Die Geheimnisträgerin
Die Geheimnisträgerin
Im Prolog trauert auf der Isola di San Pietro ein Mann namens Nikodemus um die Liebe seines Lebens. Eine von ihm geschnitzte Frauenfigur aus Zedernholz bildet das zentrale Thema ...
Die Geheimnisträgerin
Im Prolog trauert auf der Isola di San Pietro ein Mann namens Nikodemus um die Liebe seines Lebens. Eine von ihm geschnitzte Frauenfigur aus Zedernholz bildet das zentrale Thema dieses Buches. Die sogenannte „Nikodemus Figur“ ist ein begehrtes Objekt, das seinen Weg im Verlauf der Jahrhunderte im wahrsten Sinne des Wortes mit Leichen pflastert.
In zwei Erzählsträngen thematisiert Elisabeth Büchle zum einen die Ereignisse der Jahre 1731 und 1732 in Herrnhut, und befasst sich danach im zweiten Teil des Buches mit der Gegenwart im Jahr 2007. Die Handlung der Vergangenheit schildert das Leben des Dienstmädchens Luise, das sich zu einer von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf gegründeten Gemeinschaft in Herrenhut aufmacht, um Arbeit zu finden. Der Kutscher Christian Schönburg rettet der völlig entkräfteten und halb erfrorenen jungen Frau das Leben. Luise fühlt sich dank der geschwisterlichen Liebe und des Einsatzes füreinander in Herrnhut rasch geborgen, doch das ruhige Leben der liebenswürdigen und freundlichen Dienstmagd wird bald von einer Tragödie überschattet.
Im Zuge einer Studienreise treffen in Herrnhut im Jahr 2007 die junge Lehrerin Emma Fischer und der Historiker Daniel Ritter aufeinander. Was zunächst als Zufallsbekanntschaft beginnt, wird schon bald zu einer brandgefährlichen Zusammenarbeit und mündet nach mehreren spannenden Abenteuern letztendlich in ein aufregendes Finale. Denn nicht nur Daniel Ritter möchte das Mythos um die Nikodemus Figur entschlüsseln. Gefährliche Männer und in Kutten gekleidete Mönche sind hinter der Statue und all jenen, die um ihr Geheimnis wissen, her.
„Es geht nicht darum, Schätze zu heben, Emma. Es geht darum, Geschichte zu ergründen, Lebenswege von Personen aus vergangenen Zeiten zu erhellen. Es gilt zu erforschen, was sie getan haben, was sie bewegt hat und warum sie auf die eine oder andere Weise gehandelt haben.“ (Dr. phil. Daniel Ritter)
Die Geschichte der Herrnhuter Gemeinde stellt eine interessante Rahmenhandlung dar. Bereits im Vorwort liefert die Autorin historische Fakten zu dieser Glaubensgemeinschaft und dessen Gründer, Graf von Zinzendorf. Auch Erdmuthe Dorothea Gräfin von Zinzendorf sowie Anna Nitschmann, die Gründerin der Gemeinschaft von Bethlehem und Nazareth in Pennsylvania, erhielten eine Nebenrolle in dieser Geschichte. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren hat mir sehr gut gefallen, besonders die inneren Kämpfe und die Entwicklung der scheuen und zurückhaltenden Luise im friedlichen neuen Zuhause der Glaubensgemeinschaft empfand ich als tief berührend. Auch der sanfte und wortkarge Christian ist mir rasch ans Herz gewachsen, während ich den verarmten Reichsfreiherrn Baron von Freienstein lange nicht einschätzen konnte. Emma und Daniel, den sympathischen Protagonisten der Gegenwart, werden durch Rahel und Falk zwei interessante Nebenfiguren zur Seite gestellt. Die beiden höchst unterschiedlichen Schüler haben jeweils eine herausragende Begabung, die in diesem adrenalingeladenen Abenteuer zum Einsatz kommt. Besonders gut gefallen hat mir hierbei der nach außen hin respektlos erscheinende Klassenkasper Falk, der mich mit seinem losen Mundwerk nicht selten zum Schmunzeln brachte. Falks hohe Intelligenz, sein fürsorglicher Umgang mit der scheuen Rahel und seine gutmütige Hilfsbereitschaft machen ihn zu einer Figur, die durch ihre Gegensätze auffällt.
In diesem spannenden Buch erzählt Elisabeth Büchle eine interessante, Generationen übergreifende Geschichte über eine Holzstatue aus dem dreizehnten Jahrhundert und den Mythos, der rund um dieses Objekt entstanden ist. Den Leser erwartet die Lebensgeschichte der Luise, eine akribische Recherche der beiden sympathischen Protagonisten Emma und Daniel, die abenteuerliche Suche nach Beweisen, und letztendlich ein adrenalingeladenes Finale. Sowohl im historischen Part, als auch in der Gegenwart, bereichert eine zarte Liebesgeschichte die Handlung. Der einnehmende Schreibstil, gefühlvolle Szenen und der christliche Glaube, der das gesamte Buch durchdringt, rundeten diese grandiose Geschichte ab. Was mir jedoch beim Lesen ein wenig Probleme bereitete waren die Schriftgröße und der Zeilenabstand, die für mich persönlich zu klein bzw. zu gering ausgefallen sind.
FAZIT: Dieser Roman aus der Feder einer meiner favorisierten christlichen Autorinnen hat mir ausgezeichnet gefallen. „Das Mädchen aus Herrnhut“ vereint romantische und spannende Elemente und wartet mit einem sehr gut recherchierten historischen Hintergrund auf, der diese Geschichte in Kombination mit dem Christlichen Glauben zu einem fantastischen Leseerlebnis macht.
Begeisterte fünf Sterne!