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Veröffentlicht am 05.09.2019

Völlig unterschiedliche Kurzgeschichten

Die artgerechte Haltung von Gedanken
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Klappentext:

14 Geschichten über Selbstfindung, Ängste, Sehnsüchte und den Umgang mit Gedanken und Ideen:
Eine Verabredung, die nicht stattfindet. Eine wunderbare Aussicht, wenn da der Zaun nicht wäre. ...

Klappentext:

14 Geschichten über Selbstfindung, Ängste, Sehnsüchte und den Umgang mit Gedanken und Ideen:
Eine Verabredung, die nicht stattfindet. Eine wunderbare Aussicht, wenn da der Zaun nicht wäre. Schädlingsbekämpfung, die letztendlich auch nur eine Form des Tötens ist. Das Raubtier, das zur Beute wird. Der Freund, der auf einmal nicht mehr da ist. Und eine Begegnung mit dem früheren Ich.
Vielleicht sind Menschen in der Theorie frei. Doch der Tausch von Freiheit gegen Sicherheit beginnt bereits in der Gedankenwelt.


Fazit:
Wie frei sind wir wirklich? In den 14 Kurzgeschichten nimmt uns die Autorin mit auf die Reise, um über unsere Ängste, Sehnsüchte und vielfältigen Gedanken, die uns im Weg stehen können, nachzudenken. Sie hat eine bunte Sammlung von Geschichten zusammengestellt, die tief in das Gefühlsleben der Charaktere eintauchen lassen. Dadurch werden die Handlungen der Charaktere nachvollziehbar und authentisch.

Die Geschichten laden ein, über Berührungspunkte nachzudenken und zu überlegen, wie wir selbst in dieser Situation reagieren würden. Auch wenn auf den ersten Blick der rote Faden zu fehlen scheint, ist allen Geschichten gemeinsam, dass sie Momentaufnahmen im Leben darstellen, die wir so oder ähnlich kennen und denen wir nur uns mit Mut stellen können. Die Geschichten konnten mir oft das Gefühl vermitteln in der Haut des Protagonisten zu stecken, da sie alltägliche Episoden erzählen und zusätzlich viel Raum für eigene Überlegungen lassen.

Für mich waren alle Geschichten sehr gelungen und haben mich sehr nachdenklich gemacht. Da der Hintergrund so ernst ist, ist dies keine Lektüre für nebenbei. Mir haben mehrere Geschichten sehr gut gefallen, jeder Leser sollte sich seine eigene aussuchen.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Plötzlich Prinzessin in einem Land voller Drachen, und jetzt?

Dragon Tale - Kind des Feuers
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Klappentext:

Seit Monica denken kann, hat Feuer auf sie eine anziehende und beruhigende Wirkung. In ihren Träumen redet es sogar mit ihr. Doch verstehen tut sie es nie.
Das alles ändert sich, als Monica ...

Klappentext:

Seit Monica denken kann, hat Feuer auf sie eine anziehende und beruhigende Wirkung. In ihren Träumen redet es sogar mit ihr. Doch verstehen tut sie es nie.
Das alles ändert sich, als Monica eine unverhoffte Begegnung mit einem magischen Wesen hat, das zu allem Überfluss auch noch behauptet, sie zu kennen.
Durch dieses Ereignis scheint Monica ihrem inneren Feuer noch näher gekommen zu sein, was von dunklen Mächten nicht unbemerkt bleibt. Kurzerhand findet sie sich Hals über Kopf in Draconica, einer fremden Welt voller magischer Geschöpfe, wieder.
Dies ist ihre Geschichte über Feuer, Freundschaft und Abenteuer, aber vor allem - Drachen.

Fazit:

Monica ist Waise und wurde von liebevollen Eltern adoptiert. Wie sie vor ihrer Adoption lebte, daran kann Monica sich nicht erinnern. Die 15-jährige Monica lebt ein ganz normales Leben als Teenie, mit all seinen Freuden und Sorgen. Eines Tages muss sie auf dem Weg zu ihrem mysteriösen Geigenlehrer einen Umweg einschlagen und ab jetzt überschlagen sich die Ereignisse. Auf dem Friedhof gibt es plötzlich ein bedrohliches Monster, und nur ein anderes Monster kann Monica retten. Dieses Monster, das Monica zu Hilfe eilt, behauptet auch noch, Monica zu kennen und will ihr einreden eine Prinzessin zu sein. Dieser Ansatz kommt euch spätestens seit Harry Potter bekannt vor? Doch halt, lasst euch überraschen, denn nur der Ansatz ist ähnlich, dann kommt es ganz anders.

Seit dieser Begegnung hat Monica echte Probleme, denn sie muss plötzlich zwei völlig verschiedene Welten miteinander vereinbaren. Da gibt es die „normale“ Welt mit den Eltern, der Schule und den Freunden und dann auch noch Draconia mit seinen Drachen, Monstern und den neuen Freunden. Monica muss sich nun immer häufiger in Draconia aufhalten und dies möglichst unbemerkt von ihren Eltern. Sie lernt die Besonderheiten von Draconia langsam kennen und lieben. Nach und nach erfährt Monica immer mehr vom Schicksal ihrer leiblichen Eltern und aus ihrer Vergangenheit. Sie lernt auch neue Freunde kennen, die sie in ihrer tollpatschigen und lustigen Art bei all den Abenteuern unterstützen. Welche Abenteuer auf Monica warten, das lest bitte selbst, es lohnt sich.

Ich gebe zu, dass ich die vielen Charaktere die in der Handlung auftauchten, erst mal sortieren musste, bis ich ihre Namen (in Draconia hat jedes Lebewesen zwei Namen) und Eigenheiten unterscheiden konnte. Trotz dieser Besonderheit habe ich mich sehr schnell in die Geschichte eingelesen und war fasziniert von der Phantasie und Spannung. Dabei geht die Autorin nie den geraden Weg, um auf das nächste Abenteuer hinzuleiten, sondern es dürfen auch Umwege beschritten werden oder es wird auch mal ein Zickzackkurs eingeschlagen. Dadurch wurden immer wieder neue Aspekte beleuchtet und ich konnte die verschiedenen Charaktere noch besser kennen lernen und ins Herz schließen. Alle Charaktere sind einzigartig und individuell und können gerade dadurch punkten.

Ihr fragt euch jetzt: Was hat es nun mit dem mysteriösen Geigenlehrer auf sich? Das lest bitte selbst. Ob es auf Draconia außer den Drachen noch andere magische Wesen gibt? Nur so viel: Es gibt noch viele magische Wesen, die euch überraschen werden in ihrer Vielfalt und ihrer Art. Lasst euch überraschen. Was hat es mit dem Feuer auf sich, von dem Monica so fasziniert ist? Auch hier will ich nicht zu viel verraten.

Es gibt einige Rätsel zu lösen und einige Abenteuer zu bestehen, um den Fluch von Monicas neuer Freundin zu nehmen. Auf dem Weg dorthin lasst euch von den schlagfertigen und humorvollen Dialogen genauso gefangen nehmen, wie von der Handlung, die immer wieder überraschen kann.

Mich begeisterte die Hingabe, mit der die Autorin ihre Charaktere und die Phantasiewelt beschrieb. Ich konnte mir Draconia regelrecht vorstellen und tauchte schnell in diese Welt ab.

Ich empfehle dieses Buch für jugendliche Leser und für alle anderen Leser, die immer noch träumen können und gerne in Phantasiewelten abtauchen. Dies ist der erste Teil einer Reihe und ich freue mich auf die weiteren Folgen, um mit den Bewohnern von Draconia weitere Abenteuer zu bestehen und um zu sehen, wie Monica die beiden Welten zufrieden stellt.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Einfach schockierend

Ich stehe noch - AYAKTAYIM
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Klappentext:

Die türkischstämmige Buket erzählt von ihrer arrangierten Ehe im Alter von 15 Jahren und den katastrophalen Folgen für ihren weiteren Lebensweg. Über viele Jahre hinweg erduldet sie Einschüchterung, ...

Klappentext:

Die türkischstämmige Buket erzählt von ihrer arrangierten Ehe im Alter von 15 Jahren und den katastrophalen Folgen für ihren weiteren Lebensweg. Über viele Jahre hinweg erduldet sie Einschüchterung, Gewalt und extreme Einschränkungen in einer Parallelgesellschaft mitten in Berlin. Erst als es für sie um Leben und Tod geht, gelingt es Buket, sich aus den Fesseln ihres Mannes und seiner Familie zu befreien.
Bukets Geschichte ist kein Einzelfall, in Deutschland gab es 2018 laut Bundeskriminalamt über 138.000 gemeldete Fälle von häuslicher Gewalt.

Fazit:

Mich hat dieses Buch schockiert zurückgelassen, da mir wieder einmal vor Augen geführt wird, dass es bei uns diese Parallelgesellschaft wirklich gibt. Auch wenn unsere Politiker anderes behaupten, gibt es bei uns schon No-Go-Areas in großen Städten und von der viel besungenen Integration keine Spur. Vom Leben in einer solchen Gesellschaft erzählt dieses Buch.

Um was geht es? Buket wächst in der Türkei bei modernen Eltern auf, die dafür sorgen, dass sie selbstständig und intelligent ihr Leben gestalten kann. Sie darf mit Jungen und Mädchen spielen, Kleidung tragen, die ihr gefällt und ein freies Leben genießen. Auch Bildung wird großgeschrieben, so dass Buket mit 15 Jahren einen weiteren Schulbesuch plant, statt an eine Hochzeit zu denken. Dennoch wird sie in diesem Alter nach Deutschland verheiratet, da ihre Eltern das Beste für sie wollen und in Deutschland eine lebenswerte Zukunft für ihre Tochter erhoffen. Was dann passiert, konnten die Eltern nicht ahnen.

Buket landet in einem Stadtteil von Berlin, in dem überwiegend Türken mit niedrigem Bildungsstand leben und dadurch an den alten Traditionen festhalten. Auch ihr Mann schlägt sich mit seinen mangelnden Kenntnissen der deutschen Sprache durch und das schöne Eheleben entpuppt sich für Buket bald als Alptraum. Sie soll sich ihrem Mann und seiner Familie völlig unterwerfen und an den alten Rollenbildern festhalten. Anfangs hat sie noch die Kraft zu kämpfen, um sich ein freieres Leben zu gestatten. Doch nach jedem kleinen Sieg kommt eine harte Niederlage. Irgendwann sieht sie nur noch die Möglichkeit zu fliehen, um sich und ihre zwei Töchter vor diesem gewalttätigen Ehemann in Sicherheit zu bringen. Doch ist sie noch stark genug um diese Flucht durchzustehen, oder wurde ihr Wille schon gebrochen?

Auf mich wirkt es sehr erschreckend, wie Buket anfangs noch versucht, sich ihrer neuen Familie anzupassen und ihr zu gefallen und wie dann nach und nach die Angst und Verzweiflung immer größer wird. Sie ist einsam und hilflos, da sie die deutsche Sprache nicht beherrscht und ihr Mann alle Versuche von ihr unterbindet, sich zu integrieren und die Sprache zu lernen. Mir war schon vorher bekannt, wie im Islam Frauen unterdrückt werden und wir sollten aufstehen, um dies zu unterbinden. Allerdings ist in dieser Beziehung auch schon unser Wille gebrochen, da wir dazu erzogen wurden, diese „Religion“ anzuerkennen und deren Auswüchse unter dem Siegel der Religionsfreiheit zu akzeptieren. Auf dieser Basis wird die Unterdrückung von Frauen und Gewalt gegen Frauen billigend in Kauf genommen. Eine Unterdrückung und Gewalt, die auch gebildeten, modernen Moslems übel aufstößt.

Was soll ich zu diesem Buch sagen? Ich musste es häufiger aus der Hand legen, weil ich so schockiert war. In manchen Momenten hätte ich Buket gerne mal geschüttelt, um sie auf den rechten Weg zurückzubringen. Eine Beurteilung ihres Handelns kann ich mir nicht erlauben, da ich zwar dieses Buch gelesen habe, aber nie in solch einer toxischen Beziehung gefangen war. Manche Handlungen wirken auf uns vielleicht nicht nachvollziehbar, für Buket war das Überleben in diesen Momenten allerdings wichtiger, als rationell und vernünftig zu handeln. Ich bewundere den Mut, mit dem sie der Autorin ihre Geschichte erzählte, um auch andere Frauen wachzurütteln, die unter ähnlichen Verhältnissen leben.

Mir hat das Buch gefallen und es hat mich nachdenklich zurückgelassen. Leider ist mir wieder einmal klar, dass Frauen in solchen Situationen viel mehr Hilfe benötigen und selten den Mut haben werden, diese auch zu fordern. Ich frage mich wieder, wie oft die Augen verschlossen werden, um nicht eingreifen zu müssen. Hinter verschlossenen Türen dieses Glaubens geschehen noch viel mehr Dinge, die uns unbekannt sind.

Ich habe einige Rezensionen zu diesem Buch gelesen, in denen sich über die vielen Wiederholungen aufgeregt wurde. Gerade diese Wiederholungen machen meiner Meinung noch viel deutlicher in welcher negativen Spirale Buket gefangen war.

Von mir eine absolute Leseempfehlung für alle Leser, die begreifen wollen, was unter dem Siegel der Verschwiegenheit, im Namen dieses Glaubens geschieht. Dieses Buch sollte ein Aufruf an alle Frauen sein, endlich zusammenzuhalten und gemeinsam für unsere Freiheit zu kämpfen.

Veröffentlicht am 01.09.2019

Wie war das damals wirklich, während der friedlichen Revolution?

Das Wunder der Freiheit und Einheit
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Klappentext:

3. Oktober 1989: Honecker schließt die letzte offene Grenze der DDR. Die Welt hält den Atem an. Es folgen 38 bewegende Tage, bis sich die Mauer öffnet. Jeden Tag davon können wir miterleben ...

Klappentext:

3. Oktober 1989: Honecker schließt die letzte offene Grenze der DDR. Die Welt hält den Atem an. Es folgen 38 bewegende Tage, bis sich die Mauer öffnet. Jeden Tag davon können wir miterleben - durch die lebendigen Berichte von über 50 Zeitzeugen. Sie nehmen uns Tag für Tag in die Geschehnisse mit hinein, darunter Politiker wie Hans-Dietrich Genscher und Christine Lieberknecht sowie Akteure der Friedlichen Revolution wie Harald Bretschneider, Christian Führer und Uwe Holmer. Die Augenzeugen- und Hintergrundberichte geben Anregungen, sich mit seinem Glauben auch heute in der Gesellschaft einzumischen. Damals waren es Kerzen und Gebet - und heute?

Fazit:

Im Oktober haben viele Menschen gehofft und gebangt. Honecker lässt die Muskeln spielen, um die Rufe aus dem Volk zu ersticken. Die DDR feiert ihren 40. Jahrestag und die Rufe aus dem Volk werden immer lauter. Wir im Westen, im grenznahen Bereich sahen die Bilder: Die überfüllten Botschaften der östlichen Anreinerstaaten, die Panzer und Wasserwerfer der Polizei gegen Demonstranten und die pompösen Feierlichkeiten der DDR zum 40. Jahrestag. Die DDR war am Ende, doch die Machthaber wollen mit aller Gewalt ihren Status aufrechterhalten. 38 Tage entschieden über den Ausgang dieser Revolution eines enttäuschten Volkes.

„Das Wunder der Freiheit und Einheit“ beschreibt diese 38 Tage anhand von Zeitzeugenberichten und gibt einen tiefen Einblick in die Hintergründe. Wer sind die Strippenzieher im Hintergrund, die auch vor harten Strafen nicht zurückschrecken? Warum blieb diese Revolution tatsächlich friedlich, obwohl mit dem Schlimmsten zu rechnen war? Wo konnten sich so viele Menschen treffen, um ihren Unmut kundzutun? Welche Rolle spielt Gorbatschow und seine Politik der Glasnost und Perestroika? Diese und weitere Fragen werden in diesem Buch beantwortet.

Die Kirchen hatten in der DDR einen sehr zweifelhaften Ruf und es gab relativ wenige Kirchenoberhäupter, die sich gegen den Staat stellen konnten, da sie mit schärfsten Repressalien zu rechnen hatten. Im Herbst 1989 gab es einige mutige Vertreter der Kirche, die ihre Türen öffneten und Gläubige und Ungläubige fanden Halt und Hilfe. Nach den gut besuchten
Montagsgebeten fanden die ersten Demonstrationen statt und zogen immer mehr Menschen an. Die Revolution beginnt zu laufen und die vielen Kerzen bringen sie zu leuchten. Wie brisant diese Revolution wirklich war, dies dürfen wir auch 30 Jahre danach nicht vergessen, denn die Menschen dieser emotionalen 38 Tage leisteten unglaubliche Dinge.

Ich wollte mein Wissen und meine Erinnerungen an diese Zeit auffrischen, als ich mich für dieses Buch entschieden habe. Schon während der Lektüre wurde mir bewusst, wie wenig wir hier im Westen wirklich wussten. Ja, wir sahen die Bilder der überfüllten Botschaft in Prag, die vielen Menschen bei den Demonstrationen, die Gewalt gegen die Demonstranten und so weiter. Das wahre Ausmaß der Kraft dieses Volkes und seiner Unterstützung konnten wir nur ahnen. Wie oft dachte ich in dieser Zeit, das kann nur ein verlorener Kampf sein, da Honecker und seine Schergen bis zur letzten Sekunde gegen das Volk kämpften. Nach dem Lesen ist mir wieder bewusst, welch großes Wunder wir erleben durften.

30 Jahre danach wünsche ich mir, dass viele Menschen dieses Buch lesen und sich erneut den Mut der damaligen Macher vor Augen halten. Wir alle sind in der Pflicht zu ändern, was wir ändern können und zwar auf friedliche Art. Die Mauer, die am 9. November 1989 endgültig fiel, sollte auch in den Köpfen endgültig fallen und wir sollten dazu kommen uns zuzuhören und anzunähern. Gemeinsam sind wir stark, dies wird mit dem vorliegenden Buch sehr deutlich vermittelt.

Von mir eine Leseempfehlung für alle Generationen im gesamten wiedervereinigten Land.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Historischer Krimi mit toller Milieustudie

Die schwarze Fee
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Klappentext:

Berlin Babylon: Die einen feiern, die anderen verrecken. Die Weimarer Republik neigt sich ihrem Ende zu, Nazis und Kommunisten kämpfen um die Macht und Kommissar Ariel Spiro sucht den Mörder ...

Klappentext:

Berlin Babylon: Die einen feiern, die anderen verrecken. Die Weimarer Republik neigt sich ihrem Ende zu, Nazis und Kommunisten kämpfen um die Macht und Kommissar Ariel Spiro sucht den Mörder zweier Männer, die niemand zu vermissen scheint.
Berlin tanzt auf dem Vulkan. Glitzernde Tanzpaläste, wilde Partys, Drogen, sexuelle Freizügigkeit – die deutsche Hauptstadt gilt zur Zeit der Weimarer Republik als eine der aufregendsten Städte Europas. Russische Emi¬granten, darunter Schriftsteller, Gelehrte, Politiker und Anarchisten, haben nach der Revolution in Berlin Zuflucht gefunden vor dem Zugriff der sowjetischen Geheimpolizei. Mittendrin Kommissar Ariel Spiro, den zwei Giftmorde ins russische Milieu führen. Und dann ist da noch Nike, seine große Liebe, die ihn um Hilfe bei der Suche nach ihrem neuen Freund Anton bittet. Unversehens geraten beide in einen Strudel aus Politik und Gewalt.

Fazit:

Mir stach zuerst das Cover in die Augen, eine Frau die für die wilden zwanziger Jahre steht. Frisur, Make-Up und auch die Zigarettenspitze zeigt klar in welchem Zeitraum dieser Krimi handeln wird. Zusätzlich versprach der Klappentext Spannung nach meinem Geschmack, so dass ich diesen Krimi lesen wollte. Ich wurde angenehm überrascht, da es der Autorin gelang, einen spannenden Krimi mit einer Milieustudie zu verbinden. Besonders gut hat mit gefallen, dass auch mal das Leben der unteren Schichten mit all seinen Problemen beschrieben wurde. Die zwanziger Jahre waren eine Zeit des Umbruchs und dies spiegelt sich in diesem Krimi auch wieder. Wer Unterhaltung auf hohem Niveau verbunden mit Hintergrundwissen sucht, wird hier fündig.

Nachdem ich mich eingelesen und die Protagonisten kennenlernte, flogen die Seiten sehr schnell dahin. Dies lag an dem außergewöhnlichen Schreibstil der Autorin, die es schafft, diese außergewöhnliche Atmosphäre dieser Zeit einzufangen und bildgewaltig zu beschreiben. Der Spannungsbogen wird schon früh aufgebaut, da zwei Tote gefunden werden, die scheinbar nicht vermisst werden. Die Charaktere wirkten auf mich sehr authentisch, da sie sehr facettenreich und passend für diese Zeit aufgebaut waren. Es gibt die Charaktere, die sympathisch sind und auch genügend Fieslinge, um bis zum gelungenen finale zu rätseln, wer der oder die Täter sind.

Es handelt sich nicht um einen klassischen Krimi, da diese Handlung manchmal in den Hintergrund tritt, um das Milieu der angeblichen „goldenen“ Zwanziger zu beschreiben. Da wird gefeiert und genossen und eine Ecke weiter sterben die Menschen am Hunger und Elend. Auch die Lebensumstände der damals sehr großen Gemeinde der Exilrussen wird beschrieben, die nicht wissen, wie es weitergeht und sich teilweise gegenseitig zerfleischen.

Vor diesem Hintergrund ermittelt Ariel Spiro, der in Berlin einen schweren Stand hat, da seine Kollegen ihn nicht akzeptieren, da er nicht aus Berlin stammt. Er leidet zusätzlich noch unter der Trennung von Nike, die sich inzwischen vom verwöhnten Töchterchen zur motivierten Medizinstudentin mauserte. Gemeinsam mit ihrem neuen Freund kümmert sie sich um die Menschen in den Arbeitervierteln. Als auch dieser verschwindet, wendet sie sich an Ariel und sehr verkrampft begegnen sie sich wieder häufiger.

Der Krimi besteht aus verschiedenen Handlungssträngen, dessen Fäden zum Schluss bei Ariel Spiro zusammenlaufen. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven der Hauptprotagonisten und so konnte ich mich immer in ihre Lage versetzen und mitfühlen und miträtseln. Gerade durch die verschiedenen Perspektiven ergibt sich ein sehr lebendiges und authentisches Bild dieser Zeit.

Ich war schnell fasziniert von diesem außergewöhnlichen Krimi und war mitten in diesem Geschehen. Für mich eine Entdeckung, da dieser Krimi besonders durch seine Milieustudie und seine Hintergründe bei mir gepunktet hat.

Für Krimiliebhaber, die auch historische Krimis mögen, empfehle ich diesen Krimi voller Überzeugung. Dies war mein erster Krimi von Kerstin Ehmer und ich freue mich auf weitere Werke aus ihrer Feder.