Interessanter Einblick in die Charité - Berlin 1831
Berlin 1831 – Ausbruch der Cholera
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Charité mit Prof. Dieffenbach und anfangs die große Sorge um den Ausbruch der Cholera. Woher kommt sie, wie wird sie übertragen ...
Berlin 1831 – Ausbruch der Cholera
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Charité mit Prof. Dieffenbach und anfangs die große Sorge um den Ausbruch der Cholera. Woher kommt sie, wie wird sie übertragen und vor allem wie kann sie geheilt werden. In seinem Umfeld lernt der Leser drei wichtige Frauen kennen:
Die Hebamme Martha, die gleich zu Beginn eine weitreichende Entscheidung treffen und mit diesem Geheimnis leben muß. Ihren Beruf hängt sie daraufhin an den Nagel und arbeitet stattdessen im Totenhaus. Ihr wichtigstes Ziel, sie will ihrem Sohn eine gute Bildung ermöglichen.
Gräfin Ludovica, deren Wunsch nach einem Kind endlich erfüllt wird und die einen ewig hypochondrischen Ehemann an ihrer Seite hat. Dies hindert sie allerdings nicht daran, den behandelnden Arzt, Prof. Dieffenbach, mehr als schöne Augen zu machen. Positiv an ihr ist, daß sie mit ihrem Geld eine Krankenpflegeschule unterstützt und selbst an den Vorlesungen teilnimmt.
Und als dritte die medizinisch sehr interessierte und engagierte Krankenwärterin Elisabeth. Hier merkt man als Leser schnell, daß es nicht Krankenschwester oder Pflegerin heißt, sondern Wärterin. Das erinnert doch mehr an ein Gefängnis und genauso kommen die Stationen bei mir auch an. Es herrscht hier ein rauer Umgangston und die medizinische Versorgung ist durchaus brutal zu nennen. Ich denke vor allem an die Verabreichung von Quecksilber, kalte Güsse und die Drehmaschine – aus heutiger Sicht gruselt es einen dabei. Für die Wärterinnen hieß es aber auch, bei Dienstantritt persönliche Kleidung abgeben und viel Arbeit ohne große Pausen.
Als Leser erfährt man auch einiges über die neuen Operationsmethoden – Augenoperation zur Beseitigung des Schielens, eine quasi Schönheitsoperation, denn eine entstellte junge Frau bekommt eine neue Nase, Blindarmentfernung und ein Klumpfuß wird gerichtet. Am Ende dann der Sieg über den Schmerz – die Entdeckung des Lachgases.
Die Autorin schreibt in einer einfachen Sprache, daher liest sich das Buch flott weg. Sie hat mit Sicherheit sehr viel und intensiv recherchiert. Es werden Operationsmethoden und die medizinische Versorgung realistisch und authentisch beschrieben. Hier ist man als Leser dankbar, das nicht persönlich durchlebt zu haben. Die einzelnen Figuren hat sie gut gezeichnet, wobei Gräfin Ludovica mir bis zum Ende unsympathisch geblieben ist. Emilie, die junge Ehefrau von Prof. Dieffenbach hingegen würde ich als sehr positiv und großzügig beschreiben. Sie hat ihrem Ehemann immer den Rücken freigehalten und an ihn geglaubt, obwohl sie um seine Zuneigung zu Ludovica wusste. Prof. Dieffenbach war fachlich kompetent, allerdings sein Umgang mit den Frauen ließ ihn für mich negativ erscheinen. Elisabeth hat mir persönlich gut gefallen, sie war über das normale Maß hinaus an medizinischen Belangen interessiert und hätte in der heutigen Zeit mit Sicherheit studiert.
Alles in allem ein unterhaltsamer und informativer Roman, der einen kleinen Einblick in die Arbeit und Forschung an der Charité gab. In einem Nachwort erläutert die Autorin Wahrheit und Fiktion des Buches. Eine Fortsetzung werde ich bestimmt lesen!