DI Kim Stone, die „Heldin“ dieses Krimis ist eine schwierige Person. Menschliche Gefühle und Regungen hat sie tief in sich vergraben, Small Talk ist auch nicht ihrs und der freundliche Umgang mit Zeugen, Verdächtigen oder sogar Kollegen, macht ihr Probleme. Dass sie trotzdem erfolgreich ist, ihre Kolleginnen und Kollegen für sie durchs Feuer gehen, liegt sicher auch an ihrer phänomenalen Erfolgsquote und nicht zuletzt an ihrer Loyalität.
Eine Serie von Morden, deren Muster Kim Stone, oder Guv, wie ihre Kollegen sie nennen, schnell durchschaut, führt sie auf das Gelände eines alten, verlassenen Kinderheimes und damit auch in ihre Vergangenheit, denn Kinderheime kennt Kim zur Genüge. Als dort noch Gebeine von jungen Mädchen gefunden werden, ist jedem klar, dass hier in der Vergangenheit der Schlüssel zum Täter liegt.
Der Krimi ist wirklich sehr spannend geschrieben. Natürlich erfindet die Autorin in ihrem Debüt das Rad nicht neu, ähnliche Themen und Sujets hat man schon öfters gelesen, aber sie schafft es einen eigenen Ton zu finden. Die Figur der Kim Stone ist nicht frei von Klischees, sie folgt ganz dem Muster „harte Schale, weicher, tief versteckter Kern“, aber auch hier macht es Spaß, ihr zu folgen. Ich habe zwar das ganze Buch über nicht begriffen, warum sie von Kollegen „Guv“ genannt wird und ob das eine besondere Bedeutung hat, aber ich finde sie gut charakterisiert und die schrittweise Enthüllung ihrer eigenen Vergangenheit, macht es dem Leser leicht, ihr Verhalten zu verstehen. Auch die rotzigen Dialoge und Auseinandersetzungen mit dem korrekten Chef sind gut geschrieben. Die übrigen Teammitglieder hätten eine stärkere Rolle verdient, vielleicht werden sie im zweiten Buch mehr an Profil gewinnen.
Die Spannung ist sehr gut aufgebaut und schon nach wenigen Seiten ist man in der Geschichte drin und wirklich begierig auf die Auflösung. Da gibt es noch ein paar Haken, die überraschend, aber in der Rückblende auch sehr logisch sind. Insgesamt ein gutes Debüt, das zu lesen sich lohnt.
Warum allerdings der englische Titel „Silent scream“ beibehalten wurde, hat sich mir nicht ganz erschlossen.