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Veröffentlicht am 31.08.2019

Ein packender Kriminalroman, der ein Stück deutsche Geschichte aufleben lässt

Die im Dunkeln sieht man nicht
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Im April 1950 kehrt der in Berlin lebende Schriftsteller Karl Wieners in seine Heimatstadt München zurück, um als freier Mitarbeiter in der Redaktion seines Schulfreundes tätig zu sein. Ein erster Auftrag ...

Im April 1950 kehrt der in Berlin lebende Schriftsteller Karl Wieners in seine Heimatstadt München zurück, um als freier Mitarbeiter in der Redaktion seines Schulfreundes tätig zu sein. Ein erster Auftrag ist schnell gefunden und führt den noch unerfahrenen Journalisten in die florierende Schmugglerszene hinein, wo er über den Verbleib der verschwundenen Gemälde aus dem einstigen Führerbunker Nachforschungen anstellen soll. Dabei wird er tatkräftig von seiner Nichte Magda unterstützt, die in ihm mehr, als nur einen liebenswerten Onkel sieht. Und schon bald verfolgen beide eine heiße Spur, die sie zu den gesuchten Bildern führen soll, ohne zu merken, dass sie einer gefährlichen Täuschung aufgesessen sind.

„Die im Dunkeln sieht man nicht“ ist ein spannender und sehr atmosphärischer Krimi, der seine Leser in die bewegende Zeit der deutschen Nachkriegsgeschichte entführt, wo er neben den anrüchigen Praktiken des Kunsthandels, auch einen guten Überblick über die damaligen Probleme einer kriminalpolizeilichen Ermittlung erhält. So taucht er gemeinsam mit dem Journalisten Karl und seiner Nichte Magda tief in die Münchener Schwarzmarktszene ein, in der jede Menge zwielichtige Gestalten und dubiose Zwischenhändler zugange sind, während er gleichzeitig die Bemühungen des Kriminaloberkommissärs Ludwig Gruber verfolgt, der gleich zwei bestialische Morde aufklären muss.

Andreas Götz schreibt nüchtern und faktenorientiert, fügt aber immer wieder bildhafte Beschreibungen von Personen, Orten und Handlungen in das chronologisch aufgebaute Geschehen ein. Schnell entwickelt sich eine spürbare Authentizität, die durch simpel erscheinende Nebensächlichkeiten, wie die Beobachtung von Kümmelblättchenspieler oder die Darstellung getragener Kleidungsstücken wirkungsvoll untermauert wird. Deshalb stört es auch nicht, dass der Roman einige Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen. Denn die stimmungsvolle Kulisse und die packend in Szene gesetzten Ereignisse der Münchener Nachkriegszeit fesseln für sich gesehen schon ungemein.

Fazit:
Ein packender Kriminalroman, der ein Stück deutsche Geschichte aufleben lässt und mit einem wunderbar abwechslungsreichen Geschehen und interessant gezeichneten Figuren kurzweilig unterhält.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Wahn oder Wirklichkeit?

ATME!
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Nile hat mit Ben ihren Traummann gefunden und ist sich sicher, dass ihre Beziehung für immer hält. Deshalb steht auch schon bald ihre Hochzeit an. Und so begibt sie sich gemeinsam mit Ben auf die Suche ...

Nile hat mit Ben ihren Traummann gefunden und ist sich sicher, dass ihre Beziehung für immer hält. Deshalb steht auch schon bald ihre Hochzeit an. Und so begibt sie sich gemeinsam mit Ben auf die Suche nach einem Kleid, das sie an ihrem schönsten Tag tragen will. Doch die Einkaufstour endet jäh, als Ben plötzlich verschwunden ist und sich niemand an ihn erinnern kann. Von nun an nimmt eine panische Suche ihren Lauf, bei der Nile bis zum Äußersten geht und sich trotz großer Bedenken mit Bens verhasster Ex-Ehefrau Flo arrangieren muss.

„Atme“ ist ein Psychothriller, der mit einem großen Schockmoment beginnt, dann aber merklich ruhiger wird. Denn die als Übersetzerin arbeitende Nile ist lange Zeit unterwegs, um neben Bens einstigen Ehefrau und dem besten Freund, auch seinen Chef und den Scheidungsanwalt zu befragen. Dabei schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit ab und sie durchlebt erneut, wie sie auf ihre große Liebe gestoßen ist und mit welchen Schwierigkeiten ihre heimlichen Verabredungen verbunden waren. Doch zum Glück hat Judith Merchant in die von Nile bestrittene Handlung einige unvorhersehbare Wendungen eingebaut, sodass der Leser seine gewonnenen Eindrücke und Vermutungen immer wieder aufs Neue überdenken muss und sich nie sicher sein kann, was als Nächstes geschieht.

Wahn oder Wirklichkeit? Wahrheit oder Täuschung? Die Geschichte um Bens Verschwinden ist von Beginn an clever erdacht und in einem wunderbar flüssigen Schreibstil erzählt. So sorgen kurze Kapitel, geschickt gesetzte Cliffhanger und die nur schwer zu durchschauenden Aktionen der Icherzählerin Nile dafür, dass es viele spannende Momente gibt und das Interesse des Lesers an dem Verbleib von Ben nicht zum Erliegen kommt. Schließlich möchte er genau, wie seine Freundin wissen, was mit ihm geschehen ist und ob er überhaupt noch lebt. Doch trotz dieser Gemeinsamkeit baut er zu keiner Zeit eine Beziehung zu Nile auf, da sie durch ihre verwirrende Art und ihre nur schwer nachzuvollziehenden Charakterschwächen wenig sympathisch ist.

Fazit:
Ein gut zu lesender, sehr unterhaltsamer, allerdings manchmal etwas spannungsarmer Thriller, der vor allem von dem konfusen Verhalten seiner Hauptfigur lebt und ganz zum Schluss mit einer verblüffenden Auflösung zu überraschen weiß.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Ein tiefgründiger Roman, der die Probleme einer Gemeinschaft in den Fokus der Handlung stellt

Stadt der großen Träume
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Abseits im Nirgendwo liegt eine Stadt, die dazu verdammt ist, vergessen zu werden. Nur die Hoffnung, dass eines Tages ein Wunder geschieht, hält sie am Leben. Deshalb kämpfen die Einwohner des kleinen ...

Abseits im Nirgendwo liegt eine Stadt, die dazu verdammt ist, vergessen zu werden. Nur die Hoffnung, dass eines Tages ein Wunder geschieht, hält sie am Leben. Deshalb kämpfen die Einwohner des kleinen Örtchens Björnstadt jeden Tag aufs Neue dafür, dass ihr Traum in Erfüllung geht und ihre Eishockeymannschaft siegt. Doch ausgerechnet in dem Moment, in dem sie ihrem Ziel ganz nahe sind, geschieht etwas, dass die eingeschworene Gemeinschaft zerbrechen lässt und die erhoffte Zukunft zerstört.

„Stadt der großen Träume“ ist ein berührender Roman, der die Probleme einer eingeschworenen Gemeinschaft in den Fokus der Handlung stellt. Beginnend mit den jugendlichen Eishockeyspielern, über deren Freunde und Schulkameraden, bis hin zu den Eltern, Trainern oder der verwitweten Kneipenwirtin wird über jeden der Bewohner ausgiebig erzählt. Und mit der Zeit erfährt der Leser, was jeden Einzelnen bewegt, welche Rolle er in der Familie und der Gemeinschaft spielt und wie sich diese durch eine einzige Nacht, durch ein winziges Bruchstück in der Geschichte von Björnstadt verändern wird.

Fredrik Backman verfügt über einen Schreibstil, der sich angenehm flüssig liest und versteht es, mit viel Feingefühl und einem passenden Humor vor allem den kleinen, Dingen eine Bedeutung zu verleihen, die ihnen ebenbürtig ist. Ohne weitschweifig zu sein oder sich in Beschreibungen zu verlieren, greift er einzelne Szenen aus dem Leben seiner Figuren heraus, dreht und wendet sie und setzt sie zurück an ihren Platz. So erfährt der Leser, was in Björnstadt geschieht und fühlt sich schon bald mitten unter ihnen in ihrer kleinen Eishockeystadt im Nirgendwo. Wo er mit ihnen lieben und kämpfen kann, wo er Träume erlebt und Stellung bezieht und wo er mit erschreckender Deutlichkeit merken muss, dass jede Wahrheit zwei Seiten besitzt.

Fazit:
„Stadt der großen Träume“ ist ein tiefgründiger Roman, der mit einer hohen Realitätsnähe in Erscheinung tritt und nachvollziehbar thematisiert, was mit einer Gemeinschaft geschieht, wenn ihr hart erkämpftes Gleichgewicht ins Wanken gerät.


Veröffentlicht am 12.08.2019

Ein kurzweiliger Thriller mit einem geschickt erdachten Verwirrspiel

Mein Herz so schwarz
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Der schönste Tag im Leben von Evie und Richard wird zum Albtraum, als Evie sich nach der Trauung von der Klippe stürzt und für immer in den Tiefen des Meeres versinkt. Dabei war die junge Fotografin weder ...

Der schönste Tag im Leben von Evie und Richard wird zum Albtraum, als Evie sich nach der Trauung von der Klippe stürzt und für immer in den Tiefen des Meeres versinkt. Dabei war die junge Fotografin weder depressiv, noch hat sie jemals etwas von Todessehnsüchten oder unlösbaren Probleme erzählt. Was also ist am Tage ihrer Hochzeit Schreckliches geschehen, dass sie plötzlich keinen anderen Ausweg mehr sah? Eine Frage, die sich neben dem trauernden Ehemann auch ihre beste Freundin Becky stellt, wie auch die in dem Fall ermittelnde Polizei, die noch lange nach Hinweisen für ein begangenes Verbrechen sucht.

Jenny Blackhurst versteht es gekonnt, von der ersten Seite an Spannung zu erzeugen und mit geschickt gesetzten Andeutungen und Vermutungen Zweifel zu säen. Vor allem das merkwürdige Benehmen von Evies unscheinbaren Freundin Becky gibt jede Menge Rätsel auf. Denn die junge Frau weiß mehr über das unglückselige Geschehen, als sie zugeben will und tarnt ihr fragwürdiges Verhalten geschickt. Dadurch hat weder der Leser noch der trauernde Ehemann eine Chance herauszufinden, was bei Evie schief gelaufen ist und warum sich die als lebenslustige und leidenschaftliche Fotografin bekannte Künstlerin das Leben nahm.

Das zentrale Element in dem dramatisch verlaufenden Thriller ist der Hochzeitstag, um den sich die gesamte Handlung rankt. So gibt es zum einen eine Zeit davor, in welcher der Leser aus der Sicht von Evie und Becky gleichermaßen erfährt, wie ihre Kindheit und Jugend verlaufen ist und wie das Verhältnis der beiden besten Freundinnen zueinander war. Zum anderen wird die Zeit danach aufgerollt mit allen Höhen und Tiefen, die ein solches Unglück mit sich bringt und mit einer Wahrheit, die gefährlicher ist, als gedacht. Das alles wird in einem wunderbar flüssigen und gut lesbaren Schreibstil erzählt und mit einer Kapitellänge, die angenehm kurz gehalten ist.

Fazit:
„Mein Herz so schwarz“ ist ein kurzweiliger Thriller mit einem Verwirrspiel, das es in sich hat und Figuren, die nur schwer zu durchschauen sind. Deshalb stört es auch nicht, wenn die Spannung manchmal zum Erliegen kommt. Denn bereits im nächsten Kapitel sieht alles ganz anders aus.

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  • Figuren
Veröffentlicht am 04.08.2019

Ein beunruhigendes Verwirrspiel

Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht.
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Die erfolgreiche Bestsellerautorin Bo Luxton lernt während eines Schreibkurses die junge Nachwuchsautorin Alice kennen, die ungemein talentiert und charismatisch ist. Mit dem Ziel, sie beim Aufbau ihrer ...

Die erfolgreiche Bestsellerautorin Bo Luxton lernt während eines Schreibkurses die junge Nachwuchsautorin Alice kennen, die ungemein talentiert und charismatisch ist. Mit dem Ziel, sie beim Aufbau ihrer Karriere zu unterstützen, bietet Bo der jungen Frau ihre Hilfe für zukünftige Romanprojekte an. Doch die lockere Freundschaft, die mit keinerlei Verpflichtungen verbunden ist, entwickelt sich nach einigen Treffen zur Obsession. Und plötzlich nimmt ein beunruhigendes Verwirrspiel seinen Lauf, bei dem nicht sicher ist, wer von den beiden Frauen die Wahrheit spricht und wer von ihnen gnadenlos lügt.

„Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht.“ ist ein Psychodrama, das sich angenehm kurzweilig liest und mit einer schwelenden Ungewissheit den Leser zu fesseln versteht. Immer wieder treten Situationen auf, die merkwürdig erscheinen, geschehen Dinge, die nicht zu erklären sind oder handeln Figuren anders, als gedacht. So wird schnell klar, dass eine der beiden Frauen eine zutiefst gestörte Persönlichkeit besitzt und die andere mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln manipuliert. Dabei spielen vor allem starke Gefühle eine große Rolle und während Liebe, Verzweiflung und Sehnsucht ihr zerstörerisches Potenzial zu entfachen verstehen, steuert die ungleiche Beziehung unweigerlich auf eine Katastrophe zu.

Das anfänglich ruhige später immer mehr an Fahrt gewinnende und bis zum Schluss undurchsichtige Geschehen wird abwechselnd aus der Sicht von Bo und von Alice erzählt. Dadurch taucht der Leser Seite für Seite immer tief in ihr Leben ein, nimmt an ihren Gedanken und Gefühlen teil und ist nach einigen nicht zu erklärenden Zwischenfällen genauso verwirrt, wie sie selbst. Doch trotz der spürbaren Spannung und der gelungenen Idee, fehlt dem Thriller das gewisse Etwas, um auf der ganzen Linie überzeugend zu sein. Hier hätten weitere brenzlige Situationen, noch mehr überbordende Gefühle und zusätzliche Wendungen der Handlungen gutgetan, damit er zum Pageturner wird.

Fazit:
Mit „Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht.“ hat Sarah Stovell Powell ein Debüt verfasst, das gut zu unterhalten versteht und neugierig auf weitere Bücher der britischen Autorin werden lässt.