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Veröffentlicht am 13.11.2019

Der Teufel ist überall und nirgends

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
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Wir begleiten im zweiten Band Dr. Faustus vom Jahr 1518 bis 1523

Dr. Johann Georg Faustus, bestens bekannt als mächtigster Zauberer des Reichs, Astrologie, Chiromant und Alchimist leidet mittlerweile ...

Wir begleiten im zweiten Band Dr. Faustus vom Jahr 1518 bis 1523

Dr. Johann Georg Faustus, bestens bekannt als mächtigster Zauberer des Reichs, Astrologie, Chiromant und Alchimist leidet mittlerweile unter einem leichten Zittern und sein Nürnberg fehlt ihm ein Finger, links hat er ein Glasauge. Zusammen mit seiner Ziehtochter Greta, seinem Assistenten Karl Wagner und dem Hund Kleiner Satan haben sie Nürnberg hinter sich gelassen. Sie sind jetzt von Bretten im Kraichgau unterwegs nach Bamberg und geraten damit in eine Falle. Sie fliehen daraufhin durch das ganze Reich bis nach Frankreich, erleben prekäre und gefährliche Situationen und haben interessante Bekanntschaften. So begegnen sie beispielsweise Heinrich Cornelius Agrippa, Leonardo da Vinci, König Franz I. von Frankreich sowie Papst Leo X.

Den Epilog empfand ich als einen sehr positiven Abschluß dieses Bandes.


Nach dem ersten Band weiß man bereits, daß man allen zwielichtigen Figuren mißtrauen muß, denn hinter jeder könnte sich Tonio del Moravia verstecken. Natürlich trifft man auch hier wieder das Gute und das Böse, historisch belegte Tatsachen und fiktive Ausschmückungen. Und um die Geschichte rund werden zu lassen darf etwas Mystik nicht fehlen. Der Autor hat seinen Stil beibehalten und lebendig, farbenprächtig und bildhaft die Geschichte erzählt. Vor allem habe ich mit den ans Herz gewachsenen Personen gelitten, sei es Dr. Faustus, Greta oder auch Kleiner Satan.

Auch mit diesem Band hat mich der Autor voll überzeugt, ich habe die 800 Seiten innerhalb kürzester Zeit gelesen und ich empfehle das Buch sehr gerne weiter!

Veröffentlicht am 10.11.2019

Ein Fall für Liebhaber von ruhigeren Krimis

Verborgen im Gletscher
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Eine Touristengruppe findet auf dem durch die Erderwärmung abschmelzenden Gletscher Langjökull eine Leiche. Diese wird als Sigurvin identifiziert, der vor mehr als 30 Jahren verschwunden ist. Tatverdächtiger ...

Eine Touristengruppe findet auf dem durch die Erderwärmung abschmelzenden Gletscher Langjökull eine Leiche. Diese wird als Sigurvin identifiziert, der vor mehr als 30 Jahren verschwunden ist. Tatverdächtiger war damals sein Geschäftspartner Hjaltalin und auch jetzt rückt er wieder in den Fokus der Ermittler. Allerdings hat er damals und auch heute seine Unschuld beteuert, ihm konnte und kann nichts nachgewiesen werden. Die beiden hatten zusammen ein Unternehmen und zwar gab es auch Differenzen, aber Hjaltalin versichert, daß er ihn nicht umgebracht habe. Hjaltalin ist ein harter Brocken, jetzt ist er an Krebs erkrankt und sein Tod ist definitiv in Sichtweite. In Untersuchungshaft besteht er auf einem Gespräch mit Konráð. Er war damals der zuständige Ermittler und ein Streit zwischen Ermittler und Verdächtigen führte zu der sofortigen Beurlaubung von Konráð. Zusätzlich meldet sich jetzt eine Frau, die behauptet, daß ihr Bruder nicht durch einen Unfall ums Leben kam, sondern, daß es sich um Mord gehandelt hat. Die Hilfe des mittlerweile pensionierten Konráð wird jetzt benötigt und er wird zum Berater ernannt.

Es stellt sich als überaus schwierig dar, nach 30 Jahren noch Zeugen für den letzten Aufenthalt von Sigurvin zu finden. Aber die intensive Suche erweist sich als Erfolg und es kommt die Wahrheit ans Licht. Die Auflösung und das Ende fand ich ausgesprochen gut konstruiert.


Wie in seinen anderen Krimis auch, begeistert mich der Schreibstil. Seine Bücher sind komplex, spannend zu lesen, ohne ständige Action, die Atmosphäre wird sehr gut beschrieben, die Figuren handeln realistisch und authentisch und das ohne großes Blutvergießen.

In diesem Band steht nicht nur der aktuelle Fall im Mittelpunkt, sondern auch die Person von Konráð. Es geht dabei auch um seine Kindheit, vor allem um seinen Vater und dessen zwielichtige Vergangenheit, aber auch um seine glückliche Ehe und den Krebstod seine Frau Erna. Derzeit befindet er sich noch in einer Übergangsphase und ist im Rentnerdasein noch nicht richtig angekommen, da kommt der Hilferuf seiner Nachfolgerin Marta gerade zu rechten Zeit.

Der Autor hat mit diesem Buch aber auch aktuelle Themen eingebracht – Alkoholismus, Drogen, Klimawandel und auch den Tourismus für Island.

Für die Liebhaber von ruhigeren Krimis auf jeden Fall eine Lesempfehlung!

Veröffentlicht am 13.10.2019

Fesselnde Ermittlungen im Elbmarsch

Sterbekammer
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Josef Hader, ca. 70 Jahre, ein Grantler, Einsiedler und Eigenbrötler wird in seiner Mühle tot aufgefunden. Kontakt zu Nachbarn bzw. dem Dorf hatte Josef Hader nicht, seine Frau ist verstorben und er hat ...

Josef Hader, ca. 70 Jahre, ein Grantler, Einsiedler und Eigenbrötler wird in seiner Mühle tot aufgefunden. Kontakt zu Nachbarn bzw. dem Dorf hatte Josef Hader nicht, seine Frau ist verstorben und er hat zwei Söhne. Der Ältere Rolf ist verschollen, nachdem er aus einer Entzugsklinik getürmt ist. Der Jüngere Robert hat sich mit einer reichen Frau verheiratet, lebt in einer Villa in bester Hamburger Gegend. Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ermitteln wieder gemeinsam. Als erstes entdecken sie eine Falltüre zu einem Kellerverlies.

Zeitgleich gab es einen Mord an einer nahe gelegenen Tankstelle und somit für die Abteilung genügend Arbeit. Dazu kommt, daß sich der alte Chef in Richtung LKA verabschiedet hat und der Neue die Leitung der Abteilung übernimmt. Er hat offensichtlich alle Personalakten durchgearbeitet und hat seine strengen Regeln, die konsequent eingehalten werden müssen. Sein Auftreten wirkt arrogant und er erweist sich als Pendant und Perfektionist, der im Anzug auftritt und alle sofort duzt. Seine Unsicherheit überspielt er mit dominantem Auftreten.

Parallel dazu erfährt der Leser von einer gefangenen Frau, die die Tage ihrer Gefangenschaft zählt und glaubt, nie mehr lebend herauszukommen.


Die Autorin hat es mit ihrem Schreibstil geschafft, mich sofort zu begeistern und ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen. Sie schreibt fesselnd und bildhaft, so daß ein echtes Kopfkino ablaufen kann. Die Figuren beschreibt sie sehr genau, menschlich und authentisch. Bei Frida und Bjarne entwickelt sie das Privatleben weiter und auch hier wirkt alles realistisch wie im richtigen Leben. Es läuft nicht alles rund, aber letztendlich positiv. Ihr Miteinander ähnelt fast einem Vater-Tochter-Verhältnis. Auch der Chef erweist sich nach anfänglichen Schwierigkeiten als angenehm, der hinter seinen Leuten steht. Die Lösung des Falles hatte am Ende noch einige Überraschungen parat.

Das Cover ist wie bei den Vorgängerbänden sehr gut und passend gewählt.

Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung und ich freue mich, daß die Autorin schon an einem weiteren Band sitzt.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Mein Geheimnis - dein Geheimnis

Zimmer 19
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Dieser Thriller ist der 2. Band mit Tom Babylon als Ermittler und da des Öfteren auf „Schlüssel 17“ Bezug genommen wird, ist es ratsam, in der richtigen Reihenfolge zu lesen.


Bei der Eröffnung der Berlinale ...

Dieser Thriller ist der 2. Band mit Tom Babylon als Ermittler und da des Öfteren auf „Schlüssel 17“ Bezug genommen wird, ist es ratsam, in der richtigen Reihenfolge zu lesen.


Bei der Eröffnung der Berlinale wird statt des Eröffnungsfilms ein Snuff-Film gezeigt mit der Tochter des Regierenden Bürgermeisters als Opfer. Da Sinja Schauspielschülerin ist, stellen sich die Ermittler natürlich gleich die Frage, ist der Film echt oder war alles nur gestellt? Da die Tochter nicht auffindbar ist, beginnt eine rasante Suche.

Es kommt das SOKO-Team vom Fall Dom zum Einsatz. Mit dabei der Ermittler Tom Babylon, mittlerweile Vater geworden, beim LKA Berlin derjenige mit den meisten Dienstaufsichtsbeschwerden und er ist immer noch überzeugt davon, daß seine seit vielen Jahren verschwundene Schwester lebt. Tom glaubt auf dem Film die Örtlichkeit zu erkennen, nur die Zahl 19 paßt nicht dazu – er kommt ins Grübeln. Ihm steht vertrauensvoll die Psychologin und ehemalige Analystin der OFA, die Halbkubanerin Dr. Sita Johanns zur Seite. Die Leitung bekommt auch dieses Mal Toms Erzrivale, Jo Morten. Ferner kreuzen Figuren aus Band 1 den Weg und es mischen sich diverse Personen aus der Politik im Hintergrund ein, meist um das Team zurückzupfeifen. Um das Tempo voranzutreiben gibt es noch einige Leichen, Einbrüche, versteckte Safes mit fragwürdigem Inhalt und die Töchter einer bestimmten Personengruppe kommen in bedrohliche Gefahr. Denn zwei Mädchen sind schon wieder verschwunden.

Die Story spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen in der Gegenwart auf der Suche nach Sinje und in der Vergangenheit. Hier wird auf das Geheimnis von Sita eingegangen und sie selbst erkennt mit Schrecken einen Zusammenhang durch die Zahl 19.


Am Ende wird der Fall gelöst und der Leser erfährt was es unglaubliches mit „Zimmer 19“ auf sich hat. Aber auch in diesem Band bleiben einige Fragen offen. Die bereits bekannten Personen wurden weitergeführt und sind mir dadurch noch vertrauter geworden. Allen voran Tom und Sita. Der Strang um Sitas Vergangenheit ging mir beim Lesen richtig unter die Haut. Jo Morten ist mir zwar nach wie vor unsympathisch, aber ich habe etwas Verständnis für ihn bekommen.

Für mich war Band 2 eindeutig eine Steigerung. Er war komplex, temporeich, spannend und ich habe ihn richtig gehend verschlungen.

Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.08.2019

Eine außergewöhnliche Frauenfigur

Die englische Fürstin
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Wie bei allen ihren Romanen hat sich die Historikerin Sabine Weigand eine außergewöhnliche Frauenfigur zum Thema genommen. Dieses Mal fiel ihre Wahl auf Daisy von Pless. Ein Foto von Daisy gibt es zur ...

Wie bei allen ihren Romanen hat sich die Historikerin Sabine Weigand eine außergewöhnliche Frauenfigur zum Thema genommen. Dieses Mal fiel ihre Wahl auf Daisy von Pless. Ein Foto von Daisy gibt es zur Einstimmung auf dem Cover und vor jedem größeren Abschnitt des Buches, so daß man als Leser gleich ein Bild vor Augen hat.

Der Roman beginnt mit Daisys Kindheit in England, wo es für Mädchen wenig Bildung gab und den finanziellen Schwierigkeiten ihrer Eltern. Aus diesem Grunde wurde sie gegen ihren Willen mit dem 12 Jahre älteren, aber wohlhabenden Fürsten Hans Heinrich von Pless verheiratet. Sie musste nach Deutschland umziehen und wohnte in Fürstenstein in einem unvorstellbar riesigen, pompösen Schloß – allerdings zu ihrer großen Verwunderung ohne ein einziges Badezimmer. Sie war absolut unglücklich in ihrer Ehe, vor allem auch, weil sie nicht schwanger wurde. Von England war sie es gewohnt, freundlich mit dem Personal zu kommunizieren. In Fürstenstein und bei ihrem Ehemann stieß sie dabei auf Unverständnis, er fand dies unfürstlich und grenzte sich strikt vom Personal und vom Volk ab. Außerdem wird sie von ihm immer wieder gemaßregelt über irgendwelche Fauxpas bei Gesellschaften. Um sie bei Laune zu halten kauft er ihr Kleider und Schmuck und geht viel mit ihr auf Reisen. Ein ganz besonderes Spektakel bietet er ihr auf einer Ägyptenreise. Er heuert Perlentaucher an, die jeweils mit einer Perle auftauchen, aber am Ende stirbt ein Junge beim Tauchen. Daisys Perlenkette hat 738 Perlen und einen Wert von 3 Millionen Goldmark. Allerdings prophezeit eine alte Frau, daß diese Perlen Unglück bringen. Mittlerweile bewegt Daisy sich immer sicherer auf dem gesellschaftlichen Parkett, gewinnt mit ihrer charmanten Art und ihrer Schönheit die Männerherzen. Als sie durch den Stallburschen Joschi mit dem armseligen Leben der Bevölkerung in Berührung kommt, ändert sich ihr Leben von Grund auf und sie rebelliert gegen den Ehemann und engagiert sich für soziale Projekte. Ich möchte nicht zuviel erzählen, nur soviel - die Leser begleiten Daisy noch etliche Jahre, in denen sie viel Mut beweist, sich auch in die Politik mischt, den Krieg übersteht und in denen sie aber auch in der Liebe die ersehnte Erfüllung findet. Um auch die andere Seite zu zeigen, wird parallel dazu das Leben von Joschi weiter verfolgt.



Ohne Frage die Autorin hat auch für dieses Buch hervorragend recherchiert. Darüber informiert sie im Nachwort und erklärt auch, welche Passagen ihrer schriftstellerischen Freiheit entspringen. Wie immer gibt es im Anhang ein Personenverzeichnis, in welchem die historisch belegten Personen gekennzeichnet sind. Außerdem befinden sich etliche historische Dokumente, Zeitungsausschnitte bzw. Auszüge aus Daisys Tagebuch im Buch, die den Roman Authentizität verleihen. Sabine Weigand hat mir mit ihrem lebendigen und bildhaften Schreibstil Daisy von Pless hervorragend nahe gebracht.

Wie bei allen ihren Büchern gibt es auch für dieses eine absolute Leseempfehlung!