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Veröffentlicht am 04.10.2019

Ein Lesehighlight für 2019

Das Gedächtnis des Herzens
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Oh, was hab ich mich demletzt gefreut: Der wundervolle Blessing Verlag hat mir das neue Buch von Jan-Philipp Sendker zukommen lassen. Und zwar signiert! Vielen vielen Dank, die Überraschung ist mehr als ...

Oh, was hab ich mich demletzt gefreut: Der wundervolle Blessing Verlag hat mir das neue Buch von Jan-Philipp Sendker zukommen lassen. Und zwar signiert! Vielen vielen Dank, die Überraschung ist mehr als gelungen.

Ko Bo Bo lebt mit seinem Onkel U Ba Ba in einem kleinen Dorf namens Kalaw. Dort geht Bo Bo noch zur Schule, danach kümmert er sich um seinen Onkel. Ab und zu besucht er seinen einzigen Freund Ko Aye Min, mit dem er Schach spielt oder am Computer spielen kann. Denn in seiner Schule wird Bo Bo gehänselt, da eine große Narbe sein Gesicht entstellt. Einmal im Jahr kommt ihn sein Vater Thar Thar besuchen. Doch weder Thar Thar noch Ba Ba sprechen sich über Bo Bos Mutter aus. So hat Bo Bo kaum Erinnerungen an seine Mutter, ausser einem großen Feuer.

Bo Bo lässt aber nicht locker. Und so bittet er solange seinen Onkel, von seiner Mutter zu erzählen, bis sich Ba Ba erweicht und eine Geschichte erzählt, die von einer großen Liebe erzählt, die über Grenzen und Zeit hinweg geht. Julia – so heißt Bo Bos Mutter – und Thar Thar haben sich in einer Zeit kennen gelernt, in der Julias Mutter versucht hat, den Sinn des Lebens zu finden, und ihre Dämonen zu bekämpfen. Thar Thar hilft ihr, wieder eine gewisse Sicherheit zu gewinnen. Doch um Bo Bo zu schützen, zieht sie sich zurück, und so wächst Bo Bo bei seinem Onke Ba Ba auf.

Jan-Philipp Sendker gehört zu einem meiner Lieblingsautoren. Sein Talent, eine Geschichte so bildhaft und gefühlvoll zu erzählen, sucht oft genug seines gleichen. Für meinen Teil war ich leider noch nie in Burma, und dennoch kann ich mir die Umgebung lebhaft vorstellen. Seine Charaktere erwachen zum Leben, und man fühlt sich mit ihnen verbunden.

Die Geschichte über das Gedächtnis des Herzens hat eine Tiefe, die bewegt. Sie hätte nicht nur in Burma spielen können, sondern auch irgendwo anders in der Welt. Eine Geschichte über die persönlichen Ansprüche, über Erinnerungen, die auch schmerzhaft sein können. Erinnerungen, die einen prägen, und zu dem machen, was man ist.

Jan-Philipp Sendkers Bücher regen zum Nachdenken an. Und doch sind sie Geschichten, die das Herz bewegen, und noch sehr lange nachwirken.

Ich hoffe, Jan-Philipp Sendker hört nie auf, zu erzählen.

Wundervoll. Eins meiner Jahreshighlights 2019.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Symbolhaft, genial!

Wolf
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Wir schreiben das Jahr 1820 in einem kleinen Schwarzwalddorf namens Schrötten. Dort lebt die Bäuerin Antonia mit ihrem Mann, der durch einen Unfall nicht mehr ansprechbar ist, und vor sich hinvegetiert. ...

Wir schreiben das Jahr 1820 in einem kleinen Schwarzwalddorf namens Schrötten. Dort lebt die Bäuerin Antonia mit ihrem Mann, der durch einen Unfall nicht mehr ansprechbar ist, und vor sich hinvegetiert. So muss Antonia mit der Tochter Marie und den Knechten den Hof selber bewirtschaften. Als eines Tages im Dorf dann ein junger Mann erscheint, fängt für die Familie ein neues Leben an. Gabriel, so wird der junge Mann genannt, hilft auf Antonias Hof wo er nur kann, und wird unersetzlich für die Familie. So hilft Gabriel nicht nur auf dem Bauernhof als Arbeiter mit, er verdingt sich auch als Heilkundiger, und verarztet allerlei Krankheiten, und dies sehr erfolgreich. Das weiß auch das naheliegende Kloster sehr zu schätzen, die den mysteriösen jungen Mann auch hin und wieder aufgenommen haben. Doch die Anwesenheit des jungen Mannes bringt nicht nur Glück. Jeder möchte von dem Glück haben: So buhlt nicht nur Antonia um die Gunst des jungen Fremden, sondern auch Maria. Dies ruft die Eifersucht Ruperts auf die Tagesordnung, der eigentlich Maria heiraten wollte, um selber Bauer zu werden. Als schließlich dann ein neuer Lehrer ins Dorf kommt, lichtet sich langsam das Geheimnis um Gabriel.

Das Dorf Schrötten mit dem nahe gelegenen Kloster ist für sich eine abgekapselte Welt. Von dem Krieg, der ringsherum herrscht, haben die Bewohner wenig bis fast gar nichts mitbekommen. So sind die Bewohner mehr mit sich selber beschäftigt und leben wie in einer kleinen Blase. Abwechslung gibt es nur durch den Besuch der Klosterbewohner. Da ist Gabriel doch eine willkommene Abwechslung und bringt frischen Wind in diese kleine Welt. Marie Brunntaler verwendet gekonnt verschiedene Stilmittel in ihrem Buch. So wird der fremde Unbekannte ja eigentlich schon zu einem Erzengel erkoren, weil er so hübsch ist, so perfekt, und hilfreich ist. Doch die Zweifler erkennen schnell: es ist nicht alles Gold, was glänzt. Viele fragen sich, ob man nicht den Wolfs im Schafspelz im Dorf hat. Langsam erkennen die Dorfbewohner, dass der Schein trügt.Hinter jeder Fassade steckt eine Geschichte. Aber auch im ach so frommen Kloster menschelt es, und auch hier spinnt sich manche Intrige, die nur durch Zufall aufgedeckt wird.

„Wolf“ ist ein Buch, das mir gerade wegen seiner Tiefe und Symbolhaftigkeit sehr sehr gut gefallen hat. Marie Brunntaler hat sich sehr viel Mühe gegeben, auf kleinstem Raum viele Metaphern bewusst zu platzieren, ohne das sie einen erschlagen hätten. Die Romantik des Schwarzwaldes gegenüber der harten Arbeit und Mangel an Luxus, der Wunsch nach Veränderung gegenüber der Bereitwilligkeit, diese Veränderung auch wirklich anzunehmen. All dies wurde gekonnt sprachlich und bildlich umgesetzt. Auch dass das Buch ohne großes Happy End auskommt, hat mich überzeugt.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Ein toller Krimi à la Sherlock Holmes

Inspector Swanson und das Schwarze Museum
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Beim Stöbern in der Stadtbibliothek ist mir dieses kleine schnuckelige Buch in die Finger gefallen. Der Dryas Verlag ist mir kein unbekannter Verlag, und ich find die Bücher klasse. So musste diese Geschichte ...

Beim Stöbern in der Stadtbibliothek ist mir dieses kleine schnuckelige Buch in die Finger gefallen. Der Dryas Verlag ist mir kein unbekannter Verlag, und ich find die Bücher klasse. So musste diese Geschichte prompt mit.

Inspector Swanson verreist mit seiner Familie nach Schottland. Als der Zug, mit denen sie reisen, eine Vollbremsung macht, erkundigt sich Swanson nach dem Grund für den ungeplanten Zwischenstop. Und schon ist er mittendrin in seinem neuesten Fall. In einer der Kabinen wird eine Leiche gefunden. Die Taschenuhr ist zersplittert, und dem Opfer steckt ein Messer in der Brust. Der Täter hat die Gunst der Stunde genützt und ist geflohen. Die lokale Polizei ist ihm zu Anfangs nicht sehr behilflich. Und so ermittelt Swanson dann auch noch in den eigenen Reihen, denn Swanson ist wie das Opfer ein Freimaurer.

Während dem Lesen musste ich mehrfach schmunzeln. Des Autors Liebe zu Sherlock Holmes, dessen Schaffer Arthur Conan Doyle und Holmes Freund Bram Stoker konnte (Gott sei Dank) nicht verborgen werden, und so bekommt dieses Trio eine angemessene Rolle im Buch. Auch dass ein Polizeimuseum eine Rolle bekommt, die dann zum Titelträger wird, find ich sehr gelungen.

Das Buch kommt ohne großen Splatter aus, sondern ist eine wunderbare Kriminalgeschichte im Stile von Inspector Barnaby / Sherlock Holmes und ist doch auf seine Weise spannend.

Wunderbar.

Veröffentlicht am 01.09.2019

Bestnoten für Marco Sven Reinbold

Red Rising 3
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Ok, zugegeben, das wirkliche Red Rising Fieber hat mich erst im dritten Teil so richtig gepackt. Den ersten Teil der Red Rising Reihe fand ich ja schon recht cool, dafür fand ich den zweiten Teil (Im Haus ...

Ok, zugegeben, das wirkliche Red Rising Fieber hat mich erst im dritten Teil so richtig gepackt. Den ersten Teil der Red Rising Reihe fand ich ja schon recht cool, dafür fand ich den zweiten Teil (Im Haus der Feinde) doch vergleichsweise schwach. Der dritte Teil „Tag der Entscheidung“ hat mich endgültig überzeugt, dass diese Reihe sehr cool ist.

Darrow wurde von seinen Feinden gefangen genommen. In der Dunkelheit eingesperrt, verliert er jegliches Zeitgefühl. Seine Umwelt hält ihn für tot. Er selber ist ein Schatten seiner selbst. Doch seine Heuler haben ihn nicht aufgegeben, und so kann Darrow zurückkehren. Immer noch hadert er, wer Feind oder Freund ist. Während er versucht, seine Truppen zu sammeln und zu vergrößern, um die Rebellion weiter voranzutreiben, findet er unerwartete Freunde, muss aber auch erkennen, wer wirklich zu ihm hält.

Doch Darrows Feinde kennen keine Gnade. Als das Geheimnis gelüftet wird, dass Darrow gar kein Goldener ist, sondern ein roter Minenarbeiter und somit auch seine Freunde getäuscht hat, wird er noch strenger und härter gejagt als zuvor. Er muss wieder verhandeln, Verluste einstreichen, seine Taktik verändern, Vertrauen gewinnen und beweisen, dass er wirklich etwas bewegen kann, und die bisherige Herrschaft der Goldenen beenden kann.

Der dritte Teil der Red Rising Reihe hat mir bisher am Besten gefallen, er hat mich gnadenlos umgehauen. Erzählerisch hat Pierce Brown sich ausgetobt, und selbst wenn man denkt, hier kann nichts mehr passieren, kommt der Autor mit einer unerwarteten Wendung um die Ecke. Charaktere, die man als gesetzt erwartet, vollführen eine 180° Wendung. Manch tot geglaubter steht wieder auf, oder lebt in den Entscheidungen Seinesgleichen weiter.

Das Ende war gerechtfertigt, und teils stückweit überraschend. Jedenfalls habe ich es so nicht erwartet. Man hofft auf ein bestimmtes Ende, und bangt um dessen Umsetzung, die meines Erachtens sehr gelungen ist.

Auch der Sprecher hat hier mal wieder seine Hausaufgaben gemacht. Marco Sven Reinbold IST für mich Darrow, oder auch Ragnar. Das Volumen der Sprecherstimme kann sowohl die männlichen Protagonisten abdecken als auch die weiblichen Protagonisten, die allesamt starke Persönlichkeiten sind. Ein Hörbuch mit seinem Spannungsbogen wächst und gedeiht aber auch mit dem Sprecher. Bestnoten für Marco Sven Reinbold!

Insgesamt finde ich diese Trilogie sehr durchdacht. Pierce Brown hat unserer Gesellschaft den Spiegel vorgehalten. Wir haben nachwievor verschiedene Klassen in unserer Gesellschaft, deren Grenzen wahrlich schwer zu durchbrechen sind. Brown hat diese Klassengesellschaft in Farben und Berufsgruppen in einer Pyramide dargestellt, deren Fundament die Roten sind, und die Spitze von den Goldenen regiert wird. Ohne die Hilfe anderer geht es nicht.So konnte Darrow viele Schlachten nur dann für sich entscheiden, wenn seine Heuler hinter ihm standen. Auch gegen die Machtverhältnisse, die oft von den gleichen Gruppen – in Red Rising die führenden Familien – gelenkt werden, ist es schwer anzukommen. Dieses Epos um die Weltengesellschaft so stark aufzubauen, zollt meinen Respekt. Zum einen die Gedanken um unser Sonnensystem, welche Planeten man besiedelt, und hier den Traum der Besiedelung des Mars und des Mondes einzubauen. Andererseits auch den geschichtlichen Hintergrund, das römische Reich und seine Machtstrukturen für die Weltengesellschaft zu verwenden, ist ein sehr genialer Schachzug.

Und doch zeigt es sich immer wieder: wer für etwas einstehen will, etwas verändern will, muss für seine Werte kämpfen, und etwas dafür tun. Als ich heute morgen das Hörbuch beendet habe, fiel mir bei der Schlussszene ein Zitat von Vaclav Havel ein, das mich schon seit einem Weilchen begleitet: „Die Freiheit ist wie das Meer: die einzelnen Wogen vermögen nicht viel, aber die Kraft der Brandung ist unwiderstehlich“.

Veröffentlicht am 21.07.2019

spannende Zeitreise!

Perry Rhodan - Das größte Abenteuer
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Perry Rhodan, wer ist das eigentlich? Seit Jahrzehnten gibt es in verschiedenen Zeitzyklen veröffentlichte neue Abenteuer von diesem Kosmonauten, der die – wenn auch fiktive – Geschichte der weltlichen ...

Perry Rhodan, wer ist das eigentlich? Seit Jahrzehnten gibt es in verschiedenen Zeitzyklen veröffentlichte neue Abenteuer von diesem Kosmonauten, der die – wenn auch fiktive – Geschichte der weltlichen Raumfahrtgeschichte verändern sollte, und nun mit seinen Freunden Gucky und Bully durch das Universum reist. Doch wie wurde Perry Rhodan zu dem, was er heute ist? Wo wurde er geboren, und wie wuchs Perry auf?

Andreas Eschbach erzählt eindringlich die Geschichte Perry Rhodans, und webt nicht nur sehr lebendig die Raumfahrtgeschichte ein, sondern auch politische Gegebenheiten. So findet man die Entwicklung der Raketentechnik bis hin zum Wettlauf ins All, gleichzeitig aber auch den zeitlichen Verlauf der Politik. Während der zweite Weltkrieg tobt, anschließend der kalte Krieg, verwebt Eschbach echte Zeitzeugen mit echten geschichtlichen Ereignissen wunderbar mit dem Lebenslauf Perry Rhodans.

Meine Wenigkeit hat einige Zeit für dieses Buch benötigt, was der Qualität des Buches keinen Abbruch tut, im Gegenteil: oft genug habe ich die Geschichtsbücher befragt, weil ich gewisse Lücken im Allgemeinwissen hatte, und dies erstmal nachgelesen habe. Eschbachs Schreibstil gepaart mit dem fundierten geschichtlichen Hintergrund macht dieses Werk zu einem Standardwerk nicht nur im Perryversum!

Spannend bis zur letzten Seite, und faszinierend zugleich kann ich jedem dieses Werk ans Herz lesen, nicht nur den Perry Rhodan Fans. (Und vielleicht seid ihr danach auch ein Fan ? )