Erinnerungen
Wie Frau Krause die DDR erfandIch bin selbst auch ein Kind der DDR, habe meine Kindheit und Jugend in diesem Land erlebt. Schon auf den ersten Seiten waren die Erinnerungen da, als Isas Oma vorm Fernseher die Ziehung der Lottozahlen ...
Ich bin selbst auch ein Kind der DDR, habe meine Kindheit und Jugend in diesem Land erlebt. Schon auf den ersten Seiten waren die Erinnerungen da, als Isas Oma vorm Fernseher die Ziehung der Lottozahlen verfolgt, ähnlich wie es meine Oma auch immer getan hat.
Isa, oder besser Isabella ist Schauspielerin und bewirbt sich eher notgedrungen für einen Werbespot für Joghurt. Aus dem Spot wird nichts, dafür wird sie angeheuert um Protagonisten für eine Fernsehserie zu finden, die erzählen, "wie es in der DDR wirklich war". Eigentlich ganz einfach, sollte man meinen, doch Isa fühlt sich mit diesem Auftrag zunehmend unwohl, obwohl ihr die Reise in die Vergangenheit, in ihre Kindheit, durchaus gefällt.
Die Autorin beschreibt die Suche nach "Authentizität" mit sehr viel Humor. Die Erinnerungen der meist schon älteren Protagonisten sind sehr echt erzählt, unverklährt, ohne Schuldzuweisungen , oder politische Propaganda. Beim Lesen kamen Erinnerungen hoch an Dinge, an die ich seit Ewigkeiten nicht gedacht habe, wie die Plastikhülle für die Milchtüten. Anderes, wie der typische Bahnhofsgeruch sind mir heute noch so gegenwärtig, wie vor dreißig Jahren. Ich fand es herrlich.
Sehr eindringlich wird der Unterschied deutlich zwischen dem, was die Menschen erinnern, die hier gelebt haben und dem, was die Anderen gern erinnern wollen. Besonders beim Interview mit den Zeitzeugen wird dies erkennbar, wen der westdeutsche Redakteur unzufrieden damit ist, das die Kindergärtnerin nicht einsehen will, wie falsch sie all die Jahre bei der Erziehung vorgegangen ist, oder keiner etwas über die Stasi und die Mangelwirtschaft erzählt. So sehr ich bei den Geschichten der oft etwas verschrobenen Figuren auch Schmunzeln musste, so sehr hat mich erbost, auf was das Leben in der DDR am Ende meist reduziert wird. Der Spruch "Es war nicht Alles schlecht" hat durchaus seinen wahren Kern und nichts mit übersteigerter Ostalgie zu tun.