Cover-Bild Hidschra
19,80
inkl. MwSt
  • Verlag: Offizin Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 156
  • Ersterscheinung: 06.2013
  • ISBN: 9783907496763
Torsten Haeffner

Hidschra

Erzählung
'Grossvater war 28, als er 1939 seine Heimatstadt verliess, weil er in den Krieg musste. Und er war 42, alser 1953 aus der russischen Kriegsgefangenschaft wieder zurückkehrte. Was in diesen Jahren des Kriegs und der Gefangenschaft alles geschehen war, wusste Niemand. ‹Darüber sprechen wir jetzt nicht mehr›, war Grossvaters geflügelte Antwort auf einschlägige Fragen. Gerne hätte ich einen Teil meiner Lebenszeit und alles Vermögen gegeben, hätte ich Grossvater eines Abends nicht gefragt, wie es ist, einen Menschen zu töten.'

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2019

Stella´s Reise

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Stella, inzwischen selbst Ärztin, wünscht sich ein besseres Verhältnis zum Großvater. Den Beiden gelingt es zunächst einen Weg zu finden.
Die Frage nach seinen Kriegserlebnissen bringt einen neuen Riß. ...

Stella, inzwischen selbst Ärztin, wünscht sich ein besseres Verhältnis zum Großvater. Den Beiden gelingt es zunächst einen Weg zu finden.
Die Frage nach seinen Kriegserlebnissen bringt einen neuen Riß. Stellas Welt bricht nach seinen Erzählungen zusammen. Sie weiß nicht, wie sie weiter mit ihm umgehen soll. Da schlägt ihr eine Freundin eine Reise in das damalige Kriegsgebiet in Polen vor. Sie hofft dort Antworten zu finden.

Die Intention mich für das Buch zu bewerben, ist mein eigener Wunsch mich möglichst vielschichtig mit der Zeit des zweiten Weltkrieges und den Nachkriegsjahren zu beschäftigen. Deshalb herzlichen Dank für das gelungene Werk.
Der Schreibstil machte es mir leicht, zusammen mit Stella und Marianka diese Reise anzutreten.

Die eingeschobenen Rückblicke ermöglichen uns Stellas Kindheit und Jugend kennen zu lernen. Die hier gemachten Erfahrungen verweisen auch auf die Tabuisierung der Erzählungen von Kriegserlebnissen. Stella wuchs deshalb zu einer jungen Frau heran, die Herzenswärme nie richtig kennenlernte. Ihre Eltern hatten in erster Linie Leistung von ihr erwartet.
Der Mann, dem sie von Herzen näher kommen wollte, ist in grausame Kriegshandlungen verstrickt. Die Reise mit Marianka durch Polen, bis an die russische Grenze, verändert ihre Perspektive und schafft die Basis, das jahrelange Schweigen zu brechen und neue Wege zu suchen. Eine wirklich heilsame Freundschaft.

Insgesammt ist es ein wunderbares Buch mit hervorragend herausgearbeiteten Charakteren. Das Buch deckt die ganze Gefühlsbandbreite ab und hält zu nachdenken an.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Stellas Geschichte und ihr Umgang mit den Kriegsfolgen

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Klappentext:

Großvater war 28, als er 1939 seine Heimatstadt verließ, weil er in den Krieg musste. Und er war 42, als er 1953 aus der russischen Kriegsgefangenschaft wieder zurückkehrte. Was in diesen ...

Klappentext:

Großvater war 28, als er 1939 seine Heimatstadt verließ, weil er in den Krieg musste. Und er war 42, als er 1953 aus der russischen Kriegsgefangenschaft wieder zurückkehrte. Was in diesen Jahren des Kriegs und der Gefangenschaft alles geschehen war, wusste Niemand. ‹Darüber sprechen wir jetzt nicht mehr›, war Großvaters geflügelte Antwort auf einschlägige Fragen. Gerne hätte ich einen Teil meiner Lebenszeit und alles Vermögen gegeben, hätte ich Großvater eines Abends nicht gefragt, wie es ist, einen Menschen zu töten.

Fazit:

In diesem Buch wird die Geschichte von Stella erzählt. Von ihren Eltern wird Stella zum Vorzeigekind optimiert und sie soll den Weg des Erfolges gehen, den ihre Eltern für sie vorgesehen haben. Lob und Tadel bestimmen ihre Kindheit und Jugend, Liebe können ihre Eltern ihr kaum zeigen, so kann sie selbst auch nicht von ganzem Herzen lieben. So wächst Stella heran und findet als erwachsene Frau den Zugang zu ihrem Großvater. Endlich findet sie die Liebe und Fürsorge, nach der sie sich immer sehnte. Stella wagt es eines Tages, ihren Großvater nach den Erlebnissen des Krieges zu fragen. Nach seiner Antwort bleibt Stella geschockt zurück und will mit ihrem Großvater nichts mehr zu tun haben. Ob es wieder eine Annäherung zwischen ihnen geben kann? Das müsst ihr selbst lesen, da ich nicht zu viel verraten will.

Bei den Kriegserlebnissen des Großvaters scheut sich der Autor nicht, die Szenen so bildgewaltig zu beschreiben, dass die Grausamkeit und Gewalt die damalige Zeit sehr deutlich zeigen. Auch die Folgen des jahrzehntelangen Schweigens werden sehr deutlich dargestellt. Dieses Schweigen herrscht bis heute noch in vielen Familien und viele Fragen wurden bis heute nicht gestellt und beantwortet. Beides trägt dazu bei, dass auch die heutigen Generationen immer noch unter den Folgen dieses Krieges leiden müssen.

Der Roman hat sich einem sehr belastenden Thema gewidmet, ohne den Zeigefinger zu heben und schafft es trotzdem, eine gewisse Leichtigkeit zu vermitteln. Diese Leichtigkeit entsteht durch Stellas Freundin Marianka, die mit Stella lacht und weint und dafür sorgt, dass Stella das Vergehen ihres Großvaters von allen Seiten beleuchtet. Was Marianka alles tut, um Stella zum Nachdenken zu bringen und was daraus entsteht, dass müsst ihr selbst lesen, es lohnt sich.

Die Charaktere wurden sehr gut ausgearbeitet und ich konnte ihre Gedanken und Gefühle sehr gut verstehen und nachvollziehen. Die verschiedenen Charaktere sorgten dafür, dass die Geschichte abwechslungsreich und lebendig war und zum Nachdenken anregt.
Dieses Buch wird höchstwahrscheinlich für sehr unterschiedliche Meinungen sorgen, mir hat es gut gefallen, auch wenn mir das Ende teilweise zu überfrachtet und zu weit hergeholt erschien. Es hat mich gefesselt, mit der Spannung überzeugt, aufgewühlt und berührt. Ich habe mich ständig gefragt, wie ich an Stellas Stelle handeln würde. Durch das Schweigen der Kriegsgeneration wurden deren Traumata tief im Inneren versteckt und unbewusst an die nächsten Generationen weitergegeben, die bis heute darunter leiden. Dies wurde in diesem Buch sehr gut dargestellt, so dass ich es gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Hidschra

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Hidschra , von Torsten Haeffner

Cover:
Der traurige Anblick eines Gebäudes, wie er im oder nach dem Krieg bestimmt oft anzutreffen war.

Inhalt:
Die „Lebensgeschichte“ einer erfolgreichen Ärztin (und ...

Hidschra , von Torsten Haeffner

Cover:
Der traurige Anblick eines Gebäudes, wie er im oder nach dem Krieg bestimmt oft anzutreffen war.

Inhalt:
Die „Lebensgeschichte“ einer erfolgreichen Ärztin (und vieles drum herum) , die am „Kriegsgeheimnis“ ihres Großvaters (als er es ausspricht) fast zerbricht.

Meine Meinung:
Den Beginn empfinde ich als etwas zäh und die Protagonistin ist mir nicht sehr sympathisch, auch wenn sie um ihre Kindheit (ohne Liebe) zu bedauern ist.

Stella sieht sich als „armes Opfer“, nicht geliebt und von ihren Eltern auf Erfolg getrimmt! Aber ich denke sie macht es sich mit ihrer negativen Sicht zu einfach. Ich empfinde Stella als wütend, zornig und unzufrieden. Was sie ihren Eltern nicht alles vorwirft, aber sie fragt sich nicht einmal, wie die Kindheit der Eltern wohl war, was diese so hat werden lassen.

Ein Zitat, bei dem ich mich frage: wie kann man so denken, und was kann eine Stadt dafür, was soll das?
„Wenn es jemals wieder in Deutschland einen Krieg geben sollte, würde ich mein Vermögen dafür geben und sagen. Bombardiert Freiburg, bis es in Schutts und Asche liegt“.

Die Geschichte haut mich nicht gerade vom Hocker, der Teil über das Geschehen im Krieg ist schlimm, und das berührt mich auch, aber darüber wird mir dann zu wenig reflektiert. Nur die arme Stella dreht am Rad.

Der Rest der Geschichte wird mir mit zu vielen Nebenschauplätzen und Geschichten überladen.
Stella steht irgendwie immer im Mittelpunkt und wird dann auf wundersame Weise „geheilt“.
Das Ende (die letzten 50 Seiten) finde ich dann recht abstrus, so dass ich froh war, als das Buch zu Ende war.


Autor:
Torsten Haeffner (*1960) war bis 1994 Wirtschaftsredaktor, zuletzt bei der 'Bilanz'. Danach war er in verschiedenen Disziplinen und Positionen für zahlreiche Industrie- und Dienstleistungsunternehmen und im Consulting tätig

Mein Fazit:
Ein Buch das zu viele Inhalte in die 250 Seiten stecken wollte, und mich nur ganz kurz berührt hat (mit dem Kriegsgeheimnis).

Einstig 2, Mittelteil 4, Ende 1, = 7 Stern geteilt durch 3, = 2,3
Also gebe ich 2,5 Sterne, die ich bei vollen Sternen auf 2 abrunde.