Weit mehr als ein modernes Märchen
Blue WaterDie kleine Meerjungfrau, die bereit ist für die Liebe alles aufzugeben hat mich schon als kleines Mädchen fasziniert. Kein Wunder also, dass die Kurzbeschreibung von "Blue Water: Wie die Luft zum Atmen" ...
Die kleine Meerjungfrau, die bereit ist für die Liebe alles aufzugeben hat mich schon als kleines Mädchen fasziniert. Kein Wunder also, dass die Kurzbeschreibung von "Blue Water: Wie die Luft zum Atmen" meine Neugier geweckt hatte. Ich war gespannt, ob eine Märchenfigur, die schon so viele Generationen in ihren Bann zog, auch heute noch zu überzeugen vermochte. So machte ich mich gespannt auf die Lesereise nach Hawaii, wo Marc, Sohn eines deutschen Meeresbiologen, mit seinem Vater und seinem Bruder lebt. Diesen jungen Mann konnte ich mir sofort gut vorstellen: ein typischer junger Mann von ca. 17 Jahren, braungebrannt - ein richtiger Surfer Typ und Mädchenschwarm eben und im ersten Moment vielleicht ein bisschen zu klischeehaft. Und dennoch passte er in das Bild, das die Autorin von Hawaii gezeichnet hat. Mir hat auch besonders gut gefallen, wie sie Marcs Empfindungen beim Surfen beschrieben hat. Wenn ich nicht so ein Angsthase wäre, hätte ich jetzt glatt Lust das Wellenreiten auszuprobieren.
Es dauerte dann auch nicht lange, bis Marc auf turbulente Weise ein junges, geheimnisvolles Mädchen kennenlernt, das ihm nicht mehr so schnell aus dem Kopf geht. Der Leser ahnt schnell, dass die beiden sehr viel verbindet und eigentlich zusammen gehören. Was jetzt sehr kitschig klingt, ist in Wahrheit eine moderne und gleichzeitig sehr gefühlvolle Geschichte, in der die Liebesgeschichte zwar einen wichtigen Teil ausmacht, in der jedoch der der Umweltgedanke im Vordergrund steht. Der Autorin ist es meiner Meinung nach perfekt gelungen, ein überaus wichtiges und brandaktuelles Thema mit Märchenelementen, etwas Mystik und einer großen Portion Realismus zu vermischen, ohne theatralisch oder gar rührselig zu werden. Der Spannungsbogen wird kontinuierlich angezogen, so dass auch ein Lesesog entstand und ich das Buch jeweils nur ungern beiseite gelegt habe. Die Sprache ist klar und flüssig und der Plot bleibt trotz fantastischer Elemente in sich schlüssig.
Mein Fazit: Ja, Märchenfiguren können auch in einer modernen Welt bestehen, denn auch sie entwickeln und emanzipieren sich weiter, sofern die Autoren es erlauben. Anna K. Bellmanns Meermädchen ist jedenfalls genauso wie ich mir eine moderne Märchengestalt wünschen würde. Ich habe dieses Buch, das für mich ein zeitgemäßes Märchen und ein Umweltthriller für junge und junggebliebene Leser in einem ist, verschlungen und empfehle es sehr gerne weiter.