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Veröffentlicht am 02.02.2020

Wie aus anfänglicher Skepsis Begeisterung wird

Night of Crowns, Band 1: Spiel um dein Schicksal (TikTok-Trend Dark Academia: epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack)
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"Night of Crowns" vereint zunächst alles der typischen Klischee-Urban-Romantasy in sich: Eine junge Frau mit ihren typischen Highschool-Dramen, Schulalltag, Cheerleading, Football und ein Liebes-Dreieck. ...

"Night of Crowns" vereint zunächst alles der typischen Klischee-Urban-Romantasy in sich: Eine junge Frau mit ihren typischen Highschool-Dramen, Schulalltag, Cheerleading, Football und ein Liebes-Dreieck. Genau das ist es auch, was mich Klappentext und Leseprobe haben erwarten lassen. Aber ich wurde auch ein wenig überrascht.

Alice - eigentlich eine Musterschülerin - wird nach einem seltsamen Ereignis in einer Nacht im Wald immer schlechter in der Schule. Um das Jahr nicht wiederholen zu müssen, soll sie in ein Sommercamp auf dem Internat Chesterfield gehen. Doch wie sich bald herausstellt, handelt es sich bei dieser Schule um alles andere als ein normales Internat und ehe Alice sich versieht, steht sie zwischen den Fronten zweier verfeindeter Internate, gefangen in einem Schachspiel in dem Menschen die Spielfiguren sind.

Ich gebe zu, so kurz gefasst klingt die Story ein wenig abstrus. Sie ist jedoch alles andere als das, ich würde sogar sagen, dass die Autorin da eine echt super Idee hatte! Ein Schachspiel mit lebenden Menschen! Unsere Protagonisten sind die Spielfiguren! Und hier schlagen die Figuren sich nicht etwa gegenseitig indem sie sich kurz anticken und sagen "hab dich!" - nein, es wird gekämpft, geblutet und gestorben. Dieses Buch ist damit nichts für schwache Nerven, aber dass so ein menschliches Schach nicht ohne Brutalität daher kommen kann, haben wir ja sogar schon bei Harry Potter gelernt. 

Allerdings muss man bedenken, dass das Buch ein wenig Zeit braucht, um so richtig in Fahrt zu kommen. Und bis dahin musste ich mich an der ein oder anderen Stelle ein wenig quälen. Zunächst ist da Alice. Als Protagonistin eigentlich super, bis auf die Tatsache, dass sie nur selten zu wissen scheint, was sie will, zudem noch naiv und leicht manipulierbar ist. Und dann wäre da noch Vincent, der erste Mann im "Liebes-Dreieck", der mir mit seinem Geschleime mächtig auf den Keks ging. Nach etwa der Hälfte des Buches wollte ich die Autorin schon für diesen Kitsch verfluchen. Doch glückerlicherweise habe ich weitergelesen und wurde extrem überrascht. Da ich bemüht bin, nicht zu spoilern, kann ich nur sagen: Vieles, über das ich mich anfangs aufgeregt habe, hatte am Ende einen Grund - und lag keinesfalls an der schlechten Schreibart der Autorin. Da hat sie mich ziemlich auf den Arm genommen, die gute Stella Tack, denn sie kann ja doch sehr gut Geschichten schreiben.

Mein Lieblingscharakter ist außerdem Jackson - und ich hoffe, die Tatsache, dass er es ist, ist noch kein Spoiler. Nicht so dolle finde ich es allerdings, dass er Raucher sein muss. Man darf nicht vergessen, dass dieses Buch auch ein Jugendroman ist und Rauchen sollte daher meiner Meinung nach nicht verherlicht werden. Und bei Jackson ist es ganz klar ein Zeichen seiner Coolness. Von der Message her daher nicht so super.  

Des Weiteren noch ein wenig kritisieren möchte ich die Tatsache, dass unsere Protagonistin zum Teil ganze Tage verschläft - wirklich in der Tat durchschläft - nur um ... ja, warum eigentlich? Damit ein bisschen mehr Zeit in der Geschichte ins Land geht? Damit die Autorin keine langweiligeren Tage, an denen mal nichts spannendes passiert, schildern muss? Damit wir als Leser auch ja keine Minute aus dem Leben unserer Protagonistin verpassen? Eine eher unschöne Variante des Zeitschindens wie ich finde. Da kommt mir die gute Alice doch eher ungesund vor bei so viel Müdigkeit. 

Nichtsdestotrotz: Ich finde nur sehr wenige kleine Kritikpunkte an dem Buch, wurde nach anfänglicher Skepsis zudem noch total überrascht und sitze nun mit diesem Ende fest. Bis der nächste Band kommt, dauert es immerhin noch 10 Monate und das Ende ist unendlich fies. Chapó, Stella Tack.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2019

Romantisch - magisch - gut

Märchenfluch, Band 1: Das letzte Dornröschen
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Flora, gerade 16 geworden, erhält einen anonymen Brief, der sie auffordert ihre Pflichtjahre in einer dubiösen Firma, ansässig in einer Mühle, zu absolvieren. Als sie anfängt, diesem seltsamen Brief auf ...

Flora, gerade 16 geworden, erhält einen anonymen Brief, der sie auffordert ihre Pflichtjahre in einer dubiösen Firma, ansässig in einer Mühle, zu absolvieren. Als sie anfängt, diesem seltsamen Brief auf den Grund zu gehen, verändert sich ihr Leben auf einen Schlag, denn Flora muss feststellen: Sie ist die letzte lebende Nachfahrin von Dornröschen, Trägerin eines magischen Gens und damit selbst einer gewissen Magie mächtig.

Zugegeben - für mich hörte sich die Geschichte zunächst sehr kurios an. Eine böse Fee hat vor Urzeiten ihr Unwesen mit den uns so bekannten Märchenfiguren getrieben: Invidia. Schneewittchen, Dornröschen und Co. - die sogenannten Stammütter - sind wie wir wissen noch einmal davon gekommen, jedoch haben sie ihren Nachfahren das M-Gen vererbt; ein Gen, das seinen Träger imun gegen magische Vergiftungen macht und ihnen auch noch eine bestimmte Art von Magie verleiht. Und man bedenke, das alles spielt in unserer Realtität. Ich brauchte daher ein wenig, um mich dieser schrägen Genetik zu arrangieren. Der Umschwung von anfänglicher Skepsis hinüber in Begeisterung kam dann aber doch noch recht schnell.

Das Buch punktet nicht nur mit jeder Menge Märchenbezüge (super für alle Märchenfans!), sondern auch viel Magie, die die Vorstellungskraft anregt. Auch die Romantik kommt natürlich nicht zu kurz und ist glücklicherweise auch nicht zu kitschig. Die Figuren entpuppten sich fast allesamt als sehr sympatisch. Auch die auf mich zu Beginn etwas farblos wirkende Flora konnte ich in mein Herz schließen. Nichtsdestotrotz waren die Stars in diesem Buch für mich die magischen Wesen - welche das sind, möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten.

Der erste Band der Märchenfluch-Trilogie garantiert gemütliche Märchenstunden, in denen mal vollends versinken kann. Ein gelungener Auftakt!

Veröffentlicht am 23.09.2019

Authentisch, aufklärend und emotionsstark

Fünf Wörter für Glück
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Auf einer Joggingrunde stürzt Heidi schwer und verliert in der Konsequenz ihren rechten Unterschenkel. Als Heidi nach der OP im Krankenhaus erwacht, setzt der Schock tief. Sie muss zunächst in eine Rehaklinik ...

Auf einer Joggingrunde stürzt Heidi schwer und verliert in der Konsequenz ihren rechten Unterschenkel. Als Heidi nach der OP im Krankenhaus erwacht, setzt der Schock tief. Sie muss zunächst in eine Rehaklinik und soll dort eine Prothese bekommen. Von da an ist ihr Leben wie auf den Kopf gestellt, denn zu lernen das Leben auch mit einer Behinderung zu lieben ist nicht leicht.

Heidi muss auf ihrem Weg nicht nur erneut das Laufen lernen. Das Leben mit einer Prothese verändert für sie einfach alles. Ihr Traum war es Schauspielerin zu werden und darauf hat sie stets hingearbeitet. Aber wie soll es nun für sie weitergehen mit nur einem Bein? Ihre Chancen zwischen "gesunden Menschen" schätzt sie gleich null ein, ihre Zukunftsaussichten damit düster und kompliziert. Bleibt nur das Jobben in der Bar, aber würde ihr die Beinprothese das überhaupt ermöglichen? Und ist es das, was ihr Leben erfüllen würde? Mit Jakes Hilfe, dem Enkel ihrer Zimmernachbarin Maud, erstellt Heidi eine To-Do-Liste, um mit kleinen Schritten irgendwann an ihr Ziel zukommen: sich selbst (neu) zu finden und von der Abhängigkeit der Behinderung zu einem selbstständigen, freien Menschen zu werden.  

"Jeder von uns führte ein anderes Leben, bestimmt von anderen Umständen, und doch war der Zyklus an Emotionen, den wir durchliefen, im Großen und Ganzen der gleiche." (S. 284) 

Ella Dove verarbeitet in ihrem (Selbstfindungs)Roman auf sehr emotionale Weise auch ihre eigene Geschichte. So verrückt und ungewöhnlich die unglücklichen Umstände, die zu Heidis Amputation geführt haben, auch klingen mögen - sie sind doch Realität der Autorin. Und dies macht den Roman zu dem was er ist: Fiktional und doch ein wenig autobiografisch erzählt Ella Dove von den Schicksalsschlägen, die jeden von uns ereilen können. Sie vermittelt emotionsstark die inneren Ängste, Unsicherheiten, Sorgen, aber auch Hoffnungen, die Heidi auf ihrem Weg der Genesung erlebt. Sie hilft uns Verständnis aufzubringen, für Menschen denen ähnliche Schicksale passiert sind. 

Eine wirklich ECHTE Geschichte, nicht nur berührend, sondern auch aufklärend und sehr authentisch!

Veröffentlicht am 01.09.2019

Unerwartet tiefgründig mit unvorhersehbarem Verlauf

STILL ALIVE - Sie weiß, wo sie dich findet
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Ein Brand in ihrer Schule und eine Fehlgeburt: Die Grundschulehrerin Libby hat schwere Zeiten hinter sich als sie in ihrem Briefkasten ein Gesuche für einen Wohnungstausch entdeckt. Ein angesehener Arzt ...

Ein Brand in ihrer Schule und eine Fehlgeburt: Die Grundschulehrerin Libby hat schwere Zeiten hinter sich als sie in ihrem Briefkasten ein Gesuche für einen Wohnungstausch entdeckt. Ein angesehener Arzt sucht eine Wohnung in ihrem Heimatsort und bietet im Gegenzug sein luxoriöses Ferienhaus in Cornwall an. Libby und ihr Ehemann Jamie zögern nicht lange und nehmen das Tauschangebot an - eine verdiente Auszeit für die beiden im abgelegenen Küstenort. Vor Ort überschlagen sich jedoch seltsame Ereignisse und in Libby wächst die Angst, dass ihre Vergangenheit sie einholt. Doch was in ihrer Vergangenheit macht ihr solche Angst? Und wer ist verantwortlich für den Spuk, den das Ehepaar durchleben muss?

Der Autorin ist hier ein packender Thriller gelungen, der tief in die Psyche seiner Protagonisten eintaucht und durch unvorhersehbare Wendungen besticht. Auch wenn mir die Protagonistin Libby zunächst so gar nicht sympatisch wurde. Lange Zeit wird der Leser im Dunkeln gelassen, warum sie unter Paranoia leidet und in ständiger Angst und Sorge lebt. Mit ihr warm zu werden, schien mir anfangs schier unmöglich. Sämtliche Fragezeichen, die ihr Verhalten aufwirft, werden erst ab etwa der Mitte des Buchs aufgelöst. Ab hier hat sich auch mein Eindruck des Thrillers schlagartig geändert und sich zu einer fesselnden Story entwickelt, die ich nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Das ist genau die Art Thriller, die ich lesen möchte, ohne kranke Serienkiller, dafür mit viel Freiraum zum Miträtseln - leider nicht ganz ohne sich auch ein klein wenig mitzufürchten.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Ein Buch zum weg Träumen

Die Saphirtochter
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Der Roman spielt in Galle, Cylon im Jahre 1935 - ein Handlungsort, der einem leider viel zu selten in Romanen begegnet. Hier treffen wir auf Louisa, die gemeinsam mit ihrem Mann Elliot die Idee eines Kaufhauses ...

Der Roman spielt in Galle, Cylon im Jahre 1935 - ein Handlungsort, der einem leider viel zu selten in Romanen begegnet. Hier treffen wir auf Louisa, die gemeinsam mit ihrem Mann Elliot die Idee eines Kaufhauses ins Leben ruft. Doch bevor es zur Umsetzung dieser kommt, verunglückt Elliot tötlich. Was von ihm für Louisa zurück bleibt, sind jede Menge Geheimnisse und die wirkliche Wahrheit hinter ihrem eigenen Leben. 

Wenn ich in diesem Buch lese, rieche, höre und sehe ich Sri Lanka - die Gerüche von Zimt, die Schönheit der Natur und das Meeresrauschen auf der Wallmauer von Galle.  Von der ersten Seite an gelingt es der Autorin den Leser in das ferne Cylon zu versetzen. Gerüche werden detailiert beschrieben, jede Kleinigkeit im Buch, die das Land selbst, seine Bräuche, Traditionen und Gepflogenheiten betrifft, wirken realistisch und sind detailgetreu dargestellt. Man spürt das Land förmlich um sich herum. 

Um so leichter fällt es, sich in Louisas Leben zu verlieben. Wäre da nicht die schmerzliche Fehlgeburt, an der sie noch nagt. Hier lernen wir einige Kapitel lang Louisas Gefühlswelt und ihren Charakter kennen, bevor das eigentliche Drama beginnt. Von diesem Zeitpunkt an schwengt das Buch mitunter sehr ins Dramatische. Der Autorin gelingt es das gesamte Buch über stark zu emotionalisieren und dabei eine wahnsinnige Spannung aufzubauen, die wie ich finde nicht jedem klassischen Liebesroman gegeben ist. Denn, wie der Klappentext schon verrät, spielt auch die Liebe eine sehr große Rolle. 

Die Liebesgeschichte ist sehr sanft und seicht erzählt. Sie dominiert den Roman nicht zu stark, hat aber dennoch ihre Daseinsberechtigung und macht die Geschichte zu dem was sie ist - eine Geschichte zum Wegträumen, verlieben und schmachten. 

Hier stimmt für mich das Verhältnis von Liebe, Drama und Historik, wenn auch die Geschichte Cylons eine kaum nennenswerte Rolle spielt. Dennoch war es interessant das Land zu dieser Zeit kennenzulernen. 

Ganz ohne Kritik kommt diese Rezension dennoch leider nicht aus. Zwar konnte mich der Schreibstil weitestgehend überzeugen - schildert er das Land doch so eindrucksvoll -, doch bei den Dialogen harperte es dafür sehr. Diese wirkten häufig gesteltzt und emotionslos, was mich in Anbetracht der doch eigentlich so emotionalen Geschichte sehr verwunderte. Fast sämtliche direkte Rede wirkt eher künstlich, als dass man annehmen könnte, das so wirklich jemand spricht - nicht einmal 1935. Ein Beispiel, dass mir hängen geblieben ist, war die Frage: "Ist das eine Suggestivfrage?" Das Wort ist mir bisher ausschließlich im wissenschaftlichen Kontext begegnet und ich kann mir wirklich schwer vorstellen, dass man dies im Alltag mal wirklich verwendet. 

Weiter kritisch zu betrachten ist leider auch das Ende. Wie bei vielen Romanen vermittelt auch dieser mir den Eindruck, dass er die Geschichte schnell abschließen möchte, jedoch nicht, ohne noch einmal eine ordentliche Portion Drama einzubringen. Louisa verhält sich ihrem Charakter nicht mehr ganz gerecht, wirkt zickig und reagiert übertrieben. Doch das Problem verfliegt nahezu. Die ganze Situation kommt mir daher sehr gekünselt und an den Haaren herbeigezogen vor.

Trotz allem hatte ich sehr schöne Lesestunden mit diesem Buch und kann es damit wärmstens jedem empfehlen, der gute Liebesgeschichten mag. Wer Sri Lanka kennt, wird dieses Buch lieben. Und wer es noch nicht kennt, wird sich dank des Buches in es verlieben.

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