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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2019

Bewegende Geschichte aus dem Kashmir

Das Haus des Friedens
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„...Wenn ich Kindern wie Zooni zuhöre, ist ein Teil von mir zwar glücklich, dass ich helfen kann...aber ich wünschte, es wäre nicht nötig. Meine Arbeit wird nur deshalb gebraucht,weil Menschen nicht aufhören, ...

„...Wenn ich Kindern wie Zooni zuhöre, ist ein Teil von mir zwar glücklich, dass ich helfen kann...aber ich wünschte, es wäre nicht nötig. Meine Arbeit wird nur deshalb gebraucht,weil Menschen nicht aufhören, sich gegenseitig auf jede erdenkliche Weise zu quälen und zu verletzen...“

Sameera Sullivan ist Traumatherapeutin. Sie ist nach Srinagar im Kashmir gekommen, um für Medical Relief Worldwide zu arbeiten. Da sie einen irischen Vater und eine indische Mutter hatte, kommen ihr bei der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Erwachsenen ihre Sprachkenntnisse zugute.
Als sie ein kleines Mädchen behandelt, lernt sie Vikram Sandeep kennen. Er leitet seit drei Jahren ein Waisenhaus, das Haus des Friedens. Zusammen mit der Krankenschwester Divvya besucht Sameera das Haus.
Die Autorin hat einen berührenden Roman geschrieben. Er spielt im Jahre 2012. Im Mittelpunkt der Handlung stehen neben den Protagonisten die Verhältnisse im Kashmir, denn die greifen tief in die persönlichen Leben ein.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Neben sachlichen Informationen und Beschreibung politischer Hintergründe transportiert er auf besondere Weise die Gefühle der handelnden Personen.
Vikrams Anfang im Waisenhaus war nicht einfach. Nach wie vor gibt es kritische Stimmen. Er ist Hindu. Die von ihm betreuten Kinder sind in der Mehrzahl Moslems. Erst nach und nach lerne ich seine Vergangenheit kennen. Ich will es einmal so formulieren: In seinem ersten Leben hat er sich einige Feinde gemacht, die auf Rache sinnen. Allerdings hat er auch mächtige Freunde an seiner Seite, auf die er sich im Extremfall verlassen kann. Auf Sameera wirkt er anfangs so:

„...Vikram Sandeep kam ihr vor wie ein kompliziertes Puzzle...eines, das aus so vielen Teilen bestand, dass es unmöglich war, sie zusammenzusetzen. Manchmal war er offen, zugänglich und vollkommen entspannt – aber sie wusste dass sie heute mindestens einen Punkt berührt hatte, der wehtat...“

Integriert in die Handlung sind weitere bewegende und berührende Schicksale. Im Waisenhaus lernt Sameera einen Jungen kennen, der nicht spricht und jeden Kontakt ablehnt. Mit viel Einfühlungsvermögen gelingt es ihr, Zugang zu ihm zu finden. Im Krankenhaus lernt sie Eltern kennen, die ahnen, das ihr verschwundener Junge als Kindersoldat missbraucht wird. Sie drohen, daran zu zerbrechen. Sameeras Besuch im Dorf Dordpura zeigt weitere grausame Folgen der Grenzstreitigkeiten zwischen Indien und Pakistan, die auf den Rücken der Bewohner der Kashmir – Region ausgetragen werden.
Dann aber gerät Sameera zwischen die Fronten. Es gibt Leute,die mit beiden Seiten Geschäfte machen. Der Handel mit Waffen und Drogen ist zu lukrativ, um sich dabei in die Suppe spucken zu lassen.
In Gesprächen, die in die Tiefe gehen, wird das ganze Ausmaß der Tragödie deutlich. Vor allem die Dialoge mit Nanda Singh, einem Offizier und Vertrauten von Vikram, bringen das Geschehen auf den Punkt. Sein Gespräch mit Sameera, aber auch das mit dem Arzt zeigen die Vielschichtigkeit der Verhältnisse, was folgendes Zitat belegt:

„...Weil ich mir keineswegs den üblichen Luxus leiste, alle Schuld für die elende Kriegstreiberei der letzten fünfzig Jahre unseren Brüdern in Pakistan in die Schuhe zu schieben. Auch Indien muss sich dafür verantworten, was es dazu beigetragen hat den Menschen dort das Leben zur Hölle zu machen...“

Das Haus des Friedens ist eine Insel der Ruhe. Hier lernen die Kinder, wieder Kind zu sein und Freude zu empfinden. Sie werden nicht nur umsorgt, sondern geliebt. Das ist in ihrem Verhalten spürbar.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Phantasievolles Kinderbuch

Onkel Stan und Dan und das fast ganz ungeplante Abenteuer
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„...Und wenn ihr Onkel Stan richtig, richtig genau ansehen würdet – denn so findet ihr bei Leuten immer heraus, wie sie wirklich sind -, dann würdet ihr sehen: Wenn ihr mal in der Klemme stecken würdet, ...

„...Und wenn ihr Onkel Stan richtig, richtig genau ansehen würdet – denn so findet ihr bei Leuten immer heraus, wie sie wirklich sind -, dann würdet ihr sehen: Wenn ihr mal in der Klemme stecken würdet, wäre er genau der richtige Mann, euch zu helfen...“

Dan der Dachs war nur ein bisschen spazieren. Beim Sammeln von Salbei hat er sich verlaufen. Nun steckt er in einem Sack und soll zu einem Kampfdachs ausgebildet werden. Aber Dan will er nicht kämpfen. Dan empfindet die Entführung so:

„...Wer auch immer ihn unerwartet geschnappt und in diesen Sack gesteckt hatte, schleppte ihn jetzt irgendwohin. Er wurde achtlos herumgeschleudert und angestoßen...“

Die Autorin hat eine abwechslungsreiche und spannende Geschichte geschrieben. Auf ungewöhnliche Art arbeitet sie dabei das Thema Tierquälerei auf.
Dan ist nicht das einzige Lebewesen, dass bei einem Farmer und dessen umfangreicher Familie in Schottland landet. Auch vier Lamas wurde mit falschen Versprechen ins Land gelockt. Mit kindgerechter Sprache wird erläutert, wie schlecht sich die Tiere fühlen. Sie sollen Geld bringen. Das ist ihr einziger Zweck. Und wer nicht spurt, wird zu Pastete verarbeitet.
Die beiden Zitate geben einen Einblick in den Sprachstil, der sehr bildhaft ist. Neben den Tieren
spielt Onkel Stan eine besondere Rolle in der Geschichte. Er ist das absolute Gegenteil des Farmers. Er hat ein großes Herz und möchte den leidenden Tieren helfen. Seine Methoden sind dabei mehr als ungewöhnlich. Sein Leitspruch lautet.

„...Du weißt nie, was passiert, ehe es passiert ist – also keine Sorge...“

Sein Optimismus nimmt der stellenweise traurigen Geschichte ihre Schärfe. Es geht in der Erzählung um Vertrauen und Mut. Gut gefallen hat mir auch dass die Hunde ihr Wesen geändert haben, als sie nicht mehr unter der Fuchtel des Farmers standen.
Eine zweite Besonderheit sind die Illustrationen des Buches. Sie sind nicht nur vielfältig, sondern teilweise auch humorvoll. Außerdem werden die Bilder noch beschriftet.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie steckt voller toller Einfälle und regt die Phantasie an.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Die Liebe ändert alles

Ganz aus Versehen verliebt
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„...Dem falschen Menschen zu vertrauen, führt zu vorübergehenden Enttäuschung, aber dem richtigen zu vertrauen, bringt einem eine Stärke, die ein Leben lang hält...“

Wir schreiben das Jahr 1879 in Amerika. ...

„...Dem falschen Menschen zu vertrauen, führt zu vorübergehenden Enttäuschung, aber dem richtigen zu vertrauen, bringt einem eine Stärke, die ein Leben lang hält...“

Wir schreiben das Jahr 1879 in Amerika. Ein Waisenzug fährt gen Westen. Vier Kinder haben bisher keine Pflegeeltern gefunden. Das ist Zach, dessen aggressive Art die Erwachsenen abstößt, Seth, der schwer asthmakrank ist, und die 4jährige Evie mit ihrem 9jährigrn Bruder Hamilton. Hamilton hätte eine Chance, aber er möchte seine kleine Schwester nicht allein lassen. Ihr Manko besteht darin, das sie ein blaues und ein braunes Auge hat. Auch der letzte Halt bringt keine Änderung. Auf der Rückreise verunglückt der Zug. Dabei rettet Hamilton Zach das Leben, stirbt aber selbst. Mit den folgenden Worten verabschiedet er sich von seiner Schwester:

„...Ich weiß, Evie, aber ich kann nicht hierbleiben. Ich muss zu... Mama und Papa...“

Zach, Seth und Evie bleiben in Texas und geben sich als Familie aus. Zach und Seth beschützen Evie, die wegen ihrer Augen im Ort scheel angeguckt wird. Trotzdem hat sie sich zu einer lebensfrohen jungen Frau entwickelt. Die Pfarrersfrau hat einen nicht unbeträchtlichen Anteil daran.
Mittlerweile sind 15 Jahre vergangen. Die Drei leben auf ihrem eigenen Hof. Da erscheint auf dem Nachbargrundstück ein Fremder. Er sinnt auf Rache, denn Zachs Hof gehörte einst einen Eltern. Der Vater hatte ihn beim Pokern an Zach verloren.
Die Autorin hat einen spannenden und humorvollen Roman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil ist lockerleicht, arbeitet aber die Nuancen der Handlung gut heraus. Die Erste, die den Neuankömmling registriert, ist Evie. Die Szene, als sich die beiden das erste Mal über den Weg laufen, ist vom Feinsten. Evie geht ohne Vorteile auf Logan zu. Der ist eigentlich gewohnt, dass Menschen vor seiner Narbe anfangs zurückschrecken. Doch auch für Evie bringt die Begegnung eine Überraschung. Logan ist einer der wenigen, die sich an ihren verschiedenfarbigen Augen nicht stören.
Evie hat keine Scheu, den Fremden aufzusuchen. Der ist überrascht von ihrer Offenheit und ihrem festen Glauben. Nach und nach verändern die Treffen Logan. Er hinterfragt seine Beweggründe, glaubt sich aber von den Aussagen der Bibel gedeckt.
Doch dann treten Verhältnisse ein, die Logan und Zach zu gemeinsamen Handeln zwingen. Für beide wird das eine Art Reifeprüfung. Beide erkenne, dass in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden. Logan sieht da Handeln seines Vaters nicht mehr nur Schwarz – Weiß. Und Zach wollte einst einem kranken jungen und ein kleinen Mädchen endlich ein Heim geben. Die Folgen hatte er nicht bedacht.
Sehr detailliert wird beschrieben, wie Zach, Seth und Evie zusammenleben. Evie fasst das so zusammen:

„...Meine Brüder machen mich stärker. Sie kennen meine Schwachstellen und lieben und unterstützen mich. Und ich tue dasselbe für sie...“

Die Autorin versteht es, christliche Werte geschickt in die Handlung einfließen zu lassen – und das mit entsprechenden Humor. Als Evie an das Gleichnis mit dem Splitter und Balken denken muss, konstatiert sie:

„...Das Problem bei auswendig gelernten Bibelversen war, dass sie einem zu den ungünstigsten Zeitpunkten in den Sinn kamen...“

Es geht um Ehrlichkeit, Gottvertrauen und Vergebung. Am Ende der Geschichte hat jeder eine echte Entwicklung durchgemacht. Am meisten aber hat sich Zach verändert. Ein gegebenes Versprechen und eine wichtige Aufgabe haben ihn reifen lassen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Blutiger Rachefeldzug

Strandmord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi
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„...Warum hatte sich der Verbrecher am erleichterten Verzug davonmachen können? Für die Zivilisten unter den Trauergästen die unverständliche Frage, warum lebenslänglich nicht lebenslänglich war. Und warum ...

„...Warum hatte sich der Verbrecher am erleichterten Verzug davonmachen können? Für die Zivilisten unter den Trauergästen die unverständliche Frage, warum lebenslänglich nicht lebenslänglich war. Und warum die Gesellschaft nicht besser vor solchen Individuen vom Staat geschützt wurde...“

Bei Frau Dr. Christine Wallmann meldet sich ein Notfallpatient mit einem Burnout. Es ist ihr letzter Patient für diesen Tag – und ihr Mörder.
Heike Grabowski hat wegen Depressionen ihren Dienst bei der Kriminalpolizei aufgeben müsse. Sie lebt jetzt in Ostfriesland. Auch für sie wird das der letzte Tag ihres Lebens.
Bert und Nina sind zusammengezogen. Die Nachbarn organisieren am Samstag eine für die Gegend typische Einzugsfete.
Am Montag aber kommt die Nachricht von Christines Tod und Heikes Verschwinden. Verdächtig ist Heinz Dieter Meyer, der zu lebenslänglich verurteilt war und den erleichterten Vollzug zur Flucht genutzt hat. Damit ist klar, das auch Bert auf dessen Abschussliste steht, denn er hatte ihn damals zusammen mit Heike ins Gefängnis gebracht.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Wichtige Informationen zu den Ermittler, die Bezug auf alte Fälle nehmen, werden gekonnt in die Geschichte integriert.
Wie gewohnt werden die Handlungsorte ausreichend und anschaulich beschrieben. Ab und an ist Platz für ein bisschen Humor.

„...Sie (Anmerkung: Nina) sollte aber noch feststellen, dass der legendäre, etwas raue Kohlenpottcharme mit solchen kleinen Unwägbarkeiten wie einer verkehrsbedingten Verspätung locker umzugehen verstand...“

Der Autor fährt zweigleisig. Einerseits darf ich die Ermittler bei ihren Recherchen begleiten, andererseits wird mir ab und an ein Blick in die Welt des Täters gestattet. Während die Ermittler noch rätseln, ob Meyer Komplizen hat, kenne ich die Antwort schon.
Gut gefallen hat mir, das sich der Autor kritisch mit unserem Rechtssystem auseinandersetzt. Ein Problem wird im Eingangszitat angesprochen. Eine zweite Schwierigkeit ist die Beweisbarkeit von Verbrechen. Da der Täter bei Christines Ermordung Handschuhe trug und andere Beweismittel verschwinden ließ, ist der Nachweis der Tat unmöglich, wenn nicht Zeugen gefunden werden, die ihn beim Betreten der Praxis gesehen haben.
Doch auch ein technisches Problem sorgt für Unruhe. Das klingt so:

„...Immer wieder das leidige Thema mit den Funklöchern. Man könnte meinen, Deutschland wäre ein Dritte – Welt – Staat...“

Erstmals gehen Bert und Nina bei den Ermittlungen getrennte Wege. Bei der Verurteilung von Meyer vor 20 Jahren konnte ihm ein Raub nicht nachgewiesen werden. Die Beute ist bis heute verschwunden. Deshalb geht Nina nach Essen, um in den alten Akten nach übersehenen Spuren zu suchen und das eine oder andere Gespräch zu führen. Bert dagegen koordiniert die Suche nach dem Täter in Neuharlingersiel und Umgebung. Der scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Einige unerwartete Wendungen sorgen für zusätzliche Spannung.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Wiener Mordgeschichten

Morphium, Mokka, Mördergeschichten
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„...Wissen Sie, Nechyba, das ist das Schönste an unserer Wienerstadt: Zum Glück passiert hier nie wirklich was...“

Wer die Geschichte zu diesem Zitat kennt, weiß: Das ist Ironie pur. Doch genauer komme ...

„...Wissen Sie, Nechyba, das ist das Schönste an unserer Wienerstadt: Zum Glück passiert hier nie wirklich was...“

Wer die Geschichte zu diesem Zitat kennt, weiß: Das ist Ironie pur. Doch genauer komme ich später dazu.
Das Buch beinhaltet 13 Kriminalgeschichten aus dem historischen Wien. Im Mittelpunkt steht der Ermittler Joseph Maria Nechyba, Wiener mit Leib und Seele. Die erste Erzählung stammt aus dem Jahre 1873, die letzte von 1917.
Damit erreicht der Autor zwei Dinge. Zum einen kommen die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse in Österreich zum Tragen, zum anderen ist bei Nechyba selbst eine Entwicklung spürbar.
Der Protagonist ist ein vielschichtiger Charakter. Häufig zeigt sich:

„Seine Verhörmethoden waren zwar effizient, aber nicht korrekt...“

Das bedeutet, er konnte auch einmal handgreiflich werden. Dies ändert aber nichts daran, dass er ein guter Ermittler war. Nicht zu unterschätzen ist sein Blick für scheinbar unwesentliche Details. Das zeigt sich erstmals in der Eingangsgeschichte. Da ist er 13 Jahre alt und klärt den Tod von Tonis Großmutter auf. Scheu und Berührungsängste vor Leichen hatte er schon damals nicht. Natürlich ist ihm durch den Beruf seinen Vaters, der Unterkommissär ist, Polizeiarbeit bekannt.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Der Wiener Dialekt gibt den Geschichten ihre lokale Authentizität. Gleichzeitig fließen in die Erzählungen detaillierte Beschreibungen des historischen Wiens und seiner Umgebung ein.
Nechyba ist ein Genießer. In Zeiten, in denen es an Speis` und Trank mangelt, ist er nur schwer zu ertragen. Für einige seiner Leibspeisen wird die Herstellung ziemlich konkret angegeben. Bier auf Arbeit ist die Regel, nicht die Ausnahme. Das klingt dann so:

„...Wenn Er schon da ist, Pospischil, dann kann Er mir gleich einen Gefallen tun: Geh Er runter zum Wirt und hol ER mir einen Krügerl Bier. Damit ich die Semmel nicht so trocken runterwürgen muss...“

In ein paar Geschichten kommt der weiche Kern von Nechyba zum Tragen. Ich denke dabei insbesondere an die Erzählung „Nur noch Asche“.
Ab und an spielt das Thema Toleranz eine wichtige Rolle. Nechyba schaut genauer hin und lässt sich nicht von Vorurteilen beeinflussen. Die gesellschaftlichen Verhältnisse und der Wille des Beschuldigten sorgen allerdings dafür, dass das Recht gern auch Umwege geht.
Nechybas Lebensweg ist nicht nur von Erfolgen geprägt. Ein Fall in seinen jüngeren Jahren zeigt, wie schnell man dem Falschen glauben kann. Manch eine Erzählung hat ein völlig unerwartetes Ende. Die Erzählung „Der Rigoletto vom Naschmarkt“ ist so eine.
Das Besondere an den meisten der Geschichten ist, dass sie auf wirkliche Begebenheiten zurückgehen. Viele historische Persönlichkeiten sind dadurch in die Handlung integriert. So stammt das Eingangszitat aus einer Geschichte, wo Prinz Albert, der Prinz von Wales. Wien besucht hat. Auch die erste Begegnung von Nechyba mit dem jungen Sigmund Freud fand Platz in einer Erzählung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine gekonnte Mischung aus Spannung und Wiener Humor.