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Veröffentlicht am 03.05.2020

Der 7. Fall für Clara Vidalis

Blutgott
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Auf der Strecke zwischen Dortmund und Frankfurt wird in einem IC-Abteil ein junges Mädchen bestialisch ermordet, regelrecht abgeschlachtet. Ihre Leiche und ihre Innereien werden auf eine ganz bestimmte ...

Auf der Strecke zwischen Dortmund und Frankfurt wird in einem IC-Abteil ein junges Mädchen bestialisch ermordet, regelrecht abgeschlachtet. Ihre Leiche und ihre Innereien werden auf eine ganz bestimmte Art und Weise hindrapiert und am Fenster befindet sich ein mit Blut gemaltes Symbol.

Kurze Zeit darauf gibt es ein zweites Opfer in einer Telefonzelle. Auch hier wurde ein Mensch wie ein Vieh abgemetzelt und an der Scheibe der Telefonzelle findet sich das gleiche blutige Symbol, wie im IC.

Erste Ermittlungsergebnisse gehen in die Richtung, dass es sich jeweils um größere Tätergruppen handelt, die gemeinsam losziehen um gezielt Menschen zu ermorden.

Die Auswertung der Überwachungskameras aus den Bahnhöfen führt dann tatsächlich zu einem der Täter – problematisch nur, dass dieser unter 14 Jahre alt ist, was in Deutschland bedeutet, dass der Junge strafunmündig ist und für seine Tat nicht belangt werden kann. Auf seine Mittäter trifft das ebenso zu.

Die Ermittler des LKA Berlin, allen voran die Hauptermittlerin Clara Vidalis und ihr Ehemann Martin Friedrich, von allen nur MacDeath genannt, finden Hinweise darauf, dass diese „slash mobs“ von einer Person aus dem Dark Web gesteuert werden, die sich BG666 nennt. Die Abkürzung BG steht für das Wort BLUTGOTT.

Kommen die „Jünger“ des Blutgottes tatsächlich straffrei davon?

Der Thriller „Blutgott“ ist der 7. Band einer Reihe um die Ermittlerin Clara Vidalis. Für mich war es jedoch das 1. Buch aus dieser Reihe und gleichzeitig auch das 1. Buch des Autors Veit Etzold.

Auf Facebook bin ich auf den „Blutgott“ aufmerksam geworden und eine Freundin und Blogger-Kollegin hat dieses Buch ebenfalls vor kurzem gelesen, und so wurde ich neugierig. Ich stehe nicht so auf blutiges Gemetzel, weswegen ich normalerweise die Finger von solchen Büchern lasse, hier wollte ich es aber trotzdem darauf ankommen lassen, ob ich das ertrage oder nicht.

Die grausigen Taten werden vom Autor tatsächlich sehr ausführlich beschrieben und dafür ist Veit Etzold auch bekannt (wenn man die Rezensionen seiner anderen Bücher liest), aber scheinbar bin ich doch nicht ganz so zart besaitet, wie ich es von mir dachte, denn ich kam mit den Beschreibungen sehr gut klar.

Der Thriller ist in 3 Teile eingeteilt. „Buch 1“ enthält 29 Kapitel, in „Buch 2“ sind es 22 Kapitel und „Buch 3“ weist 23 Kapitel auf.

In „Buch 1“ erfährt man als Leser, wie der Blutgott zumindest einen seiner Jünger gefunden hat, es lässt sich aber daraus ableiten, dass das nicht nur bei Noah so gut funktioniert. Der Blutgott rekrutiert seine Anhänger über Skype-Videos, mit denen er die Kinder erpresst. Nun denn, ein gewisses Maß an Gewaltpotential muss bei den unter 14-jährigen vorhanden sein, sonst würden sie sich auf diese Art und Weise nicht erpressen lassen sondern BG666 ins Leere laufen lassen.

Die Kapitel wechseln sich ab und werden aus der Sicht von verschiedenen Personen erzählt. Obwohl hier nicht wirklich Spannung aufgebaut wird, möchte ich lesen, was als nächstes passiert.

In „Buch 2“ geht es überwiegend über die Ermittlungsarbeit der verschiedenen Polizeibehörden, also dem LKA und der Zusammenarbeit mit der Bundespolizei. Man bekommt einen kleinen Einblick ins Dark Net und wie man über das Dark Net Informationen verkaufen/verbreiten kann. Gerade in Bezug auf z. B. Gewalt und Pornografie ist das Dark Net ja tatsächlich eine Quelle, die gerne und oft genutzt wird. Die Ermittler erinnern sich hier gerne an vergangene Fälle von Serien-/Massenmorden, so dass sie sich gegenseitig die Namen der Täter zuwerfen. Irgendwann wurde mir das dann zu viel, denn ich wollte mehr von dem aktuellen Fall lesen und nicht über die Skythen oder die Ndragheta-Mafia, auch nicht über die Cosa Nostra oder Jim Jones, die Davidianer oder wie sie alle hießen, die Serienkiller unserer Zeit. Auch hier fehlte mir die Spannung, die mich atemlos am Reader kleben ließ.

Leider kristallisiert sich bei mir auch nicht heraus, dass Clara Vidalis die Hauptermittlerin ist. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass ihr Mann, McDeath, der Mann an der Spitze der Ermittler ist. Clara ist eher im Hintergrund, man erfährt viele ihrer Gedanken, aber bei den Ermittlungen hält sie sich irgendwie eher zurück.

In „Buch 3“ geht es dann darum, mit welch perfidem Trick sie an den Blutgott rankommen wollen. Hier war mir einiges der Handlungen deutlich zu überzogen und im realen Leben würde das auch so wahrscheinlich (!!) niemals ablaufen, aber jeder Autor hat natürlich die Freiheit, seine Geschichte so auszuschmücken, wie es ihm gefällt. Dieser Teil hat mir trotzdem am besten gefallen, da hier endlich eine gewisse Dynamik aufkommt die mich dann doch gefesselt hat … und dann kommt da dieser Schluss, der alles offen lässt. Kommt da noch was ??

Grundsätzlich hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen zu den Banden von Jugendlichen gewünscht, die wahllos mordend durch die Städte ziehen. Auch zu Noah und Marie gibt es irgendwie nur dürftige Informationen. Keine Vorgeschichten, keine Hinweise auf irgendwelche Traumata … warum sind sie so geworden? Das führt natürlich dazu, dass die Personen für mich keine Tiefe aufweisen, nicht greifbar sind. Weder die Täter noch die Ermittler hinterlassen bei mir einen bleibenden Eindruck und werden wahrscheinlich auch nicht lange bei mir nachwirken.

Ich muss gestehen, ich hatte mir von diesem Buch mehr erwartet. Der Plot ist gut, die Umsetzung hat mich nicht wirklich vom Hocker gehauen.

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Veröffentlicht am 15.10.2019

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Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
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Im Zeitalter der permanenten Erreichbarkeit, haben sich 8 Personen zusammengefunden, um sich für einige wenige Tage eine digitale Auszeit zu gönnen. Kein Internet, keine Smartphones …. offline ...

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Im Zeitalter der permanenten Erreichbarkeit, haben sich 8 Personen zusammengefunden, um sich für einige wenige Tage eine digitale Auszeit zu gönnen. Kein Internet, keine Smartphones …. offline eben.

Durchgeführt und begleitet wird diese „Digital Detox“-Reise von der Agentur „Tripple-O-Journey“ - wobei die 3 O für „Out of Ordinary“ stehen, also für „außerhalb des Gewöhnlichen“. Und genau das wird diese Reise für die Teilnehmer. Sie wird außergewöhnlich, aber in diesem Fall ganz sicher nicht im positiven Sinne.

Die Teilnehmer der Tour sind: Jennifer König und ihre ArbeitskollegInnen Thomas Strasser, Anna Simonis und Florian Trappen. Sie arbeiten bei „Fuchs Telecom“, haben also beruflich den ganzen Tag mit Smartphones zu tun und mit der Programmierung von Apps. Sie stellen eigentlich die beste Zielgruppe für diesen Urlaub dar. Ebenso gönnen sich das Ehepaar Annika und Matthias Baustert, Sandra Weber und David Weiss eine digitale Auszeit . Die 8 Teilnehmer werden begleitet von Johannes Petermann, in seiner Eigenschaft als Teamleiter/Tourguide, Ellen Weitner, die noch recht neu bei Tripple-O ist und Nico Schwerte, der ein hervorragender Bergführer ist und die Gruppe sicher zum Hotel und auch wieder zurück begleiten wird.

Bevor sie sich zu ihrem Urlaubsdomizil aufmachen, geben alle Teilnehmer ihre Smartphones & Tablets bei Johannes ab. Die Anreise zum Hotel erfolgt mit Schneeschuhen, in einem stundenlangen Fußmarsch, überwiegend bergauf.

Ihr Domizil für die nächsten Tage ist das „Mountain Paradise“-Hotel in den Berchtesgadener Alpen, welches zu einem Luxusresort abseits von Stress und Trubel aus-/umgebaut werden soll. Die Gruppe bewohnt die Zimmer im schon renovierten Flügel des Hotels und außer den Hausmeistern Timo und Horst befindet sich aktuell keine Menschenseele in diesem Haus. Noch nicht einmal Angestellte. Zimmerservice gibt es keinen, das Essen wird von den Gruppenmitgliedern selbst zubereitet.

Beim 1. gemeinsamen Frühstück fehlt einer der Teilnehmer: Thomas Strasser. Nachdem geraume Zeit verstrichen ist und Tom auch in seinem Zimmer nicht aufzufinden ist, macht sich die Gruppe auf, um ihn zu suchen. Die Suche verläuft erfolgreich, doch das was sie finden ist verstörend und schockierend, denn Tom ist auf grausamste Art verstümmelt, aber er lebt noch, wenn auch nur für kurze Zeit.

Sofort stellt sich für alle die Frage: Wer ist zu solch einer Grausamkeit fähig? Ist es jemand aus der Gruppe? Eine der beiden Hausmeister? Oder befindet sich – entgegen aller Aussagen – doch noch jemand anderer im Hotel?

Am nächsten Tag fehlt Anna ………

Mit „Offline“ habe ich meinen ersten Phychothriller des Autors Arno Strobel gelesen. Ich muss gestehen, ich bin ein wenig enttäuscht, denn ich hatte mir hier deutlich mehr versprochen. Ok, als Autor kann man nicht mit jedem Buch das Rad neu erfinden, deswegen gibt es diese Konstellation – mehrere Personen auf engstem Raum, keine Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt, Mord und Totschlag – schon öfter mal. Wenn ich das richtig gelesen habe, hat der Autor selbst diese Thematik schon in dem ein oder anderen Buch untergebracht.

Aber der Reihe nach:
Das Buch beginnt mit einem wirklich spannenden Prolog – nachdem Katrins‘ Smart Speaker „Ella“ zuerst einmal den Dienst verweigert, führt er (sie?) mitten in der Nacht dann ein ziemlich gespenstiges Eigenleben. Diese Szene hat mich richtig angefixt und neugierig auf die Geschichte werden lassen.

Von nun an folgt aber leider Klischee auf Klischee. In der Reisegruppe treffen wir sowohl auf „den Dicken“, als auch auf „den Coolen“ und „den Psychotischen“ und ebenso auf „die Geheimnisvolle“.

Als die Reisegruppe das Hotel, erreicht hat, fängt es natürlich extrem an zu schneien und es hört auch so schnell nicht mehr auf – Flucht aus dem Hotel bzw. Rettung von Außen sind ausgeschlossen und natürlich wird das einzige Funkgerät, das sich im Haus befindet, vom Täter zerstört………

Übrigens hätte niemand sein Smartphone/Tablet vor Beginn der Reise abgeben müssen, das Hotel liegt so weit abgelegen, dass es dort sowieso keinen Empfang gibt.

Wie erwartet, verdächtigen sich die Personen alle untereinander und die Stimmung und der Umgang miteinander wird sehr schnell sehr rau. Immer wieder gibt es neue Indizien, die gegen jemanden sprechen und immer wieder gibt es dann eine neue Information oder ein neues Ereignis, was den Fokus dann wieder auf eine andere Person lenkt.

Irgendwie handeln die Protagonisten in meinen Augen nicht sonderlich clever. Statt, dass sie sich alle zusammen im gleichen Raum aufhalten, damit man sich gegenseitig überwachen kann, zieht sich abends jeder auf sein Zimmer zurück. Dass das nicht schützt, hat man bei Thomas und auch bei Anna gesehen.
A pro pos Anna: Ich habe keine Ahnung ob das, was man von und über Anna erfährt, tatsächlich realistisch ist. Der Täter hat sie nicht umgebracht, aber extrem verstümmelt. Kann man in ihrem Zustand noch klar denken? Ich weiß es nicht, aber ich habe darüber tatsächlich eine ganze Zeit lang nachgedacht.

Die Auflösung der Geschichte war teilweise überraschend, obwohl ich schon vorher eine leichte Ahnung hatte. Aber auch hier frage ich mich, warum Person A Person B nicht einfach ein tötet und sich dann vom Acker macht? Warum dieser Umweg über Thomas und Anna? Klar, es wäre kein Thriller sondern eher ein Krimi, gäbe es im Verlauf der Geschichte nur 1 Leiche…….

Je länger ich darüber nachdenke und an dieser Rezension sitze, desto mehr merke ich, dass die Geschichte mich nicht wirklich gepackt hat. Schade, dass mein 1. Kontakt mit einem Strobel-Buch nicht besser ausgefallen ist. Ich hatte hier tatsächlich Spannung erwartet, die mir das Blut in den Adern gefrieren oder mich nachts nicht schlafen lässt. Zumal ich das Thema „Digital Detox“ wirklich gut finde.

Der Schreibstil des Autors ist angenehm und gut zu lesen, weswegen ich sicherlich noch ein weiteres Buch von ihm lesen werde, das schon seit einiger Zeit in meinem Regal schlummert. Vielleicht kann er mich mit einer anderen Thematik ja doch noch überzeugen.
Geschmäcker sind verschieden und das ist auch gut so. Vielleicht gefällt das Buch ja Dir, auch wenn es mich nicht wirklich mitnehmen konnte.

Veröffentlicht am 22.09.2019

„Aurora“ – die Göttin der Morgenröte

Das #Zukunftsspiel
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ACHTUNG - Enthält Spoiler !!

Veronika hat gerade den Super-Gau einer jeden Beziehung hinter sich. Ihr Mann Helmut hat sie wegen einer Anderen verlassen und sie ist dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. ...

ACHTUNG - Enthält Spoiler !!

Veronika hat gerade den Super-Gau einer jeden Beziehung hinter sich. Ihr Mann Helmut hat sie wegen einer Anderen verlassen und sie ist dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Ein neues Leben in einer günstigen Wohnung, mit einem pubertierenden Sohn , finanziellen Engpässen und jeder Menge Zukunftsängsten. So ist es nicht verwunderlich, dass sie für einen Abend all das einmal vergessen und mit ihrer Freundin Lisa einen schönen Abend verbringen möchte. Sie machen sich auf in den Club „Kollosso“, nicht ohne auf dem Weg dorthin die neuesten Vorschläge der „Lovelife-App“ zu checken, mit deren Hilfe Veronika einen neuen Partner sucht. Das Profil von „Matt39“ ist verheißungsvoll und wie der Zufall es will, findet man sich dann perfekterweise auch noch im „Kollosso“.

Veronika und „Matt39“ alias Mathias Schindler verbringen eine aufregende Nacht miteinander und landen letztendlich in der Wohnung von Matt. Neben den Aktivitäten, über die ich hier aus Gründen der Privatsphäre einen Mantel des Schweigens breite, kommen Veronika und Mathias natürlich ins Gespräch. Veronika erzählt Mathias, dass sie oft genervt ist von der Werbung, die ihr permanent per Push-Nachricht auf ihr Handy geschickt wird. Werbung, von Dingen, die sie eigentlich nicht braucht, die aber doch irgendwie immer zur Situation und/oder Umgebung passen. So, wie z. B. einen Gutschein für ein Freigetränk im „Kollosso“, während sie sich gerade an diesem Ort aufhält. Im Laufe dieses Gespräches stellt sich heraus, dass Mathias Direktionspartner der Better Life Company (BLC) ist, der Firma, die unter anderem die „Lovelife-App“ auf den Markt gebracht hat. Was nun folgt ist irgendwie eine Art „Rekrutierungsgespräch“, denn Matt schwärmt so sehr von seiner Company und der neuesten App, die zu diesem Augenblick eigentlich auch noch top secret sein soll, dass Veronika mit der brandneuen und vor allen Dingen kostenlosen „All Device – One Human App“ – Rufname „Aurora“ auf ihrem Handy nach Hause geht. Mit „Aurora“ ist zukünftig alles möglich.

Da Veronika ihrem Smartphone auch vor „Aurora“ schon sehr zugetan war (sie nennt ihr Smartphone „Mein zweites Gehirn“), wird „Aurora“ nun zur ständigen digitalen Begleiterin für sie. „Aurora“ versorgt ihre Nutzerin permanent mit Informationen aus aller Welt und der Community und durch das Wegwischen oder Anklicken der entsprechenden News lernt der Algorythmus, welche Informationen für Veronika zukünftig interessant sind oder eher nicht. Nach kurzer Zeit lädt „Aurora“ zum „Fit for Life Game“ ein.

Das „Fit for Life Game“ ist simpel, es wirkt und es hilft seinen Nutzern gezielt weiter. Nach einem ausführlichen Mental Body Check bekommen alle Teilnehmer einen persönlichen Entwicklungsplan in Form von Aufgaben und persönlichen Übungen, welche täglich zu absolvieren und zu bestehen sind. (Zitat Seite 59)

Die im „Fit for Life Game“ erreichten Punkte werden dem „Personal Score Plan“ (PSP) zugeordnet und diese Punkte sind außerordentlich wichtig. Sie bestimmen, an welchen Vorzugsprogrammen ein Lifepartner teilnehmen kann, oder eben nicht. Das Spiel funktioniert nach dem Multi-Level-Marketing-Prinzip. Jeder Spieler muss andere Spieler werben, an dessen Fortschritt man dann entsprechend Punkte verdient und an jedem von diesem Spieler geworbenen Spieler verdient man noch einmal mit. Das Leckerli an der Spiel-Geschichte: Die gewonnenen Punkte kann man selbstverständlich in die hauseigene Kryptowährung „Better Life Coin“ umwandeln, die man wiederum selbstverständlich über die dem Programm angeschlossenen Dienstleister eintauschen kann und man kann sie sich, im Falle eines Falles, sogar auszahlen lassen (was aber gar nicht das gewünschte Ziel dieser App ist).

Viktoria hat gerade einen finanziellen Engpass - man kann sich also vorstellen, wie viel Zeit sie darauf verwendet, entsprechende Mitspieler zu rekrutieren.Und immer wenn „Aurora“ durch ein „Ping“ auf dem Handy auf sich aufmerksam macht (das macht sie seeeeehr oft), schenkt Veronika ihr die geforderte Aufmerksamkeit. Im Verlauf ihrer Spielpartner-Rekrutierung lernt Veronika dann auch noch John kennen.

Dann gibt es noch das „Tell me – help me“-Tool, in welchem man der „Aurora“-Community eine Frage stellen kann und die Community sagt einem dann, was man tun soll, falls man alleine nicht in der Lage ist, eine Entscheidung zu treffen. Man fragt die „Schwarmintelligenz“ sozusagen.

Veronika ist in kurzer Zeit dermaßen abhängig von „Aurora“, dass sie weitestgehend alles um sich herum vergisst, was ihre Freundin Lisa ihr dann auch ungeschönt vorwirft.

„Sie halten Dir die Karotte aus Schönheits- und Status-Idealen vor die Nase, die du niemals erreichen wirst. Du bist so damit beschäftigt es zu erreichen, dass das wahre Leben komplett an dir vorüberzieht…… Vielleicht hast du Deinen Besitz vermehrt, deine Werte aber hast Du ordentlich reduziert. Vielleicht weißt du jetzt, wie man viel Geld für den Lebensunterhalt verdient, aber du weißt nicht mehr, wie man das Leben lebt, wenn du es überhaupt je wusstest“. (Zitat Seite 162)

Tja, und dann passiert es ….. „Aurora“ geht unverhofft vom Netz.

Die Frage ist nicht, was machst Du mit deinem Handy? Sondern, was macht Dein Handy mit Dir?

Mit diesem Slogan bewirbt der Autor Martin Matheo sein neuestes Buch „Das #Zukunftsspiel“, welches am 18. August 2019 über die dip3 Bildungsservice GmbH veröffentlicht wurde.

Auf 324 Seiten führt er den Leser mit einer fiktiven aber keinesfalls utopischen Geschichte in die Welt der Smartphone-Nutzung und welche Auswirkungen das auf unser Leben hat/haben kann. Nein, so ganz korrekt ist das nicht, es geht um die Nutzung einer App bzw. eines App-Verbundes des gleichen Herstellers und nicht um das Smartphone im allgemeinen.

Den Schreibstil des Autors empfinde am Anfang gewöhnungsbedürftig. Ich weiß nicht was genau mich stört, aber ich brauche eine Weile, bis ich mich eingelesen habe. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich überwiegend Romane aus Frauenhand lese. Die Geschichte selbst wird aus der Sicht einer 3. Person erzählt, Dialoge und direkte wörtliche Rede werden eingerückt dargestellt.

Der Gedanke hinter der Story ist richtig gut. Er hat mich dazu gebracht darüber nachzudenken was passieren würde, wenn das Internet nur noch eingeschränkt verfügbar wäre, wie in anderen Ländern zensiert und/oder nicht permanent vorhanden: aktuell z. B. im Zusammenhang mit der in Deutschland geforderten Bargeldabschaffung. Ja, auch ich zahle gerne bargeldlos mit dem Smartphone, eine Funktion, die ich tatsächlich rege nutze (obwohl ich ansonsten auch gut und gerne ohne Smartphone leben kann). Aber was würde passieren, wenn niemand mehr Bargeld hat und die Regierung beschließt, das Internet zu zensieren? Niemand hat Geld um sich die Dinge des täglichen (Über-)Lebens kaufen zu können. „Von oben“ würden wir gesteuert werden, wann wir etwas kaufen dürfen und wann nicht, wahrscheinlich auch was wir kaufen und bei wem.

In der Geschichte selbst kann Mathias alle elektronisch gesteuerten Dinge in seiner Wohnung über die „Smarthome App“ seines Arbeitgebers Better Life Company verwalten. Er kann von überall auf der Welt die Raumtemperatur steuern, die Beleuchtung heller oder dunkler machen, das Fake-Kaminfeuer zum knistern bringen, Musik ein- bzw. ausschalten, die Badewanne füllen. Wenn „Aurora“ ausfällt, hat er ein Problem. Verlässt er seine Wohnung oder ist er zum Zeitpunkt der Abschaltung der App draußen, kommt er nicht mehr rein – er hat keinen Haustürschlüssel, es gibt keinen, er hat nur seine App.

Das ist etwas, über das man tatsächlich nachdenken sollte – wie abhängig bin ich von den auf meinem Smartphone genutzten Apps?

An Protagonisten haben wir Viktoria, Hartmut (ihr Ex), Peter (ihr Sohn), Lisa (ihre Freundin), Mathias und John (beide Mitarbeiter bei BLC), Johanna (Johns‘ Tochter) ...und ein paar Nebenfiguren. Leider war mir niemand so richtig sympathisch, sorry. Es war mir auch an einigen Stellen einfach zu viel und zu konstruiert, was sich um Viktoria herum so abgespielt hat. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Alles was ich jetzt noch schreiben würde, wäre nur noch mehr gespoilert, deswegen belasse ich es an dieser Stelle bei dem Hinweis: Wer die Geschichte von Veronika kennenlernen möchte, der sollte sich das Buch kaufen.

Der Plot ist gut – die Geschichte selbst konnte mich jedoch nicht ganz erreichen.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Todessprung am Hochzeitstag

Mein Herz so schwarz
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Der Hochzeitstag sollte einer der schönsten Tage im Leben eines Menschen sein. Was aber, wenn sich die Braut eben an diesem Tag von einer Klippe ins Meer stürzt? Eine Leiche wird nicht gefunden, aber es ...

Der Hochzeitstag sollte einer der schönsten Tage im Leben eines Menschen sein. Was aber, wenn sich die Braut eben an diesem Tag von einer Klippe ins Meer stürzt? Eine Leiche wird nicht gefunden, aber es gibt Zeugen, die den Vorfall mit eigenen Augen gesehen haben. Richard, der frischgebackene Ehemann, kann nicht glauben, dass seine Frau aus eigener Veranlassung gesprungen sein soll, er glaubt eher daran, dass sie gestoßen wurde.

Nach dem dubiosen Klippensprung ihrer besten Freundin Evie, kümmert Rebecca sich um Richard, der am Tag seiner Hochzeit gleichzeitig zum Witwer wurde. Zum einen gibt sie ihm diverse Tritte in den Hintern, so dass er in seiner Trauer nicht ganz versackt, zum anderen versuchen die Beiden, den Sinn hinter diesem Selbstmord zu finden. Anfangs kann man als Leser noch denken, dass man die Hinweise falsch interpretiert, doch dann wird immer offensichtlicher, dass Rebecca die Wahrheit kennt. Warum aber lässt sie Richard trotzdem immer weiter suchen? Je mehr die Beiden herausfinden, desto klarer wird, dass auch Rebecca ihre Freundin nicht wirklich gut gekannt hat.

„Mein Herz so schwarz“ ist das 4. Buch der Autorin Jenny Blackhurst; für mich war es das 1. Buch von ihr, welches ich gelesen habe. Es ist als „Psychothriller“ gelistet, enthält aber – in meinen Augen - lediglich viel Drama und weder Psycho noch Thrill. Das Buch umfasst 400 Seiten, die sich in etwas mehr als 100 Kapitel aufteilen, was darauf schließen lässt, dass die einzelnen Kapitel sehr kurz sind. Die Kapitel werden aus der Sicht von Rebecca (Gegenwart) und Evie (Vergangenheit) erzählt, zwischendurch auch mal eines aus der Sicht von Richard, aber die Kapitel, die von Rebecca erzählt werden, überwiegen.

Von Evie erfährt man nur die Vergangenheit und auch, dass diese von ihr nicht immer nur auf geraden Wegen beschritten wurde. Sie kam mir sehr oft überzogen vor und es wunderte mich, dass Evie und Rebecca tatsächlich beste Freundinnen sein sollen, aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.

Rebecca kümmert sich rührend um Richard, um nicht zu sagen aufopferungsvoll. Tut sie das wirklich nur aus Freundschaft oder steckt da nicht doch etwas anderes dahinter? Sie schubst Richard immer wieder in die Richtung, in der er ein weiteres Puzzleteil finden wird. Welche Rolle sie wirklich in diesem Spiel spielt, wird zum Schluss offenbar.

Richard ist in dieser Geschichte für mich der blasseste Charakter. Klar, er ist in Trauer, aber er hat für mich kein Charisma. Wahrscheinlich würde er die nächsten Wochen im Bett bleiben und versacken, wenn Rebecca ihn nicht immer wieder aus seiner Lethargie holen würde. Er ist ganz froh, dass es da jemanden gibt, der ihm täglich die Marschrichtung vorgibt.

Der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen. Durch die kurzen Kapitel könnte sich der Spannungsbogen durchaus bis zum Schluss halten, was Jenny Blackhurst jedoch nicht gelungen ist. Sie baut mehrfach Spannung auf, lässt diese jedoch aufgrund der überaus kurzen Kapitel immer wieder in sich zusammenfallen. Ganz oft hatte ich ein „Hä??“ im Kopf, weil ich es nicht verstanden habe, warum der Spannungsbogen nicht weiter gehalten wurde und tatsächlich tötet das die Leselust enorm. Ab einer Stelle X fand ich es dann sehr nervig und ich habe tatsächlich nur weiter gelesen, weil ich wissen wollte, wie genau Rebecca in diesen „Selbstmord“ involviert ist und welche Wahrheit am Ende die Richtige ist.

Andere Charaktere erscheinen auf der Bildfläche und verlassen sie wieder, außer dem Polizisten ist da niemand, der bleibenden Eindruck hinterlässt. Für mich haben die handelnden Personen zu wenig Tiefe, was sehr schade ist. Das Ende ist vorhersehbar, überrascht dann aber doch noch mit einer Wendung ganz zum Schluss, mit der ich nicht gerechnet hätte. Das rettet in meinen Augen aber das Buch leider nicht.

Wie schon erwähnt ist von Phychothriller nichts zu finden, zumindest nicht für meine Begriffe, es war viel eher ein Beziehungs-Drama.

In anderen Rezensionen ist zu lesen, dass die Autorin es definitiv besser kann, weswegen ich mir in Zukunft eines ihrer anderen Thriller anschauen werde, um hier einen Vergleich zu haben. „Mein Herz so schwarz“ konnte mich jedoch nicht wirklich überzeugen.

Vielleicht gefällt es ja Dir ?

Veröffentlicht am 25.07.2019

Leider habe ich niemanden gefunden; dort wo die Liebe ist

Find mich da, wo Liebe ist
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Das Leben der 40jährigen Grace hätte anders verlaufen können, wäre sie vor Jahren nicht von der Musikhochschule geflogen. Die Vorkommnisse von damals haben ein tiefes Trauma in ihr ausgelöst. Grace – eigentlich ...

Das Leben der 40jährigen Grace hätte anders verlaufen können, wäre sie vor Jahren nicht von der Musikhochschule geflogen. Die Vorkommnisse von damals haben ein tiefes Trauma in ihr ausgelöst. Grace – eigentlich eine hochtalentierte Cellistin - ist seit dieser Zeit nicht mehr in der Lage, vor anderen Menschen zu spielen. Sie lässt sich stattdessen zur Geigenbauerin ausbilden, begibt sich in die Selbständigkeit und widmet sich in ihrem kleinen Laden der Herstellung und der Reparatur von Musikinstrumenten. Unterstützt wird sie dabei von der 17jährigen Nadja, deren Leben gerade auch irgendwie nicht so glatt läuft.

Privat ist Grace seit 9 Jahren mit David verbandelt – die Beiden führen eine Fernbeziehung. David lebt in Frankreich, Grace in England und ihre Treffen finden üblicherweise in Paris statt. Dass David verheiratet und Vater von 2 Kindern ist, stört Grace nicht sonderlich, sonst würde sie das nicht über Jahre hinweg aushalten, trotzdem hofft sie immer wieder, dass David endlich den Arsch in der Hose hat, seine Frau wegen ihr zu verlassen. Dann passiert etwas, dass alles bisher gewesene in Frage stellt und Grace verliert irgendwie ihre Bodenhaftung. Geerdet wird sie durch Nadja, ihren Kunden Mr. Williams und die Tatsache, dass ein von ihr erschaffenes Cello für einen hochdotierten Wettbewerb in Italien angemeldet ist.

Bekommt Grace wieder Boden unter die Füße?

„Find mich da wo Liebe ist“ ist das 1. Buch, das ich von der Autorin Anstey Harris gelesen habe. Das Cover ist wirklich wunderschön und in Zusammenwirken mit dem Klappentext habe ich zu diesem Buch gegriffen, von dem ich mir eine kurzweilige Liebesgeschichte (hoffentlich mit Happy End) versprochen hatte.

Der überwiegende Teil der Geschichte wird von Grace, David, Nadja und Mr. Williams bestritten, erst zum Schluss hin tauchen weitere Protagonisten auf, die jedoch durch die gedanklichen Rückblicke von Grace keine unbekannten Personen sind.

Ich weiß nicht so genau, was ich zu Grace sagen soll. Das, was ihr auf der Musikhochschule passiert ist ist schlimm, keine Frage. Ich habe mich jedoch die ganze Zeit gefragt wie Grace gestrickt sein muss, dass sie durch diese Vorkommnisse ein so schlimmes Trauma mitbekommen hat, dass sie über Jahre hinweg kein Instrument mehr vor fremden Leuten spielen kann ??!! Ich bin kein emotionaler Panzer, ganz sicher nicht, ich bin sogar sehr empathisch, aber hier habe ich nicht wirklich verstanden, was genau für Grace so traumatisierend gewesen sein soll. Bis zum Schluss ist dem Leser auch eigentlich gar nicht wirklich klar, was damals passiert ist. Vielleicht liegt mein Nichtverstehen auch daran, dass ich zu Grace als Person nicht wirklich Zugang gefunden habe. Sie bleibt für mich leider sehr blass und nicht greifbar, in dem was sie tut.

Für ihre Affaire mit David habe ich teilweise Verständnis – sie liebt ihn und sie kann und will nicht von ihm lassen. Gegen Gefühle ist man machtlos, meistens jedenfalls. Trotzdem verstehe ich nicht, wie sie sich immer wieder von David einlullen lässt . Dann erfährt sie Dinge über ihn, die sie zutiefst verletzen, sie verliert kurzfristig die Bodenhaftung, vernichtet fast ihre eigene Existenz und fängt sich dann doch wieder. Ob und wie es mit David weitergeht, verrate ich hier natürlich nicht.

Zu David möchte ich gar nicht viel schreiben. David ist ein Mann, der sich seine Welt so (schön) macht, wie sie ihm gefällt. Ob er dafür betrügen und Wahrheiten verbiegen muss ist egal, Hauptsache seine Bedürfnisse werden gedeckt. Bei allem was er tut, nimmt er angeblich nur Rücksicht auf seine Kinder, mit seiner Frau hat er ein Arrangement getroffen. Ah ja …. wenn man ihn so behandeln würde, wie er andere Menschen behandelt, wäre er tödlich getroffen.

Nadja ist 17 und arbeitet im Laden von Grace. Selbst eine begnadete Geigerin, sucht sie gerade ihren Platz im Leben und hat sich eine Auszeit von der Schule gegönnt. Grace ist nicht ganz ohne Einfluss, aber Nadja muss ihren Weg selbst finden und als sie dann auch noch herausfindet, dass Grace ihr Vertrauen missbraucht hat, zieht sie sich zuerst einmal zurück um dann zu merken, dass es ohne Grace auch nicht geht. Auch Nadja ist jetzt nicht die Protagonistin, die mir lange im Gedächtnis bleiben wird.

Mr. Williams ist nicht von Anfang an präsent, er wird nur hin und wieder mal als Kunde erwähnt, zum Schluss hin nimmt er dann aber doch eine wichtige Rolle ein und durch seine ruhige und besonnene Art, hilft er Grace aus der Krise. Mit 86 Jahren erfüllt er sich dann auch endlich seinen eigenen Traum.

Die Autorin hat einen schönen Schreibstil, das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Zwischendurch lässt sie immer mal wieder Erklärungen zum Geigenbau einfließen, was für meinen Geschmack an manchen Stellen deutlich zu ausufernd war und den Lesefluss dann schon sehr gestört hat. Die Geschichte wird aus der Sicht von Grace erzählt, mal in der Gegenwart, mal in der Vergangenheit – der Wechsel der Zeiten war leider nicht immer ganz einfach zu erkennen, was ab und an zu Verwirrung geführt hat.

Der Schluss war vorhersehbar (was ja per se nichts schlimmes ist), aber das künstlerische Event bzw. wie es dazu kam, fand ich dann doch ein wenig „tooo much“.

Alles in allem ist „Find mich da wo Liebe ist“ ein nettes Buch, für mich hätte es jedoch mehr Tiefgang haben dürfen. Geschichten mit „Frau liebt verheirateten Mann“ habe ich schon 100 x gelesen und es bedarf zwischenzeitlich ein wenig mehr, dass mich ein Buch begeistert.