Wahnsinnig gut!
Als Antonias Vater im Jahr 1897 stirbt, verliert die Familie ihren Hof. Deshalb verläßt Antonia ihre Heimat und versucht in München Geld zu verdienen. Sie kommt zuerst in Schwabing unter und lernt dort ...
Als Antonias Vater im Jahr 1897 stirbt, verliert die Familie ihren Hof. Deshalb verläßt Antonia ihre Heimat und versucht in München Geld zu verdienen. Sie kommt zuerst in Schwabing unter und lernt dort einige Künstler kennen, die ihren Blick auf die Welt total verändern. Schließlich findet sie Arbeit in einer Brauerei. Sie fühlt sich wohl in der Gemeinschaft der Brauer und Schankmädchen, obwohl nicht alle freundlich zu ihr sind. Besonders der Erbe der Brauerei, Melchior Bruckner, ist oft herablassend und zynisch. Trotzdem fühlt Antonia sich zu ihm hingezogen. Durch Intrigen und Konkurrenten gerät die Brauerei in Schwierigkeiten. Nur durch Antonias Mut kann der Ruin abgewendet werden. Erst jetzt lernt sie den wahren Charakter von Melchior kennen.
Dieses Buch hat mich total begeistert. Es beschreibt den beschwerlichen Weg einer jungen Frau, die sich mit viel Fleiß und noch mehr Mut von einem Mädchen vom Lande mit geringer Schulbildung zu einer selbstbewußten jungen Frau an der Spitze einer Brauerei in München entwickelt. Dies ist noch bemerkenswerter, da sich die Geschichte um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert abspielt. Das Frauenbild in dieser Zeit läßt dem Leser die Haare zu Berge stehen. Beim Lesen dieses Buches erhält man ein klares Bild von der Stadt München, wie sie damals ausgesehen hat. Auch die Menschen erscheinen dem Leser hier bildlich vor Augen. Man spürt die innere Zerrissenheit der Menschen. Da ist die zwanghafte Moralvorstellung, der sie sich unterwerfen müssen und dagegen steht der Wunsch nach mehr Freiheit. Dies alles vermittelt die Autorin mit einem gut lesbaren Schreibstil, der mir sehr gut gefällt.
Das Buch ist ein toller Spiegel dieser Zeit, zumal auch reale Personen darin eine Rolle spielen. Wer wußte vorher schon, daß Albert Einstein auf dem Oktoberfest Glühbirnen eingeschraubt hat? Gerade diese kleinen Geschichten nebenbei machen das Buch so menschlich und zeigen, mit wieviel Liebe und Recherchearbeit daran gearbeitet wurde. Danke dafür an die Autorin Julia Freidank!