Aufbruchsstimmung mit starker Hauptfigur
AmalientöchterKlara kann es kaum glauben - der Erste Weltkrieg ist vorbei und die noch junge Republik bringt endlich den lange erhofften Wandel mit sich. Plötzlich schenkt man Frauen eine Stimme und gibt ihnen Gehör...oder ...
Klara kann es kaum glauben - der Erste Weltkrieg ist vorbei und die noch junge Republik bringt endlich den lange erhofften Wandel mit sich. Plötzlich schenkt man Frauen eine Stimme und gibt ihnen Gehör...oder etwa doch nicht ?
Klara kann Zuhause, in dem man ihr immer noch das enge "Kaiserkorsett" vorlebt, nicht mehr richtig atmen und beschließt, endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Sie packt ihre Sachen und macht sich auf den Weg nach Berlin, um zum einen ihrer großen Liebe Fritz zu folgen und zum anderen endlich dabei sein zu können, wenn die Welt sich aus den Angeln hebt.
Klaras Artikel bei einer Zeitung, die sich nur an Frauen richtet, finden immer mehr Gehör. Doch dann ist das Schicksal nicht mehr aufzuhalten....
Die Bücher von Joan Weng haben immer eins gemein -sie fesseln von der esrten Seite an mit einer starken Hauptfigur an das Buch und lassen es nur schwer wieder zur Seite legen, um den Alltagspflichten nachzukommen.
In "Amalientöchter" verleiht die Autorin Klara eine Stimme, die nur eines zulässt - endlich gehört zu werden.
Die Auf- & Umbruchsstimmung im neuen Deutschland wird von der Autorin mit der Figur Klara sehr deutlich hervorgehoben und macht es dem Leser leicht, sich in die Zeit vor genau einhundert Jahren zurückzuversetzen und hautnah mit dabei zu sein, wenn Mut und Tatkraft von den Protagonisten auf den Leser überspringen. Es ist nicht leicht, aus den vorgepressten (Denk-)Schubladen auszubrechen, um endlich so zu leben, wie man sich das wünscht - nämlich frei und emanzipiert. Gleiches Recht für Mann und Frau . Was für uns heute selbstverständlich ist, mussten sich Klara und ihre Mitstreiterinnen damals hart erkämpfen.Doch wenn keiner mutig voran geht, wird sich nie etwas ändern. Genau diese Aussage verpackt Weng in ihre Geschichte und lässt sie unterschwellig immer wieder durchblitzen.
Die historischen Ereignisse sind sehr genau recherchiert und fließen schön in die fiktive Geschichte ein - so verschwimmt die Grenze zwischen Wahrheit und den genialen Ideen der Autorin und man bekommt ein sehr reales Bild von dem damaligen Geschehen.
Irgendwie will aber die beginnende Romanze von Klara nicht so ganz ins Bild passen...ich für meine Teil hätte diesen Part nicht wirklich gebraucht, denn er wirkt in meinen Augen unfertig, nicht ganz ausgereift und erscheint mir überflüssig. Ich hätte nichts vermisst, wenn diese Sequenz nicht enthalten gewesen wäre.
Ansonsten ein toller Roman.