Barbados, 1830: Der schwarze Sklavenjunge Washington Black schuftet auf einer Zuckerrohrplantage unter unmenschlichen Bedingungen. Bis er zum Leibdiener Christopher Wildes auserwählt wird, dem Bruder des brutalen Plantagenbesitzers. Christopher ist Erfinder, Entdecker, Naturwissenschaftler - und Gegner der Sklaverei. Das ungleiche Paar entkommt in einem selbst gebauten Luftschiff von der Plantage. Es beginnt eine abenteuerliche Flucht, die die beiden um die halbe Welt führen wird.
Eine Geschichte von Selbstfindung und Verrat, von Liebe und Erlösung. Und eine Geschichte über die Frage: Was bedeutet Freiheit?
Die Geschichte handelt von Washington Black, einem schwarzen Sklavenjungen, der 1830 auf einer Zuckerrohrplantage auf Barbados lebt. Die Bedingungen für die Sklaven sind furchtbar, sie müssen mit Gewalt ...
Die Geschichte handelt von Washington Black, einem schwarzen Sklavenjungen, der 1830 auf einer Zuckerrohrplantage auf Barbados lebt. Die Bedingungen für die Sklaven sind furchtbar, sie müssen mit Gewalt und Ablehnung leben. Doch Washington hat Glück, der Bruder seines Masters engagiert ihn als Assistenten und nimmt ihn mit auf eine Reise hinaus in die Welt.
Der Klappentext spricht von einer "Geschichte von Selbstfindung und Verrat, von Liebe und Erlösung. Und eine Geschichte über die Frage: Was bedeutet Freiheit?" Dies kann ich jedoch nicht 100% bestätigen. Washington Black ist ein Abenteuerroman und als solcher betrachtet sicherlich gut. Ich hatte jedoch leider etwas andere Erwartungen und wurde somit etwas enttäuscht. Was mir jedcoh durchweg richtig gut gefallen hat, ist die Sprache. Sie ist sehr einzigartig und dennoch perfekt für diese Geschichte. Edugyan schildert die Geschehnisse auf der Plantage ungeschönt und sehr bildhaft, es scheint fast so als würde man die Grausamkeiten selbst erleben. Auch die Umgebung wird immer toll beschrieben, man sieht sie förmlich vor sich. Die Figuren waren mal mehr mal weniger gut beschrieben, richtig Tiefe aufbauen konnte ich jedoch leider zu keiner so richtig. Lediglich Washington ist mir anfangs ans herz gewachsen, dieses Gefühl verliert sich jedoch im Laufe des Romans.
Das wäre auch einer der großen Kritikpunkte. Der Roman startet sehr stark nimmt jedoch ab dem ersten Drittel enorm ab.Die Autorin verliert sich in den handlungssträngen, es wird viel zu vieles angesprochen und versucht auf den 500Seiten unterzubringen. So entsteht ein sehr gehetztes Gefühl beimleser und leider bleibt so auch nicht genug Zeit für eine Charakter- oder Handlungsentwicklung.Es passiert etwas und innerhalb weniger Seiten ist es auch schon wieder abgehakt und das nächste Abenteuer startet. Das fand ich etwasschade, da hier vielPotential verschenkt wurde. Hinzu kommt, dass immer wieder sehr viele Andeutungen fallen gelassen wurden, die dann aber im späteren Verlauf des Romans keine Rolle mehr spielten. Auch hier habe ich mich gefragt, wozu man sie denn dann überhaupt anspricht? Manche der offenen Fragen wurden zwar geklärt, zu viele jedoch nicht. Dies hat mich nach Beenden des Romans sehr unbefriedigt zurück gelassen. Bedingt durch die vielen Themen durch die man richtiggehend durchrennt, tauchen auch so gut wie nie Probleme auf. Alles fügt sich immer wie zufällig zusammen und Washington kann alles reibungslos und schnell erledigen. Das empfand ichals enorm langweilig und auch unrealistisch. Auch so manche Wendung am Schluss war mir zu vorhersehbar und inhaltlich langweilig. Am Ende war ich dann leider ganz froh, dass das Buch nun fertig ist.
Ich bin etwas traurig, dass das Buch inhaltlich so extrem nachgelassen hat, da ich die Sprache wirklich einzigartig fand. Alles war unglaublich schön geschrieben, konnte mich jedoch leider immer weniger erreichen. Ich finde, entweder hätte sich die Autorin mehr Zeit und mehr Seiten nehmen sollen um die ganzen Ansätze, die sie einbringt besser einbauen zu können oder eben einfach weniger Wendungen einbauen. So war es für mich leider ales etwas unzusammenhängend und unbefriedigend. Im Ganzen also nichts besonderes sondern eher ein netter Abentteuerroman der leider gegen Ende enorm an Spannung verliert. 3 Sterne alleine wegen der wirklich tollen Sprache und dem doch recht guten Anfang.
Schon auf den ersten Seiten tauchen wir ein in eine Geschichte, die uns ins Jahre 1830 nach Barbados entführt. Auf einer Zuckerplantage ändert sich für die vielen SklavInnen ...
Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Schon auf den ersten Seiten tauchen wir ein in eine Geschichte, die uns ins Jahre 1830 nach Barbados entführt. Auf einer Zuckerplantage ändert sich für die vielen SklavInnen alles, als der alte Besitzer stirbt und sein jünger, viel grausamerer Nachfolger seinen Dienst antritt. Auch das junge Leben von Washington ändert sich von heute auf morgen, als er zum Assistenten von Titch, dem Bruder des Besitzers, gemacht wird. Denn Titch ist ein Wissenschaftler, der an einem Wolkenkutter tüftelt, der bald fliegen soll. Als etwas Schlimmes passiert, beschließt Titch mit Washington zu fliehen. Es wird der erste Flug der Maschine sein - und das in einer finsteren, stürmischen Nacht...
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Eichborn
Seitenzahl: 512
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präteritum
Perspektive: männliche Perspektive
Kapitellänge: mittel
Tiere im Buch: -! Für TierliebhaberInnen ist dieses Buch nicht leicht zu ertragen: Es wird in diesem Buch viel Fleisch und Fisch gegessen, Tiere werden ausgestopft und in der Wildnis zum Zwecke einer Ausstellung gefangen. Viele werden absichtlich getötet, andere sterben versehentlich, weil die Bedingungen in den Aquarien nicht passen. Es wird gejagt, Tiere werden erschossen, mit toten Tieren wird pietätlos umgegangen und es gibt mindestens einen Fall von Tierquälerei. Das Bemühen von Wash, die Tiere gut zu versorgen und sich für eine lebendige Ausstellung einzusetzen, wiegt die zahlreichen problematischen Punkte keinesfalls auf.
Warum dieses Buch?
Über dieses Buch hatte ich im Vorfeld so viel Gutes gehört: Es war für Preise nominiert, wurde von verschiedenen Zeitschriften und Institutionen im englischsprachigen Raum zum „Buch des Jahres“ gekürt und war sogar eines der Lieblingsbücher von Ex-Präsident Obama. So viel Lob macht mich natürlich sofort neugierig, besonders da mich das letzte „Buch des Jahres“ – „Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“ – so begeistern konnte!
Meine Meinung
Einstieg (♥)
„‘Wie ist das, Kit? Frei sein?‘ […]
‚Oh, Kind, das ist wie nichts in dieser Welt. Wenn du frei, du kannst machen, was du willst.‘“ E-Book, Position 161
Ich habe sehr schnell in die Geschichte gefunden. Man fühlt sofort mit dem jungen Washington mit, der bereits in seiner Kindheit als Sklave solche Grausamkeiten miterleben muss.
Schreibstil (♥)
„Er schien nicht gerade zu lächeln; in seinen Gesichtszügen lag eine Art unglückliche Heiterkeit, als freue sich jemand auf einer Beerdigung, eine lang nicht gesehene Tante zu treffen.“ E-Book, Position 2529
„Washington Black“ ist eine Geschichte, die in der ersten Person erzählt wird und in der wir als LeserInnen immer wieder direkt adressiert werden. Der Schreibstil ist mit Sicherheit die größte Stärke des Buches: Esi Edugyan schreibt sehr kraftvoll, angenehm und anschaulich, sodass ich sofort alles lebendig vor mir sehen konnte. Zudem ist ihre Sprache wunderschön – es gibt zahllose gelungene Vergleiche und Metaphern, weise Zitate und wunderbare Stellen, die man sich am liebsten alle rausschreiben möchte. Vor allem im ersten Teil schildert sie zudem Washingtons Gefühle – sein Misstrauen Titch gegenüber, seine Angst, seine Unsicherheit – sehr nuanciert und feinfühlig. Man hat sofort Mitleid mit ihm und ist erschüttert, was dieser Kinderseele alles angetan wird.
Lediglich bei den lateinischen Bezeichnungen für die Tiere hätte ich mir manchmal zusätzlich eine deutsche Übersetzung gewünscht, da ich viele der Lebewesen googeln musste.
Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+/-)
„Unter unserem neuen Master wurde es auf Faith zunehmend düster. […] James versuchte, wegzulaufen, also statuierten sie an ihm ein Exempel. Der Master befahl einem Aufseher, ihn vor unseren Augen bei lebendigem Leib zu verbrennen.“ E-Book, Position 139
Das Buch beginnt sehr stark mit Washingtons hartem Leben als Sklave auf der Zuckerplantage „Faith“ in Barbados. Nach dem Tod des alten Masters kommt ein jüngerer, viel grausamerer und sadistischer Mann an die Macht und nutzt diese aus, um seine Untergebenen zu quälen und ihnen jede Hoffnung zu rauben. Diese erste Hälfte des Buches konnte mich absolut überzeugen; sie war interessant, schockierend und hat mich immer wieder sehr wütend gemacht, da es solche erschreckenden Zustände früher wirklich gegeben hat.
Ab der abenteuerlichen Flucht von der Plantage ging es für mich aber leider bergab. Ich bin eigentlich ein Fan von Genrevermischungen, da sie manchmal sehr erfrischende, neuartige Bücher hervorbringen, doch hier finde ich die Verbindung aus historischem Roman mit Gesellschaftskritik, Coming-of-Age-Roman und Abenteuerroman nicht ganz gelungen; vor allem der Mittelteil schwächelte. Das Buch entwickelte viele Längen, es übte keinen Sog auf mich aus. So musste ich mich immer wieder aktiv motivieren, weiterzulesen. Viele überraschende Wendungen fand ich zwar sehr gelungen, doch irgendwann wurden mir die „praktischen Zufälle“ zu zahlreich und die Vorkommnisse zu unrealistisch, sodass die Geschichte stellenweise unglaubwürdig, sogar ein bisschen lächerlich und so wirkte, als würde sie sich über Bücher dieser Art lustig machen. Zudem fehlte mir vor allem im Mittelteil die erzählerische Tiefe. Vieles wird schnell, etwas lieblos und recht emotionslos abgehandelt, manchmal wirkt der Roman wie eine lose verbundene Aneinanderreihung von Geschehnissen.
Im Buch geht es um viele Dinge: um Sklaverei und das Leid, das dadurch verursacht wurde, um Einsamkeit, Abhängigkeit, um Enttäuschungen, um die faszinierenden Veränderungen und neuen Erkenntnisse, die die Welt und Wissenschaft damals geprägt haben, um Heimat, Familie und Freiheit. Zusätzlich sensibilisiert die Autorin uns auch für Rassismus, der mir in nächster Zeit sicher verstärkt auffallen wird. Obwohl ihre Themen sehr interessant sind und obwohl die Gesellschaftskritik stellenweise auch sehr gut gelungen ist, gelingt es der Autorin leider nicht immer, in die Tiefe zu gehen. Besonders im Mittelteil fehlten mir oft Beschreibungen des Innenlebens und der Gefühle des jungen Washington. Beispielsweise ist er auf der Plantage aufgewachsen und sieht das zum ersten Mal Schnee. Ein Moment voller Staunen – würde man meinen. Der bedeutende Augenblick wird aber nur kurz in einem Nebensatz abgehandelt.
Leider führt die Autorin ihre Geschichte zu einem für mich mehr als unbefriedigenden, fast schon ärgerlichen Ende. Der Schluss lässt nämlich viel zu viel Interpretationsspielraum zu, ist viel zu offen. Er kann nämlich auf zwei gegensätzliche Weisen verstanden werden – und bei der wahrscheinlicheren Möglichkeit davon handelt der Protagonist nicht nur schäbig, sondern auch sehr unglaubwürdig. Zudem bleiben so viele Aspekte ungeklärt – es gibt zu viele lose Fäden, zu viele offene Fragen, zu viele Dinge, die uns zuerst als wichtig präsentiert werden, dann aber im Nichts enden. Mir kam es leider so vor, als würde das Buch zu früh enden, als würde uns etwas Wichtiges vorenthalten. Insgesamt habe ich mir von „Washington Black“ leider mehr erwartet. Schade, ich habe mir so gewünscht, dass mich das Buch begeistert!
Protagonist & Figuren (+/-)
„‘Halte dich an das, was du siehst, Washington, nicht daran, was du sehen sollst.‘“ E-Book, Position 742
Washington fand ich als Hauptfigur gut gelungen. Er ist sehr intelligent und hat großes Talent, wird aber sein ganzes Leben aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert und beleidigt. Er war mir sympathisch, auch wenn er manchmal etwas unglaubwürdig handelt. Richtig ans Herz gewachsen ist er mir aber leider nicht.
Die anderen Figuren sind großteils sehr gut gelungen und liebevoll ausgearbeitet, auch wenn sie nur kurz in Washs Leben verweilen; trotzdem hätte ich über manche gerne noch mehr erfahren. Sie haben meist äußerliche Besonderheiten, sodass man sie leicht auseinanderhalten kann und nicht so schnell vergisst.
Spannung & Atmosphäre (+/-)
Während der erste Abschnitt sehr atmosphärisch beschrieben war – ich konnte die Hitze fast auf der Haut spüren, hatte Zuckergeruch in der Nase – und für mich nicht nur schockierend, sondern auch sehr interessant und spannend war, konnte der Mittelteil bei mir, auch was diesen Aspekt betrifft, leider nicht punkten. Vieles wurde zu schnell abgehandelt, oft fehlten Details, sodass die Geschichte nicht ganz rund wirkte und sowohl Spannung als auch Atmosphäre fehlten. Dieser Sog, der am Anfang spürbar war, verschwand leider und wollte bis zum Schluss nicht mehr so richtig zurückkommen. Schade!
Feministischer Blickwinkel (+/-)
Das Geschlechterverhältnis ist unausgewogen, was ich aber bei einem historischen Roman in gewisser Weise verzeihe. Den Bechdel-Test besteht das Buch leider ebenfalls nicht, da es kein kein Gespräch zwischen zwei weiblichen Figuren gibt, in denen nicht über einen Mann gesprochen wird. Einmal wird auch beschrieben, dass Männer Frauen anbieten wie „Hu+++“. Dennoch gibt es einige starke, selbstbewusste Frauenfiguren im Buch, die durchaus mit Geschlechterstereotypen brechen, weil sie entweder körperlich sehr stark sind oder sehr direkt sagen, was sie wollen. Immer wieder wird im Buch zudem Missbrauch durch die weißen Sklavenbesitzer angedeutet und kritisiert. Zusätzlich ist eine Figur taub (sie spricht mit Gebärdensprache), und es wird sogar angedeutet, dass zwei der Figuren schwul sind und eine Beziehung miteinander haben, was mir sehr gut gefallen hat, da mir Vielfältigkeit in Büchern sehr wichtig ist.
Mein Fazit
„Washington Black“ ist ein Buch, an das ich mit hohen Erwartungen herangegangen bin, das mich aber leider insgesamt ernüchtert und etwas enttäuscht zurücklässt. Der Schreibstil ist mit Sicherheit die größte Stärke des Buches: Esi Edugyan schreibt äußerst angenehm, sehr anschaulich, einfühlsam und wunderschön. Es gibt unzählige gelungene Vergleiche und sprachliche Bilder und weise Zitate, die man sich rausschreiben möchte. Der Protagonist und auch die anderen Figuren sind meiner Meinung nach ebenfalls gut gelungen, sie sind liebevoll ausgearbeitet; trotzdem hätte ich über manche gerne noch mehr erfahren. Nach einem starken ersten Abschnitt folgt ein schwacher Mittelteil, von dem sich das Buch auch im immerhin wieder etwas besseren letzten Viertel nicht mehr erholen kann. Im Mittelteil, der hastig und lieblos wirkte und mich emotional leider nicht erreichen konnte, fehlten mir vor allem erzählerische Tiefe, Spannung, Atmosphäre und Beschreibungen des Innenlebens und der Gefühle von Washington. Das Buch entwickelte viele Längen, es übte keinen Sog auf mich aus. So musste ich mich immer wieder aktiv motivieren, weiterzulesen. Mir wurden es zudem irgendwann zu viele „praktische Zufälle“ und unrealistische Vorkommnisse. Trotzdem gab es auch viele Passagen, die mich überzeugen konnten, weil in ihnen Themen wie Sklaverei, Enttäuschungen, Abhängigkeit, Heimat und Freiheit sehr gelungen und tiefgründig behandelt wurden. Zusätzlich sensibilisiert die Autorin uns mit ihrer Geschichte für Rassismus, der mir in nächster Zeit sicher verstärkt auffallen wird. Leider gipfelt die Geschichte dann in ein offenes, sehr unbefriedigendes Ende, das wirkt, als würde das Buch plötzlich abbrechen. Mir waren es zu viele lose Fäden, zu viele unbeantwortete Fragen, zu viele Dinge, die uns zuerst als wichtig präsentiert wurden, dann aber im Nichts endeten.
Das Buch spielt zwischen 1830 und 1836 und ist in vier Abschnitte gegliedert. Es beginnt auf einer Zuckerrohrplantage auf Barbardos. Dieser Abschnitt ist hervorragend geschrieben, nur allzu gut kann man ...
Das Buch spielt zwischen 1830 und 1836 und ist in vier Abschnitte gegliedert. Es beginnt auf einer Zuckerrohrplantage auf Barbardos. Dieser Abschnitt ist hervorragend geschrieben, nur allzu gut kann man sich das harte Leben der Sklaven und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen vorstellen. Hier arbeitet auch der Junge Washington Black, genannt Wash, der Hauptcharakter und Erzähler der Geschichte. Seine Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sind sehr greifbar und wirklich berührend geschrieben. Durch Zufall wird Wash von Titch, dem jüngeren Bruder des Plantagenbesitzers, als Assistent ausgewählt. Doch die beiden bleiben nicht lange auf der Plantage, sondern fliehen mit einer Art Heißluftballon.
Ab dieser Stelle beginnt die Story leider immer mehr nachzulassen. Aufgrund der im Klappentext angekündigten „Flucht um die halbe Welt“ hatte ich eine Art Abenteuerroman mit einem Hauch Jules Verne erwartet. Das Buch beginnt zwar so, wird dann aber eher zu einem Selbstfindungstrip. Obwohl die Geschichte an mehreren Orten spielt und das Potential vorhanden wäre, diese in die Geschichte zu integrieren, bleibt die Plantage der einzige Ort der in seiner kompletten Tiefe beschrieben ist. Auch das Erzähltempo nimmt immer mehr ab, der Lesefluss stagniert immer häufiger und erst zum Ende hin kommen wieder mehr Spannung und Faszination auf. Sehr schade fand ich, dass die Abschaffung der Sklaverei in nur einem Satz erwähnt ist, Hintergründe dazu aber nicht vermittelt werden. Hier hätte ich mir einen Handlungsstrang, der in England spielt gewünscht und durch den vermittelt wird, was dort vor sich ging und wie letztendlich es zum Slavery Abolition Act kam.
Leider konnte mich auch die Entwicklung der Charaktere nicht zu 100% überzeugen. Auch hier beginnt das Buch sehr stark und lässt dann immer mehr nach. Zu Beginn war mir Washington noch sehr sympathisch, trotz seiner schlimmen Kindheit hatte er sich eine Neugierde auf alles Neue bewahrt. Nach gut 2/3 des Buches beginnt er sich in etwas zu verrennen und seine Fokussierung darauf beginnt zu nerven. Titch, den Wissenschaftler, fand ich eine sehr faszinierende Figur. Gerade auf ihn hätte ich mir aber mehr Fokus gewünscht. Nach Beendigung des Buches hat man zu den Hauptcharakteren leider mehr Fragen als Antworten. Wohl auch deshalb bin ich nicht ganz glücklich damit geworden, beide sind einem auch nach der letzten Seite noch sehr fremd, wirklich kennen und verstehen hat man sie nicht gelernt.
Das Ende ist für mich auch die größte Schwäche des Buches. Zahlreiche Fragen bleiben offen, viele Themen werden erwähnt, aber im Fortgang der Geschichte nicht mehr aufgegriffen. Für meinen Geschmack waren das zu viele erzählerische Sackgassen und zu viele unverknüpfte Enden.
Ich tue mich wirklich sehr schwer dieses Buch zu bewerten. Handwerklich ist es gute Arbeit, die bildsprache ist toll und auch die Dialoge sehr gelungen. Den im Klappentext versprochenen Abenteuerroman erhält der Leser aber leider nicht, für eine Roman über die Sklaverei haben mir Hintergründe und Fakten gefehlt. Um mich wirklich zu faszinieren war der Fokus auf die falschen Dinge gelegt.
Washington Black ist Sklave auf einer Plantage auf Barbados. Als der Bruder des Masters ihn für wissenschaftliche Arbeiten nutzt, findet er seine Leidenschaft für das Zeichnen. Titch und er werden Freunde ...
Washington Black ist Sklave auf einer Plantage auf Barbados. Als der Bruder des Masters ihn für wissenschaftliche Arbeiten nutzt, findet er seine Leidenschaft für das Zeichnen. Titch und er werden Freunde und gemeinsam flüchten sie von der Plantage und Washington wird zum Gejagten.
Der Klappentext und auch die Leseprobe hatten eher einen Abenteuerroman vermuten lassen. Das erste Drittel war auch spannend, aber dann flachte die Geschichte ab. Ich habe immer nur ein paar Seiten gelesen und das Buch dann wieder aus der Hand gelegt. Mir sind die Figuren entglitten und haben mich nur noch wenig interessiert. Ich habe mehrmals überlegt, ob ich abbreche.
Weiteres Problem war auch, dass manches sehr unrealistisch war. Zum Beispiel die Landung des Wolkenkutters.
Wirklich toll ist die Sprache und der Schreibstil. So viele schöne Formulierungen finden sich in dem Buch. Und das Cover ist ein echter Hingucker.
Fazit: Für Leute, die den Schreibstil mögen und kein Problem haben, dass sich das Buch anders entwickelt als man denkt.
Als ich sah, dass es zu diesem Buch in der Lesejury eine Leserunde geben würde, habe ich mich sehr gefreut: Ich war überzeugt, dass Stoff wie dieser zahlreiche Diskussionen anregen würde. Ganz daneben ...
Als ich sah, dass es zu diesem Buch in der Lesejury eine Leserunde geben würde, habe ich mich sehr gefreut: Ich war überzeugt, dass Stoff wie dieser zahlreiche Diskussionen anregen würde. Ganz daneben lag ich damit nicht, denn diskutiert wurde viel. Aber die Geschichte selbst verlief anders als erwartet - und das nicht im positiven Sinn.
Der Anfang war klasse, das Szenario bedrückend und meines Erachtens nach sehr realistisch beschrieben, der Sprachstil der Autorin sehr authentisch und gut zu lesen. Sie variiert die Art und Weise, wie sie schreibt, welche Worte sie wählt, bei den verschiedenen Charakteren. Das gefällt mir sehr gut. Dadurch werden sie mehr zu Menschen als zu Figuren. So ist die Sprache mal wissenschaftlich analytisch, vielleicht sogar distanziert, und ein anderes Mal derb, heftig, sehr direkt und brutal. Bei einem Thema wie Sklaverei ist das auch irgendwie angemessen - sie trifft jedenfalls den richtigen Ton. Die Charaktere selbst sind kaum stereotypisch, was mir sehr positiv auffiel. Dafür fehlt ihnen jegliche Raffinesse, nichts an ihnen ist irgendwie interessant. Der Protagonist George Washington Black bietet noch am meisten Grundlage für eine interessante Geschichte, entwickelt sich aber so, dass diese Grundlage nicht ausreichend genutzt wird.
Die Geschichte insgesamt entwickelt sich aber ab etwa dem zweiten Drittel in eine Richtung, die mir nicht gefiel. Die Spannung nimmt konstant ab, hat gegen Ende noch einen kurzen Aufschwung, nur, um dann direkt wieder abzufallen. Ohne zu spoilern kann ich es nicht genauer beschreiben, weshalb ich an dieser Stelle auf Details verzichte. So viel sei aber gesagt: Es gibt Szenen, die einfach nur unrealistisch sind, Absätze, die in drei Zeilen mehrere Wochen zusammenfassen, als sei nichts passiert - und das, obwohl es unfassbar viel Stoff für diese Zeitspanne gab -, Momente, in denen ich nicht die Charaktere, sondern die Autorin schütteln wollte und sie fragen, was sie sich eigentlich dabei denkt. Warum nutzt sie nicht die Chancen auf interessante Wendungen, wenn die sich ihr quasi von selbst präsentieren? Warum überspringt sie Zeitspannen, die sowohl für den Verlauf der Handlung als auch im Hinblick auf historische Korrektheit wichtig wären? Warum streicht sie wichtige Figuren für große Teile der Handlung aus dem Geschehen? Warum wiederholt sie bestimmte Muster, die schon beim zweiten Mal nicht mehr überraschend, geschweige denn interessant wirken? Auf diese Weise birgt die Handlung unfassbar viel ungenutztes Potential, was mich sowohl während der Lektüre als auch jetzt im Nachhinein einfach nur enttäuscht.
Erwartet hatte ich eine Geschichte über die Flucht aus der Sklaverei, eine abenteuerliche, vielleicht vom Steampunk angehauchte Reise um die Welt - etwas in der Art kündigten Klappen- und Werbetexte ja auch an und das Coverdesign unterstützt dies noch. (Letzteres gefällt mir übrigens sehr gut und ich bin froh, dass das Original weitestgehend beibehalten wurde. Nur etwas stärkere Farben hätte ich mir gewünscht, damit es aus der Masse mehr hervorsticht.)
Bekommen habe ich eine Geschichte darüber, wie ein schwarzer Junge, der in Sklaverei geboren ist, erwachsen wird und dabei allerhand halbwegs interessante Leute kennen lernt, viele positive, aber auch einige schlechte Zufälle erlebt, die Liebe zur Wissenschaft und Kunst entdeckt, für eine Zeit vergisst und dann wiederfindet, von manchen Menschen aus seiner Vergangenheit nie ganz los kommt und nie wirklich auf der Flucht ist, geschweige denn die ganze Welt sieht.
Geprägt ist "Washington Black" für mich von Enttäuschungen: Die Erwartungen, die ich vor dem Lesen an das Buch hatte, traten nicht ein. Während des Handlungsverlaufs wurden stetig Erwartungen und Hoffnungen geschürt, die jedes. einzelne. Mal. enttäuscht wurden und das Ende ist für mich eine einzige Enttäuschung an sich.
Ich hatte durchaus ein paar schöne Momente beim Lesen, unterhaltsam ist das Buch schon. Aber hätte ich es nicht im Rahmen der Leserunde gelesen, hätte ich es wahrscheinlich abgebrochen. Es gibt bessere Bücher über diese Themen.