„...Du bist wie eine Perle. Eine Rose im finsteren Wald. Aber Rosen muss man hegen und pflegen. Es wäre eine Schande, sie einfach auszureißen...“
Wir schreiben das Jahr 1859. Margery und Higgins, ihr Gönner, sind in Glasgow unterwegs. Plötzlich entdecken sie eine verletzte junge Frau. Margery nimmt sie mit. Sie leitet ein Bordell. Dort ruft sie den Henker, der die junge Frau behandelt. Dafür gibt diese ihm das einzige, was sie hat – eine Kette.
Die Fremde weiß nicht, wie sie heißt und woher sie kommt. Sie ist allerdings schwanger.
Dann sind einige Jahre vergangen. Die Fremde nennt sich Ines. Ihre Tochter Emiliy lebt im Bordell, arbeitet aber nicht als Hure. Als Margery stirbt und das Bordell in fremde Hände kommt, soll sich das ändern. Die neue Besitzerin erwartet, dass Emily ebenfalls ihren Körper verkauft. Deshalb will Ines mit ihrer Freundin Christine und Emily sowie Liam, einen jungen Mann, der mit Emily im Bordell aufgewachsen ist, ein neues Leben beginnen. Doch in der Nacht vor der Flucht kommt es zu einem Brand. Ines stirbt.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Sehr gut werden die Verhältnisse im Bordell wiedergegeben. Dabei ist zu beachten, dass Margery ihr Geschäft mit leichter Hand regiert hat. Ihr war es wichtig, dass sich die Frauen wohlfühlen und nichts tun, was sie nicht selbst wollen. Nicht jeder hatte zutritt. Nur deshalb kann eine der Bewohnerinnen zu Emily sagen:
„...Du brauchst nicht heiraten, hast trotzdem immer einen Mann um dich und gutes Geld gibt es obendrauf...“
Bei der neuen Besitzerin sitzt dann die Hand mit der Peitsche sehr locker. Auch das Klientel hat sich zum Negativen verändert. Plötzlich fällt dieser Satz:
„...Ein Herr, der seine Hunde mit Schlägen abrichtet, muss sich nicht wundern, wenn er gebissen wird...“
Von einem Tag auf den anderen sind Liam und Emily auf sich allein gestellt. Sie waren zur Zeit des Brandes nicht im Haus. Es ist nicht einfach, sich ein neues Leben aufzubauen. Das Auf und Ab darf ich als Leser hautnah miterleben. Emily möchte außerdem, dass derjenige bestraft wird, der für den Tod der Mutter verantwortlich ist. Dabei ahnt sie, dass sie selbst in Lebensgefahr ist.
Durch bestimmte Umstände fällt ihr die Kette ihrer Mutter in die Hände. Dadurch erfährt sie von ihrer Herkunft.
Neben spannenden Abschnitten gibt es sehr romantische Szenen. Liebe, Eifersucht, Zuneigung und Trennung spielen eine nicht unwesentliche Rolle. Wie gekonnt die Autorin das Spiel mit Metaphern beherrscht, beweist das Eingangszitat. Es ist eine Liebeserklärung an Emily. Sie selbst allerdings sieht sich so:
„...Sie waren Disteln. Widerstandsfähige, unabhängige und trotzige Disteln...“
Gut integriert in die Handlung werden die gesellschaftlichen Verhältnisse, vor allem in den Highlands. Die Niederlage gegen England hatte für die Bewohner bittere Folgen.
Emily und Liam reifen mit jeder Niederlage. Sie stehen wieder auf und werden stärker. Immer wieder finden sie Menschen, die ihnen ein Stück auf ihrem Lebensweg weiterhelfen. Beide erkennen nach und nach, was ihnen wirklich wichtig ist.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeugt von guter Ortskenntnis der Autorin und exakter historischer Recherche. Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden.
„...Gräber werden wieder ausgehoben, Gedenktafeln verwittern, Monumente zerbröckeln. Doch wer einmal einen Platz im Herzen seiner Liebsten findet, der bleibt dort für immer...“