Kurzweiliger, süffiger zweiter Teil um das Schokoladenfabrikanten Rothmann/Rheinberger, der viel 20er Jahre Flair versprüht.
Die Schokoladenvilla – Goldene JahreStuttgart 1926:
Serafina Rheinberger, ist endlich am Ziel angelangt. Nachdem ihr Vater ein paar Wochen zuvor plötzlich verstarb, hat sie die Einladung ihres Halbbruders Victor angenommen fortan bei ihm ...
Stuttgart 1926:
Serafina Rheinberger, ist endlich am Ziel angelangt. Nachdem ihr Vater ein paar Wochen zuvor plötzlich verstarb, hat sie die Einladung ihres Halbbruders Victor angenommen fortan bei ihm und seiner Familie zu leben, bis sie die Volljährigkeit erreicht hat. Gleich am Bahnhof macht sie die Bekanntschaft einer jungen, interessanten Frau. Lilou, die dem eigenen Geschlecht zugeneigt ist und für Josephine Baker arbeitet, wird in der Folgezeit zu einer verlässlichen Freundin. Und eine gute Freundin kann Serafina brauchen, denn sie wird von Unbekannten erpresst. Obwohl ihr Victors Familie sympathisch ist, traut sie sich nicht, ihnen von ihrem Problem zu erzählen und baut ganz auf Lilous Fähigkeiten.
Besonders Victors Schwager Karl, der im Familienbetrieb arbeitet, hat ein Auge auf die schöne Serafina geworfen. Und obwohl diese durchaus geschmeichelt ist, von seinen Avancen, ist es doch Karls Zwillingsbruder Anton, der ihr Herz schneller schlagen lässt. Der musikalische Anton scheint jedoch bereits vergeben zu sein.
Mehr über die Herstellung der Rothmannschen Köstlichkeiten, erfährt Serafina von Victors und Judith Tochter, dem Nesthäkchen Viktoria, kurz Vicky genannt. Denn Viky, hat genau wie ihre Eltern die Confiserieherstellung im Blut. Serafina schließt die Kleine, genau wie auch die übrigen Familienmitglieder schnell in ihr Herz. Eigentlich könnte sie glücklich sein, doch immer noch fürchtet sie sich vor ihren Erpressern.
Währenddessen stehen die Rothmanns vor einem ganz anderen Problem. Immer wieder kommt es zu seltsamen Vorkommnissen in der Fabrik. Es scheint, als wären Saboteure am Werk. Dazu müsste das Firmengelände dringend vergrößert und modernisiert werden. Und genau das trauen Judith und Victor, dem leichtlebigen Karl eigentlich nicht zu, was diesem sehr zusetzt. Seine Idee, eine Schallplatte aus Schokolade zu erschaffen, die auf einem Grammophon abspielbar ist, findet jedoch großen Anklang. Doch ist sie umsetzbar?
Judiths, Karls und Antons freiheitsliebende Mutter Helene hat derweil eine Einladung von ihrer Tochter erhalten. Soll sie es wagen nach Stuttgart zurückzukehren, nach all den Jahren?
Die kleine Vicky lernt eines Tages die gleichaltrige Mathilda Fetzer kennen. Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Mathildas Vater Robert, einst ein Angestellter der Rothmanns war. Seine politischen Ambitionen und ein persönlicher Verlust trieben ihn bald fort aus dem Haus. Obwohl Robert seiner Tochter den Umgang mit Vicky verbieten will, halten die Mädchen fest zusammen…
Erst kürzlich las ich den ersten Teil der dreibändigen Familiensaga über die Schokoladenfabrikanten Rothmann, in dem Tochter Judith, die Liebe ihres Lebens, den erfinderischen Victor Rheinberger kennen lernte. Dieser zweite Band spielt etwa zwanzig Jahre später. Der Leser erfährt, wie es dem Liebespaar seitdem ergangen ist und auch Judiths Brüder und ihre Kinder- bis auf Vicky, sind bereits erwachsen. Während im ersten Teil Helene, die schwierige Mutter von Judith eine sehr große Rolle einnahm, trat sie dieses Mal nur noch sehr wenig in Erscheinung, was mir mehr als recht war. Allerdings erfährt man nun, in der Fortsetzung, etwas mehr über Helenes damaligen Gemütszustand und kann sie zumindest im Ansatz verstehen.
Auch die, stets zu Streichen aufgelegten Zwillingsbrüder, gewinnen in diesem Teil mehr an Kontur was mir sehr gut gefallen hat. Beide sind facettenreiche Charaktere, die zwar einerseits unterschiedlich gestrickt sind, aber doch das Herz am rechten Fleck haben. Mit Serafina, Lilou, Mathilda und der kleinen Vicky, hat die Autorin dazu, weitere interessante Akteure eingeführt, die man schnell in sein Leserherz schließen kann. Und auch die verschiedenen Handlungsstränge sorgen für spannende Momente, so dass sich die über 700 Seiten, mal wieder wie im Fluge lesen ließen. Dazu fand ich, dass es der Autorin diesmal noch besser gelungen ist, Stimmungen und Emotionen der Akteure zu beschreiben. Ich mochte ihren Schreibstil bereits im Vorgängerband, ihrem Debütroman- doch nun ist sogar noch eine Steigerung zu erkennen.
Die Beschreibungen Berlins und Stuttgarts der 20er Jahre, wurden sehr bildhaft und lesenswert in Szene gesetzt, so dass es diesmal von meiner Seite aus auch so gar nichts zu meckern gibt. Erwähnenswert, der kleine Krimiplot, der mir so richtig gut gefallen und dem Roman zusätzliche Würze verliehen hat.
Man bekommt hier einen süffigen Historienschmöker geboten; aber natürlich spielt auch die Herstellung süßer Köstlichkeiten erneut eine Rolle. Interessant klingt übrigens das Himbeer-Trüffel Rezept, das sich im Buch findet und zum Nachmachen einlädt. Nun, nach dem Lesen des zweiten Teils, bin ich schon ganz gespannt auf den dritten Band der Trilogie und hoffe sehr, dass das Layout der Vorgängerbände, sich auch im Abschlussband spiegeln wird, da die Bücher optisch schöne Hingucker im Regal sind.
Kurz gefasst: Kurzweiliger, süffiger zweiter Teil um das Schokoladenfabrikanten Rothmann/Rheinberger, der viel 20er Jahre Flair versprüht.