Wie ein Phantom
Berta IslaDass sie heiraten werden war immer klar. Bereits in ihrer Jugend haben sich Berta Isla und Tom Nevinson kennengelernt, sie die waschechte Madrilenin und er halb Engländer, halb Spanier. Doch zunächst geht ...
Dass sie heiraten werden war immer klar. Bereits in ihrer Jugend haben sich Berta Isla und Tom Nevinson kennengelernt, sie die waschechte Madrilenin und er halb Engländer, halb Spanier. Doch zunächst geht es ans Studieren. Berta bleibt dabei in Madrid, Tom geht nach Oxford. Geheiratet wird danach. Doch Tom ist irgendwie anders als er zurückkehrt. Ein Angebot des britischen Geheimdienstes, welcher Toms besondere Sprachbegabung gerne für sich nutzen möchte, hat er abgelehnt. Was also ist geschehen? Nevinson bleibt verschlossen, was das angeht. Und ein wirklicher Grund, die Hochzeit abzublasen, besteht nicht.
Berta und Tom führen eine normale Ehe, die nur dadurch anders erscheint, dass Tom häufiger nach England muss, um gewisse Aufträge durchzuführen, über die er nicht redet. Natürlich macht sich Berta Gedanken, zu in sich gekehrt ist Tom manchmal. Ihr Mann allerdings zerstreut ihre Bedenken. Wieder einmal ist Tom abwesend, da lernt Berta ein Ehepaar kennen, das ihren Verdacht bestärkt. Soll Tom bedroht werden, indem seine Frau bedroht wird? Zum Glück wird das fremde Paar an einen anderen Ort geschickt. In ihrer Sorge wagt es Berta, in England anzurufen.
Javier Marías ist für seine manchmal allzu präzisen Beschreibungen bekannt, dennoch sind seine Romane meist ab einem gewissen Punkt spannend und gut. In seinem hier vorliegenden Werk wird schon zu Beginn Spannung aufgebaut. Die ersten Kapitel sind vor der Hochzeit der beiden Protagonisten angesiedelt und geben dem Leser einen Wissensvorsprung. Damit wird ein Teil des Dilemmas verständlich, in dem Tom steckt. Und Bertas Sorgen und Grübeleien bekommen eine tiefere Dimension. Die Handlung ist zwischen den späten 1960ern und den frühen 1990ern angesiedelt. Es ist die Zeit, in der es beinahe selbstverständlich ist, dass sich die Geheimdienste verschiedener Länder belauern, um größeres Unheil zu verhindern. Da kann eine Frau schon auf den Gedanken kommen, dass die Dienstreisen ihres Mannes in einem ganz anderen Zusammenhang zu sehen sind. Herausragend wie sich der Autor in die immer wieder allein gelassene Ehefrau hineinfühlt und doch auch ihren gebeutelten Mann nicht aus den Augen lässt. Mit diesem kleinen Geniestreich gelingt es dem Autor bis zum Schluss mit Überraschungen aufzuwarten.