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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2019

Familiensaga in Kriegszeiten

Heimat ist ein Sehnsuchtsort
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Das Cover wirkt leicht und gibt dem Buch durch die goldene Schrift eine große Wertigkeit. Die Lektüre bestätigt den Wert des Buches, leicht bleibt sie dabei aber nicht immer. Da vieles aus der ...

Das Cover wirkt leicht und gibt dem Buch durch die goldene Schrift eine große Wertigkeit. Die Lektüre bestätigt den Wert des Buches, leicht bleibt sie dabei aber nicht immer. Da vieles aus der Sicht der kleinen Kathi geschildert ist, wird nicht immer sofort klar, welche schrecklichen Dinge passieren. In naiver und unvoreingenommener Weise werden diese dargestellt, aber man darf nicht zu viel darüber nachdenken.

Dieses hochintelligente Kind geht auf alle Menschen offen zu, stellt viele Fragen und hat eine einzigartige Beziehung zu ihrer jüngeren, durch eine Körperbehinderung eingeschränkten Schwester Franzi.

Die Folgen von Krieg und Unterdrückung werden hier im Alltag deutlich. Schon allein die tägliche Anwesenheit des durch den 1. Weltkrieg nur noch als psychisches Wrack vorhandenen Großvater am Kamin macht die Ungeheuerlichkeit und die Folgen eines Krieges deutlich. Die Einschränkungen des nächsten großen Krieges und die Gefahren für die grenznahe Bevölkerung beim Einmarsch der Deutschen in Polen werden detailliert geschildert.

Ein eindringlicher Roman, voller Poesie. aber auch Spannung und Tragik. Ich bin schon gespannt auf den zweiten Teil der Heimat-Saga.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Atemlos

Laufen
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Ein langer, atemloser Lauf, um sich selbst wiederzufinden.

Isabel Bogdans neues Werk hat ein sparsam illustriertes Cover, auf dem klare Linien, die aufwärts führen, dominieren. Aber gerade ...

Ein langer, atemloser Lauf, um sich selbst wiederzufinden.

Isabel Bogdans neues Werk hat ein sparsam illustriertes Cover, auf dem klare Linien, die aufwärts führen, dominieren. Aber gerade Klarheit und ein Weg in die Zukunft fehlen der weiblichen Hauptperson nach dem Selbstmord ihres Lebensgefährten.

Das gesamte Buch besteht nur aus den Gedanken der Frau, während sie durch Laufen versucht, wieder ins Leben zurückzufinden. Und als Leser läuft man schon nach wenigen Sätzen atemlos mit. Der Stil ist abgehackt, viele Sätze sind durch Kommata aneinandergehängt. Immer wieder gibt es plötzliche Gedankensprünge, nur langsam - von Kapitel zu Kapitel - macht sie Fotschritte bei der Verarbeitung des Geschehenen.

Bogdan nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Selbstvorwürfe, Anklagen an die Mitmenschen, die nichts verstehen, aber viele gute Ratschläge geben, der schwierige Umgang mit den Eltern des Verstorbenen und die große Einsamkeit, wenn man mit über 40 plötzlich alleine ist.

Isabel Bogdan ist wieder ein ganz anderes Buch gelungen, erfrischend, stilistisch passend und tiefgründig. Der schwarze Humor aus "Der Pfau" ist nur in Ansätzen da. Ich finde es toll, dass das Buch eine ganz andere Seite der Autorin zeigt.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Historischer Roman mit tollem Schreibstil

Ein neues Blau
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Tom Saller erzählt die Geschichte von Lili auf zwei Zeitebenen. Ihre Jugend in den 1920-40er Jahren und ihre Begegnungen mit der 18-jährigen Anja in dern 80ern.
Die Rückblicke sind im Stil von ...

Tom Saller erzählt die Geschichte von Lili auf zwei Zeitebenen. Ihre Jugend in den 1920-40er Jahren und ihre Begegnungen mit der 18-jährigen Anja in dern 80ern.
Die Rückblicke sind im Stil von Erich Kästner gehalten (in tiefer Verneigung wie der Autor selbst sagt). Das ist sehr authentisch und passt zur Zeit und auch die schlimmen Erlebnisse Lilis lassen sich durch die Leichtigkeit der Sprache besser ertragen. In den 80ern spricht Anja zu uns, eine Jugendliche, deren Elternhaus zerbricht und die nach einer schiefgelaufenen Beziehung zur Selbstverletzung neigt.
Diese Teile sind direkt, ungeschminkt und sprachlich "dreckiger" - aber auch das ist sehr passend.

Im Mittelpunkt dieses historischen Romans steht die Kunst der Porzellanherstellung. Dies ermöglicht es dem Autor mit vielen Bildern zu arbeiten, was er noch durch eine tiefgründige Farbsymbolik zwischen Lili und ihrem väterlichen Freund, dem Japaner Takeshi verstärkt.

Unbedingte Leseempfehlung für diesen zeitgeschichtlichen Roman!

Veröffentlicht am 09.08.2019

Eintauchen in fantastische Welten

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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Wie schon im ersten Band der Spiegelreisenden führt uns auch "Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast" in eine fantastische Märchenwelt. Doch nicht alles ist so schön wie es scheint. Von ihrer ...

Wie schon im ersten Band der Spiegelreisenden führt uns auch "Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast" in eine fantastische Märchenwelt. Doch nicht alles ist so schön wie es scheint. Von ihrer Arche Anima, die wie eine heile, aus der Zeit gefallene Welt wirkte, wurde Ophelia an den Pol geschickt um den kühlen Thorn zu heiraten. Nachdem sie sich im ersten Teil einigermaßen in seiner Welt zurechtfindet, muss sie sich nun gegen Intrigen und Morddrohungen behaupten. Sie gerät zusehends in eine Abhängigkeit von den Launen des Familiengeistes Faruk, der sich kaum noch an sein eigenes Wesen erinnern kann.
Mit großer Phantasie und vielen Seitenhieben auf unsere heutige Welt erzählt Christelles Dabos vom Mut, zu seinen Gefühlen zu stehen und der Schwierigkeit Vertraute zu finden, wenn keiner mehr wahrhaft zu reden scheint.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Spannende Biographie mit fiktiven Elementen

Die Malerin des Nordlichts
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Lena Johannson beschreibt in "Malerin des Nordlichts" die Lebensgeschichte von Signe Munch, einer entfernten Verwandten von Edvard Munch. Schon zu Beginn, als Signe mit fast 40 Jahren ihren Mann ...

Lena Johannson beschreibt in "Malerin des Nordlichts" die Lebensgeschichte von Signe Munch, einer entfernten Verwandten von Edvard Munch. Schon zu Beginn, als Signe mit fast 40 Jahren ihren Mann verlässt, um sich ihrer Leidenschaft, dem Malen, widmen zu können, lernen wir sie als selbstbewusste, aber stille Frau kennen, die nicht bereit sich dem Diktat der Gesellschaft zu unterwerfen, aber auch nicht um jeden Preis revoltiert.

In eindringlicher, manchmal malerischer Sprache bringt uns die Autorin die historischen Zusammenhänge und die besondere Atmosphäre der norwegischen Fjorde nahe.

Das Cover verspricht eine Liebesgeschichte, die für die damalige Zeit außergewöhnlich ist und verschweigt, dass ein Buch über diese Zeit nicht um die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Besatzung herumkommt.

Fünf Sterne für einen beeindruckenden Frauenroman mit gut recherchiertem historischen Hintergrund und einem ausdrucksvollen, farbenreichen Stil.