Künstlerin Amparo jedoch eine Absage und wird daraufhin auch noch von seinem Chef entlassen. Eine Welt bricht für ihn zusammen. Für sein Scheitern ist die Schuldige natürlich schnell gefunden, die ihm dann trotzdem die Hand reicht und ihm eine abenteuerliche Reise vorschlägt, da sie eine Beschäftigung für Marc kennt. Marc wittert die Chance für neue Erfolge und findet sich kurz darauf in Amparos altersschwachen Auto wieder, um diese Reise zu unternehmen. Da Amparo unterwegs Freunde und Lieferanten besucht, lernt Marc zwangsläufig andere Menschen mit ihren Sorgen und Nöten kennen. Er ist immer wieder fixiert darauf, einen anderen Job zu finden und dann kommt es doch ganz anders, als gedacht. Doch das lest bitte selbst.
Die Begegnungen mit den anderen Menschen und die vielen Gespräche zwischen Amparo und Marc, bringen letzten Endes beide Charaktere dazu, sich ihrem Leben zu stellen und sich Gedanken über ihre weitere Zukunft zu machen. Diese Entwicklung mitzuverfolgen, hat mir schöne Lesestunden beschert. Amparo erschien anfangs sehr mysteriös und ich konnte sie nach und nach immer mehr in mein Herz schließen, da es ihr gelang auf ihr Leben zu schauen und gleichzeitig Marc den Schubs in die richtige Richtung zu geben. Mit Marc konnte ich mich nur sehr zögerlich anfreunden, dies gelang mir erst, als er sich immer mehr selbst hinterfragte.
Ich konnte mich gut in die Gefühle und Gedanken der Charaktere, auch der Nebencharaktere, einfühlen. Der flüssige Schreibstil sorgte dafür, dass ich die Geschichte schnell und angenehm lesen konnte. Der Autorin ist es gelungen, die Suche nach sich selbst in eine glaubwürdige Handlung mit authentischen Protagonisten einzubinden, so dass sie auch nach dem Lesen noch zum Nachdenken anregt.
Wer eine locker, leichte Sommerlektüre erwartet, wird höchstwahrscheinlich enttäuscht sein. Leser, die sich für Persönlichkeitsentwicklung interessieren, sollten sich dieses Buch näher anschauen und mit Marc und Amparo auf die Reise gehen.