sehr berührend, wenn man sich fallen lässt
Die namenlose Erzählerin singt sich ihr eigenes Miroloi, ihr Totenlied, denn niemand sonst wird es für sie singen. Sie wächst auf einer abgeschiedenen Insel auf, die Bewohner meiden sie, nur ihr Finder ...
Die namenlose Erzählerin singt sich ihr eigenes Miroloi, ihr Totenlied, denn niemand sonst wird es für sie singen. Sie wächst auf einer abgeschiedenen Insel auf, die Bewohner meiden sie, nur ihr Finder der Bethausvater und einige wneige Dorfbewohner nehmen sich ihrer an. Sie lebt als Außenseiterin und muss sich ihre Freiheit mühsam erkämpfen, indem sie anfängt nachzudenken und sich selbst weiter zu bilden.
Karen Köhler schildert in Miroloi eine sehr traurige Geschichte, die Protagonistin erzählt uns von ihrem Leben auf der Insel. Dies tut sie in einer sehr naiven und mitunter kindlichen Sprache, was mich jedoch überhaupt nicht gestört hat. Ganz im Gegenteil, für mich war gerade diese Sprache im Zusammenspiel mit der Handlung das, was Miroloi aus und zu etwas besonderem macht. Die Sprache passt perfekt zur Erzählerin, Karen Kähler hat damit etwas tief in mir angeregt, eine Zuneigung zu der namenlosen Erzählerin geschaffen. Die Sprache ist auch sehr bildhaft und sie umschreibt Dinge sehr treffend, manchmal ist diese naive, bildhafte Sprache sogar noch eindrücklicher als es ein nüchterner, erwachsener Erzählstil sein könnte.
Auch an der Handlung hat mir nichts gefehlt. Zugegebenermaßen findet die Entwicklung unserer Protagonistin und der Handlung um sie herum nur sehr langsam statt, doch das hat gepasst. Es hat sich etwas still und leise verändert, etwas das nur langsam an die Oberfläche kommt, etwas das Zeit braucht. Karen Köhler wirft im Verlauf der Geschichte viele Fragen auf, viele davon bleiben unbeantwortet. Doch das macht nichts, es fügt sich ins Gesamtbild ein. Denn genau das ist es, was Miroloi für mich auszeichnet. Man darf beim Lesen nicht jede Zeile, jede Ortsbeschreibung, etc. hinterfragen, man muss sich einlassen auf das Gesamtkonzept, auf die Menschen und ihre Gedanken. Orte und Namen waren hier für mich eher nebensächlich, das Innere viel wichtiger. Und das hat mich begeistert, berührt, manchmal erschüttert und traurig gemacht, manchmal zum Lächeln gebracht wegen der schönen Beschreibungen und Sätze.
Miroloi ist für mich ein Buch, das sehr stark polarisiert. Mit dem Schreibstil und der langsameren Handlung/Entwicklung muss man zurecht kommen, sich daran gewöhnen, doch dann wird man belohnt mit einem sehr schönen Roman, den man nicht in Kategorien stecken kann und auch nicht sollte.