"Ihr Kinderlein kommet..."
Die Zeit der WeihnachtsschwesternWeihnachten steht vor der Tür und Suzanne McBride hofft auf ein Wiedersehen mit ihren drei Adoptivtöchtern Hannah, Posy und Beth, die inzwischen erwachsen sind, eigene Familien haben und sich kaum noch ...
Weihnachten steht vor der Tür und Suzanne McBride hofft auf ein Wiedersehen mit ihren drei Adoptivtöchtern Hannah, Posy und Beth, die inzwischen erwachsen sind, eigene Familien haben und sich kaum noch sehen lassen in ihrem schottischen Zuhause. Doch diesmal scheint der Wunsch von Suzanne Wirklichkeit zu werden, denn alle ihre Mädchen folgen ihrer Einladung. Blöd nur, dass ausgerechnet jetzt eine saftige Erkältung Suzanne flachlegt und ihre Mädels als Pflegerinnen einspringen müssen. Die charakterlich recht unterschiedlichen Schwestern haben seit Jahren kein enges Verhältnis mehr untereinander und tragen selbst so einige Sorgen und Geheimnisse mit sich herum. Je länger sie unter einem Dach sind, umso mehr drängen diese an die Oberfläche und wollen ausgesprochen werden. Wird es den Schwestern gelingen, sich wieder anzunähern und gemeinsam mit ihrer Mutter ein schönes Weihnachtsfest erleben?
Sarah Morgan hat mit „Die Zeit der Weihnachtsschwestern“ einen sehr unterhaltsamen und vor allem berührenden Roman vorgelegt, der neben einer gut durchdachten Story auch genügend Glitzer und Weihnachtsgefühl verströmt, dass der Leser sich schon einmal auf die baldige Jahreszeit einstimmen kann. Der Erzählstil ist flüssig-leicht, emotional und tiefgründig, denn diesmal geht es nicht vorrangig um Romantik, sondern um Probleme, wie sie in den besten Familien vorkommen können. Mit unterschiedlichen Perspektiven ihrer Protagonisten lässt die Autorin den Leser die einzelnen Frauen der Familie kennenlernen und legt dabei auch deren Gefühls- und Gedankenwelt offen. Der Leser ist schnell ein unsichtbares McBride-Mitglied und erlebt hautnah, wie tief die einzelnen Konflikte schwelen und wie sehr sich alle gefühlsmäßig voneinander entfernt haben. Die Geschichte in einem kleinen verschneiten Nest in Schottland stattfinden zu lassen, hat etwas Verwunschenes und Gemütliches. Hier kann man sich kaum aus dem Weg gehen, sondern wird immer wieder mit seinen Problemen untereinander konfrontiert. Die Landschaftsbeschreibungen sind malerisch und versprühen die richtige Stimmung zum Weihnachtsfest.
Die Charaktere sind detailliert ausgestaltet und mit ihren Ecken und Kanten wirken sie wie aus dem Leben gegriffen. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, denn sie sind glaubwürdig und greifbar, so dass sie schnell zu Vertrauten werden. Sowohl Beth als auch Posy und Hannah wurden von Suzanne liebevoll zu selbstbewussten Frauen erzogen. Sie alle eint, dass sie in ihrem Leben vom Schicksal schon gebeutelt wurden und alles mit sich allein abgemacht haben, anstatt sich an das Naheliegendste zu wenden: die Familie, die Eltern, die Geschwister. So hat sich über die Jahre eine immer größer werdende Distanz aufgebaut, die nur schwer zu überbrücken ist. Dabei ist gerade die Familie das, was einen auffängt, wenn man am Boden liegt. Das müssen die Schwestern allesamt neu lernen, die nötige Stärke dazu besitzen sie bereits. Von allen Frauen ist Suzanne das herausragende Familienmitglied, sie verströmt so viel Mutterliebe und Wärme, dass man sich ihr als Leser auch sofort anvertrauen würde.
„Die Zeit der Weihnachtsschwestern“ ist diesmal kein Liebesroman, sondern eine tiefer gehende Familiengeschichte, in der Verzeihen und Vertrauen die wichtigsten Eckpunkte sind. Farbenfroh und berührend erzählt, wunderbar passend für einen Nachmittag auf der Couch, während draußen klirrende Kälte und Schneegestöber herrscht. Sehr empfehlenswert.