Profilbild von Weinlachgummi

Weinlachgummi

Lesejury Star
offline

Weinlachgummi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Weinlachgummi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2019

...

Hexenlied
0

Vor Jahren habe ich den Märchenerzähler gelesen und fand ihn besonders, nicht unbedingt super, aber er war sehr speziell und so war ich neugierig auf das neue Buch von Antonia Michaelis. Und auch wenn ...

Vor Jahren habe ich den Märchenerzähler gelesen und fand ihn besonders, nicht unbedingt super, aber er war sehr speziell und so war ich neugierig auf das neue Buch von Antonia Michaelis. Und auch wenn es unterschiedliche Geschichten sind, so gibt es in meinen Augen viele parallelen, der Stil ist ähnlich und auch die Intensität.

Ein harmloses Theaterstück wird zu einem gefährlichen Spiel mit der Realität. Die meisten Schüler der Theatergruppe kennen sich schon seit Jahren. Doch dann kommt Lilith neu dazu, Zufall? Sie passt perfekt in die Tolle der „la bruja“, einer mexikanischen Hexe. Sie ist zwar auch schon lange auf der Schule, doch niemand kennt sie richtig, sie ist ein typischer Außenseiter. Doch wenn sie auf der Bühne steht und ihre Rolle spielt, dann verschwimmt die Realität. Es ist, als wäre das Stück echt. Doch birgt dies auch Gefahren, denn niemand weiß wie das Stück enden wird und wie weit das ganze noch geht....

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Tim. Man merkt schnell, er ist kein typischer Teenager, auch wenn er versucht sich anzupassen, um nicht aufzufallen. Lilith hat dies schon lange aufgegeben, am Anfang hat sie es noch versucht, doch mittlerweile macht sie einfach ihr eigenes Ding.

Lilith ist nun nicht gerade ein Charakter, den man sofort ins Herz schließt. Sie ist sehr undurchsichtig und man wird nicht so richtig schlau aus ihr. Aber ich mochte sie, durch ihre authentische Darstellung viel es mir leicht mit ihr mitzufühlen und mich in sie hineinzuversetzen. Tim fand ich auch interessant, er war gut dargestellt und mit der Zeit hat er sich auch weiter entwickelt.

Der Schreibstil von Antonia Michaelis ist besonders, oft poetisch, aber auch eher distanziert und kühl. Es wird nichts in flauschige Wölkchen gepackt, manchmal geht es ins Grausame. Hier auch die Anmerkung, dass im Buch Tiere verletzt / gequält werden. Falls jemand so etwas nicht lesen mag / kann. Ich mochte ihren Schreibstil sehr, da er auch so ungewöhnlich ist und aus der Maße sticht.

Die Geschichte ist klasse. Ich hing nur so an den Seiten, musste aber öfters Pausen machen, da die Geschichte meine Aufmerksamkeit gefordert hat. So nebenbei lesen ist nicht ratsam. Sehr spannend und fesselnd und zum Story Verlauf möchte ich gar nicht zu viel verraten, da gerade diese Ungewissheit viel ausmacht.


Fazit:
Ein Theaterstück, Realität und Illusion verschwimmen.
Ein Haufen Schüler, eine zarte Romance, eine einsame Berghütte und eine vermeintliche Hexe.
Und vor allem menschliche Abgründe.
Und das sind nur einige Elemente aus Hexenlied.
Würde ich das Buch jedem blind empfehlen?
Nein, der Schreibstil von Antonia Michaelis ist speziell, schaut euch die Leseprobe an.
Mir hat er wahnsinnig gut gefallen, die Mischung aus poetisch und kühl, ja schon grausam.
Außerdem ist die Atmosphäre besonders, düster, bedrückend, es entsteht ein Sog und von einer leichten Theatergeschichte wird man immer mehr hineingerissen, bis man am Ende völlig in der Geschichte hängt.
Nicht alles ist realistisch, normalerweise stört mich so was extrem, doch hier passte es einfach in das Gesamtkonzept.
Für mich ein geniales Buch.

Veröffentlicht am 25.09.2019

.........

Mortina – Ein Mädchen voller Überraschungen
0

Mortina und ich, das war Liebe auf den ersten Blick. Ich gehöre zwar seit ein paar...ähm... Jahrzehnten nicht mehr zur primären Zielgruppe des Buches hatte aber trotzdem meine Freude daran. Mortina wird ...

Mortina und ich, das war Liebe auf den ersten Blick. Ich gehöre zwar seit ein paar...ähm... Jahrzehnten nicht mehr zur primären Zielgruppe des Buches hatte aber trotzdem meine Freude daran. Mortina wird für Leser ab 5 Jahren empfohlen, dem kann ich nur zustimmen. Es handelt sich zwar um ein Büchlein über ein Zombie Mädchen, aber es ist nicht gruselig. Okay beim Spielen fällt schon mal ein Arm ab, der dann wieder angenäht werden muss, aber das kann doch jedem Zombie mal passieren.


Die Italienerin Barbara Cantini hat nicht nur den Text zu Mortina geliefert, sondern auch die tollen Illustrationen. Wie man schon am Cover erkennen kann, hat das Buch einen eher düsteren und skurrilen Touch. Ich bin ein großer Fan der Addams Family und von Tim Burton und in diese Gesellschaft passt Mortina durch ihren Stil gut. Die Illustrationen sind allesamt farbig und liebevoll gezeichnet, oft mit schönen und witzigen Details. Besonders mochte ich die Darstellung von Mortina und von ihrem, man weiß es nicht so recht, ob lebendigen oder doch nicht, Hund.


Mortina ist ein Zombie und lebt bei ihrer Tante, das Anwesen ist groß und weiter weg vom Dorf. Manchmal kann sie die Stadtkinder beim Spielen beobachten und wäre gerne ein Teil der Gruppe. Sie fühlt sich ziemlich alleine, auch wenn sie mit Mesto, ihrem Albino-Windhund, Gesellschaft hat, doch ersetzt er leider nicht andere Kinder zum Spielen. Ihre Tante verbiet ihr den Kontakt zu den Dorfkindern, viel zu gefährlich sollten diese entdecken, dass Mortina ein Zombie ist. Doch bald ist Halloween und Mortina hat einen Plan.


Ich fand das Kinderbuch wirklich richtig toll und ich gehe stark davon aus, dass auch Kinder ihren Spaß damit haben werden. Besonders gut passt es nun in den Herbst und zu Halloween, da die Handlung dort spielt. Außerdem hat es noch eine gute Botschaft, was das Thema Freundschaft und Akzeptanz angeht. Das Buch ist sehr schön gestaltet und man kann sich gar nicht sattsehen an den tollen Illustrationen. Deswegen freue ich mich auch sehr, dass es im Frühjahr mit Band 2 weiter gehen wird.

Veröffentlicht am 25.09.2019

.........

Fips will keine Schildkröte mehr sein
0

Wer möchte nicht mal jemand anderes sein? Manchmal fühlt man sich in seiner Haut nicht wohl und würde viel lieber mit jemand anderen tauschen. Darum geht es in Fips will keine Schildkröte mehr sein, und ...

Wer möchte nicht mal jemand anderes sein? Manchmal fühlt man sich in seiner Haut nicht wohl und würde viel lieber mit jemand anderen tauschen. Darum geht es in Fips will keine Schildkröte mehr sein, und das Buch ist für Kinder ab 4 Jahren.
Wo soll ich anfangen, mit dem offensichtlichen, nämlich wie schön dieses Buch ist.


Illustriert wurde es von Jacqueline Kauer, sie ist Mitbegründerin des Kinderbuchverlags KaleaBook, auch die anderen Bücher sind zuckersüß, da lohnt sich ein Blick auf die Verlagsseite ;). Das Kinderbuch ist durchgängig farbig illustriert, die Zeichnungen sind sehr liebevoll und farbenfroh. Das ganze Buch wirkt warm und hat einigen schönen Details. Ich als Erwachsene finde die Zeichnungen schon richtig toll und bin mir sicher, bei den kleinen Lesern kommen sie bestimmt noch besser an.


Nun zum Buch an sich. Das Hardcover ist robust und schön dick, ich glaube das überlebt einige Kinderhände. Auch die Seiten haben eine hohe Qualität, sei es vom Druck her oder von der Dicke, da geht nichts so schnell kaputt. Was ich ziemlich cool fand war, dass man das Buch manchmal drehen muss, um den Text zu lesen, weil dieser auf den Kopf steht oder das Bild sich im Hochformat über beide Seiten erstreckt. Außerdem lernt man am Anfang etwas über Schildkröten und am Ende gibt es noch einen Bastelbogen. Dort kann man Fips und verschiedene Verkleidungen ausschneiden. Eine tolle und passende Idee.


Den Inhalt finde ich sehr wichtig und wie man sich schon denken kann, hat das Buch eine tolle Botschaft. Es geht darum, dass man hin und wieder unzufrieden mit sich ist. Lieber jemand anderes wäre und manchmal ist es auch okay sich neu auszuprobieren, doch sollte man dabei nicht vergessen, dass man gut ist so, wie man ist. Jeder hat seine Fähigkeiten / Eigenarten und sie machen uns besonders. Eine Botschaft, die leider auch noch viele Erwachsene verinnerlichen müssen und so ist es toll, wenn sie schon die Kleinen früh lernen. Deswegen eine große Empfehlung und ich beende meine Besprechung in dem ich Fips zitiere:


Unsere Unterschiede machen uns besonders.
Sei stolz auf dich!

Veröffentlicht am 22.09.2019

.........

Der Store
0

Stell dir vor der Einzelhand wie wir ihn kennen ist zusammen gebrochen, es gibt abgesehen von einer anderen Kette nur noch ein großes Unternehmen, Cloud. Cloud hat alles was du brauchst und innerhalb kürzester ...

Stell dir vor der Einzelhand wie wir ihn kennen ist zusammen gebrochen, es gibt abgesehen von einer anderen Kette nur noch ein großes Unternehmen, Cloud. Cloud hat alles was du brauchst und innerhalb kürzester Zeit ist es dank Drohnen bei dir. Ist das nicht unheimlich bequem? Nicht für die Mitarbeiter im Lager, unsere Protagonistin Zinnia ist eine davon. Sie rennt den ganzen Tag von Artikel zu Artikel, um ihn nur schnell auf das Band zu legen, damit er versendet werden kann. Sie könnte natürlich auch gemütlich laufen, doch dann würde ihr Balken ins gelbe rutschen und nach gelb kommt rot und rot ist nicht gut.

Wie alle Mitarbeiter bei Cloud trägt auch sie eine Uhr, die alles erfasst, was sie tut und so auch ihre Arbeitsleistung und wenn sie zu langsam ist, sinkt ihr Punktesystem und wenn man nur noch einen Punkt hat, wird man automatisch gefeuert. Paxton, der andere Protagonist den wir begleiten hat es da leichter. Er ist bei der Secuity untergekommen, muss sich dort aber ganz anderen Problemen stellen.

Wir begleiten die beiden und dann noch gelegentlich den Erfinder von Cloud. Diese Kapitel fand ich besonders interessant, man liest so zusagen aus der Sicht des Bösewichts. Das ganze System der Cloud fand ich wahnsinnig interessant, wie alles aufgebaut ist, was dahinter steckt und dann die Umsetzung. Besonders auch, weil manches nicht so weit hergeholt ist. So lässt das Buch einen sein eigenes Konsumverhalten reflektieren. Und hoffen, dass es nicht in ein paar Jahren ganz ähnlich aussieht hier.

Die Protagonisten mochte ich auch und fand sie gut dargestellt, sie sind nun nicht übermäßig sympathisch, sondern eher menschlich, mit Ecken und Kanten und einfach echt. Trotz der vielen Seiten hab ich das Buch verschlungen, da ich es so spannend fand und ich hoffe wirklich, dass es noch einen weiteren Teil geben wird.

Fazit:
Hat mir extrem gut gefallen.
Richtig spannend und fesselnd.
Wie die Cloud dargestellt wurde, war sehr interessant und gar nicht so unrealistisch.
Der Store hat eine bedrückende Atmosphäre, und eine unterschwellige Spannung die mich immer wieder zum weiter lesen verleitet hat.
Hoffentlich wird es noch weiter gehen.

Veröffentlicht am 05.09.2019

.........

Dear Evan Hansen
0

Ich habe noch nie ein Musical gesehen und war ein kleines bisschen skeptisch, ob diese Geschichte auch in Buchform funktionieren wird und ich kann sagen, das tut sie. An Dear Evan Hansen bin ich ohne große ...

Ich habe noch nie ein Musical gesehen und war ein kleines bisschen skeptisch, ob diese Geschichte auch in Buchform funktionieren wird und ich kann sagen, das tut sie. An Dear Evan Hansen bin ich ohne große Erwartungen herangegangen und wurde positiv überrascht.

Evan fühlt sich unsichtbar an seiner Schule, da er so einige Ängste hat, was Interaktionen mit anderen Menschen angeht, ist ihm dies aber manchmal auch ganz recht. Es ist dieser schmale Grat zwischen, lasst mich alle in Ruhe und warum nimmt mich niemand wahr. Und so geht es auch Conner. Die beiden haben ein paar Gemeinsamkeiten und doch sind sie keine Freunde, auch wenn bald alle Welt dies glauben wird....

Evan schreibt einen Motivationsbrief für seinen Therapeuten, eigentlich ist er ja für ihn selbst gedacht, aber so wirklich etwas motivierend fällt ihm nicht ein und so schreibt er ihn nur, weil er muss. Er schreibt, wie es ihm geht, nämlich nicht gut und Conner findet diesen Brief und steckt ihn ein. Und so werden seine Eltern denken, dieser Brief sei sein Abschiedsbrief und so nehmen die Ereignisse ihren Lauf.

Ich hatte oft keine Ahnung, in welche Richtung die Geschichte gehen wird und so habe ich mich treiben lassen. Auch wenn die Thematik ernst ist, lässt sich das Buch doch eher leicht lesen finde ich. Die Seiten flogen so dahin beim Lesen und ich empfand es nun nicht als sehr deprimierend. Dafür sorgt Evan mit seiner Art, er war mir da gleich sympathisch. Das Buch wird aus seiner Perspektive erzählt und manchmal auch von Conner, leider nur sehr selten, aber diese wenigen Seiten waren sehr aufschlussreich. Und ich bin froh, dass es diese gab.

Auch wenn ich schon viele Bücher gelesen habe, so war noch keines dabei, welches eine ähnliche Story hatte. An manchen Stellen fand ich die Geschichte sehr berührend und auch die Botschaft hat mir gefallen "Du bist nicht alleine". Auch wenn Evan so gut wie alles falsch macht und sich immer weiter in den Schlamassel bringt, so merkt man doch, dass er es eigentlich nur gut meint. So konnte ich ihm da auch nicht böse sein.

Fazit:
Eine berührende Geschichte über zwei einsame Jungen.
Trotz der ernsten Thematik ließ es sich gut weglesen und so habe ich es verschlungen.
Emotional und tiefgründig.
Dear Evan Hansen zeigt, wie schnell eine Lüge sich verselbständigen kann, dass man auch zu seinen Fehlern stehen muss und wie schwer es manchmal sein kann, einsam zu sein.