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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2019

Ein unschlagbares Team: Poirot und Mrs.Oliver

Vier Frauen und ein Mord
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Hercule Poirot habe ich Miss Marple immer vorgezogen, weil er die witzigere Figur ist. Die Ironie besteht in seinem manchmal etwas lächerlich manirierten Auftreten und seiner Menschenkenntnis. Ich glaube, ...

Hercule Poirot habe ich Miss Marple immer vorgezogen, weil er die witzigere Figur ist. Die Ironie besteht in seinem manchmal etwas lächerlich manirierten Auftreten und seiner Menschenkenntnis. Ich glaube, dass die noch wichtiger ist als sein scharfer Verstand.
In diesem Buch bekommt Poirot am Anfang Besuch von einem alten Kommissar, der von der Unschuld eines zum Tode verurteilten Mannes ist, dafür aber keine beweise hat. So bezieht Kommissar Spence den berühmten Hercule Poirot mit ein. Eine originellere Art, Poirot persönlich zu motivieren.

In diesem Buch stört mich manchmal, dass einige Figuren zu sehr den englischen Klischee entsprechen, aber das ist auch ein Teil der Ironie von Agatha Christie. Ohne diese Ironie wäre das Buch nahe an Trivialliteratur.

Einfach ist der Fall nicht. Poirot spricht mit den Beteiligten, aber erst ein kleines Detail lässt ihn stutzen. Eine Flasche Tinte!

Clou des Buchres ist schließlich der Auftritt einer Mrs.Oliver, eine erfolgreiche Schriftstellerin und somit ein selbstironisches Selbstportrait der Autorin herself!

Da auch Kommissar Spence weiter mitwirkt, ist dieser Fall tatsächlich ausnahmsweise mal echte Teamarbeit.

Das Buch wurde 2 mal verfilmt. Ich empfehle die Langfolge aus der Fernsehserie Agatha Christie´s Poirot mit David Suchet als Hercule Poirot, da sie näher am Original ist.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Klassiker der amerikanischen Literatur

Ein anderer Takt
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Hier hat der Verlag eine gute Arbeit abgeliefert, denn die Buchausgabe ist hervorragend aufgemacht, mit eindrucksvollem Cover, kenntnisreichen Vorwort über das Werk des fast vergessenen Autors sowie ein ...

Hier hat der Verlag eine gute Arbeit abgeliefert, denn die Buchausgabe ist hervorragend aufgemacht, mit eindrucksvollem Cover, kenntnisreichen Vorwort über das Werk des fast vergessenen Autors sowie ein Nachwort von der Tochter des Autors. Das ist eindrucksvoll, dafür hat mich der eigentliche Text lange Zeit zunächst nicht sehr überzeugt. Aufgrund des Autorenportraits und des Entstehungszeitraums (1962) lag die Vermutung nahe, dass der Roman in die Nähe von James Baldwin reicht. Dem ist aber nicht so, die Stile beider Autoren sind sehr unterschiedlich und bei James Baldwin brannte der Funke deutlich mehr.
Dennoch hat Ein anderer Takt (Originaltitel: A different drummer) einiges zu bieten. Das Buch hat eine außergewöhnliche Idee und ein paar stilistische Feinheiten. Am besten gefielen mir die Tagebucheintragungen im letzten Drittel des Romans, die den Zeitraum 1931 bis 1938 und sogar noch darüber hinaus abdecken und ein klares Bild der rassistischen Stimmung der Zeit zeigen. Auch die pessimistischen Schlußpassagen sind eindrucksvoll.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Mit hoher Intensität erzählt

Tage in Weiß
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Tage in weiß ist kein Roman, wie man denken könnte. Es sind Schilderungen der Erfahrungen aus Fällen, die der Icherzähler als Hals-Nasen-Ohren-Arzt gemacht hat. Es sind größtenteils äußerst schwere Erkrankungen ...

Tage in weiß ist kein Roman, wie man denken könnte. Es sind Schilderungen der Erfahrungen aus Fällen, die der Icherzähler als Hals-Nasen-Ohren-Arzt gemacht hat. Es sind größtenteils äußerst schwere Erkrankungen und auch wenn der Arzt empathisch mitfühlt, ist das in der Dichte und Masse schwer zu ertragen. Man benötigt als Leser Nerven. Man kann sich aber den Schicksalen der Patienten nicht entziehen.
Vielleicht wäre das anders, wenn es mehr romanhaft verarbeitet worden wäre, aber das hätte dem Buch sicher auch die Intensität genommen.

Rainer Jund blendet auch nicht das Versagen von Ärzten aus. Das entzaubert die Götter in weiß.
Glaubhaft auch die Momente, in denen der Erzähler darunter leidet, den Leidenden nicht helfen zu können. Doch damit muss ein Arzt irgendwie umgehen.
Überraschenderweise lässt Rainer Jund sein Buch am Ende doch versöhnlich ausklingen.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Witz und Selbstironie

Es wird Zeit
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Ildiko von Kürthy ist eine bekannte Autorin von Frauenromanen. Ihr neuer Roman Es wird Zeit hat aber auch ein ernstes Thema: die schwere Krebserkrankung einer Freundin.
Das wurde in der Leseprobe stark ...

Ildiko von Kürthy ist eine bekannte Autorin von Frauenromanen. Ihr neuer Roman Es wird Zeit hat aber auch ein ernstes Thema: die schwere Krebserkrankung einer Freundin.
Das wurde in der Leseprobe stark rausgestellt. Es gibt aber noch mehr Themen im Roman, z.B. der Tod der Mutter von Judith.Das wirft bei ihr eine Sinnfrage auf, aber auch der Zustand ihres Lebens mit ihrem Mann.

Ansonsten bleibt der bewährte (Chick-Lit)-Stil mit Witz und Selbstironie über eigene Unzulänglichkeiten und Unsicherheiten zu schreiben. Das empfand ich am Anfang als ziemlich amüsant, auf Dauer wirkt es aber auch ermüdend und das Buch ist vielleicht etwas zu lang. Die andauernde Selbstbetrachtung mündet irgendwie doch in ein Jammern einer Frau in einer Midlife-Krise. Zudem wird noch leicht konstruiert ein Vorfall aus der Vergangenheit aufgebauscht.
Es bleiben aber natürlich noch genügend gute Passagen. Insbesondere überzeugt es, wie die Protagonistin und ein weiterer Freund die an Krebs erkrankte Anne durch ihre Freundschaft unterstützen.
Der Roman ist insgesamt in Ordnung! Es bleibt aber ein Frauenroman, der aber für Fans dieses Genres ein Highlight sein dürfte.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Nach der Zerstörung

Die Zerstörung
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Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda bezieht sich mit seinem Buch auf eins der auffälligsten Ereignise dieses Jahres, bei dem es um die Wirkung der sozialen Medien ging.
Dass sich rund um das Rezo-Video ...

Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda bezieht sich mit seinem Buch auf eins der auffälligsten Ereignise dieses Jahres, bei dem es um die Wirkung der sozialen Medien ging.
Dass sich rund um das Rezo-Video viel Wirbel bildete, mündet jetzt sogar in einem recht gewitzten politischen Sachbuch. Dabei betrachtet er den Zustand der Demokratie, die Wirkungen der Fridays-for-Future-Bewegung wie die fragwürdigen populistischen Angebote der Afd.

Zerstörung war ein zentrales Wort von Rezo und Carsten Brosda, setzt sich damit auseinander. Natürlich immer im Zusammenhang mit seiner Partei, der SPD. Denn auch sie gehören zu den Volksparteien die mit ihrer Zerstörung zu kämpfen haben. Die Reaktion darauf war von den Volksparteien mehr als kläglich.

Carsteb Brosdas Buch kann sicher das eine oder andere als Möglichkeit anbieten und letztlich ist das Buch in erster Linie mehr ein Essay als ein Sachbuch.
Es gibt einiges kluges, was gesagt wird und ich schätze die Wertehaltung, die Brosda ausstrahlt, dennoch bleibt man am Ende doch etwas ratlos, was man daraus machen soll.