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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2019

lebhafter Krimi

Tod am Aphroditefelsen
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Yanis Kostas hat schon unter anderen Namen Romane geschrieben. Er ist also kein Anfänger sondern schreibt im Gegenteil sehr routiniert. Schauplatz ist das griechisch-zypriotische Dorf Kato Kontrafa. Lebensart ...

Yanis Kostas hat schon unter anderen Namen Romane geschrieben. Er ist also kein Anfänger sondern schreibt im Gegenteil sehr routiniert. Schauplatz ist das griechisch-zypriotische Dorf Kato Kontrafa. Lebensart und Stimmung hier ist sehr bestimmend für den Plot und die Atmosphäre.

Sofia Perikles ist engagiert, landet aber durch veränderte politische Verhältnisse in diesem griechisch-türkischen Grenzgebiet.

Über die Protagonistin habe ich mich anfangs gewundert. Ihre Gedanken ähneln denen typischer Hauptfiguren von Chicklit-Büchern. Der Humor ist auch vergleichbar damit. Aber gestört hat mich das kaum, da sich der Plot in gutem Tempo und auf originelle Art entwickelt.

Tod am Aphroditefelsen ist ein lockerer Roman. Lebhaft und freimütig erzählt, auch humorvoll, dabei durchaus sorgfältig geschrieben. Wahrscheinlich wird es Fortsetzungen geben und wenn ich dafür in Stimmung bin, würde ich Yanis Kostas wieder lesen.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Stories, die verstören

Der Trost runder Dinge
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Der Trost runder Dinge, was für ein genialer Titel, was für ein grandioses Cover.
Doch bei den Geschichten kann man sich auch schwertun, nicht immer bin ich richtig reingekommen, einiges ging an mir vorbei ...

Der Trost runder Dinge, was für ein genialer Titel, was für ein grandioses Cover.
Doch bei den Geschichten kann man sich auch schwertun, nicht immer bin ich richtig reingekommen, einiges ging an mir vorbei und hat mich kalt gelassen.
Aber es gibt auch Ausnahmen, die Story Otter,Otter, Otter um einem Mann und seiner blinden Freundin sowie die Geschichte Das Klassenfoto. Die beiden vermochten mich zu berühren. Dann gab es auch noch sehr kurze Stories, die originell waren, aber auch wie kleine Fingerübungen wirken.
Es gibt ein paar sehr gute Beobachtungen von Clemens J.Seitz, aber dann wirken die Geschichten fast wie Essays.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Ein unschlagbares Team: Poirot und Mrs.Oliver

Vier Frauen und ein Mord
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Hercule Poirot habe ich Miss Marple immer vorgezogen, weil er die witzigere Figur ist. Die Ironie besteht in seinem manchmal etwas lächerlich manirierten Auftreten und seiner Menschenkenntnis. Ich glaube, ...

Hercule Poirot habe ich Miss Marple immer vorgezogen, weil er die witzigere Figur ist. Die Ironie besteht in seinem manchmal etwas lächerlich manirierten Auftreten und seiner Menschenkenntnis. Ich glaube, dass die noch wichtiger ist als sein scharfer Verstand.
In diesem Buch bekommt Poirot am Anfang Besuch von einem alten Kommissar, der von der Unschuld eines zum Tode verurteilten Mannes ist, dafür aber keine beweise hat. So bezieht Kommissar Spence den berühmten Hercule Poirot mit ein. Eine originellere Art, Poirot persönlich zu motivieren.

In diesem Buch stört mich manchmal, dass einige Figuren zu sehr den englischen Klischee entsprechen, aber das ist auch ein Teil der Ironie von Agatha Christie. Ohne diese Ironie wäre das Buch nahe an Trivialliteratur.

Einfach ist der Fall nicht. Poirot spricht mit den Beteiligten, aber erst ein kleines Detail lässt ihn stutzen. Eine Flasche Tinte!

Clou des Buchres ist schließlich der Auftritt einer Mrs.Oliver, eine erfolgreiche Schriftstellerin und somit ein selbstironisches Selbstportrait der Autorin herself!

Da auch Kommissar Spence weiter mitwirkt, ist dieser Fall tatsächlich ausnahmsweise mal echte Teamarbeit.

Das Buch wurde 2 mal verfilmt. Ich empfehle die Langfolge aus der Fernsehserie Agatha Christie´s Poirot mit David Suchet als Hercule Poirot, da sie näher am Original ist.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Klassiker der amerikanischen Literatur

Ein anderer Takt
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Hier hat der Verlag eine gute Arbeit abgeliefert, denn die Buchausgabe ist hervorragend aufgemacht, mit eindrucksvollem Cover, kenntnisreichen Vorwort über das Werk des fast vergessenen Autors sowie ein ...

Hier hat der Verlag eine gute Arbeit abgeliefert, denn die Buchausgabe ist hervorragend aufgemacht, mit eindrucksvollem Cover, kenntnisreichen Vorwort über das Werk des fast vergessenen Autors sowie ein Nachwort von der Tochter des Autors. Das ist eindrucksvoll, dafür hat mich der eigentliche Text lange Zeit zunächst nicht sehr überzeugt. Aufgrund des Autorenportraits und des Entstehungszeitraums (1962) lag die Vermutung nahe, dass der Roman in die Nähe von James Baldwin reicht. Dem ist aber nicht so, die Stile beider Autoren sind sehr unterschiedlich und bei James Baldwin brannte der Funke deutlich mehr.
Dennoch hat Ein anderer Takt (Originaltitel: A different drummer) einiges zu bieten. Das Buch hat eine außergewöhnliche Idee und ein paar stilistische Feinheiten. Am besten gefielen mir die Tagebucheintragungen im letzten Drittel des Romans, die den Zeitraum 1931 bis 1938 und sogar noch darüber hinaus abdecken und ein klares Bild der rassistischen Stimmung der Zeit zeigen. Auch die pessimistischen Schlußpassagen sind eindrucksvoll.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Mit hoher Intensität erzählt

Tage in Weiß
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Tage in weiß ist kein Roman, wie man denken könnte. Es sind Schilderungen der Erfahrungen aus Fällen, die der Icherzähler als Hals-Nasen-Ohren-Arzt gemacht hat. Es sind größtenteils äußerst schwere Erkrankungen ...

Tage in weiß ist kein Roman, wie man denken könnte. Es sind Schilderungen der Erfahrungen aus Fällen, die der Icherzähler als Hals-Nasen-Ohren-Arzt gemacht hat. Es sind größtenteils äußerst schwere Erkrankungen und auch wenn der Arzt empathisch mitfühlt, ist das in der Dichte und Masse schwer zu ertragen. Man benötigt als Leser Nerven. Man kann sich aber den Schicksalen der Patienten nicht entziehen.
Vielleicht wäre das anders, wenn es mehr romanhaft verarbeitet worden wäre, aber das hätte dem Buch sicher auch die Intensität genommen.

Rainer Jund blendet auch nicht das Versagen von Ärzten aus. Das entzaubert die Götter in weiß.
Glaubhaft auch die Momente, in denen der Erzähler darunter leidet, den Leidenden nicht helfen zu können. Doch damit muss ein Arzt irgendwie umgehen.
Überraschenderweise lässt Rainer Jund sein Buch am Ende doch versöhnlich ausklingen.