Ich muss sagen, allen Dingen voran, war The DUFF für mich eine Überraschung. So stand ich kurz davor, dass Buch aus der Hand zu legen, aber bin froh es nicht getan zu haben!
Die Gründe, wieso ich kurz davor stand, The DUFF nie zu beenden, lagen hauptsächlich an der Hauptfigur Bianca Piper.
So habe ich absolut nichts gegen zynische und sarkastische Figuren - ganz im Gegenteil, sie zählen eigentlich zu meinen liebsten. Das waren allerdings nicht die einzigen Eigenschaften von Bianca und die negativen haben überwogen.
So hat Bianca ein unglaubliches Überlegenheitskomplex - sie denkt sie ist intelligenter als der Rest, tiefgründiger als der Rest und hat mehr Würde und Anstand als der Rest.
'Der Rest' sind dabei ihre Mitschüler und darunter fallen auch ihre besten Freundinnen, Casey und Jessica.
Casey und Jessica sind zwei tolle Persönlichkeiten. Sie sind zuvorkommend, lieb und unvoreingenommen, haben ihren Spaß und sind einfach offen für Dinge und eigentlich stets positiv eingestellt - also der komplette Gegenteil von Bianca und alles was sie nicht verdient.
Denn Bianca hat den Drang dazu, ziemlich schlecht über ihre eigenen besten Freunde zu denken. So hat sie einen sehr ausgeprägten Hang zum slut-shaming, d.h. sie kritisiert u.A. überaus gern, dass die beiden bei einem CLUB-Besuch TANZEN und an Liebe glauben und MEHR ALS EINE Beziehung hatten. OH NEIN, was fällt diesen jungen Mädchen bloß ein? Wie können sie nur glauben, dass ihre Jugend da ist um Erfahrungen zu machen und Spaß zu haben, statt spießig an der Bar rumzuhocken und Cherry Cola zu trinken und über andere zu urteilen???
Weibliche Figuren, oder auch Frauen allgemein im echten Leben, die andere Frauen runter machen, weil sie ihren Lebensstil nicht verstehen und diese Frauen aufgrund ihres Aussehens und ihres Sexuallebens verurteilen, sind eigentlich nicht so mein Ding. Denn solch eine Einstellung ist meiner Meinung nach komplett veraltet und geht eigentlich gegen alles was ich als Feministin glaube, nämlich den Zusammenhalt von Frauen und die Akzeptanz von verschiedenen Lebensstilen, auch wenn man sie vielleicht für einen selbst nicht vorstellen kann - denn mit wievielen Personen eine Frau ihr Bett geteilt hat, definiert nicht wie viel Respekt sie verdient und mindert auf gar keinen Fall ihren 'Wert'.
Diese Haltung von Bianca hat mich also überaus aufgeregt und sorgte für ein 'cringe' hier und da.
Dazu kam, dass sie nicht nur ihre besten Freundinnen und andere Frauen so behandelt, sondern auch Wesley Rush, das männlicher Gegenstück in diesem Buch. So wird Wesley mehr als nur ein, zwei, fünf oder zehnmal, als 'Man-Whore' bezeichnet. Hure -- ein unglaublich unschönes Wort, egal in welcher Sprache und egal gegen wen es gerichtet ist.
Dabei ist Bianca vollkommen egal, dass Wesley ziemlich offen und ehrlich über seine Machenschaften ist und sich nicht dafür schämt.
All das, hat also nicht unbedingt dazu beigetragen, mich Bianca mögen zu lassen. Aber ich hab mich dazu entschieden, weiterzulesen, denn irgendwie mag ich mich sehr gern aufregen -- besonders gern über fiktionale Charaktere.
Zu dieser 'Grundlage' kam dann im weiteren Verlauf des Buches hinzu, dass Bianca eine sexuelle Beziehung mit Wesley anfängt -- ihn aber dabei immer noch als 'ein Stück Dreck' und sich ihm überlegen sieht.
Ich dachte eigentlich, es kann nur noch bergab mit Bianca und mir und diesem Buch gehen.
Aber dann - aber dann!!!
Ging es überraschenderweise bergauf und es wurde sogar richtig gut!
Dies lag hauptsächlich an der Entwicklung der Beziehung von Bianca und Wesley und dem positiven Einfluss, den Wesley auf Bianca hat.
Wesley und Bianca sind zwei komplett verschiedene und eigentlich kaputte Menschen, aber zusammen machen sie irgendwie Sinn. So waren die Abschnitte mit den beiden zusammen echt lustig und haben mich sehr sehr sehr unterhalten und die beiden sind mir sogar ans Herz gewachsen.
So wächst Bianca auch sehr als eine Person, sie gesteht sich ihre Probleme ein und versucht sich zu verbessern und sich gegenüber anderen Menschen zu öffnen.
Ihr wird auch klar, dass sie andere Menschen nicht verurteilen sollte, vorallem nicht Menschen, die sie kaum kennt.
So stammen diese Worte auch tatsächlich von Bianca Piper:
"[...] I might never know. That was her choice. Her life. And it wasn't my place to judge. It was never my place to judge. [...] I decided that I'd think twice before calling Vikki -- or anyone else for that matter -- a whore again. Because she was just like me. Just like everyone else. That was something we all had in common. We were all sluts or bitches or prudes or Duffs."
Bianca hatte sozusagen ihre 'Bekehrung' - eine, die meiner Meinung nach jeder haben sollte.
Wow, das hier ist echt lang geworden, aber ich musste meine Gedanken zu dieser Figur einfach loswerden -- den zumindest zum Nachdenken hat sie mich gebracht.
Abschließend, die Entwicklung der Hauptfigur hat mir also sehr gefallen und auch der Plot von The DUFF war eigentlich ziemlich erfrischend und ich werde es gerne weiterempfehlen!