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Veröffentlicht am 14.11.2019

Tolles Anleitungsbuch, das zum kreativen Austoben einlädt

Perfekt zeichnen mit dem Bleistift
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Warum dieses Buch?

Ich male und zeichne gerne, aber mit wenig Talent... oder zu wenig Übung, je nachdem, wie man das sehen will. Vor allem die Aquarellmalerei hat es mir angetan und obwohl ich darin langsam ...

Warum dieses Buch?

Ich male und zeichne gerne, aber mit wenig Talent... oder zu wenig Übung, je nachdem, wie man das sehen will. Vor allem die Aquarellmalerei hat es mir angetan und obwohl ich darin langsam besser werden, scheitern meine Bilder oft daran, dass ich Formen und Perspektiven nicht originalgetreu darstellen kann. Um meine Beobachtungsgabe (und meine Hand) zu schulen, habe ich nach einem Buch gesucht, dass mir schrittweise das Zeichnen mit dem Bleistift beibringt, das ich als Grundlage für alle weiteren Techniken sehe. Fündig geworden bin ich wie so oft beim EMF-Verlag.



Der erste Blick

Das Buch hat ein angenehmes quadratisches Format, das Cover finde ich sehr schön und passend gestaltet. Es hat eine leicht geprägte Oberfläche, die sich ein bisschen so anfühlt, wie ich mir Elefantenhaut vorstelle.

Innen ist alles sehr übersichtlich gestaltet. Zunächst werden praktische Dinge wie Werkzeuge und Stifthaltung kurz angesprochen und dann geht es auch schon richtig los. Es gibt kurze Kapitel, die sich mit einzelnen Themen befassen wie zB. „Linie & Strich“, „Tonwerte“ und ähnliche. Das Inhaltsverzeichnis liest sich wie eine Liste mit Lernzielen, das gefällt mir sehr, da ich so schnell einschätzen kann, ob dieses Buch mir beibringt, was ich lernen möchte.

Zu jedem Kapitel gibt es interessante Übungsvorschläge, außerdem enthält das Buch zahlreiche Bilder, die der Veranschaulichung dienen.



Praxistest und Meinung

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Buch ist genau, was ich mich gewünscht hatte. Aber es braucht natürlich trotzdem Zeit und Geduld, um mein Ziel zu erreichen.

Der Übungsweg fängt naheliegenderweise bei den Grundlagen an und so probiere ich anfangs zunächst einmal verschiedene Bleistifte und Stifthaltungen aus, verändere den Druck und kritzele einfach nur Striche und ähnliches vor mich hin. Das mache ich mehrere Tage lang weil ich mir nie ganz sicher bin, ob ich es richtig gemacht habe bzw. das Ergebnis für mich einfach nie richtig aussieht. Und nützt mir das alles überhaupt was? Wenn mich schon bei einfachen Strichen mein Talent verlässt, lasse ich es vielleicht doch lieber sein...

Spätestens hier wird mir klar, dass das Ganze ein längerfristiges Projekt wird und ich bin gezwungen ein wenig umzudenken. Denn Aufgeben zählt nicht! Statt mich diszipliniert durch das Buch zu wühlen und zu erwarten, dass es mich am Ende als begnadete Künstlerin wieder ausspuckt, versuche ich die spielerischen Elemente, die die Autorin vorgibt, anzunehmen. Dann kritzele ich halt herum, was soll's! Und während ich mich so langsam darauf einlasse, vergesse ich, wie ernst ich die ganze Sache eigentlich nehme und das Kritzeln macht irgendwie Spaß.

Da ich endlich weniger Angst davor habe, Fehler zu machen, wage ich mich langsam weiter und komme eigentlich ganz gut zurecht. Als ein Übungsvorschlag von mir verlangt, ein Werkzeug zu zeichnen, gelingt mir ein Schraubenzieher, der tatsächlich als solcher zu erkennen ist. Na also!

Inzwischen habe ich mich durch einige Kapitel durchgekritzelt und bin recht zufrieden. Nicht immer klappt alles beim ersten Versuch, aber dann probiere ich es einfach nochmal oder versuche mich an der nächsten Übung. Ich muss ja auch nicht alles perfekt können. Deswegen habe ich mich auch entschieden, keinen Radiergummi zu verwenden. Wenn ich Fehler mache, will ich die auch später noch sehen können. Daraus kann ich sicher etwas lernen.

Bisher finde ich das Buch also sehr hilfreich. Die Autorin hat einen klaren, präzisen Schreibstil, so dass ich immer verstehe, was sie sagen will, auch wenn ich in der Umsetzung noch unerfahren bin. Die Übungsvorschläge sind vielseitig, das gefällt mir sehr. Es gibt beispielsweise freie Übungen wie die mit dem Werkzeug, Muster und Motive, die nachgezeichnet werden können und halbfertige Motive, sie man ausgestalten soll um eine spezielle Technik zu üben.

Im Gegensatz zu einigen anderen Mal- und Zeichenbüchern, die ich kenne, finde ich in diesem Buch keine „Strich für Strich“-Anleitungen für einzelne Motive. Obwohl ich auch solche Bücher ansprechend finde gefällt es mir sehr, dass ich hier wirklich die grundlegenden Techniken lerne, mit denen ich letztendlich Motive selbst gestalten kann und mich so nicht weiter von Anleitungen abhängig mache.

Später werden die Themen komplexer, man lernt z.B. über Bildkomposition und die Kombinierbarkeit von Bleistiftzeichnungen mit anderen Techniken. So weit bin ich mit dem Üben zwar noch lange nicht, aber allein das Lesen dieser Abschnitte macht Lust zum Ausprobieren und ich bin zuversichtlich, dass ich auch hier mit den Erklärungen und Anweisungen zurechtkommen werde.

Ein tolles Buch für alle, die wirklich zeichnen lernen wollen!



Fazit:

+ spielerische Übungen erleichtern den Einstig

+ kurze, präzise Erklärungen, einfach verständlich

+ vielseitige Übungen sprechen mich an

+ Aufbau gut strukturiert, Lernziele erkennbar

+ lehrt eigenständiges Zeichnen, kein Nachmachen

Veröffentlicht am 24.10.2019

Unkonventionell, kreativ, genial!

Squids
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Der Titel impliziert, dass der Roman irgendetwas mit Tintenfischen im Weltraum zu tun haben muss. Und ja, irgendwie tauchen die Themen auf, denen ich mich in diesem Jahr bereits mit großem Vergnügen gewidmet ...

Der Titel impliziert, dass der Roman irgendetwas mit Tintenfischen im Weltraum zu tun haben muss. Und ja, irgendwie tauchen die Themen auf, denen ich mich in diesem Jahr bereits mit großem Vergnügen gewidmet habe: Tentakelwesen, Unterwasserbenteuer, Weltraum. Was Autor Leo Aldan hier präsentiert, ist jedoch etwas vollkommen anderes, als ich erwartet hatte und ich liebe es!
Leider kann ich vom Inhalt nur sehr wenig preisgeben. Die Geheimnisse und Überraschungen, die der Roman zu bieten hat, sind einfach zu genial um auch nur eine Kleinigkeit davon zu spoilern.
Nur so viel: Das Setting ist großartig, die Romanfiguren sind vielfältig, liebevoll gestaltet und voller lebensechter Charakterzüge. Ich hatte viel Freude daran, den so verschiedenartigen Personen zu folgen, dabei ungewohnte Perspektiven zu erleben und mit intelligenten moralischen Fragestellungen konfrontiert zu werden, die man in einem solch kreativen Rahmen gar nicht erwarten würde.
Es handelt sich zwar um einen Science-Fiction Roman, doch zahlreiche Inhalte sind auch dystopisch intepretierbar, was mir besonders gefällt.
Anfangs dauert es ziemlich lange, bis man als Leser ungefähr verstehen kann, worum es eigentlich geht. Das fand ich wahnsinnig spannend, später auch amüsant bis frustrierend, weil die Figuren noch viel länger brauchten um Einsichten in das große „Mysterium“ zu erhalten. Aber das war noch nicht der Höhepunkt des Romans, denn nachdem eine Sache geklärt ist, tauchen weitere, vielfältige Probleme auf, eines bedrohlicher als das andere. Die Themen, die damit angesprochen werden, sind politischer, wissenschaftlicher und ethischer Natur. Sie bilden ein beeindruckendes Gesamtwerk, das ich nicht so schnell vergessen werde.

Die wissenschaftlichen Aspekte konnte ich nicht immer vollständig begreifen, nach dem zu urteilen, was ich recherchiert habe (und von der Recherche verstanden habe ;) ) basieren sie jedoch auf echten Theorien und Fakten der modernen Physik. Ich finde, diese Anteile sind interessant und eindrucksvoll dargestellt und auch für den Laien ausreichend verständlich um der Handlung folgen zu können.

Nicht ganz mein Fall waren einige romantische Anteile, die in die Handlung einfließen. So etwas trifft nur selten meinen Geschmack. Außerdem fand ich ungefähr das letzte Viertel des Romans ein klein wenig langatmig, da ich das Gefühl hatte, dass manche Handlungselemente sich wiederholten bzw. die Handlung nicht mehr so schnell verlief wie zuvor. Langweilig wurde es allerdings nicht, und die Genialität der Geschichte überwiegt eindeutig, deshalb sehe ich keinen Grund, wegen der kleinen Kritikpunkte Sterne abzuziehen.

Ich glaube, man muss kein Science-Fiction-Fan sein, um diesem Roman etwas abzugewinnen. Ich kann ihn allen Lesenden empfehlen, die mit kreativen und intelligenten Fragestellungen überrascht werden wollen und es gerne mal riskieren, ihr Weltbild auf den Kopf stellen zu lassen.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Willkommen in Atlantis!

Clyátomon
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Der erste Blick:
Das Cover ist in einem außergewöhnlichen Stil gestaltet und mir gefällt die Farbkombination sehr. Im Innern entdecke ich vorne eine Karte und ganz hinten ein Glossar. Beim Lesen fällt ...

Der erste Blick:
Das Cover ist in einem außergewöhnlichen Stil gestaltet und mir gefällt die Farbkombination sehr. Im Innern entdecke ich vorne eine Karte und ganz hinten ein Glossar. Beim Lesen fällt mir schnell auf, dass beides extrem hilfreich ist. Vor allem die Karte nutze ich oft, da sie präzise ist und ich mich damit wunderbar orientieren kann.

Meine Meinung:

Der Roman beginnt mit einer soliden Vorstellung der Hauptfiguren, die ich auf Anhieb sympathisch finde. Mir gefällt, dass sie zunächst einmal ganz normale Leute sind, mit denen man sich identifizieren und deren Alltag man nachvollziehen kann. Es dauert ein wenig, bis die Geschichte in das Unterwasserabenteuer eintaucht, aber das stört mich gar nicht, denn so bietet sich die Gelegenheit, die drei Studenten gründlich kennenzulernen und die sich entwickelnde Freundschaft zu beobachten.

Der Schreibstil der Autorin ist von Beginn an flüssig und angenehm zu lesen und ich konnte keinen einzigen Fehler im Text finden. Es gelingt ihr hervorragend, die Personen sowie die Umgebung auf bildhafte Weise zu beschreiben, was insbesondere in der zauberhaften, aber teilweise auch unheimlichen Unterwasserwelt auffällt. Deren Gestaltung finde ich ziemlich kreativ und auch wenn auf Platons „Original“ der Atlantis Sage angespielt wird, finden sich doch viele neue und einzigartige Aspekte, so dass ich nie das Gefühl hatte, ich kenne diese Welt bereits. Die Wesen, die die versunkenen Reiche bewohnen gefallen mir auch sehr, vor allem die etwas finsteren Gestalten.

Die Handlung ist spannend aufgebaut und enthält ein paar unerwartete Wendungen. Ich mag besonders, dass der Bezug zur realen Welt immer bestehen bleibt. Oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, direkt dabei zu sein. Ich konnte alles gut nachvollziehen, es gab nur am Ende eine winzige Kleinigkeit, die mir nicht ganz glaubwürdig erschien.
Der Schluss, die „Umsetzung der Lösung“ sozusagen, war ein klein wenig zu schnell für meinen Geschmack. Trotzdem war aber auch an dieser Stelle alles logisch und nachvollziehbar, so dass ich den Roman uneingeschränkt empfehlen kann.

Mir gefiel der erste Band der „Clyátomon“ Trilogie ziemlich gut und ich freue mich schon auf die Folgebände!

Veröffentlicht am 16.09.2019

Ein gewaltiges Fantasyspektakel!

Königszorn
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Mit Königszorn ist Mandy Gleeson ein großartiger Auftakt ihrer High Fantasy Trilogie „Das Hohelied der Magier“ gelungen!

Das Buch strotzt nur so vor fabelhafte Ideen! Die Welt Elyrien ist gigantisch, ...

Mit Königszorn ist Mandy Gleeson ein großartiger Auftakt ihrer High Fantasy Trilogie „Das Hohelied der Magier“ gelungen!

Das Buch strotzt nur so vor fabelhafte Ideen! Die Welt Elyrien ist gigantisch, es gibt unzählige Länder, Völker, Sprachen, Götter,... Beschrieben ist alles bildgewaltig und so deutlich, dass ich es noch immer in meinem „Kopfkino“ sehen kann.

Auch die Figuren des Romans sind zahlreich und sehr vielseitig. Ich habe ein furchtbar schlechtes Namensgedächtnis und könnte jetzt vermutlich nicht einmal mehr die Hauptfiguren auflisten, aber die Autorin beschreibt ihre Helden sehr geschickt und nutzt dabei vielseitige Formulierungen, so dass ich beim Lesen fast immer wusste, um wen es geht, auch wenn mir der Name mal wieder entfallen war.

In ihren Charakterzügen sind die Hauptpersonen nicht nur deutlich unterscheidbar sondern auch so einzigartig und detailliert dargestellt, dass sie mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben werden. (Nur ihre Namen eher nicht. ;) )

Dazu trägt auch die lange „Vorstellungsrunde“ in der Einleitung der Geschichte bei, in der man die einzelnen Figuren und ihre Hintergründe kennenlernt.

Normalerweise mag ich es nicht, wenn ich nicht schnellstmöglich „mitten in der Story“ bin, aber bei Königszorn fand ich ich die ausführlichen Hintergründe wahnsinnig interessant und als sich später die vorgestellten Figuren begegneten, war ich sehr froh darüber, sie bereits gut zu kennen. So war es auch schwierig, einen Favoriten zu haben, da ich mich allen Figuren auf gewisse Weise verbunden fühlte und ich könnte noch immer nicht ganz sicher sagen, wer eigentlich der Protagonist ist. Das finde ich großartig!

Die Handlung ist recht geradlinig und gut nachvollziehbar. Alles wirkte auf mich glaubwürdig und zudem außerordentlich spannend. Besonders gefiel mir, dass oft auch Kleinigkeiten erklärt und begründet wurden und das gerade so detailliert, dass es hilfreich war, aber nicht den Fluss der Handlung unterbrach.

Hin und wieder blieb ich trotz Glossar und weiterer wunderbarer Hilfsmittel, die mir zur Verfügung standen an Namen von Personen, Ländern, Städten etc. hängen, weil ich mir die fremdartigen Begriffe nicht einprägen konnte.

Obwohl ich so etwas üblicherweise sehr störend finde - manchmal so störend, dass ich ein Buch nicht weiter lesen will – , konnte ich hier einigermaßen darüber hinweg lesen und den Inhalt trotz „fehlender Informationen“ noch erfassen. Der Schreibstil der Autorin ist zudem mitreißend und harmonisch und so war ich immer motiviert weiter zu lesen.


Mein einziger größerer Kritikpunkt ist, dass das Buch in der mir vorliegenden Ausgabe (epub) extrem viele Fehler hat. Meist sind es unfertige Sätze, in denen Wörter fehlen oder auch Satzstellungen, die anders beginnen als sie enden. Das fand ich sehr ärgerlich, da mein Lesefluss dadurch stark gestört wurde.

Sollte es mir gelingen, die Fehlerquote zu vergessen, werde ich Königszorn aber bestimmt irgendwann noch einmal lesen, denn insgesamt war ich von dem Werk sehr angetan und kann es High Fantasy – Freunden ganz klar empfehlen!

Ich habe ich mich entschlossen, wegen der Fehler ausnahmsweise keinen Stern abzuziehen, weil mir die Geschichte so außergewöhnlich gut gefällt. Ich bin gespannt auf den zweiten Band!

Veröffentlicht am 02.09.2019

Außergewöhnliches und realitätsnahes Kinderbuch

Mallows oder Katzengrütze
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Kurzmeinung:
Eindrucksvolle und schonungslos ehrliche Einblicke in das Leben zweier Kinder, das von einem unerwarteten Abenteuer durcheinandergewirbelt wird. Obwohl einige Aspekte der Handlung nicht ganz ...

Kurzmeinung:
Eindrucksvolle und schonungslos ehrliche Einblicke in das Leben zweier Kinder, das von einem unerwarteten Abenteuer durcheinandergewirbelt wird. Obwohl einige Aspekte der Handlung nicht ganz meinen Geschmack treffen, bin ich sehr beeindruckt und kann das Buch auf jeden Fall empfehlen!




Der erste Blick:
Die Aufmachung des Hardcover Buchs fällt direkt ins Auge: leuchtende Gelbtöne bestimmen das Cover, die Schrift ist geprägt und der Buchschnitt in intensivem Blau bietet einen auffälligen Kontrast.
Ein Inhaltsverzeichnis zu Beginn hilft, schnell die einzelnen Kapitel zu finden.
Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, fast ausschließlich aus Sicht der beiden Kinder.
Das Buch spielt in Gotha, das interessant und anschaulich beschrieben wird. Ich kenne die Stadt nicht, konnte sie mir aber sehr gut vorstellen. Auch bekannte Sehenswürdigkeiten sind in die Erzählung integriert.

Meine Meinung
Die ersten Seiten habe ich geradezu inhaliert.
Sonja Rufs poetischen Schreibstil finde ich sehr ansprechend. Immer wieder hält sie in der Erzählung für einen Moment inne und beleuchtet eine Szene näher. Dabei wird jedoch nie der Lesefluss gestört im Gegenteil, alles wird so deutlich vorstellbar.
Das Buch zeichnet sich durch eine gehobene Sprache aus, in der deutlich der Stil der Autorin erkennbar ist, den ich bereits in ihren Romanen für Erwachsene sehr mochte. Hier sind Wortwahl und Satzbau jedoch kindgerecht angepasst und gut verständlich. Das Buch ist einfach zu lesen, und meinem Empfinden nach ideal für die Zielgruppe (Kinder ab 8).
Die Geschichte beginnt verhältnismäßig langsam, jedoch nicht langweilig und es bietet sich die Gelegenheit, die Zwillinge Chelsea und Jordan schon zu Beginn recht gut kennenzulernen. Die beiden Hauptfiguren wirken sorgfältig und detailliert ausgearbeitet, ich habe schnell das Gefühl „Ich kenne diese Kinder.“.
Hier erhält man auch gleich einen Einblick in die haarsträubenden Lebensumstände der beiden. Diese sind sehr anschaulich und realistisch beschreiben, was ich traurig und ein wenig beklemmend finde. Der „soziale Absturz“ der Familie, die Armut und die Hilflosigkeit sind schließlich nicht frei erfunden, sondern für unzählige Kinder die tägliche Lebensrealität. Soja Ruf verliert hier nicht viele Worte und dramatisiert nichts, sondern schildert nur beinahe beiläufig die Realität aus Sicht der Kinder, die nur diese Art zu Leben kennen. Ich hätte heulen können und es hat mich sehr beeindruckt, wie gut die Autorin die Situation „erlebbar“ macht.
So fand ich etwa das erste Drittel des Buchs annähernd perfekt.

Ab einem gewissen Punkt empfand ich die Handlung allerdings als etwas langsam. Einige Stellen fand ich unnötig in die Länge gezogen, beispielsweise war mir auch das Ende etwas zu lang, da ich hier den Eindruck hatte, es wurde noch einmal ein neues Thema begonnen. Trotzdem fand ich die Geschichte bis zum Ende interessant.

Eine später hinzu gekommene Figur, fand ich im Gegensatz zu allen anderen ein wenig befremdlich, er wirkte auf mich wie eine Parodie und gefiel mir von der Namensgebung bis zum Äußeren überhaupt nicht. Ähnlich erging es mir mit den Schilderungen eines fiktiven Staates und dessen Königin, die überhaupt nicht meinen Geschmack bzw. Humor trafen. Ich vermute allerdings, dass die Zielgruppe damit weniger Probleme hat als ich und das Ganze vielleicht lustig findet.
Zum Teil war ich ein wenig überrascht wegen der derben Wortwahl (Schimpfwörter etc), aber realistisch betrachtet kennen die meisten Kinder diese oder ähnliche Ausdrücke ohnehin und es entspricht sicher auch der Realität, dass in vielen Familien, ein grober Umgang miteinander herrscht. (Die Darstellung im Buch empfinde ich als ruppig, aber nicht lieblos.)
An einigen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass die Kinder mehr Fragen zu seltsamen Situationen äußern oder irgendeine Figur gewisse Handlungsweisen bzw. Pläne aufgrund moralischer Bedenken in Frage stellt. (Details kann ich hier nicht nennen ohne zu spoilern.)
Insgesamt gefiel mir das Buch ziemlich gut. Ich habe mich entschieden, trotz einiger Kritikpunkte, keine Sterne bei meiner Bewertung abzuziehen, weil ich der Meinung bin, dass der Großteil meiner Kritik für die Zielgruppe nicht relevant ist. Außerdem finde ich die positiven Aspekte so gut gelungen, dass ich das Bedürfnis verspüre, das mit meiner Rezension zu würdigen.

Fazit:
+ realistische Darstellung der Lebensumstände
+ gehobene Sprache, sehr schöner Schreibstil
+ spannende und außergewöhnliche Geschichte

- gegen Ende ein paar Abschweifungen
- eine Figur und kleine Situationen nicht mein Geschmack