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Veröffentlicht am 10.09.2019

Historischer Krimi trifft sanften Grusel

MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal - Band 1
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Wir schreiben das Jahr 1699. Der Richter Isaac Woodward kommt mit seinem jungen und scharfsinnigen Gerichtsdiener Matthew Corbett in die kleine Stadt Fount Royal, die erst vor wenigen Jahren in den amerikanischen ...

Wir schreiben das Jahr 1699. Der Richter Isaac Woodward kommt mit seinem jungen und scharfsinnigen Gerichtsdiener Matthew Corbett in die kleine Stadt Fount Royal, die erst vor wenigen Jahren in den amerikanischen Carolina-Kolonien gegründet wurde. In der Stadt geschehen seit einer Weile merkwürdige und erschreckende Dinge: ungeklärte Morde, Brände und seltsame Krankheiten, die die Bevölkerung dezimieren und viele zur Abreise bewegen. Die verbleibenden Einwohner, allen voran der Bürgermeister und Stadtgründer Mr. Bidwell, glauben die Ursache der Misere zu wissen: Sie geben die Schuld daran einer jungen Frau, die sie für eine Hexe halten. Woodward soll ihr einen Prozess machen und am besten schnell auf den Scheiterhaufen schicken – die meisten in der Stadt können dies kaum erwarten. Doch ist die schöne und kluge Rachel Howarth tatsächlich schuldig oder eher ein Opfer? Matthew, der sich von Rachel seltsam angezogen fühlt und an ihre Unschuld glaubt, geht der Sache auf den Grund und stößt dabei auf weitere rätselhafte und verstörende Sachen. In Fount Royal treibt das Böse tatsächlich ihr Unwesen und er will nun herausfinden, wer oder was dahinter steckt...

Ich habe mir dieses Buch aufgrund der vielen begeisterten Kritiken zugelegt. Der Klappentext hörte sich in der Tat sehr interessant an und auch das Cover fand ich sehr ansprechend. Geheimnisvoll und düster, regt es die Phantasie der Leser an, kündigt eine Gänsehaut-Atmosphäre an und macht neugierig auf den Inhalt.
Nun bin ich mit der Lektüre des Buches fertig und muss feststellen, dass es meine Erwartungen nicht ganz erfüllt hat. Ich habe mich auf den wohligen Schauer gefreut, ich wollte mich gruseln. Vielleicht bin ich inzwischen zu abgebrüht, weil ich etliche Thriller gelesen und geschaut habe, die öfters nichts für Zartbesaitete waren. Die Tatsache ist, beim Lesen der „Hexe von Fount Royal“ wollte sich die von mir erhoffte Stimmung nicht einstellen. Im Gegenteil: Manche Passagen haben mich zum Schmunzeln gebracht, weil sie meines Erachtens herrlich witzig geschrieben sind und viel Situationskomik enthalten. Ist das jetzt schlecht? Nein, ganz und gar nicht. Denn auch wenn mich der Roman in einer Hinsicht etwas enttäuscht hat, so hat er mich andererseits auch positiv überrascht. Die um die Wende zum 18. Jahrhundert in Carolina angesiedelte Geschichte ist tatsächlich spannend und enthält überraschende Wendungen. Der Autor schreibt flüssig und die von ihm erschaffenen Charaktere wirken oft sehr lebendig, so dass man sie sich mühelos vorstellen oder sogar in sie hineinversetzen kann. Ich konnte sehr gut die Neugier des cleveren Titelhelden Matthew Corbett nachvollziehen und begleitete ihn gerne bei seinen Ermittlungen, litt mit dem kranken Richter Woodward, empfand Mitgefühl für die arme Rachel und entwickelte eine Abneigung gegen den eitlen und egoistischen Mr. Bidwell. Das Buch punktet auch durch den von mir bereits erwähnten – zugegeben, oft recht derben – Humor und vermittelt am Rande interessante Informationen zum Leben der amerikanischen Pioniere.
Da der erste Band mit einer neuen und für Corbetts Ermittlung wichtigen Entdeckung endet, der er im Band zwei nachgehen will, ist man als Leser gespannt, wie die Geschichte weitergeht. Ich jedenfalls freue mich auf die Fortsetzung

Mein Fazit: Auch wenn ich von dem Roman nicht restlos begeistert bin, so finde ich ihn durchaus unterhaltsam und kann ihn allen empfehlen, die eine Vorliebe für historische Krimis mit einem Hauch Gänsehaut haben.

Veröffentlicht am 17.05.2019

Eine interessante Idee, spannend umgesetzt

Thalamus
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Ein Motorradunfall stellt das Leben des 17-jährigen Timo auf den Kopf. Zwar überlebt er die schwere Operation, kann aber vorerst weder sprechen noch laufen. Auf Anraten seines Arztes wird er in der abgelegenen ...

Ein Motorradunfall stellt das Leben des 17-jährigen Timo auf den Kopf. Zwar überlebt er die schwere Operation, kann aber vorerst weder sprechen noch laufen. Auf Anraten seines Arztes wird er in der abgelegenen Rehaklinik Markwaldhof untergebracht, wo sich ein Team aus Ärzten, Fachtherapeuten und Pflegepersonal um Patienten wie er kümmert. Die Einrichtung genießt einen guten Ruf und tatsächlich scheint sich Timo recht schnell von den Folgen des Unfalls zu erholen. Seine Genesung wird aber von merkwürdigen Nebenwirkungen begleitet, die Timo Angst machen. Genauso wie sein Zimmernachbar, der tagsüber ein Koma-Patient ist, nachts aber aufsteht und kein angenehmer Zeitgenosse ist. Zu dumm, dass Timo keinem davon erzählen kann, denn mit dem Sprechen hat er immer noch große Probleme. Bald macht er weitere, ähnlich beängstigende Entdeckungen und spätestens jetzt wird ihm klar, dass im Markwaldhof etwas faul ist...
Ursula Poznanski, die sich mit ihren Jugend- und Erwachsenenthrillern bereits mehrmals in die Bestsellerlisten geschrieben hat, gelang mit diesem Roman ein weiteres fesselndes Buch, das mit einem interessanten Plot, lebendigen Charakteren und einer ordentlichen Portion Spannung punktet. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass "Thalamus" vor allem älteren Jugendlichen gefallen wird, da sie vermutlich empfänglicher für die Thematik sind und sich mit Timo und seinen Freunden besser identifizieren können. Ich bin zwar schon deutlich älter, aber auch mir hat die Lektüre Spaß gemacht und einige unterhaltsame Stunden beschert. Zwar halte ich die Idee, die der Handlung zugrunde liegt, für ziemlich abwegig, konnte mich aber damit arrangieren und es hat mich nicht weiter gestört. Im Gegenteil: Ursula Poznanski schreibt so fesselnd und glaubhaft, dass man ihr auch scheinbar absurde Ideen abkauft und in ihre Geschichten eintaucht. So war es für mich auch bei diesem Buch.

Zu erwähnen wäre aus meiner Sicht noch das originell und wunderschön gestaltete Cover, das sofort ins Auge springt und neugierig auf den Inhalt macht.

Fazit: Ein spannender Jugendthriller, gut geschrieben und mit überraschenden Wendungen, für alle Fans des Genres und vor allem für jüngere Leser sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 16.05.2019

Die Magie des Erzählens

Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte
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Was für ein zauberhaftes Buch! Mein erstes von Rafik Schami und ich bin richtig begeistert von der Kraft, Lebendigkeit und Schönheit seiner Sprache! Der Autor, der in Syrien aufgewachsen ist, kam als junger ...

Was für ein zauberhaftes Buch! Mein erstes von Rafik Schami und ich bin richtig begeistert von der Kraft, Lebendigkeit und Schönheit seiner Sprache! Der Autor, der in Syrien aufgewachsen ist, kam als junger Mann nach Deutschland, studierte Chemie, promovierte und bekam einen guten Job beim einem Weltkonzern. Den hat er jedoch aufgegeben, um seinen Traum zu verwirklichen und Erzähler zu werden. Wie es dazu gekommen ist, dass Erzählen seine größte Leidenschaft wurde, berichtet er in diesem Buch.
Rafik Schami nimmt uns Leser auf eine abenteuerliche Reise nach Damaskus seiner Kindheit und entwirft dabei ein faszinierendes Porträt einer Stadt und seiner Einwohner. Es sind vor allem einfache Menschen, von denen er spricht: Kutscher, Frisöre, Verkäufer... All diese Menschen haben eins gemeinsam: Sie erzählen gern und hören auch gern zu. Einige von ihren Geschichten können wir hier nachlesen. Sie sind durchaus spannend und unterhaltsam. Es wird uns aber bei der Lektüre klar, dass sie beim Niederschreiben viel von ihrem Zauber verlieren. Man müsste sie mit eigenen Ohren hören, erwartungsvoll dem Verlauf jeder Geschichte folgen, den Erzähler, seine Mimik und Gestik beobachten, ihn zwischendurch anfeuern, über den möglichen Ausgang der Geschichte spekulieren... Rafik Schamis Buch ist eine Lobeshymne auf die Kunst des mündlichen Erzählens, das in so gut wie jeder Kultur und gerade im Orient eine lange Tradition hat. Er betont ihre wichtige Rolle, die sie für die Identität und den ethnischen Zusammenhalt einzelner Völker spielt. In einem wissenschaftlichen Exkurs setzt sich der Autor mit der mündlichen und schriftlichen Erzählweise auseinander und erklärt die Unterschiede dazwischen. Er verdeutlicht, wie sich die mündliche Kunst im Laufe der Zeit verwandelte und macht uns darauf aufmerksam, dass gerade jetzt, im Zeitalter der Digitalisierung, das Erzählen und Zuhören eine Art Renaissance erleben. Die mündliche Kunst ist wieder in, wenn auch in veränderter Form. Ein Beweis dafür sind Erfolge, die Kabarettisten, Comedians und andere Wortkünstler feiern und ganz besonders die große Popularität von Hörbüchern. All diese Erkenntnisse werden einleuchtend und interessant dargestellt. Am besten haben mir an dem Buch aber die eingestreuten Geschichten und Anekdoten gefallen. Wie gerne würde ich jetzt eine Lesung mit Rafik Schami besuchen, um diese direkt von ihm zu hören...

Fazit: Ein interessantes und erkenntnisreiches Buch für alle, die Spaß am Erzählen und Zuhören haben und sich für Sprachen und Kulturen interessieren.

Veröffentlicht am 15.04.2019

Ein spannendes Puzzle und ein Hauch von Gänsehaut

Stigmata
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Die junge Emma verliert unter mysteriösen Umständen ihre Mutter: Diese soll einen Autounfall gehabt haben, doch die Leiche ist nie gefunden worden. Statt der Mutter saß im Wagen eine ältere Frau, deren ...

Die junge Emma verliert unter mysteriösen Umständen ihre Mutter: Diese soll einen Autounfall gehabt haben, doch die Leiche ist nie gefunden worden. Statt der Mutter saß im Wagen eine ältere Frau, deren Leiche Emma nicht identifizieren kann. Und dann kommt mit der Post ein Album mit leeren Seiten und Aufforderung, Emma soll sich für ein internationales Jugendcamp bewerben, denn auf diesem Weg erfährt sie, wer die Mörder ihrer Mutter sind. Sie folgt der geheimnisvollen Einladung, doch der Aufenthalt im Camp wird zu einem Alptraum, denn das Wissen um die Wahrheit hat einen hohen Preis...

Auch wenn ich nicht mehr in diese Altersstufe gehöre, lese ich sehr gerne Jugendthriller und habe darunter schon öfters spannende Bücher entdeckt, die durchaus auch für manchen Erwachsenen interessant und lesenswert sind. Ähnlich verhält es sich mit diesem Roman. Schon die Aufmachung wirkt vielversprechend: das schöne Cover geschmückt mit Ornamenten und das Foto eines alten Medaillons verheißen ein Geheimnis, machen den Leser neugierig und stimmen ihn auf die Lektüre ein. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist interessant und in der Tat voller Geheimnisse, die nach und nach entdeckt werden. Die Autorin wechselt geschickt Zeitebenen und Erzählstils ab und schildert die Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven, sodass keine Langeweile aufkommt. Es bleibt bis zum Schluss spannend und auch wenn ich persönlich die Handlung ein bisschen zu verworren und das Ende nicht ganz so gelungen finde, so war das Buch für mich eine angenehme Unterhaltung. Ich könnte mir vorstellen, dass jüngere Leser es noch spannender und sicher auch etwas gruseliger finden werden. Sicher werden sie sich auch altersbedingt besser mit der Protagonistin identifizieren können, was den Reiz des Romans deutlich erhöhen dürfte.

Fazit: Empfehlenswert aus meiner Sicht vor allem für jüngere Leser, aber auch für alle, die sanfte, stimmungsvolle Thriller bevorzugen.

Veröffentlicht am 12.04.2019

Interessanter Krimi und eine beeindruckende psychologische Studie

Die Frau, die Männer mochte
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Der Kriminalkommissar Rolf Wegener ermittelt in einem besonders heiklem Fall. Er untersucht die Todesumstände von Marisa Behrend, einer schönen Restaurantbesitzerin, die offenbar von mehreren Männern begehrt ...

Der Kriminalkommissar Rolf Wegener ermittelt in einem besonders heiklem Fall. Er untersucht die Todesumstände von Marisa Behrend, einer schönen Restaurantbesitzerin, die offenbar von mehreren Männern begehrt und umworben wurde. Einige von ihnen waren mit ihr heimlich liiert und würden dies aufgrund ihrer hohen gesellschaftlichen Stellung gerne für sich behalten, doch Wegener lässt nicht locker. Er bekommt heraus, dass die Frau bestialisch umgebracht wurde und setzt alles daran, den Mörder zu finden. Bald ist er wie besessen von dem Fall...

Petra Hammesfahr gelang mit diesem Roman ein interessanter Krimi, vielmehr ist das Buch aber eine hervorragende psychologische Studie. Sehr einfühlsam und zutiefst erschütternd stellt die Autorin die seelischen Probleme ihres Protagonisten, seine durch die Ermittlung hervorgerufene Wandlung und den fortschreitenden Nervenzusammenbruch dar. Wir sehen als Leser hilflos zu, wie Wegener, ein recht sympathisch wirkender Mann, nach und nach immer mehr die Selbstkontrolle verliert und in sein Unglück rennt. Man möchte dies verhindern, ihn aufhalten, solange es noch noch nicht zu spät ist... Petra Hammesfahr schafft es, dass sein Schicksal uns – zumindest mir ging es so- richtig unter die Haut geht.

Es wird nicht mein Lieblingsroman der Autorin werden, ich fand ihn aber trotzdem interessant und lesenswert. Es ist nichts für Fans von blutigen Thrillern mit rasanter Handlung und viel Nervenkitzel, aber für diejenigen, die es etwas ruhiger mögen und Interesse an der inneren Welt von Romanfiguren haben, ist das Buch durchaus zu empfehlen.