Eine historische Reise, auf der ich gern noch länger geblieben wäre
Achtung, dies ist der zweite Teil, somit sind kleine Spoiler nicht zu vermeiden.
„Die Heimkehr der Bärenführerin“ setzt genau da an, wo der erste Teil aufgehört hat. Dennoch hat die Autorin einige kleine ...
Achtung, dies ist der zweite Teil, somit sind kleine Spoiler nicht zu vermeiden.
„Die Heimkehr der Bärenführerin“ setzt genau da an, wo der erste Teil aufgehört hat. Dennoch hat die Autorin einige kleine Rückblicke oder erklärende Stellen eingebaut, die den Lesefluss nicht stören, aber neu einsteigenden Lesern auch die Chance geben, ohne den ersten Teil gelesen zu haben, nicht im Nachteil zu sein. Diese kurzen Rückblicke gaben mir auch kleine Denkanstöße, denn es ist nun auch schon eine Weile her, dass ich den ersten Teil gelesen habe. Somit war ich darüber sehr dankbar.
Dieser zweite Teil steht dem ersten in nichts nach. Die Autorin ist ihrem Schreibstil treu geblieben, arbeitet mit Spannung und Wendungen und lässt ihre Charaktere da weitermachen, wo sie im ersten Teil aufgehört haben.
Aber worum geht es eigentlich? Agnes ist die Tochter des Grafen von Langerode. Sie hat schon immer einen guten Draht zu Tieren gehabt und beeindruckte somit schon viele Menschen, wie gut sie doch die Tiere verstand und ihnen helfen konnte, wo andere verzagten. Im ersten Teil traf sie auf die Gauklergruppe und somit auf Kilian. Sie hatte ihr Herz verloren und so reiste sie mit ihm mit. Ihre Schwester blieb auf der Burg Langerode und machte keine gute Zeit durch. Nach dem Tod des Grafen, sind die Damen im Hause der Willkür der neuen Besucher ausgeliefert. Wie sollen sie sich verteidigen? Am Ende flüchtet auch die zweite Tochter des Hauses mit ihrem Stallburschen und versucht ihre Schwester zu finden. Man sollte bedenken, dass wir uns in der Eifel um das Jahr 1348 befinden. Somit haben wir hier einen historischen Roman und wir erleben, wie die Meinung gegenüber Gauklern ist und gerade auch die Männer hat Lea Weisz hier in ein spezielles Licht gerückt. Denn ihre Charaktere haben es sicher nicht einfach.
Immer wieder müssen sie durch Erlebnisse, die man sich selbst und meist auch nicht seinem Feind wünschen würde.
Gerade diese Hasscharaktere hat sie sehr gut geschaffen, denn sehr oft hatte ich ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend oder wollte ins Buch und für Gerechtigkeit sorgen. Denn gerade die Ungerechtigkeit dieser Zeit wird hier doch sehr deutlich.
Hier geht es nicht um eine Geschichte mit Liebe und niedlichen Tieren, sondern um das harte Leben in der Zeit um 1348. Wozu sind Leute fähig, hat man als Frau einen eigenen Willen, wem wird geglaubt, wenn es darum geht einen Schuldigen zu finden? Wer ist der Verantwortliche für die einfachsten Dinge und welche Menschengruppen sind so verpönt, dass niemand etwas mit ihnen zu tun haben möchte? Ich habe mir immer wieder gedacht, dass ich damals definitiv nicht leben wollte. Allein schon die Lebensumstände. Aber ist es heute so viel besser? Klar, wir haben so vieles mehr, wir haben Komfort und Luxus, aber sind unsere Ansichten deshalb so anders? Gibt es nicht auch heute noch die Gruppe von Mensch, die abstempelt ist, der man negativ gegenübertritt? Ich finde dieses Buch wirft Fragen auf und soll den Leser berühren. Dies ist in einer für mich sehr realistischen Geschichte verpackt, auch wenn es minimal fantastische Ansätze gibt. Gern würde ich einen weiteren Teil mit den Charakteren erleben, aber ich glaube, dass diese Reihe mit diesem zweiten Band beendet ist. Aber man wird sehen, was da vielleicht noch kommt.