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Veröffentlicht am 09.09.2019

Was geschah in jener Septembernacht 1908 mit Celia Sudworth?

Hill House - Sturm über Mandeville Park
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Was geschah in jener Septembernacht 1908 mit Celia Sudworth?

Im Prolog dieses Buches wird Rose Mandeville im September des Jahres 1908 Augenzeugin einer höchst seltsamen Szene. Mitten in der Nacht wird ...

Was geschah in jener Septembernacht 1908 mit Celia Sudworth?

Im Prolog dieses Buches wird Rose Mandeville im September des Jahres 1908 Augenzeugin einer höchst seltsamen Szene. Mitten in der Nacht wird ihre Bekannte, die junge Lady Celia Sudworth, gegen ihren Willen aus dem Haus geschafft. Diese Beobachtung prägt sich tief in Rose ein. Ihre Suche nach der seither wie vom Erdboden verschwundenen jungen Frau zieht sich wie ein roter Faden bis zur letzten Seite dieses Buches und hat eine überaus starke Motivation: „Celia steht für all jene Frauen, die keine Stimme haben, weil sie keine Rechte haben, weil andere über ihr Schicksal bestimmen.“

Der zweite Band der Trilogie aus der Feder von Annis Bell konzentriert sich auf Lady Rose Mandeville, eine jener drei Freundinnen, die in einem ungewöhnlichen Haus auf den Hügeln, umgeben von Hecken, einem Rosengarten und Zypressen und einem See im Wald ihre Kindheit verbrachten. „Damals glaubten wir, es würde niemals enden, wir dachten, dass das Leben unendlich ist und jeder neue Tag nur noch schöner und verheißungsvoller würde…“ Der Kriegsausbruch beendete das Wunschdenken und die Träume von Alice Buxton, Rose Mandeville und Vera Lyttleton. Während der Kontinent in Blut und Tränen versinkt, kämpfen die drei jungen Frauen auf ihre Weise um ihr Glück. Alice, die Protagonistin des ersten Buches, lebt mit ihrem Vater Geoffrey in Hill House und unterrichtet in ihrer Montessori-Schule. Die überzeugte Pazifistin ist eine liebenswerte und fröhliche Frau, mitfühlend und hilfsbereit. Sie führt ein unkonventionelles Leben und ist glücklich mit ihrer großen Liebe Lorenzo Ranieri. Doch Lorenzo befindet sich derzeit als neutraler Beobachter und unbefangener Berichterstatter mitten im Kriegsgebiet.

Die selbstbewusste Rose besitzt eine ausgeprägte Persönlichkeit und einen starken Charakter. Sie wehrt sich vehement gegen die nachdrückliche Erwartungshaltung ihrer aristokratischen Eltern und bricht aus ihrem vorbestimmten Leben aus. Das Engagement im Kampf der Frauen um das Wahlrecht und die Gleichberechtigung bestimmt ihr Denken und Handeln. Roses Ruf als streitbare Suffragette und ihr Kontakt mit führenden Persönlichkeiten der Frauenrechtsbewegung bringen sie wiederholt in Schwierigkeiten. Doch die blonde Schönheit setzt alle Hebel in Bewegung, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ihre Bemühungen, den Menschen die Schattenseiten des Krieges bewusst zu machen und ihr Plädoyer für soziale Reformen, faire Arbeitsbedingungen und gleiche Rechte hinsichtlich Kinder und Besitz machen sie zu einer Frau, die man kritisch im Auge hat. Roses verbotene Gefühle für den unglücklich verheirateten Anwalt Michael Wodehouse werden von dem charismatischen Juristen erwidert, doch Rose widerstrebt es zutiefst, eine Ehe zu brechen und eine heimliche Affäre zu beginnen. Der Wunsch nach einer Scheidung ruft Michaels rasend eifersüchtige und rachedürstende Ehefrau Blanche auf den Plan.

Während Alice und Rose sich in relativer Sicherheit befinden, setzt Vera ihre Fähigkeiten als ausgebildete Krankenschwester mitten im Kriegsgebiet ein. Vera ist in diesem Folgeband ein wenig weicher geworden, ihre schwierige, verschlossene und eigensinnige Art wich einer gewissen Umgänglichkeit und Toleranz anderen Menschen gegenüber.

In dieser Fortsetzung trifft man auf viele bekannte Gesichter aus dem ersten Band, auch Spencer Mandeville wird eine gewichtige Rolle zuteil. Der liebenswerte und großherzige Bruder von Rose fliegt als Pilot für die Royal Flying Corps Kampfeinsätze und gilt nach einem feindlichen Artilleriefeuer bei Neuve-Chapelle als vermisst. Roses Mutter Margaret, die kalte und unmenschliche Duchess Mandeville, war mir bereits im ersten Band zutiefst unsympathisch, was sich auch im vorliegenden Buch nicht änderte. Ihr Ehemann, Duke Douglas Mandeville, findet sich als Mitglied der britischen Hocharistokratie mit der neuen Situation nicht zurecht. Sein außer Kontrolle geratener Hang zum Spiel und seine zahlreichen Affären brachten die Familie bereits an den Rand des Ruins. Ob er fähig ist, im zweiten Band seine Fehler wiedergutzumachen?

Die Autorin brachte zudem weitere interessante und vielschichtige Akteure in die Handlung ein. Neben Alices exzentrischen, aber liebenswerten Künstlerfreund Raymond „Ray“ Saull betritt mit der Malerin Mabel Goodwyn eine ungezwungene Befürworterin des Frauenwahlrechts die Bühne. Sie unterstützt Roses Bestreben nach Unabhängigkeit und gewährt ihr Unterkunft. Major Steve Norbury ist mir auf der Stelle ans Herz gewachsen. Der junge Offizier aus dem kleinen Fischerdorf Coverack in Cornwall verliert trotz einer schlimmen Verwundung niemals seine lebensbejahende Haltung und wird nicht nur für Spencer, sondern auch für Rose zu einer wichtigen Figur. Auch der sympathische Butler der Buxtons namens Newton erhielt einen kleinen Gastauftritt – er ist für Rose ein Fels in der Brandung und bezaubert durch seine umsichtige und mitfühlende Art. Zu guter Letzt erhielten in diesem Buch auch namhafte Figuren der Frauenbewegung eine Rolle, der interessierte Leser darf sich auf kleine Einblicke in die Aktivitäten von Sylvia und Christabel Pankhurst, Jodie Green, Millicent Fawcett, Lady Phyllis Linnsdale und Doktor Florence Dalgrave freuen.

Sowohl der einnehmende Schreibstil, als auch die bildhaften Beschreibungen der Autorin und die hervorragende Charakterzeichnung der handelnden Figuren haben mir erneut ein herausragendes Lesevergnügen bereitet. Die Kriegshandlungen und die britische Suffragetten Bewegung bilden bedeutende Rahmenhandlungen, sie bringen Spannung und Emotionen ins Buch. Das Festhalten an der alten Gesellschaftsordnung und an ihren Standesdünkel wird durch den Duke und die Duchess of Mandeville veranschaulicht. Doch auch sie können der Aufbruchsstimmung und dem Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung nicht mehr viel entgegenhalten. „Wenn man den weiblichen Verstand schärft, indem man ihn bildet, ist Schluss mit dem blinden Gehorsam.“ (Mary Wollstonecraft, 1759 - 1797)

FAZIT: Wie bereits dessen Vorgänger hat mich auch der zweite Band dieser eindrucksvollen Trilogie sofort in seinen Bann gezogen. „Sturm über Mandeville“ besticht durch eine perfekte Mischung aus Abenteuer, Liebe und Romantik und bietet darüber hinaus Einblicke in die Ereignisse im Ersten Weltkrieg. Das Buch thematisiert die Kämpfe mutiger und entschlossener Frauen um jene Rechte, die ihnen von Natur aus zustehen, aber in einer von Männern beherrschten Gesellschaft vorenthalten wurden. Ich würde interessierten Lesern jedoch zum besseren Verständnis die Einhaltung der Reihenfolge dieser Trilogie empfehlen:

1. Hill House. Die drei Freundinnen.
2. Hill House. Sturm über Mandeville Park.

Begeisterte fünf Sterne für dieses überaus unterhaltsame und spannende Leseerlebnis, das ich sehr genossen habe. Ich sehe dem Erscheinungsdatum des finalen Bandes bereits mit großer Vorfreude und hoher Erwartungshaltung entgegen.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Der Fall Jameson. Angst und Flucht sind keine Option!

Im Schatten der Vergangenheit
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Der Fall Jameson. Angst und Flucht sind keine Option!

„Dem Hass seiner Mitmenschen kann man nur zwei Dinge entgegensetzen: Vergebung und Liebe. Du kannst nur dann glücklich im Leben werden, wenn du deinen ...

Der Fall Jameson. Angst und Flucht sind keine Option!

„Dem Hass seiner Mitmenschen kann man nur zwei Dinge entgegensetzen: Vergebung und Liebe. Du kannst nur dann glücklich im Leben werden, wenn du deinen Gegnern mit Barmherzigkeit und Gnade, Liebe und Vergebung begegnest.“

Die Amerikanerin Hanna Jameson fliegt nach Deutschland, um in der Nähe von Stuttgart ihre Familie zu treffen. Doch bei ihrer Ankunft weiß niemand etwas über den Verbleib von Henry und Stephanie Jameson und ihren beiden Kindern Claudia und Carl, sie sind wie vom Erdboden verschluckt. Hannas Aussagen scheint niemand Glauben zu schenken. Sogar Kevin Pancol, IT-Spezialist in Henry Jamesons Firma und Hannas ehemaliger Verehrer, zweifelt. Doch als er merkt, dass seine Nachforschungen über seinen Vorgesetzten und Mentor Henry Jameson furchtbare Auswirkungen haben, ist es beinahe zu spät. Unbekannte Verfolger und finstere Gestalten gehen mit großer Brutalität vor und scheinen von jedem Schritt Hannas zu wissen. Doch der durchtrainierten ehemaligen Leistungssportlerin gelingt es, ihren Häschern zu entgehen. Bei ihrer waghalsigen Flucht um ihr Leben sind Konzentration, Mut und Kampfgeist gefragt. Als plötzlich ein gutaussehender Mann mit einem sportlich gestählten Körper auftaucht und seine Hilfe anbietet, befindet sich Hanna in einem Zwiespalt. Kann sie dem charmanten Fremden trauen, oder gehört er auch er zu jenen Menschen, die ihr Leben bedrohen und ihrer habhaft werden möchten?

Die Autorin erzählt im vorliegenden Buch die Geschichte einer von ihrer Karriere besessenen Frau, deren Leben völlig unvermutet auf den Kopf gestellt wird. Die attraktive Protagonistin Hanna muss um die Sicherheit ihrer Familie fürchten, weiß weder, wer hinter ihnen her ist, noch kennt sie den Grund für diese rücksichtslose Verfolgungsjagd. Elisabeth Büchles einnehmender Schreibstil wird in diesem Roman durch einen Spannungsbogen bereichert, der das gesamte Buch hindurch konstant hochgehalten wird. Der Leser wird durch die nervenaufreibende Flucht und das Untertauchen ihrer handelnden Figuren, einer äußerst radikalen Vorgehensweise von deren Verfolger, aber auch von der tödlichen Hatz auf die Jamesons und die Ungewissheit über ihren Verbleib regelrecht ans Buch gefesselt. Obgleich die Autorin mit diesem Roman ihr bislang spannendstes Werk präsentiert, bleibt sie ihrem gewohnten Schreibstil dennoch treu. Der Glaube ist auch in diesem Buch ein wichtiger Faktor, tiefgründige Gespräche wie beispielsweise die eindrucksvolle Begegnung mit einer weisen alten Jüdin namens Chaja bereichern die Handlung ungemein. Die Protagonistin setzt im Verlauf des Buches die Prioritäten ihres Lebens neu und erkennt, wie wichtig ihr die Familie ist.

In diesem Roman agieren hervorragend ausgearbeitete, vielschichtige und einnehmende Figuren. Die Autorin geht nicht nur auf deren äußerliche Erscheinungsmerkmale, sondern sehr detailliert auch auf deren Charaktereigenschaften. Großen Lesegenuss bereiteten mir ich bei den unzähligen Wortduellen zwischen Hanna und Chris, eine beeindruckende Schlüsselfigur mit großem Entwicklungspotenzial betritt mit dem intelligenten und ehrgeizigen, jedoch nicht sehr alltagstauglichen Nerd Kevin Pancol, die Bühne. Neben zahlreichen anderen Nebenfiguren wuchsen mir besonders die aus Kaschmir stammende Inderin Ina Hofer mit ihrem süßen kleinen Sohn Ben ans Herz. Der Leser darf auch einen Blick hinter die professionelle und disziplinierte Fassade der exzellent ausgebildeten Agenten des FBI, des Marshals Service und deren Kollegen in Deutschland werfen, die gemeinsam für den Schutz der Jamesons sorgen und Licht in diesen Albtraum bringen wollen.

Der Roman wird in dreißig Kapiteln erzählt, historische Fakten werden gekonnt mit der Handlung verwoben. Die schwarze Bürgerrechtsbewegung sowie der Hass auf die afroamerikanische Bevölkerung und seine furchtbaren Auswirkungen finden im Attentat auf die „Mother Emanuel“, die erste freie schwarze Kirche der African Methodist Episcopal Church in den Südstaaten, ihren tragischen Höhepunkt in diesem Buch. Die große Macht der Vergebung zieht sich wie ein roter Faden durch diesen faszinierenden Roman.

„Manches in unserem Leben ist fremdbestimmt. Wir können es uns nicht aussuchen. Aber wir treffen die Entscheidung darüber, wie wir damit umgehen. Ob wir hassen oder vielmehr lieben und vergeben wollen. Ob wir die Fähigkeit, barmherzig zu sein und Gnade walten zu lassen, in der Dunkelheit vergraben, wie diese Grabsteine unter all dem Efeu begraben sind, oder ob wir sie sich frei entfalten lassen und dadurch Seelen befreien. Die anderer Menschen und unsere eigene.“

Fazit: „Im Schatten der Vergangenheit“ ist ein Roman mit einer ausgeklügelten und komplexen Handlung, vielschichtig und zum Teil auch sehr tiefgründig. Die Autorin wartet mit einem ungewöhnlich hohen Spannungsbogen auf, der es mir beinahe unmöglich machte, das Buch aus der Hand zu legen. Abenteuerliche Szenen, große Emotionen und überzeugende Figuren laden dazu ein, sich mit allen Sinnen auf dieses Abenteuer einzulassen. Dieses Buch stellte für mich ein großartiges Leseerlebnis dar – mir hat diese Mischung aus „Elisabeth Büchle plus Hochspannung“ ausgezeichnet gefallen!


Veröffentlicht am 31.08.2019

Die Geheimnisträgerin

Das Mädchen aus Herrnhut
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Die Geheimnisträgerin

Im Prolog trauert auf der Isola di San Pietro ein Mann namens Nikodemus um die Liebe seines Lebens. Eine von ihm geschnitzte Frauenfigur aus Zedernholz bildet das zentrale Thema ...

Die Geheimnisträgerin

Im Prolog trauert auf der Isola di San Pietro ein Mann namens Nikodemus um die Liebe seines Lebens. Eine von ihm geschnitzte Frauenfigur aus Zedernholz bildet das zentrale Thema dieses Buches. Die sogenannte „Nikodemus Figur“ ist ein begehrtes Objekt, das seinen Weg im Verlauf der Jahrhunderte im wahrsten Sinne des Wortes mit Leichen pflastert.

In zwei Erzählsträngen thematisiert Elisabeth Büchle zum einen die Ereignisse der Jahre 1731 und 1732 in Herrnhut, und befasst sich danach im zweiten Teil des Buches mit der Gegenwart im Jahr 2007. Die Handlung der Vergangenheit schildert das Leben des Dienstmädchens Luise, das sich zu einer von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf gegründeten Gemeinschaft in Herrenhut aufmacht, um Arbeit zu finden. Der Kutscher Christian Schönburg rettet der völlig entkräfteten und halb erfrorenen jungen Frau das Leben. Luise fühlt sich dank der geschwisterlichen Liebe und des Einsatzes füreinander in Herrnhut rasch geborgen, doch das ruhige Leben der liebenswürdigen und freundlichen Dienstmagd wird bald von einer Tragödie überschattet.

Im Zuge einer Studienreise treffen in Herrnhut im Jahr 2007 die junge Lehrerin Emma Fischer und der Historiker Daniel Ritter aufeinander. Was zunächst als Zufallsbekanntschaft beginnt, wird schon bald zu einer brandgefährlichen Zusammenarbeit und mündet nach mehreren spannenden Abenteuern letztendlich in ein aufregendes Finale. Denn nicht nur Daniel Ritter möchte das Mythos um die Nikodemus Figur entschlüsseln. Gefährliche Männer und in Kutten gekleidete Mönche sind hinter der Statue und all jenen, die um ihr Geheimnis wissen, her.

„Es geht nicht darum, Schätze zu heben, Emma. Es geht darum, Geschichte zu ergründen, Lebenswege von Personen aus vergangenen Zeiten zu erhellen. Es gilt zu erforschen, was sie getan haben, was sie bewegt hat und warum sie auf die eine oder andere Weise gehandelt haben.“ (Dr. phil. Daniel Ritter)

Die Geschichte der Herrnhuter Gemeinde stellt eine interessante Rahmenhandlung dar. Bereits im Vorwort liefert die Autorin historische Fakten zu dieser Glaubensgemeinschaft und dessen Gründer, Graf von Zinzendorf. Auch Erdmuthe Dorothea Gräfin von Zinzendorf sowie Anna Nitschmann, die Gründerin der Gemeinschaft von Bethlehem und Nazareth in Pennsylvania, erhielten eine Nebenrolle in dieser Geschichte. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren hat mir sehr gut gefallen, besonders die inneren Kämpfe und die Entwicklung der scheuen und zurückhaltenden Luise im friedlichen neuen Zuhause der Glaubensgemeinschaft empfand ich als tief berührend. Auch der sanfte und wortkarge Christian ist mir rasch ans Herz gewachsen, während ich den verarmten Reichsfreiherrn Baron von Freienstein lange nicht einschätzen konnte. Emma und Daniel, den sympathischen Protagonisten der Gegenwart, werden durch Rahel und Falk zwei interessante Nebenfiguren zur Seite gestellt. Die beiden höchst unterschiedlichen Schüler haben jeweils eine herausragende Begabung, die in diesem adrenalingeladenen Abenteuer zum Einsatz kommt. Besonders gut gefallen hat mir hierbei der nach außen hin respektlos erscheinende Klassenkasper Falk, der mich mit seinem losen Mundwerk nicht selten zum Schmunzeln brachte. Falks hohe Intelligenz, sein fürsorglicher Umgang mit der scheuen Rahel und seine gutmütige Hilfsbereitschaft machen ihn zu einer Figur, die durch ihre Gegensätze auffällt.

In diesem spannenden Buch erzählt Elisabeth Büchle eine interessante, Generationen übergreifende Geschichte über eine Holzstatue aus dem dreizehnten Jahrhundert und den Mythos, der rund um dieses Objekt entstanden ist. Den Leser erwartet die Lebensgeschichte der Luise, eine akribische Recherche der beiden sympathischen Protagonisten Emma und Daniel, die abenteuerliche Suche nach Beweisen, und letztendlich ein adrenalingeladenes Finale. Sowohl im historischen Part, als auch in der Gegenwart, bereichert eine zarte Liebesgeschichte die Handlung. Der einnehmende Schreibstil, gefühlvolle Szenen und der christliche Glaube, der das gesamte Buch durchdringt, rundeten diese grandiose Geschichte ab. Was mir jedoch beim Lesen ein wenig Probleme bereitete waren die Schriftgröße und der Zeilenabstand, die für mich persönlich zu klein bzw. zu gering ausgefallen sind.

FAZIT: Dieser Roman aus der Feder einer meiner favorisierten christlichen Autorinnen hat mir ausgezeichnet gefallen. „Das Mädchen aus Herrnhut“ vereint romantische und spannende Elemente und wartet mit einem sehr gut recherchierten historischen Hintergrund auf, der diese Geschichte in Kombination mit dem Christlichen Glauben zu einem fantastischen Leseerlebnis macht.

Begeisterte fünf Sterne!

Veröffentlicht am 31.08.2019

Das Geheimnis um Dunmor Castle

Dunmor Castle - Das Licht im Dunkeln
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Das Geheimnis um Dunmor Castle

Alexandra „Lexie“ Cavendish arbeitet als Innenarchitektin bei Howard Enterprises und wird von ihrem Vorgesetzten Andrew Howard nach Dunmor Castle beordert. Der Immobilienspekulant ...

Das Geheimnis um Dunmor Castle

Alexandra „Lexie“ Cavendish arbeitet als Innenarchitektin bei Howard Enterprises und wird von ihrem Vorgesetzten Andrew Howard nach Dunmor Castle beordert. Der Immobilienspekulant plant, die Burg nach dem Kauf zu einem Luxushotel umzubauen und gewinnbringend weiterzuverkaufen. Als Lexie im Zuge eines ihrer schrecklichen Albträume wieder einmal schlafwandelt, wird sie beinahe von einem schwarzen BMW überrollt. Der attraktive Fahrer mit dem schwarzen Haar und den intensiven blauen Augen stellt sich jedoch als schärfster Konkurrent von Lexies Vorgesetztem heraus. Grayson Fitzgerald ist erfolgreicher New Yorker Immobilienspekulant sowie Chef und Gründer der Fitzgerald Holding. Lexies Auftauchen stört seine eigenen Interessen und seine anfangs fürsorgliche und charmante Art wandelt sich rasch zu Abneigung und kaum verhohlenen Groll. Grayson möchte als Sohn des Burgbesitzers mit aller Macht verhindern, dass der Familienbesitz in fremde Hände gelangt. Darüber hinaus scheint der gesamte Ort Kenntnisse über Lexies Mutter zu besitzen, von denen sie selber bislang nichts ahnte. Nach und nach erfährt sie Einzelheiten, begegnet aber in erster Linie Misstrauen und Ablehnung. Dunmor Castle umgibt ein großes Geheimnis, welches zu wahren sich die gesamte Bevölkerung scheinbar verschworen hat.

Kathryn Taylor erzählt im vorliegenden Roman die Geschichte eines jungen Mädchens, das in Pflegefamilien und Heimen aufgewachsen ist und so gut wie nichts über ihre Herkunft weiß. Erst Lexies Ankunft in Cerigh lässt nach und nach Erinnerungsfragmente an die Oberfläche kommen, doch die Einwohner sind nur widerwillig bereit, Einzelheiten preiszugeben. Durch das große Geheimnis um die Vergangenheit von Lexie und ihrer Mutter entsteht im Buch ein gewisser Spannungsbogen, der bis zuletzt aufrecht gehalten wird und in einen brandgefährlichen und adrenalingeladenen Cliffhanger mündet.

Kathryn Taylors einnehmender Schreibstil und die lebendige Charakterzeichnung ihrer handelnden Figuren haben mir ausnehmend gut gefallen. Durch Anmerkungen und geschickte Hinweise weckt die Autorin immer wieder die Neugier des Lesers, die Personen der Handlung sind teilweise undurchschaubar und verschlossen. In Lexie Cavendish findet man eine einfühlsame junge Frau, der sich nach einer schweren Kindheit und einer gescheiterten Ehe die unerwartete Gelegenheit bietet, endlich etwas über ihre leibliche Familie in Erfahrung zu bringen. Grayson Fitzgerald wird als charakterstarker und liebevoller Mann dargestellt. Seine anfangs abweisende und zornige Haltung Lexie gegenüber wird nach und nach von einer wachsenden gegenseitigen Anziehungskraft abgelöst. Dieses Buch wird mit interessanten und teilweise sogar sehr liebenswürdigen Nebenfiguren bereichert, die jedoch nur zögernd dazu beitragen, Licht in Lexies Dunkelheit zu bringen. Besonders durch die Erzählungen von Eileen Kelly, der ehemals besten Freundin ihrer Mutter, erfährt sie wichtige Details. In Sheila Murphy, der Wirtin des Castle Inn in Cerigh, begegnet der jungen Frau jedoch eine bösartig agierende Persönlichkeit, die sie vom ersten Moment an aus tiefstem Herzen hasst. Father Peter Flaherty und seine resolute Haushälterin Mary Ward, der allseits beliebte pensionierte Arzt Dr. Clark Turner, der faule und nachlässige Ortspolizist Sergeant Eddie Sumner und Sheilas Ehemann Fred Murphy scheinen jedoch eindeutig mehr zu wissen, als sie zugeben oder Lexie gegenüber äußern möchten. Die Autorin verstand es wunderbar, die eingeschworene Gemeinschaft des kleinen irischen Städtchens Cerigh authentisch darzustellen.

Fazit: „Dunmor Castle – Licht im Dunkeln“ hat mich bereits nach wenigen Seiten gefesselt. Der Roman versprüht den Charme einer wunderschönen irischen Landschaft und seiner Einwohner, vermittelt das Gefühl der Spannung angesichts des Geheimnisses um die Burg und den Verbleib von Lexies verschwundener Mutter, und endet mit einem beinahe unerträglichen Cliffhanger, der meine Vorfreude auf die Fortsetzung ins Unermessliche steigert.

Dieser Roman aus der Feder Kathryn Taylors hat mir ausgezeichnet gefallen und ich empfehle ihn sehr gerne weiter!

Veröffentlicht am 26.08.2019

Unruhige Zeiten

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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Unruhige Zeiten

„Wenn die Welt verrücktspielt, dürfen wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen. Sonst gehen wir verloren.“ (Ricarda Thomasius)

„Wir leben in Zeiten voller Ungewissheit. Wenn wir ...

Unruhige Zeiten

„Wenn die Welt verrücktspielt, dürfen wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen. Sonst gehen wir verloren.“ (Ricarda Thomasius)

„Wir leben in Zeiten voller Ungewissheit. Wenn wir jetzt die Hoffnung verlieren, verlieren wir, was uns weitermachen lässt.“ (Siegfried Thomasius)


Im Prolog des dritten und letzten Bandes dieser eindrucksvollen Trilogie kehrt die Ärztin Ricarda Thomasius mit ihrem Ehemann Siegfried aus Tsingtau zurück. Die Familie trifft sich in Freystetten, um das Weihnachtsfest des Jahres 1914 gemeinsam zu feiern. Der Niedergang des Kaiserreiches und der Erste Weltkrieg als historischer Hintergrund überschatten das Leben der Menschen, Beschreibungen der schrecklichen Auswirkungen der Kämpfe an der Front und das entbehrungsreiche Leben der Menschen in Berlin durchdringen das Buch. Nicht nur Georg Kögler, sondern auch Franz, Ferdinand und Florian von Freystetten sind im Krieg, und das Leben und Wirken der Ärztin Ricarda muss sich dieser schweren Zeit ebenfalls anpassen. Ricardas Kinder sind flügge geworden. Während ihr ältester Sohn Georg Hochzeitspläne mit seiner Sophie schmiedet, verliert Ricardas Tochter Henny ihr Herz an den attraktiven Regisseur Victor Vandenberg. Nach ihrem erfolgreich absolvierten Medizinstudium kommt es jedoch zu einem schlimmen Zerwürfnis mit Ricarda, das beide Frauen sehr belastet, eine große räumliche Distanz ist die Folge. Antonia lebt als jüngstes Kind noch bei Siegfried und Ricarda, strebt jedoch ebenfalls ein Studium an. Ihr Interesse liegt jedoch in der Veterinärmedizin. Ein Praktikum in einem Zoo verhilft Antonia nicht nur zu völlig neuen und interessanten Erkenntnissen, sie begegnet hierbei auch ihrer ersten großen Liebe. Das Schicksal mischt die Karten neu und es kommen viele Turbulenzen und schwere Zeiten auf die Protagonistin zu. Doch Ricarda ist optimistisch und baut auf den Zusammenhalt und die Liebe ihrer Familie.

Die einzelnen Bände dieser beeindruckenden Trilogie gehen inhaltlich ineinander über. Darüber hinaus erleichtern ein Personenregister und eine detaillierte Karte von Berlin mit den relevanten Schauplätzen die Orientierung, und man findet sehr rasch wieder in die Geschichte. Helene Sommerfeld befasst sich im vorliegenden Roman mit den Jahren 1914 bis 1920 und gibt auch bereits bekannten Figuren aus den Vorgängerbüchern Raum. Vorrangig werden jedoch die Geschicke von Ricarda und ihren drei Kindern thematisiert, wobei die Autorin die Geschicke aller Beteiligten durch einen laufenden Schauplatzwechsel zwischen Berlin, Los Angeles und New York sowie dem Anwesen in Freystetten verfolgt. Die gut recherchierten historischen Hintergründe bilden eine dramatischen Rahmenhandlung – der schreckliche Krieg greift tief in das Leben der Menschen, und natürlich auch in die Geschicke von Ricardas Familie, ein. Dunkle Geheimnisse, Schuld und Vergebung und die über allem stehende Liebe einer Mutter zu ihren Kindern sind die dominierenden Themen dieses Buches. Ein laufender Perspektivenwechsel und viele kleine Cliffhanger sorgen für einen durchgehenden Spannungsbogen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und brannte förmlich darauf, den Fortgang dieser Geschichte in Erfahrung zu bringen.

Die Charakterzeichnung der handelnden Personen empfand ich als hervorragend, durch die lebendige Darstellung schaffte es die Autorin, mich tief in die Geschichte einzubeziehen. Die Emotionen und die persönliche Entwicklung von Ricarda und ihrem Umfeld sorgten für große Authentizität, die einzelnen Charaktere wuchsen mir mit jeder Seite mehr ans Herz. Ein sehr einnehmender Schreibstil und die hoch interessante und komplexe Handlung machten dieses Buch zu einem regelrechten Pageturner. Ich habe die Lektüre dieser beeindruckenden Saga über das Schicksal einer sehr mutigen und starken Frau sehr genossen und kann sie uneingeschränkt weiterempfehlen. Zum besseren Verständnis würde ich jedoch jedem Interessenten die Einhaltung der Reihenfolge ans Herz legen:

1. Die Ärztin. Das Licht der Welt
2. Die Ärztin. Stürme des Lebens
3. Die Ärztin. Die Wege der Liebe

„Jedes Leben ist letztlich nicht mehr als ein Funke in der Ewigkeit, der rasend schnell verglüht. Man muss ihn liebevoll behandeln, diesen kleinen Funken.“ (Ricarda Thomasius)

„Der Kreis schließt sich. Die Vergangenheit bleibt hinter uns, damit die Zukunft sich entfalten kann.“ (Ricarda Thomasius)