Meinung & Fazit:
Mara Billinsky ist zurück.
Bereits mit dem ersten Teil Blinde Rache konnte mich Leo Born von seiner sehr unkonventionellen Ermittlerin überzeugen. Sie ist tätowiert, gepierct und bevorzugt schwarze Klamotten. Auf Grund Ihrer Art und äußeren Erscheinung ist sie als Gesamtpaket eine provokante Person. Aber man sollte sich vom Äußeren nicht täuschen lassen, sie hat einen scharfen Verstand und beißt sie sich an einem Fall fest, dann setzt sie alles daran, dass sie diesen auch löst.
Bei diesem zweiten Band bekommen wir es mit einer Handlung zu tun, die erschreckend ist, emotional und einen auch auf einem gewissen Level persönlich anspricht:
Wie weit geht man, wenn man dringend eine Organspende benötigt, für sich oder für einen geliebten Menschen? Was ist ein Menschenleben wert?
Mara ist im Fall der toten Kinder zwar als Ermittlerin vor Ort, aber sie wird von diesem Fall schnell abgezogen. Ihr und Rosen wird die Ermittlung in der Ermordung eines Geschäftsmannes übertragen. Er wird erschlagen in einem Hotelzimmer aufgefunden, und ein Arzt soll ihn getötet haben. Was wie ein isolierter Vorfall erscheint, ist in Wirklichkeit nur Puzzleteil der kompletten Geschichte. Wir verfolgen unterschiedliche Handlungsstränge, die aber alle miteinander zu tun haben und sich immer mehr annähern, während man in dem Buch voranschreitet. Nach und nach kann man in den wirklichen tiefen und dunklen Schlund der Hölle blicken, der sich öffnet…
Mara, die im ersten Band gerade erst nach FFM zurück gekommen war, und dort keinerlei Anschluss im Präsidium hatte und von den Kollegen abwertend “Die Krähe” als Spitznamen erhalten hat, macht in diesem Teil einen großen Entwicklungschritt. Scheinbar ist sie endlich angekommen.
Auch bei ihrem Chef erlebt man eine echte 90 Grad Kehre, die mir sehr gut gefallen hat. Es hat Spaß gemacht zu erleben, wie die Veränderung dieser beiden Charaktere sich über das Buch entwickelt hat. Rosen, der Partner von Mara, könnte nicht konträrer zu ihr sein bzgl. seiner Klamotten und seiner Persönlichkeit. Gerne habe ich mir vorgestellt, wie das Gespann auf andere Menschen wirkt, wenn sie gemeinsam auftreten. Dann ist da noch der neue Staatsanwalt und da ich bin ich sehr neugierig, was die Geschichte ist, die da noch im Hintergrund lauert. Im Ganzen sind die Charakterzeichungen für mich gut gelungen.
Kurze Kapitel, unterschiedliche Sichtweisen und der flüssige Schreibstil tragen einen durch die Geschichte. Leo Born versteht es hervorragend, dass man die Schauplätze bildlich vor Augen hat. Auf Grund der letzten zwei Jahre Buchmesse in FFM und der Lage der beiden Unterkünfte, waren mit auch die Orte im Bahnhofsviertel nicht unbekannt, was mich persönlich noch mehr gefesselt hat.
Volle 5 von 5 Punkten für “Die Krähe” und ich warte jetzt mit großer Freude auf den dritten Teil. Eine klare Leseempfehlung für diesen Thriller.